Die Waisen im Dezember

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Dezember 2022

Diesen Monat haben wir ein bisschen über unser Kaluku-Trio sinniert und wie weit die drei schon gekommen sind. Kinyei, Kindani und Bondeni sind nach wie vor allerbeste Freunde – dahingehend hat sich also nichts geändert –, aber sie haben sich zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickelt. Die ruhige, mitfühlende Kinyei ist eine unabhängige junge Elefantenkuh. Sie macht gerne ihr eigenes Ding, ist aber immer für ihre Freunde da. Eines Tages rannte Bondeni bei der Milchfütterung wild trompetend auf seine Flasche zu. Obwohl er längst alt genug ist, sie selber zu halten, sauste Kinyei an seine Seite, falls er Hilfe brauchen könnte. Auch gegenüber Shujaa hat sie eine tiefe Zuneigung entwickelt und wird sehr eifersüchtig, wenn die anderen Kühe Zeit mit ihr verbringen wollen. Kindani ist bekannt für ihre Sturheit. Eines Morgens wachte sie mit einer – für sie untypischen – schlechten Laune auf. Sie begann Streit mit Taabu, indem sie ihn am Schwanz und um die Suhle zerrte. Vollkommen entwürdigt, blieb dem kleinen Bullen nichts weiter übrig, als laut zu trompeten. Sagateisa dagegen hat dieser Tage immer schlechte Laune. Es scheint, als wäre ihr die Nursery inzwischen zu klein, zu eng und zu jung, und als sie wäre lieber das Nesthäkchen einer älteren Herde. Aber zum Glück ist das schon in Planung. Sagateisa, Naleku und Suguroi stecken schon mitten in den Vorbereitungen für den Umzug nach Tsavo. Neshashis Vorbild folgend, rennen auch Suguroi und Sagateisa morgens als erstes über die Rampe in den Anhänger des Umzugs-Lkws, um ihre Pellets zu fressen. Manchmal schleichen sie sich sogar zurück in den Anhänger, in der Hoffnung eine Extra-Flasche Milch zu finden.

Die jüngeren Waisen haben ihre eigenen Rituale, und der „Kokosöl-Freitag“ ist eines davon. Das Öl ist wunderbar für die Haut der Waisen und hält ihnen die Zecken vom Leib. Manche lieben das Einbalsamieren, andere haben dafür keine Geduld. Kamili, Iletilal und Sileita zum Beispiel haben keinen Bedarf, mit Öl begossen zu werden, während Kinyei, Naleku, Olorien, Elerai, Nyambeni, Mzinga und Shujaa zu einer kleinen Massage niemals Nein sagen würden.

Die stille Latika ist immer noch die beste Freundin von Kamili, wird aber inzwischen auch eigensinniger. Eines Morgens hatten sie und Kerrio eine tolle Zeit beim Spielen mit den Warzenschweinbabys! Kerrio war gerade ins Fressen vertieft, als einige der Ferkel auf ihn zu liefen, um ihn zu einer Runde Fangen herauszufordern. Latika beobachte den Spaß erst eine Weile und konnte dann einfach nicht widerstehen und musste mitmachen. Die beiden hatten sichtlich Spaß und trompeteten aufgeregt. Dennoch gelang es ihnen nicht, die kleinen Ferkel einzufangen, die wendig und flink im Zickzack vor ihnen wegrannten. Die Warzenschweinmutter beobachte sie seelenruhig vom Abseits aus – in dem Wissen, dass das alles nur Spaß war.

Muwingu ist außergewöhnlich selbständig für ihr Alter. Sie verträgt sich gut mit allen, aber kann auch alleine sein. Ihre besten Freunde sind nach wie vor Weka und Kitich, aber sie ist auch gerne mit den älteren Elefanten zusammen. Eines Tages beobachtete sie Suguroi, Naleku, Sagateisa, Esoit und Sileita beim Suhlen und gesellte sich schließlich dazu. Welch reizender Anblick:  die Waisen wälzen sich genüsslich im Schlamm und Zwerg Muwingu mittendrin. Muwingus Freundin ist Weka, die langsam selbst ein richtiger Streuner wird! Sie erkundet gerne den Wald und fühlt sich im Busch pudelwohl. Eines Nachmittags schlich sie sich mit Muwingu, Kitich, Kamili und Mzinga davon. Die Keeper fanden sie irgendwann zufrieden fressend auf einer Lichtung. Es ist sehr schön, Kitich so entspannt zu sehen, denn er war vorher sehr angespannt und schüchtern gegenüber anderen Waisen.

