Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Februar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:

Am 22. Februar hatte man einen verwaisten Elefantenbullen, später „Chemi Chemi“ genannt, von der Loisaba Ranch in Laikipia eingeflogen. Er war am Morgen zuvor ganz allein an der Grenze zum Pokot-Land gefunden worden; weit und breit war kein anderer Elefant in Sicht. Mitarbeiter auf der Ranch behielten das Kälbchen den ganzen Tag über im Auge, denn offensichtlich war er ein weiteres Opfer von Wilderei oder dem lodernden Konflikt zwischen Menschen und Wildtieren, auch das Pokot-Land macht da keine Ausnahme. Daher behielt man ihn über Nacht im Hauptquartier auf der Ranch und flog ihn am nächsten Morgen in die Nursery. Er war in guter körperlicher Verfassung, allerdings sehr aufgeregt. Die Milch aus der Flasche nahm er aber sofort an und beruhigte sich daraufhin auch gleich. Die Nursery-Elefanten wurden zu ihm gebracht, und er wurde – wie alle anderen vor ihm – liebevoll willkommen geheißen, was ihm sichtlich wohltat.

chemichemi

Olare schien in diesem Monat die Führung der Gruppe mit den kleinsten Babies, also Tano, Mutara und Shukuru von Suguta übernommen zu haben. Shukuru ist zwar ihr auserkorener Liebling, aber als Chemi Chemi eintraf, war sie kurzfristig abgelenkt und gab damit Suguta die Möglichkeit, sich Shukuru zurückzuerobern. Chemi Chemi ist ein bemerkenswerter Elefant. Unmittelbar nach seiner Ankunft hatte er sich schon soweit beruhigt, dass er die Milch aus der Flasche annahm; er hatte keinerlei Verdauungsprobleme und sich sofort und ohne Probleme in die Gruppe der Waisen eingefügt. Selbst vor den Besuchern am täglichen Schlammbad schien er keine Angst zu haben – und dass, obwohl er noch vor zwei Tagen in der Wildnis lebte! Von Anfang an war er ein Sonnenschein – einer der unkompliziertesten Elefanten, die wir jemals in der Nursery aufgenommen haben und mittlerweile schon sehr beliebt bei seinen Nursery-Kameraden.

Tano, Mutara & Shukuru

Schon fünf Tage später, am Samstag, den 27. Februar, wurde vom Kenia Wildlife Servie (KWS) eine neue Rettungsaktion eingeleitet. Im Kora Nationalreservat waren aus der Luft zwei offenbar gewilderte Elefantenkühe gesichtet worden. Ihre Stoßzähne waren aus dem Kopf herausgetrennt und in der Nähe irrten zwei hungrige kleine Kälbchen umher. Leider konnten wir diese beiden unglücksseligen Elefantenbabys später vom Boden aus nicht mehr finden. Da sie zu lange ohne Muttermilch waren und jetzt keine Hilfe bekamen, standen ihre Überlebenschancen sehr schlecht. Es bricht einem das Herz, sich vorzustellen, dass sich Dramen wie dieses jeden Tag aufs Neue ereignen. Die Wilderei und der Elfenbeinpreis im Fernen Osten haben ihren Höhepunkt erreicht. Die Elefanten, die man noch rechtzeitig und meist in sehr abgelegenen Gebieten findet, sind deutlich in der Minderheit.

Nach dem tragischen Verlust von Naimina und Enasoit in Ithumba, wurden alle Nursery-Elefanten (mit Ausnahme der drei Kleinsten und der noch säugenden Waisen in Ithumba und Voi) mit zwei speziellen Medikamenten behandelt, die den besagten Magen-Darm-Parasit abtöten. Dieser wurde von Nutztieren eingeschleppt und in einem Labor in Japan nachgewiesen. Wahrscheinlich war er verantwortlich für den Tod vieler unserer Schützlinge während der Dürre im letzten Jahr und hatte unsere Tierärzte und pathologischen Labors vor große Rätsel gestellt. Da das Jahr 2009 für die Elefanten (und somit auch für uns) ein regelrechter Albtraum war, half uns das Wissen über die Ursache der mysteriösen Krankheit nun wenigstens, die restlichen Elefanten gegen ein qualvolles Ende der Infektion zu schützen!

