Die Rettung von Larro

Am 2. Januar 2019 wurde der Sheldrick Wildlife Trust (SWT) in Nairobi um Hilfe bei der Rettung eines verwaisten Baby-Elefanten gebeten, das ganz allein in der Ripoi-Gegend in der Maasai Mara gesichtet worden war. Das kleine Kalb befand sich in der Nähe einer Siedlung, und die Bewohner hatten die Angelegenheit dem Kenya Wildlife Service (KWS) gemeldet. Dessen Ranger hatten sich zum Ort des Geschehens begeben, sich davon überzeugt, dass es sich tatsächlich um ein verwaistes Baby handelte, und daraufhin den SWT kontaktiert. Das Alter des kleinen Elefantenmädchens wurde auf unter 1 Jahr geschätzt, sodass es mit Sicherheit noch milchabhängig war. Die lokalen Bewohner hatten sie schon zwei Tage lang beobachtet, aber keine anderen Elefantenherden in der Nähe gesehen. Die Mitarbeiter in Nairobi bereiteten alles für die Rettung vor: Decken, Seil, Matratze und den Erste-Hilfe-Koffer mit der unverzichtbaren Rehydrierungsflüssigkeit, die ganz wichtig ist für solch ein kleines Kalb, das schon mehrere Tage ohne Muttermilch hatte auskommen müssen. Zwei Keeper machten sich damit auf den Weg zum Wilson-Flughafen, wo ein gechartertes Flugzeug bereits auf sie wartete. Kurz vor 15 Uhr starteten sie und kamen am Siana-Flugfeld in der Maasai Mara gegen 15:45 Uhr an.

 

 

Von dort war es eine 30-minütige Fahrt bis zu der Stelle, an der das Baby gesichtet worden war, und es blieb nicht viel Zeit bis zum Sonnenuntergang. Mit dem Fahrzeug des KWS wurden sie zu dem Kalb gebracht, das noch nicht eingefangen war, aber von den Wildhütern des KWS und aus Olarro weiter beobachtet wurde; es hielt sich dort in einem kleinen Dickicht auf. Die Keeper ließen sich noch einmal von allen berichten, was sich zugetragen hatte. Die Maasai erzählten, dass sie das Baby bereits seit ein paar Tagen beobachteten und sie immer dünner und ausgezehrter aussah, ohne dass andere Elefanten in der Gegend aufgetaucht wären. Schließlich schlichen sie sich an das Kalb heran, verhüllten seinen Kopf mit einer Decke, und es dauerte nicht lange, bis sie es sicher eingefangen hatten. Sie schätzten sein Alter auf etwa 10 Monate.

Larro wird ins Flugzeug geladenLarro mit den Olarro- und KWS-Wildhütern und lokalen Bewohnern
Das Kalb wird auf das Fahrzeug geladenLarros Retter
Danach wurde es auf den Landcruiser geladen und zum Flugfeld gebracht, wo viele helfende Hände zur Stelle waren, um es in das Flugzeug zu hieven. Sie bekam eine Infusion für den kurzen Flug zurück nach Nairobi, wo das Flugzeug gegen 19 Uhr wieder landete, gerade als die Sonne unterging. Vom Wilson-Flughafen wurde sie zum Waisenhaus gefahren, wo sie schließlich in einen extra für sie vorbereiteten Stall gebracht wurde. Ihre Stallnachbarin Enkesha wunderte sich sehr, was da zu so später Stunde nebenan passierte, aber sie war sehr freundlich und liebevoll zu dem kleinen Neuankömmling, was sehr dazu beitrug, dass sich das Baby wieder beruhigen konnte.

Larro ist im Flugzeug verstautLarro auf dem Flug nach Nairobi
Larro im Gehege im WaisenhausLarro ist in ihrem Gehege angekommen
Larro macht sich mit einem Keeper bekannt
Nachdem es sich kurz an seine neue Umgebung gewöhnen konnte, brachten die Keeper ihr etwas frische warme Milch, aber sie schaffte nur eine halbe Flasche davon – an die neue Milch müssen sich die gerade geretteten Waisen immer erst einmal gewöhnen. Ihre nächste Flasche, die sie um 21 Uhr bekam, trank sie aber schon ohne Probleme. Außerdem wurde ihr noch eine Injektion mit Vitamin B und weiteren vorbeugenden Stoffen verabreicht, die Neulinge immer erst einmal bekommen. Nach wenigen Stunden war sie ruhig genug, dass sie schließlich nach allem, was sie durchgemacht hatte, einschlief. In der Nacht mussten die Keeper ihr ab und zu auf die Beine helfen, damit sie weiter nahrhafte Milch trinken konnte, weil sie nicht kräftig genug war, alleine aufzustehen.

Larro trinkt MilchLarro draußen im Wald
Larro im BuschLarro bei den anderen Waisen
Das kleine Mädchen wurde Larro genannt, nach der Gegend, in der sie gefunden wurde. Ihre ersten Tage im Waisenhaus hatte sie sehr zu kämpfen, denn sie war sehr schwächlich und blieb erst einmal fünf Tage an den Stalllungen. In dieser Zeit gewöhnte sie sich an die Keeper, ihre neue Umgebung und die neuartige Milch und erholte sich langsam wieder. Als sie kräftig genug schien, sich den anderen anzuschließen, durfte sie dann mit ihnen hinaus gehen. Sie war sehr brav und die anderen Waisen behandelten sie sehr freundlich und fürsorglich, sodass sie bald alles Neue kennengelernt hatte. In ihren ersten paar Wochen im Waisenhaus blieb sie noch etwas wackelig auf den Beinen, und immer wenn die anderen zum Grasen weiter in den Wald hinaus gingen, blieb sie bei Luggard zurück, mit dem sie sich sehr schnell anfreundete. Am zweiten Tag draußen bei den anderen ging sie gleich begeistert ins Schlammbad, was aber noch etwas zuviel für sie war – sie war schnell erschöpft und blieb im Matsch stecken, sodass die Keeper Stiefel und Strümpfe ausziehen und die Hosen hochkrempeln mussten, um sie aus dem Schlammloch zu befreien! An den Keepern hängt sie schon sehr, und sie verbringt ihre Zeit draußen im Busch am liebsten nahe bei ihnen.

Larro wird gefüttert
Warum Larro verwaiste, konnte nicht vollständig geklärt werden, aber es deutet alles darauf hin, dass sie ein Opfer des Mensch-Wildtier-Konflikts geworden ist. In der Gegend, aus der sie kam, gab es in den vergangenen Monaten etliche solcher Fälle, und zwischen August und Dezember 2018 musste das mobile Tierarztteam von SWT und KWS in der Mara dort insgesamt 28 Mal Elefanten mit Speer- oder Pfeilwunden behandeln. Meistens ging es gut aus, aber bei einer Gelegenheit war eine von einem Pfeil getroffene Kuh einen steilen Abhang hinunter gefallen und hatte sich dabei an der Wirbelsäule verletzt, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte und vom Tierarzt eingeschläfert werden musste. Es war eine milchgebende Kuh, aber es war damals kein Kalb zu finden gewesen. Dies ereignete sich am 22. November 2018, und es kann gut sein, dass Larro ihr Kalb gewesen war; dem Zustand der Kuh nach zu urteilen, hatte sie jedenfalls schon etliche Wochen lang gesäugt. Möglicherweise war Larro noch eine Weile bei der Herde geblieben, bis sie schließlich zu schwach wurde, um mithalten zu können.

 

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(übersetzt aus dem englischen Original)