Rafiki und Lodo sind alles andere als schüchtern und eigentlich dauernd mit Ringen beschäftigt. Lodo fühlt sich selbst sehr unabhängig und besteht sogar schon darauf, seine Milchflasche selber zu halten. Vor noch nicht allzu langer Zeit war Naleku das Nesthäkchen der Nursery-Herde, aber inzwischen hat sie sich zur Mini-Leikuh gemausert. Sie fordert den Respekt sowohl der Kleinsten als auch der gleichaltrigen Elefanten ein. Eines Morgens blieb die „Deckenbrigade” wegen der Kälte hinter den Ställen, während die Großen in den Busch zogen. Naleku rannte plötzlich zurück zum Stallgelände – ganz so, als ob sie die Deckenbrigade vergessen hätte. Interessanterweise folgte ihr die ganze Herde zurück ins Stallgelände, obwohl sie gerade erst im Wald angekommen waren! Wir denken, dass auch Olorien das Zeug zu einer Mini-Leitkuh hat. Sie hat starke mütterliche Instinkte und liebt es, sich um die Kleineren zu kümmern, ganz besonders um Mzinga. Wenn Naleku und Suguroi einmal nach Tsavo umziehen, wird Olorien sicher ihre Rolle übernehmen.

Bullen bleiben Bullen. Bondeni, Esoit, Taabu und Choka sind unsere Energiebündel. Diesen Monat hatte Bondeni Interesse an Muridjo als Trainingspartner, aber der jüngere Bulle entschied sich für die sichere Option und spielte lieber mit Bullen in seiner Größe. An Spielgefährten mangelt es Bondeni zum Glück jedoch nicht. Die jungen Bullen sorgen immer für Unterhaltung, aber die jungen Kühe tragen die Verantwortung. Eines Tages wollte Esoit aus Spaß Sagateisa besteigen. Die war davon überhaupt nicht begeistert und ließ es sich – mit einem lauten Trompeten – auch direkt anmerken. Außerdem biss sie dem jungen Bullen aus Rache in den Fuß, und er rannte buchstäblich mit seinem Schwanz zwischen den Beinen davon. Es dauerte nicht lange. und Esoit hatte sein Fassung wiedergewonnen, aber er verbrachte den Rest des Nachmittags lieber mit den anderen Bullen. Ziwadi ist eine junge Kuh mit vielen Facetten. Nachmittags verschwindet sie gerne  im Wald und schleicht sich dann bis zum Sonnenuntergang ins Stallgelände zurück. Ihr Hauptmotiv ist natürlich die Milchflasche – sie will sie in Ruhe saufen, bevor die anderen zurückkommen!

In unserer Nursery-Herde tendieren Gleichaltrige zur Geschwister-Rivalität. Ganz besonders die Jüngsten streiten sich eigentlich um alles. Unsere temperamentvolle Nyambeni zum Beispiel steht auf Kriegsfuß mit Shujaa. Die beiden sind immer mal wieder in Rangeleien verwickelt, bei denen ihre kleinen Ohren wild flattern und sie sich Kopfnüsse verpassen. Mzinga, das andere Mitglied der „Deckenbrigade“, hält sich lieber aus allem raus.

Die Nursery ist eine prägende Zeit für jedes Elefantenbaby, und daher können wir gut beobachten, wie sich die Persönlichkeiten der kleinen Waisen über Wochen, Monate und Jahre verändern. Tingai zum Beispiel ist zu einem selbstbewussten jungen Bullen geworden. Er hat sowohl seine Angst als auch seine Schüchternheit abgelegt, kann sich inzwischen sehr gut gegenüber den anderen Bullen behaupten und spielt am liebsten mit Mukutan. Kerrio ist entschieden und forsch, besonders, wenn Milchflaschen im Spiel sind. Eines Tages stampfte er frech auf Mageno zu und versuchte ihm, seine Flasche abzuringen. Aber der junge Bulle konnte sich behaupten, und ein handfester Streit brach vom Zaun. Die Keeper mussten dazwischen gehen, trennten die beiden Streithähne und gaben Mageno seine Flasche zurück.

Seit unsere großen Jungs nach Tsavo umgezogen sind, ist der dreijährige Esoit der dominante Bulle in der Nursery-Herde. Er wird von allen gemocht und respektiert und ist selber sehr respektvoll, anständig und folgsam. Sein liebster Zeitvertreib ist Ringen mit seinem besten Freund Bondeni. Was Esoit an Stärke hat, hat Bondeni an Entschlossenheit!

