Die Waisen im Dezember

Choka

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Dezember 2022

Diesen Monat haben wir ein bisschen über unser Kaluku-Trio sinniert und wie weit die drei schon gekommen sind. Kinyei, Kindani und Bondeni sind nach wie vor allerbeste Freunde – dahingehend hat sich also nichts geändert –, aber sie haben sich zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickelt. „Die Waisen im Dezember“ weiterlesen

Die Waisen im November

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: November 2022

In Nairobi begann der Monat mit Regen. Die Waisen-Herde fraß gerade entspannt im Busch, als er einsetzte. Die „Deckenbrigade“ – Mzinga, Nyambeni, Shujaa und Muridjo – rannte mit hoch aufgestellten Schwänzen ins Stallgelände zurück. Die älteren Bullen und Kühe blieben zufrieden im Busch, fraßen weiter und umfassten sich gelegentlich mit ihren Rüsseln.

Auch nachmittags gab es noch einmal Regen. Es war zwar zu kalt zum Baden, aber im Matsch konnte man trotzdem spielen! Suguroi, Naleku, Sagateisa, Bondeni, Esoit, Roho, Oldepe, Olorien, Kinyei, Kerrio, Choka und Neshashi hatten einen Riesenspaß beim Wälzen im Schlamm, während die „Deckenbrigade“ vom Rand aus zusah. Mit Bondeni und Esoit ging die Freude irgendwann durch, und sie versuchten die sichtlich genervten Kinyei und Olorien zu besteigen.

Weka und Muwingu kamen im Abstand von nur einem Tag bei uns an und sind dicke Freunde geworden. In den ersten Tagen mit der Waisen-Herde schlich Weka sich immer zurück zum Stallgelände. Das nervte Muwingu, der laut trompetete, wenn er bemerkte, dass sie verschwunden war. Weka bleibt inzwischen bei der Herde, aber Muwingu rechnet immer noch mit dem Schlimmsten, wenn ihre Freundin außer Sichtweite ist. Eines Nachmittags begann Muwingu auf einmal laut zu trompeten und sprintete zurück ins Stallgelände, direkt zu Wekas Stall. Als sie Weka nicht fand, ging sie zur Herde zurück und war sehr unruhig. Weka, die die ganze Zeit bei der Herde gewesen war, rannte ihr entgegen, und die beiden kleinen Kühe begrüßten sich mit jeder Menge Kollern und Umrüsselungen – das Drama war vorbei! Kitich ist der Dritte im Bunde mit Weka und Muwingu. Er wirkt oft wie ein zerstreuter Professor und wandert von der Herde weg. Anders als Weka hat er kein bestimmtes Ziel, er verliert nur einfach jegliches Zeitgefühl! Aber zum Glück lassen Weka und Muwingu ihn nicht aus den Augen.

Bondeni und Esoit sind unsere verspielten Jungbullen. Eines nassen Morgens hatten sie eine Gruppe Impalas entdeckt, die sich im Regen unterstellten. Mit flattertenden Ohren und wildem Trompeten verscheuchten sie die armen Antilopen – Bondeni vorweg und Esoit hinterher. Es war fast vorherzusehen – Bondeni rutschte im Schlamm aus, aber rappelte sich schnell wieder auf und rannte trompetend weiter. Die flinken Impalas schossen in die entgegengesetzte Richtung – und schwups, Bondeni fiel wieder hin. Dieses Mal half Esoit ihm auf. Ihre Verfolgungsjagd war hoffnungslos, aber die zwei Bullen gaben nicht auf!

Tingai und Lodo dagegen lassen es lieber entspannt angehen. Sie sind oft zusammen und halten ein bisschen Abstand vom Rest der Herde. Sie werden langsam selbstbewusster und entwickeln ihren eigenen Kopf, statt sich nur an den dominanten größeren Bullen zu orientieren. Obwohl Tingai ein kleiner Bulle und Sileita eine kleine Kuh ist,  haben sie viele Gemeinsamkeiten. Beide stammen aus Laikipia und hatten unter dem Konflikt zwischen Menschen und Wildtieren zu leiden. Sie sind entsprechend nervös und sehr schüchtern, grasen aber gern zusammen.  Wenn sie überrascht werden, trompeten sie.  Uns ist aufgefallen, dass sie beide, wenn sie sich erschrecken, ihre Rüssel aufrollen und in ihren Mund stecken – fast so wie Menschenbabys, die am Daumen nuckeln. Die Keeper lassen den beiden den Raum, den sie brauchen, um sich wohl und sicher zu fühlen.

