Und die Elefanten zahlen den Preis

Kommentar des David Sheldrick Wildlife Trust ( Oktober 2008 )

Als das CITES Sekretariat[1]am Jahresanfang China den legalen Kauf der Afrikanischen Elfenbeinvorräte genehmigte, sagte Dr. Dame Daphne Scheldrick bereits voraus, dass die Elefanten den Preis dafür zahlen würden. Wie schnell sich die Auswirkungen zeigen würden, hat uns allerdings alle überrascht. Kenia verzeichnet einen deutlichen Anstieg in der Elefantenwilderei, und wir vom David Sheldrick Wildlife Trust können dies anhand der vielen Weisen, die dieses Jahr bereits gerettet wurden, nur bestätigen. 14 Neuzugänge gab es in der Nursery, und viele davon sind Opfer der Wilderei.

Chinesische Arbeiter in Kenia als mögliche Ursache für den steigenden Elfenbeinhandel

Mike Pflanz, The Telegraph, 3. Oktober 2008

Es wird befürchtet, dass chinesische Arbeiter, die im nördlichen Kenia Straßen erneuern, der Grund für die stark ansteigende Elefantenwilderei sind, die in diesem Jahr bereits zur Abschlachtung von mehreren Dutzend Tieren führte.

In den ersten acht Monaten des Jahres 2008 wurden in ganz Kenia 57 Elefantenkadaver gefunden, denen die Stoßzähne heraus gebrochen wurden. Das sind 15 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2007 und der dritte jährliche Anstieg in Folge.

Mehr als die Hälfte der Elefanten wurde in Gebieten getötet, wo chinesische Bauarbeiter unlängst an der Asphaltierung von hunderten Kilometern der unbefestigten Schotterpisten arbeiten.

Der Kenia Wildlife Service (KWS) glaubt, dass es zwischen der Ankunft der Arbeiter und dem Anstieg der Wilderei eventuell einen Zusammenhang geben könnte.

“Mehr als 50 Prozent der toten Elefanten haben wir in den besagten nördlichen Regionen gefunden, wo auch die Chinesen an den Straßen arbeiten“, so Moses Litoroh, der Koordinator des KWS-Elefantenprogrammes.

„Wir können wohl annehmen, dass sie ihre Hände im Spiel haben. Vielleicht nicht alle von ihnen, aber dieser Zufall bereitet uns große Sorgen.“

Gleichzeitig bestätigen offizielle Angaben des Wildlife Service, dass der Anteil der verhafteten Elfenbeinschmuggler am Internationalen Flughafen Jomo Kenyatta in Nairobi hauptsächlich chinesischer Staatsangehörigkeit sind. Einige trugen bis zu 110 kg Rohelfenbein oder Elfenbeinschnitzereien bei sich.

Die Wilderei ist in Kenia, besonders in den entlegenen Regionen des Nordens, seit Langem ein Problem.

Die Wanderrouten der Elefanten führen durch dieses Gebiet und verbinden Wasserlöcher und frisches Grünfutter miteinander. Sie werden seit jeher von Wilderern belagert, die oft von somalischen Waffenschmugglern mit Gewehren ausgerüstet werden. Nach jahrelangen Streifgängen, dem Handelsverbot für Elfenbein und verbesserten politischen Rahmenbedingungen, hatten die Naturschützer gehofft, die Schlachterei weitgehend im Griff zu haben.

Doch die chinesischen Neuankömmlinge könnten den lokalen Markt für gewildertes Elfenbein möglicherweise neu beleben. In der Nähe von Archer’s Post, einer desolaten Wellblechdachsiedlung etwa 300 km nördlich von Nairobi, stieg eine Staubwolke aus einer oberflächlich gelegenen Miene auf, wo ein chinesischer Ingenieur mit breitkrempigem Strohhut gerade Sprengstoff detoniert hatte.

Über den versengten Boden des Tales erhallte ein entferntes Klirren von schweren Maschinen aus dem chinesischen Arbeitslager, wo Steine zerkleinert werden, die die Explosion herausgesprengt hatte. Damit wird die neue Straße zur äthiopischen Grenze gebaut.

Etwa 50 km weiter östlich, jenseits des Shaba Nationalreservates, liegen die verwesenden Körper von 18 Elefanten, die im Juni von Wilderern ermordet wurden.

“Es ist das schlimmste Jahr in der Elefantenwilderei, das ich je miterlebt habe“, sagte einer der dienstältesten Wildhüter, der seit 21 Jahren in und um Archer’s Post arbeitet. Seinen Namen wollte er aus Angst vor Vergeltung der Wilderer nicht nennen.

„Es gibt immer noch so viel Korruption. Jeder, die Chinesen, die Somalis und selbst die Kenianer können leicht Leute finden, die ihnen Stoßzähne verkaufen.“

Einige der Stoßzähne werden an Schmuggler weiter geleitet, die sie aus Nairobi ausfliegen. Doch der Großteil wird auf Lastwagen nach Äthiopien versteckt. Dort sind die Kontrollen lockerer und es gibt regelmäßig Passagier- und Frachtflugzeuge, die nach Fernost fliegen.

Die kenianischen Behörden machen hauptsächlich das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) für diese Welle der Wilderei verantwortlich. Diese hatte Botswana, Südafrika und Namibia im Juli den Verkauf von 108 Tonnen Elfenbein nach China und Japan genehmigt.

Das hat einen Markt wieder belebt, nach einem 19-jährigen Komplettverbot auf den Verkauf von Elfenbein, der nur 1999 gebrochen wurde für den einmaligen Verkauf von 50 Tonnen nach Japan.

„Die Wilderer im Busch haben die Entscheidung [der CITES] falsch verstanden“, sagt Robert Muasya, der stellvertretende Sicherheitsbeauftragte der KWS, der die Verhaftungsteams am Flughafen leitet. Mindestens acht Chinesen wurden in den vergangenen 12 Monaten verhaftet und wegen Elfenbeinschmuggel angeklagt.

„Sie glauben, dass es jetzt einen offiziellen Markt gibt und errichten immer mehr Fallen. China selbst verfügt nicht über die geeigneten Strukturen um legal gekauftes Elfenbein von illegalem zu unterscheiden, so dass es einen Abnehmermarkt gibt, den die Wilderer zu ihrem Vorteil nutzen.“


[1] CITES: Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (dt. Washingtoner Artenschutzübereinkommen)