Der Februar war für die Nursery-Elefanten ein glücklicher Monat. Alle strotzten vor Gesundheit und außerplanmäßige, heftige Regenfälle am Monatsende hielten die Vegetation frisch und saftig. Normalerweise sind die Monate Januar, Februar und März extrem heiß und trocken, so dass wir uns über eine Extra-Portion Regen natürlich ganz besonders freuen. Wie immer war es sehr interessant, die Gruppendynamik in der Nursery zu beobachten: Olare, die an Sugutas Stelle trat, wollte fortan den drei jüngsten Kälbchen Tano, Mutara und Shukuru die Mutter wollte. Als Kleinster ist Shukuru der Liebling aller älteren Kühe, und erst die Ankunft von Chemi Chemi hat Olare ein bisschen abgelenkt, so dass sich auch die anderen einmal an den Kleinsten versuchen konnten. Ndii war vom Neuankömmling Chemi Chemi ebenfalls sehr angetan. Kalami und Turkwel haben offenbar noch eine Rechnung offen, denn die beiden jungen Kühe waren sich in den ganzen Monat über sehr feindselig gesonnen. Mawenzi machte nach einer Behandlung gegen den Befall mit Hakenwürmern große Fortschritte, und auch Kilagunis Zustand besserte sich. Bevor er gerettet wurde, hatte eine Hyäne seinen Anus so übel zugerichtet, dass er nur schwer Kot absetzen konnte. Molasse in der Milch machte seinen Stuhl weicher und so konnte sich auch die einschnürende Narbe zurückbilden, ohne dass noch einmal mit dem Skalpell eingegriffen werden musste.

Nchan in the lead

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:

Im Februar wurden wir vom plötzlichen Tod Naiminas und Enasoits völlig überrascht. Innerhalb nur eines Tages, am 5. und 6. Februar starben die beiden Elefanten, die erst am 4. November (zusammen mit Meibai) aus der Nursery nach Ithumba umgezogen waren. Naimina stammte aus der Grenzregion zwischen Amboseli und Tansania und kam mit einer Speerwunde bei uns an. Enasoit wurde auf der Enasoit Ranch im Bezirk Laikipia geboren. Als ausgemergelte, kleine, traumatisierte Dürre-Opfer, die ihre Mutter verloren hatten und auf der Suche nach Nahrung umherirrten, teilten sie sich Wasserstellen und Futterplätze mit Nutztieren der ortsansässigen Viehhirten. In der Nursery hatten sie sich schnell erholt und waren in ausgezeichneter Verfassung als sie im November letzten Jahres nach Ithumba gebracht wurden. Der Umzug war notwendig geworden, denn in der Nursery wurde es immer enger, weil fast täglich neue Babys eintrafen. Als jüngste Mitglieder der Ithumba-Herde wurden sie von allen älteren Waisen verwöhnt, sie wuchsen stetig und hatten sich schnell eingelebt. Die Regenfälle im Dezember verwandelten Ithumba wieder in ein Elefantenparadies, und die Neuankömmlinge hätten nicht glücklicher sein können.

Um Mitternacht des 4. Februars ging es Naimina noch gut, doch bereits um 6 Uhr morgens am nächsten Tag verweigerte sie die Futteraufnahme – ein Warnsignal. Danach begann sie plötzlich, sich auf dem Boden zu winden, weil sie offenbar an schlimmen Bauchkrämpfen litt. Keeper Benjamin kletterte hinter den Stallungen auf die Felsen, um ein stabiles Funksignal zu erhalten und alarmierte uns in Nairobi. Sofort wurde ein Flugzeug gechartert, und Nursery-Keeper Edwin Lusichi nach Ithumba geflogen. Er war mit Antibiotika, Entwurmungsmitteln und Buscopan (ein krampflösendes Medikament) bewaffnet und kam noch rechtzeitig, um die Medizin zu verabreichen. Ihr Zustand schien sich leicht zu verbessern, doch die Hilfe kam offenbar zu spät. Naimina starb um 11 Uhr am gleichen Vormittag, noch bevor das Flugzeug wieder in Nairobi gelandet war. Wir waren wie gelähmt, weil sich alles so schnell und unerwartet ereignet hatte, sie als augenscheinlich topfitter 2-jähriger Elefant plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Normalerweise sind die Elefantenkälber in diesem Alter aus dem Gröbsten heraus.

Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, dass uns ein zweiter Dolchstoß erwartete, denn noch in derselben Nacht, setzten bei Enasoit die gleichen Symptome ein. Wie nur wenige Stunden zuvor, benachrichtige Keeper Benjamin um 3 Uhr morgens noch einmal seinen Kollegen in der Nursery. Ab diesem Zeitpunkt machte keiner mehr ein Auge zu. Um sechs Uhr morgens am 6. Februar erlosch Enasoits Lebenslicht und nur eine Stunde vorher waren die Ex-Waisen aus dem Busch zum Stallgelände gekommen. Offenbar wussten sie, welche Tragödie sich um ihre neuen Schützlinge ereignete. Der mysteriöse und unerklärbare „6. Sinn der Elefanten“, den wir so oft beobachten und den keine menschliche Logik erklären kann, hat uns wieder einmal in Staunen versetzt! Beide Gruppen, sonst angeführt von Yatta und Wendi, waren mit den Keepern vor Enasoits Stall versammelt, als er seinen letzten Atemzug tat. Die Jüngsten wurden zur Ablenkung in der Zwischenzeit zum Fressplatz geführt, aber all die Ex-Waisen blieben noch lange nach Enasoits Tod auf dem Stallgelände. Dort trafen sie später auch die Kleinen und blieben den ganzen Tag bei ihnen, um sie zu trösten – ganz besonders die kleine Meibai, die einzige Verbliebene aus der Gruppe der der letzten Neuzugänge aus Nairobi.

Dieser zweite, so unerklärbare Tod eines augenscheinlich völlig gesunden 2-jährigen Elefanten machte uns Angst, da wir nicht wussten, womit wir es zu tun hatten. Vielleicht war es ein obskures Virus, das unsere ganze Waisenherde bedrohte? Ithumba bietet ein für Elefanten wunderbares Habitat mit allen Nähr- und Mineralstoffen, die für ihre Entwicklung wichtig sind. Auch Wasser ist immer verfügbar. Zuerst nahmen wir an, dass Naimina aus Versehen eine Giftpflanze gefressen hatte oder von einer Giftschlange gebissen wurde, die nachts unbemerkt in den Stall gekrochen war. Am nächsten Tag, nach dem ebenso plötzlichen Tod von Enasoit, der die gleichen Symptome zeigte, war uns das erste Mal unheimlich! Wohlmöglich handelte es sich um den gefürchteten Hakenwurm, der im vergangen Dürrejahr so viele Elefantenleben forderte? Wir wollten keinesfalls abwarten, bis auch Meibai, die ebenfalls in der Dürreperiode in Laikipia verwaist und zusammen mit Naimina und Enasoit nach Ithumba gekommen war, erkrankte. Sie wurde umgehend mit einem antiparasitisch wirkenden Präparat behandelt, das uns von den südafrikanischen Tierärzten der Oderstepoort Fakultät empfohlen worden war. Auch die anderen Waisen wurden sofort vorsorglich mit behandelt, falls Enasoit oder Naimina bereits Wurmeier ausgeschieden hatten. Diese blutsaugenden Nematoden (umgangssprachlich Fadenwürmer) waren nun also auch verantwortlich für den Tod dieser beiden Dürreopfer, die vor ihrer Rettung mit Nutztieren in Kontakt gekommen waren.