Unseren Neulingen geht es sehr gut. Seit Kitiak, Elerai und Iletilal nach Nairobi gekommen sind, sind sie enge Freunde geworden. Das beobachten wir sehr oft bei Elefanten, die etwa zeitgleich zu uns kamen. Alle drei Babys sind immer noch schüchtern und zurückhaltend. Im Busch fressen sie am liebsten abseits der Herde und beobachten alles aus sicherem Abstand. Aber das wird sich ändern, sobald sie alle Abläufe verstanden und ihre neuen Familienmitglieder besser kennen gelernt haben.

Unser Nashorn: Maxwell, das Nashorn, hatte auch viel Spaß mit den Nashörnern diesen Monat. Eines Morgens wachte er in Spiele-Laune auf und rannte in seinem Gehege herum, während die größeren Bullen Taabu, Esoit und Bondeni auf der anderen Seite des Gatters neben ihm her rannten. Es dauerte nicht lange, und auch die Warzenschweine mit ihren Ferkeln waren da – wahrscheinlich, um mit ihrem Gönner Maxwell zu frühstücken. Seine Aufmerksamkeit schwenkte schlagartig um auf die kleineren Säugetiere, und er begann, sie statt die Elefanten herumzuscheuchen! Die Spielezeit hielt aber nicht lange an, und schon bald waren alle ins Luzernepellet-Fressen vertieft.

2022 verabschiedete sich friedlich. Am Silvestermorgen zogen die Waisen in den Wald für einen weiteren aufregenden Tag im Busch. Ein neues Jahr für Persönlichkeitswachstum, Spiel und Spaß steht unserer kleinen Nursery-Herde bevor.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Dezember 2022

Klein-Ashanti ist eines der Dürreopfer, das dieses Jahr nach Voi gekommen war. Im Dezember war es für sie endlich soweit, und sie konnte mit den anderen Waisen in den Busch. Mbegu, Tamiyoi, Sagala und Rorogoi drängten sich um die kleine Kuh und schienen besonders interessiert an ihrem Rüssel, der wegen einer Drahtschlinge um einiges kürzer war. Sie waren regelrecht schockiert, als Ashanti auf die Knie ging und das Gras direkt mit ihrem Mund abriss, statt ihren Rüssel zu benutzen. Am 4. Dezember hatten wir einen Besuch von Ex-Waise Mweya, ihrer Tochter Mwitu und Edies Baby Eden. Lemeki schlenderte direkt auf Eden zu, die etwa doppelt so alt ist wie Lemeki, freute sich über die neue Bekanntschaft, und die beiden rangelten ein bisschen und betätschelten sich mit ihren Rüsseln. Wir freuen uns, dass Lemeki neue Bekanntschaften macht!

Obwohl wir ein bisschen Regen in Voi hatten, ist und bleibt es sehr trocken. Aber die Waisen sind nach wie vor voller Elan und Lebensfreude. Ndotto, Ngilai und Emoli sind die unangefochteten Könige des Spiels, aber selbst die eher stoische Godoma, stimmte ab und zu mit ein. Die sehr reife Suswa ist in der Regel diejenige, die die Waisen daran erinnert, dass sie auch Futter suchen müssen und nicht nur spielen können. Murit und Lasayen sind eigentlich zurückhaltende Jungbullen, aber das scheint sich langsam zu ändern. Eines Tages lud sich Lasayen selbst ein, bei einem Ringkampf zwischen Emoli und Ngilai mitzumachen. Ngilai verzog sich, denn Ringkämpfe sind in der Regel nur für zwei. Lasayen war so aufgeregt, dass er sich auf den Boden schmiss und ausgelassen herumrollte. Es ist schön, seine verspielte Seite zu sehen.

Unsere Neuzugänge Hildana, Dabida, Kilulu, Kenderi und Ashanti haben sich zu einer süßen kleinen Mädelsgruppe zusammengetan. Sie stehen gerne ein wenig abseits vom Tumult der Größeren und umarmen sich mit ihren Rüsseln. Der ungestüme Ngilai versucht ab und an, sie zu besteigen, aber Mbegu und Tagwa sind immer zur Stelle und passen auf die kleinen Kühe auf. Unisono blockierten sie ihn mit ihren großen Hintern und verwiesen ihn auf seinen Platz. Die Neuzugänge sind misstrauisch gegenüber den älteren Waisen. Juni ist die Ausnahme. Sie ist eng befreundet mit Tagwa und verlässt sich auf deren Rundum-Schutz.