Choka ist zwar klein, aber versucht, mutig zu sein! Eines Morgens störte ein Trupp Paviane die Nursery-Herde. Naleku, Muwingu, Sileita, Olorien, Taabu, Choka, Mukutan und Kerrio rannten ihnen sofort beherzt nach. Choka war so lange mutig, bis ein großer Pavian den Baum herunterkletterte und ihm ins Gesicht schrie. Der kleine Elefant rannte in Deckung und trompetete aufgebracht, bis ihn seine älteren Freunde beruhigten.

Sagateisas unbeugsamer Charakter hat ihr geholfen, die schlimmste Zeit ihres Lebens zu überstehen. Jetzt wendet sie das Gelernte im Alltag an. Derzeit durchläuft sie eine Phase, in der sie eher forsch als mitfühlend ist. Die Neuzugänge wissen, dass Sagateisa eine übellaunige junge Dame sein kann, und sie halten Sicherheitsabstand. Kerrio dagegen entwickelt sich zu einer wundervoll fürsorglichen kleinen Kuh. Sie hat mitbekommen, dass Nyambeni und Mzinga sie wie ein Baby betrachten. Aber statt sich dagegen zu wehren, übt sie sich einfach darin, eine gute „große Schwester“ zu werden. Ihr Verhalten zeigt, dass sie schon jetzt das Zeug zu einer tollen Leitkuh hat.

Mageno ist zwar ein Bulle, aber auch sehr fürsorglich. Er kümmert sich besonders um die Kleinsten, Nyambeni, Mzinga und Shujaa. Shujaa ist sehr temperamentvoll, versucht manchmal sogar, Mageno zu provozieren. Aber der benimmt sich wie ein lieber großer Bruder und lässt sich gar nicht erst in einen Kampf verwickeln, den er ohne Weiteres gewinnen würde. Wir haben auch beobachtet, wie er Streit zwischen Nyambeni und Muridjo schlichtete, die so etwas wie eine Geschwister-Rivalität entwickelt haben.

Rafiki hat Freunde in der Nursery-Herde, aber er scheint seine eigene Gesellschaft am meisten zu genießen. Er ist ein interessanter Typ – reserviert, ruhig und zufrieden. Aber auch er kann durchaus mal schreckhaft sein. Eines Nachmittags wurde  Rafiki von einer Giraffe im Busch überrascht und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Die Keeper suchten ihn über eine Stunde lang und fanden ihn, wie er still hinter einem großen Baum stand. Das Selbstbewusstsein unseres Neuzugangs Ahmed wächst mit jedem Tag, der vergeht. Diesen Monat probierte sie, ob sie die Keeper austricksen konnte. Eines Nachmittags schlich sie sich von der Herde weg, um mit den ersten gefüttert zu werden. Die Keeper konnten ihr nur applaudieren!

Kamili ist eine sehr zurückhaltende kleine Kuh. Wir lassen sie oft in der Gruppe von Sileita, Tingai, Lodo, Choka und ihrer besten Freundin Latika. Diese Waisen sind alle eher ruhig und fressen gerne gemeinsam. In der Suhle verbünden sich Kamili und Latika fast immer. Wer ihnen zu nahe kommt, wird weggeschubst (auch die Keeper!). Manchmal kommt die größte Persönlichkeit in einer winzigen Verpackung – Mzinga erinnert uns nur zu gut daran! Sie ist ausgebufft, hat ein großes Herz und ist sehr clever. Sie hört auf ihren Namen und kennt den Ton der Keeper, wenn sie etwas ausgefressen hat. Wenn sie keine Lust hat, Anweisungen zu folgen, flattert sie sehr expressiv mit ihren Ohren. Nach der Mittagsfütterung legt sie sich gerne neben einen der Keeper und legt ihren Rüssel auf sein Bein.

Mit dem Regen kam natürlich auch ein Wetterwechsel – ganz nach Maxwells Geschmack. Er genoss die frische Luft, und unser Spitzmaulnashorn wachte in guter Laune auf. Wie eh und je kommen die Warzenschweine morgens vorbei, um sich an seinem Frühstück zu bedienen. An einem Morgen hatten sie aber leider Pech, denn Max hatte so viel Energie, dass er wie ein Verrückter in seinem Gatter herumrannte und sie verscheuchte.

