Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Mai 2004

Die Nursery Elefanten

Am Nachmittag des 12. Mai erreichte uns die Nachricht von -´Save the Elefants-´ im Samburu National Reserve, dass ein 4-6 Monate altes Elefantenkalb gesichtet wurde, wie es hinter den wilden Herden herlief, aber immer wieder weggejagt wurde: wieder brauchte ein milchabhängiges Waisenkind Hilfe! Sogar als es versuchte mit der wilden Herde den Uaso Nyiro Fluss zu überqueren, drückte es ein Mitglied der wilden Herde unter Wasser, ein eigentlich sehr untypisches Verhalten für Elefanten gegenüber hilflosen Babys.

Die Theorie der -´Save the Elefants-´-Leute war, dass das Kalb von seiner Mutter und Herde getrennt wurde, weil es möglicherweise vom Hochwasser flussabwärts getrieben wurde. Andererseits wurde vom KWS auch über Wilderei in dieser Gegend berichtet.

Es wurde sofort alles in Bewegung gesetzt, um das Kalb in die Nursery zu bringen: ein Flugzeug, ein Tierarzt, zwei Keeper und alle benötigten Utensilien. Das Kalb sollte unbedingt noch vor Einbruch der Nacht gerettet werden, da es sonst möglicherweise die Angriffe der Hyänen nicht überleben würde. Es war eine aufregende und zum Teil auch furchterregende Angelegenheit mit lodernden Lampen, aufgeregten Elefanten, die trompeteten und herumtrampelten. Als das Kalb endlich überwältigt und auf den Truck verladen war, griff ein großer Bulle unter Getöse an und das Rettungsauto musste sich schnellstens in Sicherheit bringen. Das Kalb bekam erstmal ein Beruhigungsmittel, Milch sowie ein Rehydrierungsmittel und verbrachte die Nacht-  in einem kleinen Raum der Rangerstation mit drei Keepern, die diese Nacht so schnell nicht vergessen werden, herumgeschubst von einem kleinen, starken Elefantenmädchen.

Am nächsten Morgen kam das Kalb in der Nursery an, wo schon alles vorbereitet war. Die Kleine kam langsam wieder zu sich und wir beschlossen, sie in Tombois Stall zu bringen, direkt neben Wendi. Sie war traumatisiert und immer noch -´wild-´ und zwei Keeper hatten alle Hände voll zu tun, sie vom Herausklettern abzuhalten. Aber unsere Keeper Julius und Stephen schafften es wieder einmal, ihr noch mehr Milch und Wasser zu geben und sie langsam zu beruhigen. Zusammen mit unseren Samburu-Keepern beschlossen wir, sie -´Naserian-´zu nennen, ein Samburu-Mädchenname, der ’eine Glückliche-´ bedeutet!

Mittags nach dem Schlammbad kamen die anderen Elefanten sofort zu ihr und streckten ihre Rüssel durch die Gitterstäbe, um sie zu begrüßen und zu berühren. Sie war überglücklich, dass sie nicht allein war. Selengai und Wendi waren besonders aufmerksam mit ihr und die Kleine, nur ein bisschen größer als Sunyei, entspannte sich sichtlich und fiel zum ersten Mal in einen tiefen, heilsamen Schlaf. Erstaunlicherweise nuckelte dieser total wilde kleine Elefant am Abend schon an den Fingern der Keeper, trank ganz einfach die Milch aus der Flasche und genoss die Aufmerksamkeit ihrer menschlichen Begleiter, sehr zur Überraschung der Filmcrew. Diese Nacht schlief sie tief und fest, ihren kleinen Rüssel steckte sie durch die Abtrennung, um Wendi neben ihr zu berühren. Am nächsten Morgen war sie sofort mit den Anderen draußen zusammen. Dies kleine -´Wunder-´ haben wir schon oft erlebt mit den Waisen, die sofort Berührung mit anderen Elefanten hatten. Niemand hätte heute sagen können, welcher der neue Elefant ist, der gerade erst einen Tag vorher gekommen war!

Napasha kümmerte sich besonders aufmerksam um Naserian, berührte sie zärtlich und gab ihr das Gefühl, geliebt zu werden. Naserian wurde sofort in die Miniherde der Nursery aufgenommen, eilte mittags mit zum Schlammbad, wälzte sich fröhlich im Schlamm mit den anderen und ging sogar mit zum Begrüßen der Besucher; das begeistert uns immer wieder!

