Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im April

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:

Der plötzliche und unerwartete Tod des großen Nursery-Lieblings Nchan am frühen Morgen des 15. April traf uns alle furchtbar hart. Ein ganzes Jahr lang hatten wir Nchan inzwischen aufgepäppelt, und sie war immer ein glücklicher und verspielter kleiner Elefant gewesen, der obendrein kerngesund schien. Es gab keinerlei Anzeichen ein drohendes Unglück. Sowohl die Keeper als auch die anderen Nursery-Babys liebten sie inständig, denn sie war ein sehr aufmerksamer und freundlicher kleiner Zeitgenosse, die das Talent für eine wundervolle Leitkuh besaß. Sie genoss das Leben bis zum letzten Moment, als sie plötzlich krank wurde.

RIP Nchan
RIP Nchan

Am Nachmittag zuvor verweigerte sie plötzlich ihre Milch, aber wir vermuteten, dass sie einfach etwas Falsches gefressen hatte und ihr Magen verstimmt war. Ihre Bauchschmerzen wurden bald immer heftiger, so dass der Tierarzt eilig herbeigerufen wurde. Er verabreichte ihr das krampflösende Medikament Buscopan und eine Injektion mit einem Entzündungshemmer. Zu jedermanns Erleichterung ging es ihr am Abend wieder besser und sie trank ihre Milch um 18 Uhr, um 21 Uhr und um Mitternacht. Wenig später wälzte sie sich plötzlich schmerzverzerrt auf dem Boden und ihr Magen gaste auf wie ein Ballon. Die Keepers weckten sofort Daphne und Angela und gemeinsam versuchten sie, Nchans Schmerzen durch Massagen zu lindern. Nach einer weiteren Injektion mit Buscopan wurde ihr auf die Füße geholfen, damit sie herumlaufen und sich so die Blähungen lösen konnte. Aber sie war kaum in der Lage zu stehen und ihre Atmung wurde immer schwächer. Sie starb nur wenig später, inmitten ihrer am Boden zerstörten Menschenfamilie.

Eine Obduktion am nächsten Morgen ergab eine Bauchfellentzündung, die von einem durchgebrochenen Geschwür am Zwölffingerdarm herrührte. Auch mit diesem Wissen hätten wir innerhalb dieser kurzen Zeit nichts mehr für sie tun können. Wir begannen jedoch darüber zu nachzugrübeln, warum in aller Welt Nchan ein Darmgeschwür bekommen konnte. Seit sie bei uns war verlief ihr Leben ruhig und sie war mit Sicherheit nicht gestresst. Der Tierarzt erklärte, dass dies durchaus das Resultat eines früheren Traumas sein konnte und Nchans Rettung im vergangenen April war definitiv sehr traumatisch. Sie war in einen Brunnen im Milgis Flussbett gefallen und wurde schließlich von ihrer Elefantenfamilie zurückgelassen, die zuvor alles versucht hatten, sie zu befreien. Scouts des Milgis Trusts gelang es in letzter Minute sie aus dem Loch zu befreien, bevor eine Sturzflut das Flussbett wieder mit Wasser füllte. Während der Nacht wurde sie allein gelassen, weil man hoffte, dass ihre Schreie ihre Elefantenfamilie wieder zurücklocken könnte. Die Scouts hielten jedoch Nachtwache, um die hungrigen Hyänen fern zu halten. In dieser dunklen Nacht, so ganz allein, muss sie Todesängste durchlebt haben. Ihre Familie hatte sie aufgegeben und war längst in weiter Ferne, wo Regen wieder Futter gebracht hatte. Nchan musste von ihren menschlichen Rettern erneut überwältigt und am nächsten Morgen schließlich in die Nursery geflogen werden.