Wir sind begeistert, wie Ndotto eine liebevolle Seite aus der sonst eher steifen Mudanda herausgekitzelt hat. Aber es scheint, als hätte diese Seite auch ihre Grenzen. Einmal kam Neuzugang Akina zwischen sie und Thamana. Mudanda wurde stinkesauer, denn sie sieht Thamana als „ihr Baby“ an und ist nicht gewillt, ihn mit irgendjemandem zu teilen. Zum Glück war die liebe Mbegu in der Nähe, brachte Akina in Sicherheit und tätschelte sie mit ihrem Rüssel. Pika Pika ist nicht länger das Nesthäkchen der Herde, aber trotzdem immer noch eine kleine Prinzessin. An einem besonders heißen Nachmittag hatten die Waisen die Zeit ihres Lebens in der Suhle. Ndotto stürzte sich als erster ins kühle Nass und wollte Pika Pikas Lieblingsplatz in der Suhle einnehmen. Aruba, Pika Pikas „große Schwester“, verscheuchte Ndotto und begleitete Pika Pika stolz ins Wasser. Am 15. Dezember wurde Neuzugang Baraka in die Herde eingeführt. Ein weiteres Dürreopfer, das einige Wochen im Stall bleiben musste, bis sich der Kleine beruhigt hatte. Dieser Moment ist kritisch, denn wenn er zu früh hinausgelassen wird und in die Wildnis zurückrennt, wäre das wahrscheinlich sein Todesurteil. Barakas erster Tag mit den Waisen war dann ein voller Erfolg. Die mütterliche Sagala übernahm sofort die Rolle der Babysitterin, zeigte ihm alles und umarmte ihn immer wieder mit ihrem Rüssel.

Der 20. Dezember markiert einen Meilenstein für vier unserer großen Kühe: Arruba, Mudanda, Embu und Rorogoi verbrachten die erste Nacht in der Wildnis. Ganz früh am nächsten Morgen begleiteten Mweya und ihre kleine Herde Arruba und Mudanda zurück zum Stallgelände. Und sie hatten eine Überraschung im Schlepptau – Tahri! Tahri lebt jetzt in der Wildnis, und wir hatten sie schon seit drei Monaten nicht mehr gesehen. Daher war die Freude groß. Embu und Rorogoi kamen nicht mit Mweya zurück, wahrscheinlich waren sie bei Tahris wilder Herde geblieben. Am 29. Dezember, nach fast einem Jahr, kam Edies Herde Ex-Waisen endlich wieder nach Voi. Die Keeper entdeckten sie bei Sonnenaufgang. Gemeinsam mit ihren Babys Eco und Enzo, mitKenia, Mbirikani, Lentili, Panda, Kihari und Naipoki wartete sie vor dem Gehege. Die Ex-Waisen sahen wunderbar aus, ganz besonders in Anbetracht der langen und fürchterlichen Dürre. Es war das erste Jahr als Ex-Waisen für Kenia, Naipoki und Panda, und die Wildnis scheint ihnen sehr gut zu bekommen. Wir sind unglaublich stolz auf sie! Und auch die inzwischen 23-jährige Laikipia, die sich meistens im Orbit von Edie und Mweya bewegt, tauchte vor dem Jahreswechsel noch einmal mit zwei wilden Bullen auf. Was für ein schönes Jahresende! Wir verabschieden uns dankbar von 2022 und freuen uns auf das neue Jahr.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Dezember 2022

Unsere Ithumba-Familie ist diesen Monat wieder um ein Mitglied größer geworden! In den frühen Morgenstunden des 5. Dezember kamen Naisula, Olare, Loijuk und Lili mit einem winzigen Baby an den Stallungen an. Naisula hatte in der Nacht ein Baby geboren und stellte ihren Nachwuchs ihrer Menschen-Elefanten-Ersatzfamilie vor. Die auf Babys versessenen Waisen Maramoja, Malkia, Esampu und Mteto gingen schnurstracks auf das Neugeborene zu, um sich vorzustellen. Da es Naisulas erstes Baby war, ist sie dementsprechend vorsichtig und erlaubte den Waisen noch nicht, mit ihrem Nachwuchs zu spielen. Weil die kleine Baby-Kuh nachts geboren wurde, nannten wir sie Nyx, nach der griechischen Göttin der Nacht.

