Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im März 2004

Die Nursery-Waisen in Nairobi

Können Elefanten träumen? Wir wissen genau, dass sie es tun. Normalerweise kann ein Baby-Elefant erst mit 9-12 Monaten richtig trompeten und auch dann erfolgt der erste Trompetenstoß völlig unerwartet in höchster Aufregung! Meistens erschrecken sie sich darüber, da es völlig überraschend kommt. Eines Abends, als Daphne über den Hof ging, hörte sie plötzlich einen total erwachsen klingenden Trompetenstoß, der sie sehr verwunderte. Von den Keepern hörte sie, dass es der 5 Monate alte Ndomot war, der noch nie trompetet hatte und außerdem fest schlief und auch nicht aufwachte.

Bei allen Nursery-Elefanten kam der-  erste Trompetenstoß, wenn sie aufgeregt waren, meistens beim Jagen der-  Warzenschweine-  oder anderer Tiere am Wasserloch.

Ndomot hat bewiesen, dass Elefanten träumen.

Madiba hat Freundschaft geschlossen mit Ndomot und Sunyei, und alle drei verbringen Stunden mit Spielen und Toben. Madiba ist ein frühreifer und starker kleiner Bulle, obwohl er noch viel kleiner ist als seine Freunde. Alle seine ersten Backenzähne sind jetzt gut durchgekommen und er ist nicht mehr so fixiert auf seine Decke und die Keeper.-  Er bevorzugt Rüssel-Wrestling mit Ndomot und Herumtoben mit Sunyei. Ndomot ist von allen noch derjenige, der am meisten an den Keepern hängt und nie weit weg von ihnen ist. Er war schon immer ein sehr unsicherer kleiner Elefant, der ständige Aufmerksamkeit wollte, während die anderen schon viel unabhängiger waren.

Napasha sieht toll aus mit seinen Stoßzähnen und er ist ganz stolz, sie allen Besuchern zu zeigen, indem er seinen Rüssel gezielt hebt.

Taita und Olmalo sind sehr sanfte Charaktere, die sich selbst völlig genügen.

Dagegen sind Wendi, Tomboi und Selengai anmaßender und sogar ein bisschen aggressiv. Wendi und Tomboi haben von Mweya einige Tricks gelernt, als sie einige Zeit in der Nursery zusammen waren.

Taito fürchtet sich nicht mehr vor dem Trommeln der Regentropfen auf dem Dach und er wartet jeden Abend mit Olmalo und Naipasha auf das Waisen-Nashorn Makosa, das sie immer wieder gerne besuchen kommt, obwohl es inzwischen von den Keepern unabhängig ist.

Die Tsavo-Waisen in Voi

Die heftigen Regenschauer der letzten Monate haben unsere Umgebung in eine schöne, grüne Landschaft verwandelt. Es gab immer wieder periodische Schauer, die alles grünen und wachsen ließen, sodass alle ihr in der Dürre verlorenes Gewicht wieder anfuttern konnten.

Da auch im Norden Tsavos viel Regen fiel, waren jetzt keine wilden Herden hier, um mit den Waisen Kontakt aufzunehmen.

Aber zwei unserer `Big Boys` tauchten kürzlich auf. Edo verbrachte einige Zeit mit den Waisen, und die Jüngeren (Tsavo, Ndara, Mpala, Morani, Thoma, Burra) berührten ihn behutsam mit dem Rüssel. Den nächsten Tag verbrachte er mit allen am Wasserloch, ein Hochgenuss für die Kleinen, die sehr viel Respekt vor den `Big Boys` haben.

Dika wurde Ende des Monats in der Nähe des Airstrips in Tsavo-Ost gesehen.

Die Freundschaften dieses Monats bestanden zwischen Laikipia und Solango, Sosian und Morani und Burra und Morani, die schon beste Freunde in ihrer Nursery-Zeit waren. Alle Elefanten und Keeper mögen die kleine Morani, die kleinste in der Tsavo-Familie, ein liebenswerter, kleiner Elefant.