Die Regenzeit hatte endlich auch in Tsavo begonnen, so dass es Zeit wurde, das Aufsteigen auf den Umzugs-Lkw mit Neshashi, Oldepe und Roho zu üben, für die es an der Zeit war, umzuziehen. Der Umzug wurde wegen der Dürre in Tsavo immer wieder verschoben. In den letzten Monaten durften sie, so lange sie wollten, am Lkw herumstehen. Jetzt gab es aber eine zweite Gruppe, die üben musste, und sie waren überrascht, dass sie vom Lkw weggerufen wurden. Die zweite Gruppe besteht aus Sagateisa, Suguroi und Naleku, die wenig begeistert von der neuen Erfahrung waren. Am ersten Tag liefen Naleku und Sagateisa brav über die Rampe und tranken ihre Milch auf dem Anhänger, aber Suguroi traute sich nicht. Am nächsten Tag weigerten sich Naleku und Suguroi schlichtweg, auf die Rampe zu steigen. Aus diesem Grund nehmen wir uns für das Training viel Zeit.

Ziwadi ist noch nicht an der Reihe, nach Tsavo zu ziehen, aber das hielt sie nicht davon ab, das Laufen über die Rampe zu üben. Eines Morgens schlich sie sich von der Nursery-Herde weg und folgte den anderen zum Lkw. Die dickköpfige kleine Kuh schlängelte sich zwischen die sechs Waisen hindurch und drängte sich über die Rampe auf den Anhänger – ganz offenbar auf der Suche nach einer Milchflasche. Einer der Keeper verstand, dass ein Kompromiss her musste, und brachte ihr ihre Milchflasche zum Lkw.

Zwei unserer Neuankömmlinge, Iletilal und Elerai, sind seit ihrer Ankunft dicke Freunde geworden. Sie waren schon älter, als sie zu uns kamen, und erinnern sich sicherlich noch gut an ihr Leben in der Wildnis. Sie sind sehr vorsichtig, fressen immer zusammen und sind gern in der Nähe der „Deckenbrigade“. Wahrscheinlich wissen sie, dass sie dort nicht von den nervigen Jungbullen belästigt werden.

Am 28. November war es nun endlich so weit. Nach Monaten des Trainings ging es für Neshashi, Roho und Oldepe endlich auf den Lkw und dann in Richtung Ithumba-Auswilderungsstation. Die Keeper waren um 2 Uhr morgens wach und halfen den Dreien auf den Lkw. Kinyei und Kindani, zwei unserer aufmerksamsten Kühe, waren auch schon wach. Sie schienen nicht übermäßig besorgt, aber registrierten definitiv die Aufregung zu solch ungewöhnlicher Uhrzeit. Die Keeper waren traurig, sich von Neshashi, Roho und Oldepe zu verabschieden, aber stolz, dass sie diesen Lebensabschnitt geschafft hatten und nun langsam wieder in die Wildnis zurückkehren würden.

An diesem Tag wirkte die Nursery-Herde ziemlich still. Sie waren nicht gestresst, aber standen beim Fressen dicht beieinander, so als ob sie sich gegenseitig trösteten. Esoit, Suguroi, Naleku, Sagateisa, Kinyei, Kindani und Taabu waren besonders nachdenklich. Vielleicht verstanden sie besser, was passiert war. Aber schon am nächsten Tag war die Herde wieder ganz die alte, zu Streichen und Spielchen aufgelegt. So wie der November anfing, endete er auch – mit heftigen Regenfällen. Die Bäume sind nicht mehr grau und lassen die Zweige hängen, sondern stehen aufrecht und in frischem Grün. Der Boden ist nicht mehr gelb und staubig, sondern mit frischem Gras bedeckt – wir freuen uns und sind dankbar!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: November 2022

Wegen der Dürre ist die Waisen-Herde in Voi dieses Jahr um einiges angewachsen. Mbegu begrüßt die Neuankömmlinge stets persönlich, tröstet sie und zeigt ihnen alles. Sie weicht nicht von ihrer Seite und bringt sie überall hin. Mbegu wird oft von Tagwa, Sagala, Godoma, Tamiyoi und Juni, die selbst noch relativ neu ist, unterstützt.

Murit und Lasayen waren immer sehr gemächliche Bullen, aber das scheint sich langsam zu ändern. Diesen Monat waren sie besonders verspielt, was uns überraschte, denn schließlich war es überall sehr trocken, und das Hauptaugenmerk sollte eigentlich auf der Futtersuche liegen! Am meisten mögen sie den jeweils anderen als Spielgefährten. Die Einladungen von Ndotto, Ngilai und Emoli schlugen sie lieber aus. Wahrscheinlich wussten sie, dass die drei schon viel mehr Ringerfahrung hatten und sie leicht überwältigen konnten. Falls das ihre Eingebung war, lagen sie vollkommen richtig. Ngilai, Ndotto und Emoli sind unsere Ringer-Könige. Eines Nachmittags rangen Ndotto und Ngilai mitten in der Suhle um den besten Platz im Wasser. Ndotto gewann, und Ngilai zog kleinlaut ab. Später am Nachmittag forderte Ngilai von Ndotto eine Revanche und war besessen darauf, seinen Ruf wieder herzustellen.