Die Glückseligkeit über das neue Baby nahm ein jähes Ende, als Oldepe plötzlich krank wurde und aufhörte zu fressen. Wir riefen zwei Tierärzte zur Hilfe, aber sie konnten nicht sagen, was mit ihm los war. Alle Aktivitäten kamen zum Stillstand, und alles konzentrierte sich auf Oldepe. Er hatte Tag und Nacht Keeper an seiner Seite, die Waisen schauten ständig nach ihm und auch die Ex-Waisen, wie zum Beispiel Teleki, schauten vorbei. Am Morgen des 7. Dezember erlag Oldepe seiner mysteriösen Krankheit. Unser einziger Trost war, dass er nicht allein, sondern umringt von seinen Keepern war, aber die Nachricht war schwer zu begreifen. Die Elefanten selbst sind zwar sehr emotional, aber auch auf die Gegenwart und nicht die Vergangenheit bedacht. Und so ging das Leben weiter. Roho und Neshashi trauerten sichtlich, aber sie wurden von all den neuen Eindrücken und Freundschaften gut von ihrem Verlust abgelenkt. Larro hat Roho gleich als „ihr“ Baby angenommen. Sie hat sich schon damals in der Nursery um ihn gekümmert und scheint ihren Job jetzt auch in Ithumba fortführen zu wollen! Eines Tages fraß Roho aus Versehen zu nah an Kamok, und alle hielten ihren Atem an. Kamok ist bekannt dafür, sich gegenüber Babys unmöglich zu benehmen. Aber zu unserer großen Überraschung streckte unser großes Mädchen ihren Rüssel aus und tätschelte ihn. Vielleicht entdeckt sie ja doch noch ihre liebevolle Seite!

Neshashi liebt es, die Waisen jeden Morgen in den Busch zu führen, auch wenn sie nicht wirklich weiß, wo es langgeht. Aber zum Glück hat sie Freunde, wie Ndiwa, die immer an ihrer Seite laufen, so dass niemand verloren geht. Neshashi ist versessen auf Grünzeug und verbringt ihre Vormittage damit, von Busch zu Busch zu streifen und sich den Bauch vollzuschlagen.

Die Nachtschwärmer, angeführt von Oltaiyoni, verbringen ihre Nächte jetzt vor dem Stallgelände. Es scheint ganz so, als wollten sie neue Herden-Mitglieder rekrutieren! Eines Abends schnappten sie sich Mundusi und Enkikwe, kurz bevor es Zeit war, in die Gehege zu gehen. Die jungen Bullen verbrachten eine Nacht im Busch und kamen kurz vor der Morgendämmerung zurück. Die Keeper sahen sie schlafend vor dem Stallgelände, ganz so wie Teenager, die die Nacht durchgemacht hatten!

Früher ein berüchtigter Halunke, scheint Rapa sich zum Mentor der Herde zu mausern. Naboishu will unbedingt an seinen Fertigkeiten als Ringer arbeiten und trainiert besonders gerne mit Rapa. Der ist zwar drei Jahre älter und könnte ihn leicht besiegen, aber er lässt es ruhig angehen, damit Naboishu lernen und üben kann. Alle unsere Jungbullen können nicht genug vom Ringen bekommen. Dololo hatte ein Kräftemessen mit Jotto und musste eine ordentliche Demütigung einstecken. Man konnte ihm ansehen, wie sehr seine Gefühle verletzt waren und sein Ego einen ordentlichen Kratzer abbekommen hatte. Also zog er los, um ein schwächeres Opfer zu finden, das er besiegen konnte. Sein Auge fiel auf Mukkoka, aber der jüngere Bulle hat die Einladung dankend ausgeschlagen, wohlwissend, dass er nur das Ventil für Dololo gewesen wäre. Dololo konnte sich später noch Luft machen, als er in der Suhle auf Mukkoka aufsprang. Aber zum Glück für Mukkoka war Kauro in der Nähe und half ihm aus.

Nach den letzten Regenfällen hat sich das Wasserloch in einen spektakulären Pool verwandelt, und dieser Monat wurde zum Baden, Suhlen, Wälzen und Wasserspielen genutzt. In der Regel wurden die Waisen von Nabulu angestiftet. Musiara liebt das Schwimmen, und Malkia, Malima, Maramoja und Mteto warteten geduldig am Ufer, bis die Großen fertig waren.