Von dieser Tragödie abgesehen, war der Monat bestimmt von intensiven täglichen Rangkämpfen zwischen den älteren Nursery-Kühen Olare, Suguta, Ndii und Dida. Sie alle bemühten sich enorm um den jüngsten Neuzugang in der Gruppe, die kleine Sities. Sie wurde so genannt, weil sie just an dem Tag in der Nursery ankam, an dem die Delegationen der CITES Artenschutzkonferenz in Doha, Katar, im März zugunsten der Afrikanischen Elefanten abstimmten… Jeden Morgen sausen die Kühe zu Sities Nachtstall, um sofort zur Stelle zu sein, wenn sie aufwachte und ihr Lager verließ. Dann bekam sie sofort eine Reihe Ohren zum Nuckeln angeboten. Olare, die älteste und stärkste Jungkuh gewinnt diese Runde meistens, doch Suguta, die Hauptleitkuh der Baby-Gruppe (mit Tano, Mutura, Shukuru, Chemi Chemi, Turkwel, Kalama und Kimana) gibt nicht so leicht auf. Ihr Vorteil: die Baby-Gruppe bleibt tagsüber in der Nähe der Stallungen, während die älteren Waisen zum Fressen in den Busch gebracht werden. Sities selbst hat sich Suguta als Lieblingsersatzmutter ausgewählt, und wenn sie nicht gerade von einer der anderen Kühe „entführt“ wird, genießt sie es, sich unter Sities Kinn zu kuscheln und an ihren Ohren zu saugen. Am 21. April “erwischte“ Suguta Sities bei Olare und war schwer eifersüchtig. Sie täuschte vor, weg zu laufen, drehte sich plötzlich herum und stürzte sich auf Olare, die völlig überrascht zu Boden ging. Wohlwissend, dass sie einen Fehler begangen hatte, rannte sie hinter die Ställe, um sich zu verstecken. Der arme Sabachi, zufällig Zeuge des Geschehens, bekam Olares Groll in vollem Ausmaß zu spüren und wurde verhauen, obwohl ihn gar keine Schuld traf. Sein Aufschrei alarmierte die Keeper, die sofort herbei eilten. Als die älteren Elefanten wieder zum Fressen im Busch verschwunden waren, tauchte auch Suguta wieder auf und nahm Sities und die anderen Babys zurück in ihre Obhut.

Chemi Chemi hugs Kudup
Chemi Chemi berüsselt Kudup

Klein Sities bekam in diesem Monat ihre ersten Backenzähne und war daher ein wenig blass. Das ist nichts Ungewöhnliches, wenn die Babys zahnen, aber trotzdem sind wir immer ein wenig besorgt. Am Monatsende waren die ersten Zähne durchgebrochen und es ging ihr wieder besser, wenngleich sie auch ein bisschen Babyspeck verloren hatte. Doch auch das ist nicht ungewöhnlich, schließlich müssen sich unsere Neuzugänge immer erst an die neue Umgebung, eine andere Ernährung und vieles mehr einstellen.

Die enge Freundschaft von Kilaguni und Kibo ist nach wie vor durch nichts zu erschüttern. Die beiden sind unzertrennlich und jeden Morgen gehen sie gemeinsam ihrer Lieblingsbeschäftigung nach – dem Rüsseldrücken, eine Art Armdrücken für Elefanten, um ihre Kräfte zu messen. Kilaguni dominiert in der Regel, aber weil er ein sehr sanftmütiger kleiner Elefant ist, nimmt er seinen Sieg gelassen und tröstet seinen Gegner sogar. Kibo gelang es jedoch an diesem einen Regentag, Kilaguni zu besiegen, als dieser das Gleichgewicht verlor und im Schlamm ausrutschte. Sabachi zehrt danach, an den Jungsspielen teilzunehmen, aber für Kibo und Kilaguni ist und bleibt er (noch) unsichtbar.