Tamiyoi ist und bleibt die Botschafterin der Voi-Waisen und vermittelt bei den wilden Herden. Sie liebt es, wilde Artgenossen kennenzulernen, und zögert keine Sekunde, sich ihnen vorzustellen. Ganz besonders verzaubert ist sie von den Babys, und man kann sie oft dabei beobachten, wie sie die Herden nach winzigen Kälbchen absucht. Nach mehreren Monaten zurück “zu Hause“, beschloss Tahri, wieder in die Wildnis zurückzukehren. Wir machen uns keine Sorgen um sie, immerhin hat sie vor ihrem Zwischenstop bei uns schon ein Jahr mit den wilden Elenfantenherden verbracht und weiß genau, wo sie bei Bedarf Hilfe findet. Tahris beste Freundin Embu scheint nicht allzu betroffen von ihrer Abreise und hat mehr Zeit mit den anderen Kühen verbracht.

Der Morgen des 5. Novembers war sehr traurig für uns alle. Nach mehr als einer Woche tauchte Ex-Waise Mweya mit ihrer Herde im Stallgelände auf. Uns fiel auf, dass ihr neugeborenes Baby Mojo nicht bei ihr war. Die Keeper waren am Boden zerstört, denn Mweya hätte ihr winziges Kälbchen nicht irgendwo zurückgelassen, es sei denn, es war gestorben. Wir werden nie erfahren, was wirklich passiert ist, aber wir denken, dass Mojo der Dürre zum Opfer gefallen ist. Es ist für alle Elefanten eine extrem schwierige Zeit, aber besonders für die allerkleinsten. Aber das soll in diesem Monat noch nicht alles gewesen sein: Er war voller Tragödien. Die Dürre ist auf dem Höhepunkt, und der südliche Teil des Nationalparks Tsavo-Ost war besonders stark betroffen. Die Keeper wurden ständig zu Notfällen gerufen, sei es, um verwaiste Elefantenbabys zu bergen oder erwachsene Elefanten vor dem Hungertod zu retten. Obwohl wir unser Bestes gegeben haben, war es für die meisten leider zu spät. Aber in Zeiten wie diesen müssen wir uns mit all den kleinen Erfolgen trösten.  Die meisten der Elefanten, die in Voi aufwachsen, gedeihen prächtig. Einige der Neuzugänge, so wie Hildana, Kenderi, Akina, Dabida und Kilulu, haben eine Mini-Herde gebildet. Sie sind immer zusammen, sei es im Stallgelände oder beim Fressen im Busch.

Bei all den Neuzugängen verlor  Pika Pika ihre Position als Nesthäkchen der Voi-Herde. Aber sie braucht sich keine Sorgen zu machen – der Liebe ihrer „großen Schwester“ Arruba kann sie sich immer sicher sein. Mit zehn Jahren sind Rorogoi und Suswa inzwischen die ältesten Kühe der Voi-Herde. Es scheint, dass sie manchmal sehnsüchtig an ihre Tage als Babys zurückdenken! Während einer Nachmittagsfütterung verlangte Suswa inständig eine Milchflasche, und das obwohl sie schon jahrelang von der Milch abgesetzt war. Die Keeper konnten über ihre Ausdauer beim Betteln nur lachen.

Am 18. November erwartete uns nach dem Aufwachen eine riesige Überraschung: Es hatte über Nacht geregnet! Wir hoffen, dass das nur der Anfang war – um sich von der Dürre zu erholen, braucht Voi viele gute Gewitter. Wir waren überglücklich, wieder emsiges Vogelgezwitscher im Stallgelände zu hören. Das hörte auch in den darauffolgenden Tagen nicht auf – ein gutes Zeichen dafür, dass mehr Regen auf dem Weg war.