Am 19. wurde uns anschaulich dargestellt, dass Elefanten fähig sind, Wasser mit ihrem Rüssel aus dem Magen zu holen, um ihren Körper bei Überhitzung oder Stress zu kühlen. Zum ersten Mal hat dies David Sheldrick vor 60 Jahren festgestellt, es wurde allerdings von den Wissenschaftlern bezweifelt. Aber wenn man Waisen großzieht, bekommt man ganz andere Einblicke in das Elefantenleben, die andere nur durch Beobachtung nicht erfahren können. Wir sind stolz darauf, schon so lange in dieser privilegierten Position zu sein.

Dieses Monatstagebuch zeigt wieder einmal die vielen menschlichen Charakterzüge junger Elefanten. Besonders die weiblichen Elefanten konkurrieren um die Rolle der Matriarchin, wer die Waisen aus dem Nachtgehege führen darf.

Mulika und Icholta kämpften um die Führungsrolle, aber Ilingwezi hat heimlich diesen stolzen Platz erobert. Es gab da die üblichen Jungen-Streitereien zwischen Burra und Solango, die Ilingwezi aber immer schnell geschlichtet-  hat.

Tsavo versuchte, bei Emily zu saugen, und quetschte sich zwischen ihre Beine, wurde aber von Loisaba weggeschubst. Sie ist eifersüchtig auf alle, die Emily zu nahe kommen, hat aber trotzdem Tsavo geholfen, als er eine Balgerei mit Nyiro zu verlieren drohte; denn Tsavo und Loisaba sind Emilys Lieblinge.

Beliebte Spiele der Elefanten sind z.B.: einen alten Baumstumpf ins Wasserloch stoßen und darin herumrollen oder Tauziehen mit je einem Elefanten an jedem Ende eines Astes.

Sweet Sally blockiert z.B. den Ausgang aus dem Gehege für Nyiro, der daraufhin wütend wird. Aber Elefanten zeigen auch Mitleid und Fürsorge. Z.B. stößt Aitong Sosian weg, weil er Mweiga ihre Mittags-Milchmahlzeit wegnehmen will, und hält bei ihr Wache, so dass Sosian sich irgendwann-  trollt.

Mweiga wird im Oktober sechs Jahre alt und sollte daher eigentlich schon entwöhnt sein, aber sie braucht alle denkbare Hilfe, um kräftig und fit zu werden, da sie von-  Anfang an ein sehr-  schwächlicher Elefant war mit einem Herzfehler. Wir sehen immer wieder, wie Aitong und Edie heranstürzen, um Mweiga auf die Beine zu helfen, wenn sie versehentlich umgestoßen wurde während eines Sturmlaufs.

Burra, der kürzlich von der Milch entwöhnt wurde, bettelte den Keeper an, der gerade Mpala die Flasche gab, ihm auch ein bisschen abzugeben.

Aitong gräbt die harte Erde um das Wasserloch herum mit ihren Stoßzähnen auf, damit die noch ungeschickten Babys auch ihr Staubbad genießen können.

Scherzbold Laikipia hob heimlich einen Kieselstein auf und warf ihn auf den ahnungslosen Tsavo, was den so verstörte, dass er schutzsuchend zu Emily lief.

Begegnungen mit anderen Tieren schließen üblicherweise die in unseren Stockades lebende Monitor-Eidechse mit ein, die sich keinen Deut um Elefanten oder Menschen schert und sich an den Dungkäfern labt. Sie ist inzwischen so zahm, dass sie einen Namen hat: Eidechse Maximilian.

Zwei Wasserböcke waren der Anlass für einen Marathonlauf der größeren Mädchen Natumi, Edie, Ilingwezi, Mvita und Nasalot mit ihrem Freund Mukwaju, und bald schlossen sich alle anderen an. Es war ein langer Lauf, der die beiden Wasserböcke sicherlich angestrengt hat, aber die Elefantengruppe total erschöpft zurückließ. Danach durften dann vierzig Impalas friedlich passieren.