Kibo with Turkwel
Kibo und Turkwel

Chemi Chemi erwies sich in diesem Monat als äußerst anstrengend für seine gleichaltrigen Artgenossen. Er nutzte schlichtweg jede Gelegenheit, sie zu terrorisieren, so dass ihm die Keeper den Spitznamen „Al Quaida“ verpassten. Diese Form der Verhaltensstörung ist oftmals eine Spätfolge nach dem Verlust der Elefantenfamilie und gibt sich meist mit der Zeit. Turkwel zum Beispiel hatte sich nach ihrer Ankunft ähnlich, wenn auch nicht ganz so aufdringlich, verhalten und ist mittlerweile ein wundervolles Kindermädchen in Sugutas Gruppe. Sie darf sogar auf Sities aufpassen, wenn Suguta mit ihren Freunden auf Warzenschweinverfolgungsjagd ist, die sich oft in der Nähe der Stallungen aufhalten, weil sie sich dort sicher fühlen. Apropos, einem der Löwen ist es gelungen, eine ältere Bache zu erfassen, die wir „Pembe“ nennen, weil sie einen abgebrochenen Stoßzahn hat. Den Keepern gelang es zum Glück, sie zu befreien. Nach diesem Schreck legte sie sich mit all ihren Biß- und Kratzwunden einfach in den Schlamm. Sie war so erschöpft, dass sie sich nicht einmal mehr von den Waisen aufjagen ließ und es Angela sogar gestattete, ihr eine Penicillin-Spritze zu geben. Auf die Warzenschweine kann man sich immer verlassen, wenn die Waisen ein bisschen Ablenkung brauchen, die es einfach lieben, sie zu erschrecken und umher zu jagen. Die Warzenschweinmütter entgegnen den Elefanten immer rigoros mit einer Kampfansage, so dass die Waisen dann ebenso davon rennen und für mehrere Stunden völlig aufgelöst sind!

Tumaren with Sities
Tumaren with Sities

Chemi Chemis Aggression richtete sich aber seit seiner Ankunft immer nur gegen seine Artgenossen, niemals gegen die Keeper, denen er sehr freundlich gesonnen ist. Vielleicht gab es in seiner einstigen wilden Herde einen kleinen Bullen in seinem Alter, mit dem er sich nicht verstand oder er ist schlichtweg traurig über den Verlust seiner Familie und weiß keinen anderen Weg, seiner Traurigkeit Ausdruck zu verleihen. Wir werden es nie erfahren, aber was wir mit Bestimmtheit sagen können ist, dass dieses Verhalten nur übergangsweise sein wird. Turkwel hegt übrigens immer noch große Antipathie gegenüber Kalama und wir verstehen nicht, warum. Auch Kimana und Chaima haben offenbar immer noch eine Rechnung offen. Ihre Ringkämpfe enden oftmals in einer ernsthaften Prügelei, die entweder von den älteren Elefanten oder den Keepern geschlichtet werden muss. Olare hat sich inzwischen als Hauptleitkuh herauskristallisiert und wird tatkräftig unterstützt von Ndii, während Dida, die eigentlich die Ältere ist, ganz froh darüber zu sein scheint, im Hintergrund bleiben zu können.

Sabachi (left) & Olare
Sabachi-  & Olare

Am 21. April ereignete sich etwas besonders Interessantes: Suguta demonstrierte, wie man einen Eindringling abwehrt, ein Schauspiel, das von Tano, Shukuru, Mutara, Turkwel und Chemi Chemi aufmerksam verfolgt wurde. Mit aufgestellten Ohren drohte sie dem unsichtbaren Feind und stampfte immer wieder kleine Büsche nieder. Sie rannte sogar aufgescheuchten Vögeln hinterher und trompetete die ganze Zeit. Mutara, Shukuru, Tano und Turkwel folgten ihr auf den Fersen und auch Chaimu, der ein wenig abwärts gefressen hatte, kam neugierig hinzu. Sie rollte ihren Rüssel unters Kinn und hielt ihren Kopf weit nach oben gestreckt und drohte allen Büschen in der Umgebung in forschem Laufschritt! Die Kleinsten waren sichtlich beeindruckt von dieser Demonstration!

Shukuru ist völlig vernarrt in einen der Keeper – den Liebling aller Elefantenwaisen, der bereits seit 1987 bei uns arbeitet – Mischak Nzimbi. Er ist derjenige, der auch Emilys völlig geschwächtem Kalb zurück zu den Voi-Stallungen half. Sobald Mischak in der Nähe ist, klebt Shukuru an ihm und verhält sich extrem besitzergreifend. Sie will ihn eben ganz für sich allein und macht sich schon am frühen Morgen eines jeden Tages immer auf die Suche nach ihm.