Unseren kleinen Elefanten Lemeki und Thamana, die vor gut einem Jahr aus Kaluku nach Voi gekommen sind, geht es wunderbar. Obwohl Mudanda Thamana als “ihr eigenes” Baby adoptiert hat, gehört Lemeki immer noch das Herz des kleinen Bullen. Thamana ist meistens die Mitte eines „Sandwiches“, mit Lemeki auf der einen und Mudanda auf der anderen Seite. Weil es ein wenig geregnet hat, sind die ortsansässigen Löwen weiter gezogen. Somit konnten die Büffelwaisen Ivia und Cheza wieder einmal mit der Elefanten-Herde in den Busch ziehen. Ngilai war sehr glücklich, seinen alten Ringkampfpartner Ivia wiederzuhaben. Der Monat endete mit einem überraschenden Showdown. Ndotto wollte beweisen, dass er der stärkste Bulle in der Voi-Herde ist. Und dann entschied Lasayen, ihn in die Schranken zu weisen. Er war ein hervorragender Gegner und schickte Ndotto ins Abseits. Wir waren schwer beeindruckt von Lasayens Können!

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: November 2022

In Ithumba begann der Monat mit einem Hoffnungsschimmer. Kein wilder Elefant oder Ex-Waise an der Tränke im Stallgelände! Das musste heißen, dass es anderswo in Tsavo gut Regen gegeben hatte. Später gab es auch in Ithumba einen kräftigen Schauer und uns Hoffnung, dass die furchtbare Dürre endlich vorbei war. Der Monat begann außerdem mit einem lustigen Mißgeschick. Der arme Sapalan lief nichtsahnend zu nah am Ufer des Wasserlochs und bekam den Schreck seines Lebens, als er plötzlich abrutschte und ins Wasser plumpste! Esampu, Sattao, Musiara und Dololo versammelten sich sofort um ihn herum. Wir konnten nicht viel machen, aber haben uns vorgestellt, dass sie ihn auslachten. Sapalan sah ziemlich betreten aus, als er sich wieder aufrappelte.

Milo, der Neugeborene von Ex-Waise Melia, ist ein richtiger kleiner Frechdachs. Eines Morgens stellte er dem 14-jährigen Kibo nach. Der große Bulle wusste nicht, was er mit dem Baby machen sollte, das ihm da so unvermittelt hinterherlief, also rannte er davon! Aber Milo rannte ihm nach, es war wirklich herzig. Naboishu ist auch  so ein frecher Elefant. Eines Nachmittags rollte sich der achtjährige Tusuja auf dem Boden herum und versuchte, die jüngeren Waisen zum Spielen aufzufordern. Die trauten sich aber nicht – bis auf Naboishu, der vor nichts Angst hat. Er schlenderte zu dem Bullen hinüber, der doppelt so alt wie er selbst war, und hatte großen Spaß dabei, auf ihm herumzuklettern.

Naboishus Freundin  Larro ist nach wie vor die Königin jeder Milchfütterung. Sie versucht ständig, die Keeper auszutricksen, auf ihrer Mission, sich eine Extraportion zu stiebitzen. An einem Nachmittag, sie hatte gerade ihre Milchflasche ausgesoffen, drehte sie sich um, so, als ob sie weggehen wollte, dann drehte sie sich blitzschnell wieder um, schnappte sich eine Flasche und rannte davon – noch im Wegrennen schlang sie die Milch hinunter, so schnell sie nur konnte. Die Keeper rannten ihr nach, aber sie ließ die Flasche erst fallen, als sie leer war, und rannte weiter! Zum Glück haben die Keeper jetzt immer Ersatz, damit keiner leer ausgeht.

Oltaiyoni, Naseku, Roi, Siangiki und Galla kommen nachts nicht länger ins Stallgelände, sondern verbringen die Nächte mit Kilaguni, Tusuja, Olare, Melia und Namalok im Busch! Ihre Auswilderung scheint perfekt, und wir freuen uns sehr für sie.

Malkia, Mteto, Esampu und Maramoja sind besessen von kleinen Babys. An einem Tag blieb Maramoja bei Melias kleiner Herde, weil sie anscheinend darauf hoffte, auf Baby Milo aufpassen zu dürfen. Aber sie vergaß, dass sie dann die Milchfütterung verpassen würde! Sie kam an der Suhle an, als das Auto gerade wegfuhr. Also rannte sie dem Auto nach, mit ihrem Rüssel nach oben, so als ob sie es zum Anhalten aufforderte. Zum Glück für sie hatten die Keeper sie gesehen und hielten für eine spontane Fütterung an. Die kleinsten Dinge können manchmal die größte Zwietracht säen. Eines Morgens zogen Sattao, Dololo und Kuishi mit Zweigen im Mund aus dem Stallgelände los. Während sie zufrieden kauend vor sich hin spazierten, schnappten ihnen Mundusi und Kauro die Zweige kurzerhand aus dem Maul! Kuishi war diesen Monat schon etwas Ähnliches mit Rapa passiert, sah, was ihm drohte, und konnte dem Diebstahl noch entgehen, aber Sattao und Dololo hatten weniger Glück.