Gegen Monatsmitte besuchten uns jede Menge Ex-Waisen: Yatta, Loijuk, Naisula, Olare, Kandecha, Kasigau, Galana kamen mit all ihren Babys. Esampu, Mteto, Ndiwa, Malkia und Maramoja waren sehr erpicht darauf, Baby Nyx kennenzulernen, aber die hatte Angst vor all den neuen Gestalten und versteckte sich unter ihrer Mutter. Der Besuch war auch das erste Mal, dass Neshashi und Roho seit ihrer Rettung wieder mit wilden Elefanten in Berührung kamen. Roho freundete sich gleich mit Yattas Baby Yogi an, und sie hatten eine wundervolle Zeit zusammen. Als es Zeit war, weiterzuziehen, wollten sich Neshashi und Roho gar nicht von den Ex-Waisen trennen. Aber zum Glück war dies ja nur das erste Treffen, und sie werden noch jede Menge Gelegenheit haben, mit ihren neuen Freunden zu spielen.

Etwas später im Dezember schien Naboishu Sana Sana um Nachhilfe in Schubs-Taktiken zu bitten. Sana Sana scheint der neue Ring-Nachhilfelehrer zu sein! Nach einigen Trainingseinheiten wollte Naboishu nun seine neugelernten Fertigkeiten an Roho ausprobieren. Aber der verteidigte sich trotzig.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag hatten wir Besuch von Ex-Waise Melia mit Baby Milo. Milo fiel in die kleine Suhle und kam nicht wieder heraus. Als die Keeper ihm helfen wollten, gab Melia ihm einen ordentlichen Schubs von hinten und, schwups, war er wieder draußen. Später am gleichen Tag, schlichen sich Mteto und Esampu von der Herde davon, um den Nachmittag mit Melia und Milo zu verbringen.

Am Monatsende stattete uns der 18-jährige Challa einen Besuch ab. Nachdem er seine Mensch-Elefanten-Familie ausgiebig begrüßt hatte, gesellte er sich zu den Waisen in der Suhle. Roho und Neshashi hatten ein wenig Angst vor ihm, denn er ist riesig, und natürlich kannten sie ihn noch nicht! Aber Challa ist sehr freundlich, und am Ende wälzten sich alle gemeinsam, entspannt und ohne Zwischenfälle im Schlamm. Später kam Wendi mit Yatta, Lenana, Naserian, Galana, Naisula, Ithumbah, Kilabasi und all ihren wilden Babies. Maramoja rannte zu Ithumbah – in der Hoffnung, mit deren Baby Iman spielen zu dürfen. Ithumbah ist eine sehr entspannte Mutter und hatte nichts dagegen. Wendi ist und bleibt, wie sie ist, frech und unberechenbar. Wimbi, ihre Jüngste, ist sehr schlau und läuft ihrer Mutter einfach immer hinterher. Wenn sie sich ihre Mutter nicht so vehement einfordern würde, würde Wendi vielleicht sogar vergessen, dass sie ein Baby hat!

Den Dezember 2022 werden wir wohl immer als den Monat in Erinnerung behalten, in dem Ekikwe, Karisa, Sapalan und Mundusi ausgewildert wurden. Viele der älteren Ithumba-Waisen haben gewartet, dass es endlich regnet, um ihr Leben in der Wildnis Vollzeit zu beginnen, und als der Himmel sich endlich öffnete, sahen sie ihre Gelegenheit gekommen. Kamok und Kauro sind noch nicht ganz soweit, aber es wird nicht mehr lange dauern. Kithaka ist ebenfalls wieder losgezogen, nachdem er wegen einer Beinverletzung einige Monate im Stallgelände verbracht hat. Ein perfekter Abschluss für ein weiteres aufregendes Jahr in Ithumba.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Dezember 2022

Zu Beginn sei gleich gesagt, dass Kapei ein richtig verwöhnter kleiner Prinz ist. Den Keepern ist aufgefallen, dass er Sonje und Quanza fest in der Hand hat. Manchmal kollert er ohne ersichtlichen Grund, nur um zu schauen, ob sie kommen und nach ihm sehen. Er liebt die Aufmerksamkeit! Amali wird zwar von der gesamten Herde geliebt, aber nicht in gleichem Ausmaß wie Kapei. Wenn sie kollert, überschlagen sich Quanza und Sonje nicht, um schnellstmöglich bei ihr zu sein. Stattdessen kümmern sich Maktao und Mwashoti um sie. Aber Amali braucht nicht wirklich viel Unterstützung. Sie ist sehr selbstbewusst und selbständig, eine ausgezeichnete Schwimmerin und für gewöhnlich als erste in der Suhle und als letzte wieder draußen. Es scheint sie auch nicht wirklich zu stören, dass sie nur die zweite Geige nach Kapei ist. Kiombo hingegen stört es schon! Eines Nachmittags rannten die Waisen vor Ngasha weg, und Kapei wurde von Kiombo umgerannt. Wir wissen nicht genau, ob es ein Versehen war oder ob Kiombo die Gunst der Stunde genutzt hat. Kapei ist jetzt Sonjes Liebling, zu Kiombos großem Verdruß.