Regelmäßige leichte Schauer haben den Monat April für die Waisen sehr angenehm gemacht. Sie konnten in den Suhlen spielen, überall floss Wasser in den kleinen Bächen und es gab Schlamm, wohin man nur sah. Hätte es nicht den tragischen Tod von Nchan gegeben, es wäre ein durchweg glücklicher Monat für die Waisen geworden. Viele von ihnen sind bereit für den Umzug nach Tsavo – ihnen wachsen kleine Stoßzähne und sie haben ihr zweites Lebensjahr beendet. In Kürze wird es wieder Umzüge geben, aber die Entscheidung darüber, wer wann mit wem wohin gebracht wird, ist noch nicht getroffen. Suguta, zum Beispiel, wäre an der Reihe, aber ihr Weggang würde Sities sehr traurig machen und vielleicht sogar ihre Gesundheit gefährden. Kilaguni und Kibo kommen wahrscheinlich nach Ithumba, wo sie wieder mit Meibai zusammentreffen werden. Dida und Ndii werden mit Sicherheit nach Voi umziehen, wo viele ihrer geliebten Nursery-Freunde schon auf sie warten dürften.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:

Über den Monat verteilt fielen sporadisch heftige Niederschläge, die den Ithumba-Elefanten jede Menge Unterhaltung bescherten. Acht von ihnen sind nach wie vor in der Obhut der Keeper, werden tagsüber in den Busch eskortiert und schlafen nachts in den Ställen. Bei diesen acht Elefanten handelt es sich um Loijuk (inzwischen Leitkuh der Gruppe), Makena, Chyulu, Zurura, Loijuk, Kenze, Sian, Lenana und Klein Meibai. Kenze und Lenana wurden am Monatsende nach dem Schlammbad des Öfteren von Yatta abgeholt, um ein bisschen Wildnis zu schnuppern. Abends wurden sie dann immer wohlbehütet von Yatta am Stall abgeliefert. Lualeni hatte in der Zwischenzeit offenbar von Yatta den Auftrag, die Jüngsten zu begleiten, denn Wendi fiel in diesem Monat nur durch Abwesenheit auf. Sie tauchte nur einmal auf, um Lualeni abends von den Stallungen abzuholen und mit ihr zu Yattas Gruppe zurückzukehren.

yatta group & orphans returning to the stockade
Yatta-´s Gruppe

Yatta ist und bleibt die Hauptleitkuh derjenigen 23 ehemaligen Waisen, die inzwischen wieder völlig ausgewildert sind und ihre Keeper nicht mehr zum Leben brauchen. Sie führen das Dasein eines ganz normalen wilden Elefanten und verbrüdern sich überall mit ihren wilden Artgenossen. Hilfsleitkühe innerhalb der Herde sind vor allem Wendi und Naserian, vormals Leitkühe in den jeweiligen Junior-Gruppen. Sie setzen sich immer einmal von der Herde ab (vermutlich mit Yattas Erlaubnis), um eigene Routen zu erkunden. Sie nehmen jeden mit, der sich ihnen anschließen will, und halten dennoch regelmäßigen Kontakt zu den Jüngsten. Bisher hat hauptsächlich Wendi diese Aufgabe erfüllt, aber in diesem Monat wurde sie nur einmal gesehen. Offenbar hatte ihr Yatta ein bisschen Freizeit gewährt und übernahm stattdessen selbst diese Aufgabe, denn sie war im letzten Monat bis auf die Tage, an denen heftige Stürme wüteten, fast täglich mit den Kleinsten zusammen.