Kithaka kam dieses Jahr wegen einer Beinverletzung zu uns. Seine Genesung verläuft gut, bis auf einen kleinen Rückschlag, nachdem Kibo ihn umgeschubst hatte. Seine Freunde waren ihm alle eine große Unterstützung. Die frisch ausgewilderte Gruppe kam öfter vorbei und nahm ihn auf einen Spaziergang mit. Nachdem er sich die Füße vertreten hatte, kam er mit Enkikwe zurück ins Stallgelände.

Am 8. November kamen Yatta, Yoyo, Yogi, Naserian, Njema, Nasalot, Noah, Sunyei, Siku, Saba, Galana, Gawa, Lenana und Lapa mit einem wilden Elefanten zum Stallgelände. Yatta, Gawa, Yogi, Yoyo, Naserian und Njema waren lange nicht mehr da gewesen, und es war wundervoll, sie wiederzusehen. Naserian und Njema waren wegen der Dürre ziemlich abgemagert, aber wir hoffen, dass sie jetzt wieder zunehmen werden, nachdem es endlich wieder grün wird.

Am 11. November gab es eine wunderschöne Überraschung: Yattas Erstgeborene, Yetu, die 2012 geboren war, kam mit ihrem eigenen Nachwuchs, und wir nannten ihn Yebo. Yetu war in Begleitung der Ex-Waisen Mulika mit Mwende (die sogar Yetus Halbschwester ist) und Mkuu. Lustigerweise war auch Mteto in ihrer Gruppe. Sie hatte registriert, dass Yetu ein Baby bekomen hatte und führte die Herde zum Stallgelände. Yatta kam später nach und traf ihre Tochter und ihre Enkeltochter.

Diesen Monat gab es viel Schabernack. Zur Schlafenszeit gelang es Kauro eines Abends, das Gattertor aufzumachen, und alle gingen hinaus! Die Keeper lockten die Waisen wieder zurück in die Ställe, aber Kamok verbrachte die Nacht im Freien. Als es morgens hell wurde, wartete sie schon vor dem Stallgelände, und Ambo stürmte hinaus, noch bevor er seine Flasche Milch ausgesoffen hatte, um herauszufinden, wie Kamoks Nacht im Busch verlaufen war. Sie hat ihm wahrscheinlich versichert, dass sie Spaß hatte, und Ambo machte sich über seine Milchflasche her.

Es gab zwar ein paar gute Regenschauer, aber lange noch nicht genug. Die Ex-Waisen und die wilden Elefanten kamen gegen Ende des Monats zurück zum Stallgelände. Die Bedingungen in Tsavo-Ost sind immer noch sehr rau, und wenigstens gibt es hier Luzerne und Wasser. Wir waren sehr glücklich, Wendi, Wiva, Wema, Wimbi, Makena, Kinna, Kaia, Kama, Ukame, Mutara, Mambo, Sities, Suguta, Kainuk und viele andere diesen Monat wiederzusehen. Aber kein Besuch vergeht ohne ein bisschen Drama. Kama, die fünf Jahre alte Tochter von Ex-Waise Kinna, gab Kuishi einen Tritt, als sie vorbeilief. Kuishi war entrüstet, besonders, da sich Kama keiner Schuld bewusst schien! Kama hatte nichts gegen einen kleinen Ringkampf einzuwenden und war sehr selbstsicher, denn schließlich war ihre Mutter da. Kuishi wägte blitzschnell die Pros und Kontras ab und trat scheinbar den Rückzug an. Allerdings nur, um Kama von ihrer Mutter wegzulocken. Der Plan ging auf, und sobald Kama weit genug weg von Kinna war, halfen Mundusi und Pare, Kuishi zu vermöbeln.

Der Monat endete mit großer Aufregung. Am 28. November erreichte uns ein frühes Weihnachtsgeschenk aus Nairobi: Ein Umzugs-Lkw mit drei neuen Zugängen aus der Nursery! Neshashi, Oldepe und Roho kamen kurz vor 9 Uhr morgens in Ithumba an. Nachdem sie abgeladen waren und eine Milchflasche zur Begrüßung bekommen hatten, sausten Larro, Naboishu, Mukkoka und Musiara herbei, um sie zu begrüßen. Die ganze Herde war außer Rand und Band. Ndiwa, Malkia, Maramoja, Sana Sana und Larro gaben ihr Bestes, damit sich die drei Neuankömmlinge wohlfühlten. Larro führte Neshashi, Oldepe und Roho abends auch ihn ihren Stall.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: November 2022

