Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Juli 2005

Die Nursery-Elefanten

Nachdem Ndomot, Madiba, Galana und Sunyei nach Ithumba gebracht wurden, herrschte unter den fünf verbliebenen Waisen einige Tage bedrückte Stimmung und Naserian suchte in den leeren Ställen nach ihren Freunden. Jetzt ist Naserian die Matriarchin und kümmert sich sehr aufmerksam und liebevoll um die Kleinen, besonders um die kleine Lualeni und Kora.

Koras Kiefer ist so gut wie verheilt, er sucht sogar schon den Vergleich mit dem kämpferischen Buchuma, d.h. er ist offensichtlich schmerzfrei.

Buchuma kämpft so gern mit Rapsu, aber der verbringt seine Zeit lieber mit Fressen, er ist ein sehr freundlicher, kleiner Bursche. Rapsu versucht Ärger aus dem Weg zu gehen, aber wenn es zum Kampf kommt mit Buchuma, ist er mit seinen kleinen Stosszähnen im Vorteil und jagt Buchuma trompetend weg.

Rapsu, der eine lange Hungerphase hinter sich hat, ist total auf Futter fixiert und kommt oft schon früher aus dem Busch zurück, um nur ja keine Milch-Ration zu verpassen.

Die kleine Lualeni ist ein sehr zufriedenes und glückliches Gruppenmitglied geworden. Beim mittäglichen Schlammbad zieht sie vor den Besuchern immer eine Show ab. Kora ist jetzt auch sehr verspielt, ein Riesenunterschied zu dem Mitleid erregenden, abgemagerten und durch eine Kugel verwundeten kleinen Etwas, das vor 4 Monaten zu uns kam. Seine Genesung grenzt an ein Wunder und war ein hartes Stück Arbeit.

Rapsu hat sich zu einem molligen, freundlichen und glücklichen Elefanten entwickelt. Er nimmt rapide zu und ist ein freundliches und sehr anhängliches Mitglied der Gruppe geworden. Meistens steht er dicht bei einem Keeper und nuckelt an dessen Fingern, wenn keine Flasche in Sicht ist. Er hat schöne, klare Augen bekommen und seine Sehkraft voll wiedererlangt – dank einer großzügigen Medikamenten-Spende der Firma Alcon Pharma, für die wir uns auch an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bedanken.

Die Ithumba-Waisen

Zwei wilde Bullen waren wieder regelmäßige nächtliche Besucher bei den Ställen und kommunizierten mit den Waisen, während sie aus dem Brunnen tranken. Wir glauben, dass der eine Bulle Imenti ist, der seinen wilden Freund mitbringt, um sich an dem frischen Wasser zu laben. Der menschliche Geruch würde einen wilden Bullen normalerweise abschrecken.

Eines Tages kreuzten die Waisen die Spur von fünf anderen wilden Elefanten in der Nähe ihres Schlammbades. Yatta, Nasalot, Kinna und Mulika waren ganz aufgeregt und hoben die Rüssel, grummelten einen Gruß und folgten der Spur. Die jüngeren Waisen, die noch keinen Kontakt mit wilden Elefanten hatten, gingen lieber weiter zum Schlammbad.

In dieser ehemaligen Hochburg der Wilderei, ist die Furcht vor menschlichem Geruch immer noch in der Erinnerung der Elefanten, aber wir vertrauen auf die Zeit und die beiden wilden Bullen, die mit den Waisen kommunizieren, die bestimmt die Neugier der weiblichen Herden wecken.

Das wichtigste Ereignis für die Ithumba-Gruppe war natürlich die Ankunft von Ndomot, Galana, Sunyei und Madiba aus der Nairobi-Nursery. Sie wurden begeistert von den Waisen begrüßt, die sofort laut trompetend aus dem Busch kamen. Diese überschwängliche Begrüßung erschreckte die Neuankömmlinge zuerst. Wendi erkannte in Ndomot ihren Liebling aus Nursery-Zeiten und beruhigte ihn. Etwas länger dauerte das Wiedererkennen mit Madiba. Von den vier Neulingen tat sich nur Galana etwas schwer, aber Ol Malo ist inzwischen Galanas beste Freundin.

Die erste Nacht ist immer etwas ungemütlich für die Neuen, die an komfortable Ställe gewöhnt sind und jetzt in einem großen Gehege, begrenzt von Elektrozäunen, untergebracht sind.

In der ersten Nacht wurde Yatta als Hauptmatriarchin der Ithumba-Gruppe in die benachbarten Gehege der neuen Waisen gebracht, aber sie machte den Keepern klar, dass sie wieder zu den Anderen wollte. Ihren Platz nahmen dann Nasalot und Wendi ein, die sehr bemüht um die Babys waren, ihnen Sicherheit gaben, indem sie ihre Rüssel auf deren Rücken legten und beruhigend grummelten.

Der erste Tag in fremder Umgebung war etwas schwierig für die Neuen, die auch die Trockenheit nicht gewohnt waren. Sie mussten von den anderen lernen, Pflanzenstümpfe auszugraben und die Erde von den Wurzeln zu schütteln. Nur Galana, in Tsavo geboren und in einem erinnerungsfähigen Alter zur Waise geworden, brauchte keine Nachhilfe. Die anderen beobachteten die älteren Elefanten, und Wendi demonstrierte ganz hervorragend die Grabungstechniken, erlaubte sogar Sunyei, aus ihrem Maul Futter zu nehmen, was normalerweise einen Wutanfall auslöst. Dass Wendi dies so verständnisvoll zuließ, berührte uns sehr. Schon am zweiten Tag waren alle Neuen fit in den Grabungstechniken.