Wilder Bulle in der Yatta-Gruppe

Meibai, jüngster und kleinster Ithumba-Waise, badet in besonders viel Aufmerksamkeit und überschwänglicher Liebe aller Waisen. Loijuk vergöttert ihn und weicht nicht von seiner Seite, aber so geht es auch allen anderen, wenn sie ihn treffen. Es scheint, als ob sie alle genau um das Glück wissen, dass er immer noch unter ihnen ist, denn seine beiden gleichaltrigen Freunde Enasoit und Naimina, Dürreopfer, die gemeinsam mit ihm aus der Nursery nach Ithumba umgezogen waren und plötzlich an einer Wurmerkrankung der Rinder starben. Sie verendeten beide innerhalb weniger Stunden und offensichtlich ist es der mysteriösen Elefantenkommunikation geschuldet, dass alle ehemaligen Waisen damals an den Ställen auftauchten, als Enasoit im Sterben lag – als ob sie von der Tragödie um ihn gehört hatten. Danach verbrachten sie viel Zeit mit den Kleinsten, die in dieser Zeit bitterlich trauerten.

In diesem Monat gab es viele Treffen zwischen Noch-Waisen und Ex-Waisen. So kam Naserian am 5. April mit Napasha, Lualeni und Kora zum Schlammbad. Napasha blieb auch danach noch den ganzen Nachmittag bei den Junioren und brachte sie auch abends zurück zu den Ställen. Schon am nächsten Tag, nach einer ganzen Woche Abwesenheit, stattete Yatta den Waisen einen kurzen Besuch ab, dieses Mal in Begleitung von Mulika, Kinna, Selengai, Taita, Rapsu, Orok, Tomboi, Challa und Buchuma. Nach einer kurzen Begrüßung der Keeper begannen sie das Bad im Schlamm – leider hatten sie die Kleinsten um ein paar Minuten verpasst. Aber noch am selben Nachmittag trafen sich alle und es folgte eine ausgiebige Begrüßungsorgie mit jeder Menge Trompeten, Kollern, Urinieren und Rüsselumarmungen. Meibai stand wie immer im Zentrum der Aufmerksamkeit und als die erste Aufregung verklungen war, widmeten sich alle ihrem Nesthäkchen. Loijuk war völlig entnervt und hatte wahrscheinlich große Angst, dass er ihr weggenommen würde! Nachdem die Großen die Kleinen zurück zum Stall gebracht hatten (Meibai unter hohem Sicherheitsaufwand in der Mitte), machten sie allerdings keinerlei Anstalten, ihn wieder mitzunehmen und übergaben ihn für die Nacht zurück an Loijuk.

orphans playing with mud after it has rained (2)

Am folgenden Tag um drei Uhr nachmittags, traf Yattas Gruppe im Busch auf die Jüngeren und als sie weiter zog, ließ sie Napasha und Lualeni zurück, um den Nachwuchs zu den Ställen zurückzubringen. Beim ersten Sonnenstrahl am nächsten Morgen wartete Lualeni bereits an den Stalltüren auf die Waisen. Offenbar hatte sie die ganze Nacht in der Nähe verbracht. Sie verlebte den ganzen Tag bei ihnen und zog erst weiter, als die Kleinen wieder sicher im Stall angekommen waren. Überraschenderweise wurde Lualeni von Wendi abgeholt, die sie zurück zu Yatta brachte. Am nächsten Morgen stand sie ebenfalls parat und erwartete die Waisen. Wieder blieb sie den ganzen Tag bei ihnen und ging sogar abends mit ihnen in den Stall, ganz wie in alten Zeiten – ein sehr seltenes Privileg für die Jüngsten! Bis zum 11. blieb Lualeni so ein Teil von Loijuks Gruppe. Dann kam auch Yatta wieder mit ihren Anhängern vorbei inklusive ihrem wilden Rekruten, dem Jungbullen „Mgeni“ und zwei weiteren wilden Freunden. Nach einer kurzen Begrüßung zogen die Älteren weiter westlich, während sich die Jüngeren, angeführt von Lualeni, gen Osten bewegten. Abends tauchte Yatta wieder auf und holte Lualeni ab!