Trotz einiger Neuzugänge ist und bleibt Kapei der unbestrittene Liebling der Umani-Herde. Die älteren Kühe Murera, Sonje und Quanza können keinen Augenblick ohne ihn sein. Wenn Kapei nur einen kleinen Pieps von sich gibt, sind sie zur Stelle, um ihn zu „retten“, egal, wovor. Lima Lima bleibt den ganzen Tag bei den Waisen, aber überlässt sie abends in der Obhut von Sonje und Murera und verbringt die Nächte im Busch. Murera ist einzig und allein an Kapei interessiert, während sich Sonje um die Neuzugänge kümmert. Der arme Kiombo ist dementsprechend eifersüchtig. Auch wenn er nicht für immer mit seiner großen „Schwester“ Sonje zusammen sein konnte, es trifft ihn hart und unerwartet plötzlich, dass sie so auf die Neuzugänge fixiert ist.

Obwohl der Kibwezi-Wald von der Dürre weitestgehend verschont blieb, brauchen auch wir Regen und waren froh, als das kühle Nass von oben kam. Es brachte ein bisschen profuses, aber frisches Grün und gab allen Tieren Hoffnung. Die Waisen fraßen ebenso gierig das frische und nährstoffreiche frische Gras. Statt weite Wanderungen, die sie in letzter Zeit machen mussten, um genug Futter zu finden, blieben sie an einem Ort und fraßen sich satt. Klein Kapei war einmal so vertieft ins Fressen, dass Enkesha umkehren musste, damit er nicht zurückblieb.

Eines Morgens tauchten Alamaya, Mwashoti, Lima Lima, Faraja und Jasiri mit ein paar wilden Freunden im Schlepptau am Stallgelände auf. Murera und Sonje begannen zu kollern und hoben ihre Rüssel zum Gruß. Die Keeper schauten nach dem Rechten und fanden eine Herde wilder Elefanten, versammelt vor dem Stallgelände. Einer war sogar am Tor und wartete darauf, hereingelassen zu werden! Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass wir ein sicherer Ort für alle großen und kleinen Kreaturen sind.

Zongoloni versucht weiterhin, Kiasa zu kidnappen. Eines Nachmittags wollte sie die kleine Kuh auf einen Ausflug mitnehmen. Die Keeper beobachten das Ganze erstmal, gespannt darauf, wie Kiasa wohl reagieren würde. Aber Enkesha und Kiombo gingen dazwischen und brachten Kiasa zurück zur Herde. Sie wissen offenbar ganz genau, dass sie ein Auge auf Zongoloni haben müssen, wenn sie in der Nähe ist!

Nicht nur Kiombo hat mit Eifersucht zu kämpfen. Maktao hat begriffen, dass Kapei und Enkesha offenbar gute Freunde werden – und er mag es kein Stück. Er versucht ständig, sie zu trennen, und stellt sich zwischen Enkesha und den jungen Bullen. Aber anders als Kiombo, hat Maktao auch eine sensible Seite. Eines Nachmittags überschütteten Sonje und Quanza Kapei gerade mit Liebe, wie so oft. Maktao beobachtete, dass Amali und Olapa ein bisschen verloren schienen, also ging er zu ihnen und führte sie in den Busch. Er scheint mit ihnen zu fühlen, weil sie – wie er – von den großen Mädels für Kapei wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen worden sind. Amali hatte schon begriffen, dass die Kühe jetzt nur noch Augen für Kapei hatten und schloss Freundschaften mit den anderen, jüngeren Waisen. Eines Tages beobachteten wir, wie Mwashoti und Maktao die junge Dame unter ihre Fittiche nahmen und sie an verschiedene Fressplätze führten. Kiasa und Lima Lima folgten dicht hinter ihr, um sicherzugehen, dass sie gut aufgehoben war. Amali fühlte sich sehr gut dabei, besonders, als Enkesha sich ebenfalls noch zu ihr gesellte.

Wegen der Trockenheit sind die Wildtiere viel mutiger als gewöhnlich – aber niemand ist so mutig wie die Paviane. Sie hängen immer in der Nähe des Stallgeländes herum, um die Reste aufzufressen, die die Waisen zurücklassen. Die Keeper nennen sie die „Tischeputzer”. Amali und Kapei nutzen jede Gelegenheit, die Paviane zu verscheuchen, mit den Ohren weit aufgestellt und mit lautem Trompeten.