Wie immer, wollten die `Männer`, Tomboi, Taita und Napasha ihre Dominanz zeigen und versuchten Ndomot und Madiba zu besteigen. Yatta und die älteren Elefanten verhinderten dies aber, und Yatta blieb dicht bei Madiba, um weitere Versuche zu verhindern. Napasha machte sich unbeliebt, als aus einem harmlosen Match ein ernster Kampf um Dominanz wurde. Er wurde von Yatta mit einem harten Stoss ihrer Stosszähne bestraft.

Interessanterweise führt Sunyei immer noch die neuen Babys, lernt schnell die neuen Wege und führt sie zum Schlammbad und zurück. Wendi und die Älteren begleiten sie. Eines Tages war Sunyei etwas ratlos über den richtigen Weg. Sie ging beiseite, und Wendi zeigte den Weg. Sunyei trommelte die vier Nursery-Waisen zusammen, und sie gehorchten sofort.

Die vier Nursery-Waisen haben nur drei Tage gebraucht, um sich vollkommen einzugewöhnen, liebevoll umsorgt von Wendi, Yatta, Nasalot, Mulika und Kinna. Die enge Verbindung zwischen Wendi und Ndomot dauert an, was wiederum beweist, dass Elefanten niemals vergessen.

Obwohl in ungewohnter Umgebung, verteidigte Madiba mutig das Schlammbad gegen Dik-Diks und Vogelschwärme. Eine Gruppe von frechen Pavianen allerdings erschreckte die Neulinge, sie rannten zu den Keepern und urinierten vor lauter Angst. Die älteren Elefanten kamen sofort herbei, um sie zu beruhigen und ihnen Sicherheit zu geben. Ein Beweis dafür, wie Elefanten sich in die Notlage Anderer einfühlen können.

Die Ithumba-Gruppe besteht jetzt aus 14 Waisen, die eine vergnügte Herde bilden und sich wohl fühlen.

Die Hauptmatriarchin Yatta, assistiert von Nasalot und Wendi, hat alles im Griff.

Sunyei kümmert sich um Madiba, Ndomot und Galana, wie schon in der Nursery.

Die Waisen in Voi

Mweiga, unser schwacher, kleiner Elefant, musste eine Durchfallerkrankung überstehen und machte uns einige Tage lang Sorgen. Zwei sehr unterschiedliche Elefanten passen nach wie vor sehr gut auf Mweiga auf: der fünfjährige Sosian und die ehemals etwas ruppige Mweya. Beide sind immer bei ihr, auch wenn sie mit den Anderen nicht Schritt halten kann, und schützen sie vor den Versuchen der Bullen, sie zu besteigen. Sie blieben auch bei ihr im Stall, als sie zu krank war, um in den Busch zu gehen. Selbst so junge Elefanten übernehmen schon große Verantwortung.

Die wilde Matriarchin `Naomi` besucht mit ihrem Baby immer wieder unsere Waisen. Wenn Laikipia und Natumi mal wieder ihr Kalb entführen wollen, nimmt sie es sofort zwischen ihre Vorderbeine und Stosszähne. An einem anderen Tag am Schlammloch bekam Mukwaju Ärger, als er das Kalb wegführen wollte. Einige Tage später führten Natumi und Ilingwezi die Waisen zu Naomis Gruppe, jetzt durften sie schon etwas länger bleiben. Thoma vergnügte sich bei dieser Zusammenkunft mit einer wilden älteren Kuh, die sich sogar hinlegte und Thoma erlaubte, auf ihr herumzuklettern.

Diesen Monat besuchten Emily, Aitong und Sweet Sally uns nur einmal. Sie zogen mit einer großen, wilden Herde herum und halten unter Garantie Kontakt über ihre Infraschalltöne.

Aitong und Sweet Sally sind sichtbar dünner geworden, kein Wunder bei der augenblicklichen extremen Dürre. Wir sind sicher, dass sie zu uns kommen, wenn sie Hilfe brauchen.

Mitte des Monats trafen die Waisen auf eine Gruppe wilder Elis, bestehend aus drei Kühen, zwei erwachsenen Töchtern und einem vierjährigen Kalb. Das Kalb ging aus Versehen mit unseren Waisen mit und geriet in Panik und schrie, als es merkte, dass seine Mutter nicht da war. Es rannte zurück und traf seine Herde, die es schon abholen kamen. Ein anderes Mal trafen unsere Waisen drei große, wilde Kühe mit fünf mittelgroßen Jungtieren. Natumi verbrachte viel Zeit mit der Matriarchin, sie standen eng beisammen und berührten sich mit ihren Rüsseln.

Die Keeper merkten, dass Natumi mit der wilden Kuh Informationen austauschte, vielleicht bekam sie ja sogar einige Tipps, wie man Elefantenchef wird.

Neben der wichtigen Suche nach Futter während der Trockenperiode haben die Voi-Waisen viel Spaß miteinander, besonders während des Schlammbads. Burra, Solango und Seraa sind enge Freunde, während Morani Favorit für Edie und Mukwaju ist. Tsavo ist Loisabas bester Freund, eine Allianz aus ihrer Zeit mit Emily.

Ilingwezi zeigt Führungsqualitäten und sie, Edie und Icholta teilen sich das Matriarchat mit Natumi.

Wie immer ist Laikipia der aktivste der Voi-Waisen, vor allem der Bullen. Er ist offen und freundlich, mischt sich gerne unter wilde Elefanten. Laikipia, Salama, Lolokwe, Nyiro, Mukwaju und Mpala tragen oft Testkämpfe aus und versuchen, die jungen Kühe zu besteigen, was nicht auf große Gegenliebe stößt. Bei einer dieser Gelegenheiten, als Mukwaju Mvita nervte, legte sie sich einen Zweig auf den Rücken, um ihn abzuschrecken.