Die Waisen im März

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: März 2022

Der März begann mit einigen großen Veränderungen für unser Trio aus Kaluku. Kindani, Kinyei und Bondeni haben bisher immer in überdachten Ställen geschlafen, und jetzt im Gehege unter freiem Himmel. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Wildnis, denn schon in den Auswilderungsstationen im Nationalpark Tsavo-Ost werden sie unter ähnlichen Bedingungen übernachten. Für Bondeni und Kinyei schien die Veränderung aufregend, Kindani jedoch hielt nichts von ihrem neuen Nachtlager. Sie stand Abends für einige Tage vor ihrem alten Stall und bestand darauf, wieder zurück zu dürfen. Aber die Keeper sind zuversichtlich, dass sie sich bald daran gewöhnt hat. Interessanterweise hat das neue Schlaflager eine unbekannte Seite an Bondeni hervorgebracht. Er ist zwar immer noch das frechste Mitglied der Nursery-Herde, aber deutlich ruhiger und ausgeglichener. Vielleicht hat er jetzt das Gefühl, Teil der Älteren zu sein und muss sich dementsprechend benehmen. Es bleibt abzuwarten, ob das nur vorübergehend oder dauerhaft ist.

Der Monat war sengend heiß in Nairobi. Sogar unsere Neulinge, die an der Suhle noch schüchtern sind, ließen sich am Ende des März nicht mehr davon abhalten, sich im Wasser abzukühlen. Eines Morgens waren Mukutan, Choka und Taabu – nicht bekannt für ihren Übermut – die Ersten, die ins Wasser rannten. Es war schön, ihren Enthusiasmus zu sehen. Taabu ist ein ungewöhnlich sanftmütiger junger Bulle und sehr beschützerisch gegenüber seiner neuen Familie. Wenn er das Gefühl hat, dass wilde Impala-Antilopen oder Warzenschweine den Waisen zu nahe kommen, ist er der Erste, der sie zu vertreiben versucht. In der Regel endet das in einem ausgelassenen Spiel, bei dem alle Waisenelefanten hinter den Eindringlingen herjagen. Choka hängt am liebsten mit Taabu ab, aber diesen Monat begann er Zeit mit einigen der älteren Waisen zu verbringen. Bondeni, Kindani und Kinyei sind und bleiben die allerbesten Freunde, aber haben Choka in ihre Gruppe eingeladen. Sie freuen sich, ihn auf kleine Abenteuer mitzunehmen und auf ihn aufzupassen. Mukutan ist zwar längst nicht mehr der jüngste Elefant in der Nursery, benimmt sich aber meistens wie ein Baby. Vielleicht liegt es an seiner dramatischen Rettung, denn er erschrickt sehr leicht und macht oft viel Drama und Nichts. Er hat eine ausgeprägte Freßgier und benimmt sich während der Fütterung wie Naboishu – er brüllt und schreit, sobald die Milch gebracht wird. In den letzten Wochen hat er viel Zeit mit Sagateisa, Choka und Taabu verbracht, was die Keeper sehr freut. An der Suhle vermeiden sowohl Mukutan, Choka und Taabu als auch Kamili und Latika Klein Kerrio, die ziemlich nervig sein kann. Mukutan ist ihr Lieblingsopfer, weil er immer reagiert und sich schnell aus der Ruhe bringen läßt, was sie noch mehr anspornt. Die Keeper müssen dann meistens dazwischen gehen und Kerrio zurück zu den älteren Kühen bringen.

Naleku ist eine sehr fähige Leitkuh und kümmert sich aufopferungsvoll um die gesamte Nursery-Herde – aber Klein Kerrio ist ihr absoluter Liebling. Eines Morgens konnte Naleku sie im Busch nicht finden und flippte regelrecht aus – sie flatterte wild mit den Ohren, stapfte umher und tromptete wild. Dann ging sie von Elefant zu Elefant und fand Kerrio schließlich zwischen Kindani und Kinyei. Unsere kleine Sagateisa wird immer kräftiger und nimmt jetzt regelmäßig beim Spaß an der Suhle teil. Sie ist immer unter den Ersten, die ihre Milchflasche ausgesoffen haben und stürmt dann direkt in das schlammige Wasser. Kerrio scheint auch zu verstehen, dass Sagateisa zu ärgern ein Tabu ist. Stattdessen passen sie und Naleku auf sie auf während sie sich im kühlen Naß tummelt. Am engsten ist Sagateisa mit Kamili befreundet, die eine ruhige Persönlichkeit hat und sie immer im Busch begleitet.

So wie die meisten Heranwachsenden hatte Roho diesen Monat ein heftige Stimmungsschwankungen. Eines Morgens ließ er seine schlechte Laune an den anderen Waisen aus, bis alle einen weiten Bogen um ihn machten. Als er sich schließlich mit Olorien anlegte, war er zu weit gegangen. Als er sie schubste, stieß sie ihn so heftig zurück, dass er fast umfiel. Der dreijährige Jungbulle verzog sich zerknirscht zum Rest der Herde. Esoit ist und bleibt der Friedensstifter in der Herde. Wenn Roho wieder mal schlechte Laune hat, heitert Esoit ihn auf. Er versteht sich eigentlich mit jedem, aber Bondeni ist mit Abstand Esoits Lieblingsspielgefährte. Auch einige der mutigen Jungkühe, wie Latika udn Olorien, nehmen es gerne mit ihm auf. Esoit ist ein Energiebündel und kann es morgens kaum erwarten, dass der Tag beginnt und er aus seinem Stall kann.