Diesen Monat konnten wir interessantes Elefanten-Verhalten beobachten. Amali und Kapei haben an Murera gesäugt, und sie scheint sich nicht daran zu stören. Wenn die Babys zu ihr kommen, stellt sie bereitwillig ihre Vorderbeine ein bisschen nach vorn, damit die Köpfe der beiden besser unter ihre Brust passen. Sie machen das mit keiner anderen Kuh, nicht einmal mit Sonje! Obwohl Lima Lima inzwischen in der Wildnis lebt, wird sie von allen Waisen sehr respektiert. Eines Morgens kam sie sehr früh und überzeugte alle, ihr in die Gegend um Kenzili zu folgen. Sogar die Neuzugänge folgten ihr ohne Murren. Es war klar, das sie eine erfahrene Leitkuh war.

Am 23. November gab es einen großen Sturm. Obwohl wir den Regen unbedingt brauchen, waren nicht alle begeistert. Der arme kleine Kapei und Amali waren völlig verängstigt und suchten Schutz. Sonje und Murera boten ihnen zuerst Unterschlupf, aber es dauerte nicht lange, und sie konnten einfach nicht widerstehen: Sie schnappten sich die Babys und begannen, sich im Schlamm zu wälzen. Als Kapei verstand, dass der Regen offenbar etwas Gutes hatte, begann auch er, sich im Schlamm zu rollen. Amali dagegen blieb lieber mit Mwashoti im Trockenen. Amali ist sein Lieblingsbaby.

Unseren “einsamen Wolf” Ziwa haben wir diesen Monat gar nicht gesehen. Das war nicht sehr überraschend, er scheint sich nahtlos in die Wildnis einzufügen. Ngasha war immer in der Nähe und sorgte für Unruhe. Jasiri und Faraja kamen gelegentlich vorbei und hielten ihn in Schach, wann immer er sich daneben benahm. Die Waisen-Herde kann sich glücklich schätzen, zwei so sanftmütige Bullen um sich zu haben, die obendrein noch tolle Vorbilder für den kleinen Kapei sind.

Aber auch an unserer Umani-Herde ging die Dürre nicht ohne Herzschmerz vorbei. Wir verloren zwei unserer Neuzugänge, Sibu und Olapa, diesen Monat. Sie waren am 27. Oktober zu uns gekommen. Zu Beginn waren wir zuversichtlich, dass sie über den Berg sind, aber das stellte sich schnell als Irrtum heraus. Wir sind dankbar dafür, dass ihr letztes Kapitel im Leben wenigstens inmitten unserer liebevollen Mensch-Elefantenfamilie war. Aber wir werden sie sehr vermissen.

 

Die Waisen im März

Mbegu

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: März 2022

Der März begann mit einigen großen Veränderungen für unser Trio aus Kaluku. Kindani, Kinyei und Bondeni haben bisher immer in überdachten Ställen geschlafen, und jetzt im Gehege unter freiem Himmel. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Wildnis, denn schon in den Auswilderungsstationen im Nationalpark Tsavo-Ost werden sie unter ähnlichen Bedingungen übernachten. „Die Waisen im März“ weiterlesen

Die Waisen im Februar

Die Ex-Waisen Mweya, Ndii und Icholta mit ihren Babys im Stallgelände

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Februar 2022

Für unsere Nursery-Herde begann der Februar regnerisch. Das hat besonders unser „Kaluku-Trio“ Kindani, Kinyei und Bondeni gestört, denn sie hassen Unwetter. Kindani und Bondeni kuschelten in ihren Ställen, während Kinyei versuchte, über die Trennwand zu klettern, um zu ihnen zu gelangen. Die Keeper blieben an ihrer Seite und versuchten sie zu beruhigen. Erst als der Regen nachließ, schliefen sie erschöpft ein. „Die Waisen im Februar“ weiterlesen

Die Waisen im Januar

Rapa

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Januar 2022

Für unsere Nursery-Herde begann das neue Jahr sehr heiter. Sobald sie vormittags im Wald angekommen waren, starteten Mukkoka, Naboishu, Larro, Barnoti, Bondeni, Roho, Suguroi, Olorien und Kinyei ihre Scheinangriffe, schlugen auf die Büsche ein und trompeteten aufgeregt. Je näher der Termin des Umzugs für Mukkoka, Naboishu und Larro kam, desto weniger Zeit verbrachten sie mit den anderen jüngeren Waisen. Sie waren sehr damit beschäftigt, das Aufsteigen auf den Lkw-Anhänger zu üben, schienen aber auch sonst aus der Nursery herausgewachsen und blieben lieber unter sich. So konnten sich die Jüngeren schon an ihre Abwesenheit gewöhnen, noch bevor sie nach Ithumba umgezogen waren. „Die Waisen im Januar“ weiterlesen