Dr. David Ndeereh, der Tierarzt unserer Mobilen Einheit, war gerade auf dem Weg um Naiminas Körper zu obduzieren, als ihn die Nachricht über Enasoits Tod erreichte. Robert Carr-Hartley setzte sich sofort ins Flugzeug und brachte eine Kühlbox mit, um sofort Probenmaterial für die Labordiagnostik zu sichern. Die folgende Obduktion wurde an Enasoits Körper durchgeführt, der später gestorben war, und es bot sich wieder einmal das Bild eines völlig gesunden Elefantenkörpers ohne auffällige Organveränderungen.

Robert Carr-Hartley brachte die Organproben zusammen mit Proben von Milch, Wasser, Weizen- und Kokosnuss-Supplementen, den Flaschen, den Saugern etc. zur toxischen Analyse in die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität in Nairobi, um einen Tod durch Vergiftung sicher auszuschließen. Zum Glück ist seither kein Elefantenwaise (inklusive Meibai) mehr erkrankt. Organproben aus Enasoits Körper wurden in Formalin eingelegt und nach Japan zur Untersuchung geschickt, denn nur dort war es möglich gewesen, den Erreger des „Kräfteverfalls“ zu identifizieren, der bei so vielen unserer Dürreopfer isoliert worden war. Wir vermuten, dass auch das Symptom „Fußverdrehen“ in Zusammenhang mit diesen beiden Parasiten steht, die in Japan gefunden worden.

Es ist in der Tat sehr mysteriös, dass Yatta, Wendi und alle inzwischen “wilden“ Ithumba-Waisen geschlossen erschienen, als Enasoit im Sterben lag. Sie versammelten sich in großer Sorge und mit viel Liebe um ihn, als er von uns ging. Dank ihrer Wahrnehmungsfähigkeit waren sie sich über die Ausmaße dieses Ereignisses offenbar bewusst, wollten sich gemeinsam verabschieden und in dieser Stunde der Trauer unbedingt zusammen sein, auch mit den menschlichen Keepern und den anderen Waisen, die noch in den Ställen untergebracht waren. Naimina und Enasoit waren sehr beliebt gewesen, sowohl in ihrer Elefanten- als auch in ihrer Menschenfamilie. In den Tagen darauf haben sich die Ex-Waisen und die älteren Kühe der Gruppe sehr bemüht, die Kleinsten zu trösten, ganz besonders aber Meibai. Sie ist jetzt also das Küken in der Herde und wird mit Elefantenliebe förmlich überschüttet. Es gab in diesem Monat nur wenige Tage, an denen sich die Ex-Waisen unter Yatta und Wendi nicht bei den Kleinen haben blicken lassen. Sie verbrachten die Tage entweder geschlossen als eine Herde oder teilten sich auf. Die Älteren warteten dann morgens auf dem Stallgelände, im Busch oder später am Schlammbad und brachten die Kleinen am Abend zurück nach Hause. Auch wilde Bullen schlossen sich dem Zug manchmal an. Einmal tauchte Nasalot völlig unerwartet auf und übernahm die Eskorte nach Hause. Sie bemühte sich besonders um Meibai, als diese in ihr Nachtlager gebracht werden musste, und hielt sich nach Einbruch der Dunkelheit noch lange auf dem Gelände auf, bevor sie wieder in den Busch zog.

Ein freudiges Ereignis waren in diesem Monat die „Flitterwochen“ von Mulika, die am 8. Februar begannen und für etwa 3 Tage andauerten. In dieser Zeit wurde sie von einem großen, attraktiven und sehr aufmerksamen wilden Bullen begleitet. Die beiden zogen allein umher und schlossen sich später den Ex-Waisen unter Yatta und/oder Wendi an, mit denen sie auch einmal die Babys am Schlammbad besuchten.

Kora und Lualeni, die eigentlich noch die Betreuung der Keeper brauchen, schlossen sich einmal Wendis Gruppe an. Als die Babys nach dem mittäglichen Schlammbad zum Fressen ins Kanziku-Gebiet zurückkehrten, waren auch Kora und Lualeni wieder da. Meibai war sorgsam „eingequetscht“ zwischen Naserian und Sidai. Nur wenige Tage später, fingen Kora und Lualeni plötzlich mit Kollern an und machten sich aus dem Staub – ohne Zweifel folgten sie Wendis Ruf und verbrachten eine Nacht mit ihr im Busch. Am nächsten Tag warteten sie am Schlammbad auf die Jüngsten, und schon am Monatsende blieben sie fünf aufeinanderfolgende Tage und Nächte mit den Großen im Busch. Auch sie werden jetzt offensichtlich langsam Mitglieder der nunmehr „wilden“ Gruppe der Ex-Waisen.