Schon am nächsten Tag war Yatta mit ihren wilden Freunden zurück und alle fraßen sie zusammen im Busch. Nach 2 Stunden Schlemmerei blieb Lualeni wieder zum Aufpassen bei den Jüngeren, während der Rest ihrer Gruppe weiter zog. Gleiches wiederholte sich am nächsten Tag, aber die Älteren blieben dann noch bis zum Schlammbad. Tags darauf tauchte Yattas Gruppe erst auf dem Stallgelände auf, als die Kleinen schon im Busch unterwegs waren.

An diesem Tag hatte ein kräftiger Regensturm den Elefanten viel Spaß gebracht: es dauerte nicht lange und sie waren über und über mit rotem Schlamm bedeckt. Den Erzählungen der Keeper zufolge erinnerten sie inmitten des grünen Blattwerkes an rote Termitenhügel. Die Ex-Waisen hatten sich offenbar auch dazu entschlossen, die Extraportion Regen auszunutzen, und so wurden sie bis zum 16. nicht mehr gesehen. An jenem Tag tauchten Mulika, Selengai, Taita und Kinna beim Schlammbad auf und suhlten und spielten zusammen mit den Jüngsten. Als die Waisen weiter zogen, waren ihre inzwischen wilden Artgenossen noch vertieft ins Planschen in der Suhle, die mittlerweile einem kleinen See glich.

Am 17. April entschied Yatta, dass Lenana und Kenze jetzt in einige der Geheimnisse des Lebens in der Wildnis eingeweiht werden sollten. Nach dem Fressen zog sie mit den beiden los, brachte sie mittags zum Schlammbad und nahm sie anschließend wieder mit, um sie abends wohlbehütet am Stall abzuliefern.

Eine Woche später, am 25. April gesellte sich Lualeni wieder zu den Jüngsten. Sie kam in Begleitung von Naserian, Kora und einem sehr nervösen wilden Bullen, der sich hinter Kora versteckte. Man sah nur seine aufgestellten Ohren – ein Zeichen, dass er sich in Gegenwart der Keeper ziemlich unwohl zu fühlen schien! Trotzdem nahm er seinen ganzen Mut zusammen und ging abends sogar mit dem Rest der Herde zurück ans Stallgelände. Als Naserian, Lualeni und Kora sich dann endlich verabschiedeten, muss er sehr erleichtert gewesen sein.

Yattas Gruppe, einschließlich Naserian und zwei wilden Elefantenfreunden, wurden am 28. gesehen, als sie um 7:30 Uhr am Morgen am Stallgelände vorbeizog. Am 29. sah man Yatta am Gelände vorbei rennen, dicht gefolgt von einem brünstigen Bullenfreund. Sie beide verschwanden im Dickicht – was nun geschah sollte offensichtlich ein Geheimnis bleiben! Yatta fühlte sich aber nicht besonders wohl mit diesem einen bestimmten Bullen. Selbst, wenn er sie gegen ihren Willen bestiegen hatte, hat der dadurch bedingte Stress eine Empfängnis mit Sicherheit verhindert. Der Monat April war in jedem Fall sehr abwechslungsreich für die Ithumba-Waisen. Es gab viel Kontakt zwischen den beiden Gruppen und bereitete den Weg für den Übergang weiterer Waisen in die Wildnis.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe:

Derzeit leben zehn junge Elefanten in Voi und durchlaufen den Prozess der Auswilderung. Erst kürzlich hatte Shira diesen Schritt unternommen und sich einer wilden Herde angeschlossen. Obwohl die Keeper alle Augen und Ohren auf ihren motorisierten Patrouillen nach ihr offen gehalten haben, wurde sie bisher nicht gesichtet. Wir hoffen, dass wir sie mit Einbruch der Trockenperiode wieder sehen, denn dann wird Shira auf eine Portion Zusatzfutter bestimmt in die Stallungen kommen. Sie hatte von jeher auf Ersatzmilch verzichtet und hatte schon mehrfach versucht, mit Icholta aus Emilys Gruppe mitzugehen.