Am 3. Dezember hatten wir einen traurigen Zwischenfall. Shaka, eines unserer Dürreopfer, ist weggerannt, als sie das erste Mal aus ihrem Gehege gelassen wurde. Sie schien sich über die letzten Wochen gut eingelebt zu haben, aber an diesem Tag hat sie irgendetwas zur Flucht veranlasst. Die Keeper suchten mehrere Tage nach ihr, und selbst die Waisen schienen zu helfen, aber es scheint, als wolle sie nicht gefunden werden. Zum Glück ist sie schon älter, und die Bedingungen im Kibwezi-Wald sind gut.

Sonje hat irgendetwas an sich, das die wilden Bullen unwiderstehlich finden. Eines Morgens wartete ein junger Bulle vor dem Stallgelände. Er begrüßte alle Waisen, aber sein Augenmerk war klar auf Sonje gerichtet. Er stellte ihr den ganzen Tag nach und versuchte abends sogar, mit in ihr Gehege zu kommen. Als die Keeper ihm dies verweigerten, zog er richtig beleidigt davon. Ein paar Tage später brachte unser Bullenschwarm Lima Lima einen neuen Verehrer ins Spiel. Sie schienen sich schon länger zu kennen, so vertraut wirkten sie. Kapei wollte ihn begrüßen, aber der Bulle war von so viel Unverfrorenheit so überrascht, dass er ihn mit einem warnenden Tritt zurückgrüßte. Danach wandte er sich umgehend Sonje zu – es kann ihr einfach niemand widerstehen!

Die Keeper machen jeden Tag ein paar Fotos ihrer Schützlinge. Kapei hat sich schon daran gewöhnt, aber an einem Tag hatte er einfach keine Lust. Wann immer jemand mit Kamera auftauchte, versteckte er sein Gesicht entweder hinter Sonjes oder hinter Quanzas Bauch. Auch Kiasa half Kapei dabei, unerkannt zu bleiben, indem er immer wieder Äste vor die Kameralinsen zog. Es schien wirklich ganz so, als wollte er nicht, dass man ihn fotografiert.

Jasiri ist der einzige, der auf Ngasha anspricht, wenn der gerade wieder einen Rappel hat. Diese Wende ergab sich nach einem erbitterten Kampf zwischen den beiden, aus dem Jasiri als der Sieger hervorging. Für eine Weile herrschte Frieden, aber dann war alles wieder wie vorher. Wenn Jasiri und Faraja in der Nähe sind, sind die Waisen – besonders Murera und Sonje – entspannt, nicht aber mit Ngasha. Wir wünschten, dass sich Ngasha von den anderen „Kavalieren“ eine Scheibe abschneiden würde. Für Lima Lima gibt es keine Probleme, nur Lösungen. Daher war es nicht wirklich eine Überraschung, dass es ausgerechnet sie schaffte, Ngasha eine Lektion zu erteilen. Während des Schlammbades war der Bulle wieder eine richtige Nervensäge und stieg ständig auf sie rauf. Zuerst ließ sie es über sich ergehen, bis er sich in falscher Sicherheit wägte. Plötzlich machte sie einen Schritt zur Seite und Ngasha sprang ins Leere und fiel richtig derb hin. Aber wenn er sein Benehmen nicht ändert, bleibt den anderen keine Wahl, als zu solch harschen Methoden zu greifen, um ihn unter Schach zu halten.

Manchmal sorgen die kleinsten Dinge für das größte Drama. Zwei Kronenkraniche haben sich in unserer Nachbarschaft niedergelassen, und sie mögen ein bestimmtes Plätzchen am Wasserloch, weil es dort viele Heuschrecken und andere leckere Instekten gibt. Obwohl sie den Waisen nicht mehr unbekannt sind, kann Alamaya die Kraniche nicht ausstehen. Eines Nachmittags rief er Mwashoti herbei, um die beiden gemeinsam zu verjagen. Kiasa und Kiombo dachten sich, das klingt nach Spaß, und wollten auch mitmachen. Der Sieg ging dann an die Kraniche, die immer ein Stückchen weiterflogen, so dass die Waisen sie nicht erreichen konnten. Letzlich endeten sie alle wieder beim Wasserloch.