Am 21. Februar war es Kinna, die die Jüngsten zum Fressen abholte. Sie verbrachte den ganzen Tag in der Nähe von Meibai, als ob sie ihm „die Wildnis erklärte“ (so die Keeper)! Das Wetter war in Ithumba diesen Monat sehr wechselhaft; an einigen Tagen war es so heiß, dass die Waisen nur im Schatten der Bäume fressen konnten (Meibai musste sogar Wasser aus seinem Magen absaugen und sich zur Abkühlung einsprühen). An anderen Tagen wiederum war es sogar zu kalt, um sich im Schlamm zu suhlen, so dass sie sich lieber außerhalb im Dreck wälzten.

Ol Malo wollte am 14. Februar überhaupt nicht mehr in den Stall zurück und verließ das Gelände später zusammen mit den Großen. Seither wurde sie nicht mehr gesehen. Weil sie ein sehr gebrechlicher Elefant ist, haben sich Keeper Benjamin und der Parkwächter per Luft auf die Suche nach ihr gemacht. Ol Malo haben sie nicht gefunden, dafür aber viele wilde Elefantenkuhherden mit zahlreichen Kälbchen und Halbwüchsigen in Ol Malos Alter. Ol Malo hat sich inmitten der wilden Elefanten schon immer wohl und aufgehoben gefühlt und kam gut alleine oder in Begleitung wilder Bullen zurecht. Wir hoffen, dass sie sich einfach einer wilden Herde angeschlossen hat und sich dort als „Kindermädchen“ um die Babys kümmert. Im besten Fall trifft sie „Mgeni“; Yattas wilden Rekruten, der seit der Ankunft ihres großen Freundes nicht mehr gesehen wurde. Wir hoffen, dass sie einfach nur auf einer kleinen Spritztour unterwegs ist, jetzt da auch ihr Bruch an der Flanke verheilt war und es ihr besser ging.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Februar 2010

Ein besonders aufregendes und herzerwärmendes Ereignis im Februar war das Wiedersehen mit Burra, der am 13. Februar gemeinsam mit Emilys und Edies Gruppe auftauchte. Seit dem 22. Dezember 2007, als Mweiga plötzlich tot umfiel, war er nicht mehr im Stallgelände gewesen. Vor einem Jahr wurde er mit Natumis inzwischen wilder Splittergruppe gesehen, die viel Zeit außerhalb des Parks auf angrenzenden Ranches verbracht hatten. Nach so langer Zeit war es ganz normal, dass er seinen alten Freunden wie Seraa und Thoma gegenüber ein wenig zurückhaltend war. Offenbar war er in der Zwischenzeit erwachsen geworden, und schließlich wird er im Mai bereits 10 Jahre alt! Er war mit 8 Monaten in die Nursery gekommen, schwer verletzt durch Schlingfallen, die eines seiner Ohren nahezu zwei geteilt und ihn fast erwürgt hätten. Die inzwischen verheilten Wunden wurden zu seinen Markenzeichen und er wird für uns immer leicht erkennbar sein. Durch sein Auftauchen in der Gruppe der Ex-Waisen waren alle sehr aufgeregt, und Sweet Sally nutzte den Trubel aus,um Emilys Baby Eve von ihrer Mutter weg zu schubsen und sie zum Trinken an die Ställe zu locken. Wahrscheinlich hoffte sie, dass Burra neugierig über den Familienzuwachs sein würde.

nov2

Emily war in diesem Monat schon am 1. und am 6. zu Besuch gewesen. Beide Male hatte sie Edies Gruppe im Schlepptau. Währen sich Nyiro und Morani damals in Ringkämpfe verstrickten, begrüßte Icholta den Nachwuchs in den Ställen. Der war bereits in seinen Nachtlagern untergebracht. Sie mochte die Kleinen schon immer besonders, stellte sich an den Eingang der Ställe und kollerte ihnen ein friedliches Gute Nach zu. Taveta und Lempaute erwiderten ihren Gruß.