Emily und ihr Gefolge wurde im April nur einmal, nämlich am 13., gesehen. Baby Eve, Emilys in der Wildnis geborenes Kälbchen, hielt die Keeper ordentlich in Schach, immer unter dem wachsamen Blick der aufmerksamen Mutter. Einige der jungen Bullen aus Emilys Gruppe waren allein unterwegs, aber das ist in diesem Alter ganz normal. Solango besuchte am 19. April diejenigen Waisen, die noch von den Keepern betreut werden. Allerdings machte er sich ziemlich unbeliebt, weil er alles und jeden besteigen wollte, was schließlich sogar die Keeper zum Einschreiten veranlasste. Kenia brachte ihren Missmut lauthals und sehr lange zum Ausdruck… Sie wurden ihn erst los, als die Keeper ihn abends nicht mit in die Ställe ließen – ein langer Tag!


Emily, Seraa & Sweet Sally

Am 1. April trafen die Voi-Waisen während ihres Schlammbades zwei wilde Bullen, mit denen sie aber nur einen kurzen Gruß austauschten. Eine wilde Kuh, die am 10. April auf halber Strecke am Hang von Mazinga Hill graste, verließ ihre Gruppe, um den Waisen zu folgen, aber die waren so sehr mit dem Gedanken an ihre Milchflasche beschäftigt, dass sie sie gar nicht beachteten. Zwei riesige Bullen, die am 12. und 23. April im gleichen Schlamm suhlten, wurden ebenfalls ignoriert. In diesem Fall wohl aber eher aus Angst, ihnen zu nahe zu kommen.

Die tägliche Routine der Voi-Gruppe folgt im Allgemeinen immer demselben Muster: Morgens, nachdem sie aus ihren Ställen gelassen wurden bekommen sie zu allererst ihre Milch; danach spielen sie auf dem Stallgelände umher, bis die Keeper mit ihrem Frühstück fertig sind und gehen anschließend in dem Busch zum Fressen. Mittags machen sie sich von ihrem Fressplatz auf den Weg zum Schlammbad, wo schon die nächste Milchmahlzeit auf sie wartet. Danach wird sich ausgiebig gesuhlt (wenn die Temperaturen es erlauben) und im Dreck gewälzt. Danach wird weiter gegrast und die Waisen fressen sich ihren Weg zurück in die Stallungen, wo sie bei Eintritt der Dunkelheit ankommen und ihre abendliche Milch bekommen. Am Ende des Tages machen sie es sich in ihren Ställen gemütlich, wo immer genug Zweige des Grewia-Busches (dt. Sternbusch, ein Malvengewächs) zum Knabbern bereitliegen.

Die favorisierten Fressplätze sind ganz in der Nähe, am Mazinga Hill oder alternativ bergabwärts im Hauptteil des Parks. Wenn die Waisen am Mazinga Hill fressen, suhlen und fressen sie im Stallgelände. Sind sie aber zum Grasen im Park, baden sie in einem der natürlichen Wasserlöcher. Abgetrocknet wird sich mit Dreck und danach entspannt im Schatten eines Baumes, bis die Mittagshitze vorüber ist und weiter gefressen werden kann.

Mzima und Siria sind die besten Freunde und Trainingspartner, während Shimba eher ein Einzelgänger bleibt. Lempaute, der Schelm der Truppe, hat sich in diesem Monat einen neuen Trick überlegt, um Tavetas Aufmerksamkeit zu erregen: mit ihrem Rüssel zupfte sie Grass und legte es auf ihren Rücken, damit er sich davon bedienen konnte! Taveta bedankte sich damit, dass er den ganzen Tag mit ihr verbrachte!


Lempaute & Mzima

Wassessas auserkorener Liebling ist Tassia und wenn er einmal aus ihrem Blickfeld verschwunden ist, reagiert sie sehr verstört. Die beiden sie nie weit voneinander entfernt. Auch Lesanju, Lempaute und Sinya sind enge Freunde, und für alle ist es immer eine besondere Freude, wenn sie ihre Gruppe anführen dürfen. Dieses Privileg teilten sich in diesem Monat Lesanju, Sinya, Kenia, Mzima und Taveta. Alle Voi-Waisen lieben ihre neuen Unterkünfte und sind ordentlich gewachsen.