Diesen Monat hatten wir einige langersehnte Regenschauer. Während eines nächtlichen Sturms begann Amali zu trompeten, was Kapei verunsicherte. Sein Geschrei wiederum besorgte alle Kühe, Quanza begann aggressiv zu werden und wollte zu ihrem Schützling ins Gehege. Aus Sorge, dass sie die Abgrenzung zerstören könnte, legten die Keeper Quanza und Kapei für die Nacht zusammen – die Nachtruhe war wieder hergestellt. Komischerweise stört ein Gewitter am Tag die Waisen nicht im Geringsten – im Gegenteil, sie freuen sich an jedem Regentropfen. Beim ersten Gewitter wollte sich Amali im Stallgelände verstecken, aber Kapei zeigte ihr, dass es im Regen viele Möglichkeiten zum Spielen gab. Von da an rutschten die beiden am liebsten durch den Schlamm.

Am 13. Dezember vormittags erreichte uns die Nachricht, dass Shaka an der Straße in Richtung Umani Hills gesichtet worden war. Das hatte niemand mehr für möglich gehalten. Die Keeper machten sich auf den Weg und hofften, dass sie Shaka wieder mitbringen würden. Sie konnten sie durch das Gebüsch rennen hören, aber es war dicht und undurchdringlich, und sie verschwand abermals. Am gleichen Nachmittag sahen sie sie noch einmal, aber sie rannte weiter in den Wald. Sie hat ganz offensichtlich Angst vor Menschen, und wir wollen uns gar nicht ausmalen, was sie vor ihrer Bergung erlebt haben muss. Die Keeper rüsteten sich mit einem Eimer Milch und Luzerne-Pellets aus, aber sie weigerte sich weiterhin, mit zurückzukommen. Vielleicht geht es ihr alleine besser, und sie will nicht bei der Waisen-Herde sein. Wir werden weiterhin ein Auge auf sie haben, falls sie Hilfe braucht.

Am nächsten Tag tauchte unser alter Freund Ziwa auf. Es war wirklich nur eine Stippvisite, seine neue Familie hatte offenbar andere Pläne. Ziwa sagte kurz hallo und freute sich über die Neuzugänge. Dann war er auch schon wieder verschwunden. Am nächsten Tag überzeugten die Babys Sonje und Quanza, sie zum Wasserloch zu bringen. Als Kapei die Wassertemperatur mit seinem Rüssel testete, glitt auf der anderen Seite ein Krokodil ins Wasser. Kapei und Amali waren in heller Aufregung, und während Quanza und Enkesha aufpassten, dass das Krokodil im Wasser blieb, brachte Lima Lima die Waisen an ein anderes Wasserloch. Es war wunderbar zu beobachten, wie souverän die jungen Kühe mit der Situation umgingen.

Genau wie Menschen  haben auch Elefanten gute und schlechte Tage. Eines Morgens wachte Murera mit unglaublich schlechter Laune auf. Sie stand unter einem Baum, ein bisschen abseits von den anderen, und versuchte, zu entspannen. Mwashoti schlenderte zu ihr herüber und ihm war nicht klar, dass sie einfach nur ihre Ruhe haben wollte. Sie hatten kurz Kontakt, und als nächstes sah man nur, wie der arme Mwashoti quer durch die Büsche und wild trompetend Reißaus nahm. Mwashoti beruhigte sich erst wieder, als Alamaya herüber kam und ihn tröstete. Nach diesem Zwischenfall sorgten Sonje und Quanza dafür, dass Murera an diesem Tag nicht mehr von irgendwelchen Waisen behelligt wurde.

Die Keeper sorgen sich ein wenig um Ngashas Verhalten, aber es gibt auch Hoffnungsschimmer für Besserung. Am Ende des Monats gesellten sich ein paar wilde Bullen zu Ngasha an der Suhle. Die Keeper waren neugierig, ob er sich daneben benehmen würde oder nicht. Er zog sich respektvoll zurück und ließ den älteren Elefanten den Vortritt. Einer der Bullen folgte ihm später, und die beiden buddelten zusammen nach Salz. Ngasha sah winzig aus neben seinem wilden Freund, und wir hoffen, dass er durch diese Begegnungen bessere Manieren lernt.