Im Mai, dem immer wieder schönsten Monat des Jahres in Nairobi, entwickelten sich alle Nursery-Elefanten prächtig. Am Monatsende war Naserian ein sehr beliebtes, freundliches Mitglied der Gruppe und entwickelte sich weiterhin gut.

Sunyei und die kleine Naserian übernahmen die Aufgaben der Mini-Matriarchin und achten auf Madiba und Ndomot. Sie sind eine sehr enge, kleine Gemeinschaft, und auch wenn sie die älteren Elefanten natürlich vermissen werden, die nach Voi gehen, haben sie gute Gesellschaft bis sie die Grossen wieder treffen. Nach Voi gehen Wendi, Tomboi, Napasha, Selengai, Olmalo und Taita.

Ndomot hängt noch immer sehr an den Keepern, während Madiba schon sehr unabhängig und vertrauensvoll ist. Sunyei und Naserian haben beide ein sehr ruhiges Temperament und werden eines Tages Emily und Aitong im Charakter ähneln.

Die Tsavo-Waisen

Es gab viele aufregende Momente diesen Monat. Der 16 Jjahre alte Dika tauchte auf, einer unserer inzwischen wilden -´Big Boys-´, groß und prächtig anzuschauen. Er-  war für viele Monate im Busch unterwegs gewesen,-  und sein Kommen verursachte große Aufregung unter den Elefanten und den-  Keepern.-  Man kann sich kaum noch vorstellen, dass er als drei-  Monate altes Baby mit gebrochenem Herzen, bedeckt mit Dornen,-  zu uns gebracht wurde und so tief bekümmert über seine verlorene Familie war, dass wir um seine Gesundheit fürchteten. Ihn heute so zu sehen, entschädigt für die jahrelange harte Arbeit.

Dika bestieg Emily mehrere Male, was Aitong in große Aufregung versetzte. Aber er verbrachte auch viel Zeit mit den Waisen. Eines Tages gingen Laikipia und Edie nach dem täglichen Schlammbad mit ihm fort und kamen erst nach einer halben Stunde wieder.

Lissa hat uns ebenfalls besucht mit ihren beiden frei geborenen Babies und ihren wilden Freunden. Sie brachten auch Uaso mit, früher ebenfalls ein Mitglied unserer Waisen-Familie und jetzt ein acht Jahre alter unabhängiger Bulle, der oft mit Lissa unterwegs ist. Uaso hat diesen Monat viel Zeit mit den Waisen verbracht, möglicherweise weil er in seinem Alter bei den Kühen nicht gern gesehen ist. Er erschreckte die kleineren Waisen, als er versuchte, sie zu besteigen, aber Dika ließ das nicht zu!

Aitong und Sosian jagten zwei Dik-Diks weg. Mpala, Seraa und Irima taten sich zusammen, um zwei Wasserböcke zu jagen,-  und Natumi, Ilingwezi und Sally machten dasselbe mit Pavianen. Die jüngeren Bullen vergnügten sich wie immer mit Balgereien und Rüssel-Kämpfen, nahmen ausgedehnte Schlammbäder in den regengefüllten Wasserlöchern. Die Liebe von Sweet Sally zu Aitong ist nach wie vor sehr groß, genauso wie der Besitzanspruch von Loisaba auf Emily. Natumi, Mulika, Nasalot, Edie, Icholta und Ilingwezi sind alle gute Freunde und Natumi wird von der Gruppe und Emily sehr geliebt.

Tsavo wird immer noch verwöhnt von allen, besonders von Emily genießt er besonderen Schutz, was Nyiro, Mukwaju und Irima allerdings nicht so gut gefällt….

Solango, Mpala und Burra sind sehr enge Freunde. Die größeren Bullen bestreiten nach wie vor ihre Kämpfe um die Rangordnung wie z.B. Laikipia, Lolokwe, Salama und manchmal versucht sogar der kleine Morani sein Glück. Laikipia ist von allen der unabhängigste, er ist sehr friedlich und sanft und wird vermutlich einmal Dika sehr ähnlich werden.

Mweya benimmt sich inzwischen viel besser, sie schubst die Menschen nicht mehr so doll herum. Es ist wirklich eine große Freude zu beobachten, wie unsere 31 Elefanten herumtollen, die grüne Saison in Tsavo genießen, wenn alle Blumen blühen und genug Futter und Wasser vorhanden ist.