Sehr augenfällig in den Aufzeichnungen vom Monat Februar war erneut die Liebe, die Wasessa dem Jüngsten der Voi-Gruppe, Tassia, entgegenbringt. Eine Zuneigung, die auf Gegenseitigkeit beruht und die beiden sind unzertrennlich. Wasessa passt jede Sekunde des Tages auf Tassia auf, beschützt ihn vor überschwänglichen Schwimmern im großen Roten Wasserloch, wo sich die Waisen mittags oft versammeln, um ihre Milchmahlzeit einzunehmen. Die natürliche Senke fasst enorm viel Wasser und so können sich die Elefanten an heißen Tagen ganz untertauchen. An kälteren Tagen bekommen sie ihre Milch im Stall, saufen danach noch ein wenig Wasser und ziehen wieder zurück zum Grasen um Mazinga Hill, der für alle Voi-Waisen schon seit jeher der Lieblingsfressplatz war. Eine inoffizielle Regel bestimmt, dass immer eines der Mitglieder aus Gruppe mit den Neuzugängen die gleichaltrigen Waisen zum Grasen am Morgen hinaus führt. Dem geht meistens eine wilde Tollerei auf dem Stallgelände voraus. Mittags bekommen sie ihre Milch, später suhlen sie sich im Schlamm und abends geht es zurück zu den Ställen.

Für den jeweiligen Anführer ist die Aufgabe ein großes Privileg und wird sehr ernst genommen. Shimba und Mzima sind immer noch sehr eng befreundet, während Wasessa, Siria und Taveta gegenüber wilden Elefanten am aufgeschlossensten sind. Aber schließlich verloren die drei Letztgenannten ihre wilden Familien erst in einem Alter, an das sie sich noch erinnern konnten. Am 8. Februar, als die Waisen gerade am Roten Wasserloch eintrafen, um ihre Milch einzunehmen, badete gerade eine große wilde Herde im Wasser. Siria und Wasessa stimmten sofort in das Spiel ihrer wilden Altersgenossen ein, während Lesanju und Shira einem kleinen wilden Kälbchen auf der Spur waren.

Lempaute, die immer noch ein unsicher im Kontakt mit wilden Fremden ist, hielt sich im Hintergrund, im Schatten eines Baumes, und vermied jegliche Interaktion. Ein anderes Mal, am 11. Februar, als die Waisen wieder zum Wasserloch kamen, badete sich gerade ein riesiger wilder Bulle. Die kontaktfreudigen Mitglieder der Gruppe machten sich sofort auf, ihn zu beschnüffeln und zu begrüßen, noch bevor sie ihre Milch tranken. Als sie schließlich mit ihrer Milch fertig waren, war der wilde Fremde schon wieder verschwunden. Nach einer kleinen Abkühlung, suchten sie noch eine Weile nach ihm und kehrten dann zum Fressen in den Busch zurück, bevor sie bei Einbruch der Dämmerung wieder auf den Weg nach Hause in die Ställe machten.

Ungewöhnlich für diese Jahreszeit, gab es in diesem Monat auch in Voi ein paar außerplanmäßige Niederschläge – welch freudige Überraschung! Der Regen hielt die Vegetation noch ein bisschen länger grün und nahrhaft. Natumi, Illingwezi, Aitong, Mukwaju und Tsavo sind die einzigen Ex-Waisen, die in diesem Jahr noch nicht gesehen wurden. Wahrscheinlich sind sie noch auf Wanderung im Gelände der Rukinga Ranch. Wir haben uns jedoch wahnsinnig gefreut, Burra wieder zu sehen, der sich einst so selbstlos um die kränkelnde Mweiga kümmerte, bis sie plötzlich wegen ihrer Herzerkrankung verstarb.