Ziwadi hat in den vergangenen Wochen mehr Zeit mit der Herde verbracht, aber sie hat immer noch ihre einzelgängerischen Phasen. Eine ihrer lustigsten Angewohnheiten ist, wie sich nachmittags selber nach Hause bringt: Nach der Suhle um 15 Uhr seilt sie sich von der Herde ab und geht schnurstracks zum Stallgelände und in ihren Stall. Manchmal holen die Keeper sie zurück, aber machmal lassen sie ihr auch einfachen ihren „frühen Feierabend“.

Die älteren Bullen, Oldepe, Barnoti, Lodo und Rama sind ein eingeschworenes Team geworden. Sie sind alle sanftmütige Riesen und ziehen das friedliche Fressen im Busch stürmischen Ringkämpfen vor. Lodo ist wie ein freundlicher Onkel für die ganz Kleinen, denn er schubst niemals und fängt auch keinen Streit an. Besonders für den kleinen, schüchternen Tingai ist er ein großartiger Freund. Tingai ist zwar schüchtern, aber ausgebufft. Wie Oldepe schleicht er sich gerne mal alleine in den Busch davon. Wenn die Keeper ihn gefunden haben, läßt er alles stehen und ließen, steckt sich seinen Rüssel in den Mund und rennt weg. Diese kleine Marotte mit dem Rüssel im Mund erinnert an ein am Daumen lutschendes, kleines Menschenkind!

Suguroi und Olorien machen auch gerne ihr eigenes Ding, aber nicht alleine, sondern zusammen. Wenn die Waisen auf dem Weg in den Busch sind, laufen sie gern in die entgegengesetzte Richtung, die Naleku, Kindani und Kinyei vorgeben. Obwohl die Keeper sie versuchen zurückzuholen, ziehen die Beiden kollernd und trompetend davon, in der Hoffnung, dass ihnen noch ein paar Elefantenwaisen folgen. Wenn das nicht passiert, rennen sie zurück zur Herde. Das Duo hat offenbar Führungsambitionen!

Einer unserer Neuzugänge ist Lorigon, der sich immer noch versucht einzuleben. Ganz am Anfang wollte er die Keeper angreifen, verunsichert, was die Zweibeiner von ihm wollten. Olorien und die anderen gingen dazwischen, um ihre Keeper zu beschützen und um Lorigon zu versichern, dass die Keeper ihre Freunde sind. Er scheint das langsam zu verinnerlichen und ist jeden Tag weniger aggressiv. Jeder Elefantenwaise kommt mit eigenen Erfahrungen und braucht indiduell viel oder wenig Zeit, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Unsere große Nashashi lebt sich ebenfalls noch ein. Da sie schon sehr groß ist, können die Keeper sie erst zu den anderen Waisen lassen, wenn sie ihr Vertrauen gewonnen haben. Langsam, aber sicher, wird sie ruhiger und hat sogar schon Freunde gefunden. Lorigon, Kamili, Latika, Roho, Naleku und Kindani schauen morgens oft bei ihr vorbei, bevor sie in den Busch ziehen.

Unser Nashorn: Maxwell hatte einen faulen März. Er hatte sein tägliches Energiehoch in der Morgendämmerung, bevor es heiß wurde. Mit Bondeni verbindet ihn inzwischen ein schönes Morgenritual: Sobald Bondeni aus seinem Stall gelassen wird, stürmt er zu Maxwells Gehege, um ihn zu begrüßen. Es ist sehr herzig, zu beobachten, wie der kleine Elefant den grauen Riesen mit seinem Rüssel an den Ohren und auf dem Rücken täschelt.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: März 2022

Der Monat begann hektisch, als wir Meldung bekamen, dass ein Elefantenbaby in einer Wassertränke feststeckte. Zum Zeitpunkt der Meldung war die Mutter nirgends zu sehen, aber als wir zum Ort des Geschehens kamen, tauchte sie auf! Dem Team gelang es, das Baby zu befreien und so konnte es mit seiner Mutter glücklich wiedervereint werden.

Pika Pika ist und bleibt die kleine Königin der Voi-Herde. Sie kommandiert alle herum, aber das ist kein Wunder, weil ihr kein Wunsch abgeschlagen wird. Arruba hat sich selbst zu Pika Pikas „großer Schwester“ ernannt und bewacht sie mit Argusaugen. Eines Nachmittag sah Ngilai seine große Chance, mit Pika Pika zu spielen, als Arruba sich für einen Moment umgedreht hatte. Aber leider ging er zu weit und versuchte auf Pika Pika aufzusteigen, woraufhin sie lauthals protestierte. Arruba kam herbeigerannt und Ngilai machte sich unauffällig aus dem Staub, aus Angst vor ihren spitzen Stoßzähnen.

Lemeki hat eine starke Persönlichkeit. Sie ist erst im Januar nach Voi gekommen, aus einer sehr behüteten Umgebung in Kaluku. Daher hatten wir eigentlich gedacht, dass sie die großen, wilden Elefanten vielleicht einschüchtern würden. Mehrere Male kamen wilde Elefantenherden seither zum Saufen an die Stalltränke und sie hatte keine Angst, ganz im Gegenteil! Lemeki lief unbeirrt zu ihnen hinüber, stieg in die Tränke und und planschte vor ihren Augen. Die wilden Elefanten wußten auch nicht so recht, was sie davon halten sollten, schienena aber beeindruckt vom Mut des Winzlings und soffen einfach weiter! Als Lemeki und Thamana gerade in Voi angekommen waren, war Mbegu noch ein bisschen unterkühlt. Aber jetzt scheint sie Gefallen an den Beiden gefunden zu haben und versucht, sich mit ihnen anzufreunden. Sie lädt sie immer zum Fressen und Spielen ein. Mbegu ist oft skeptisch gegenüber Neulingen, weil sie sehr beschützerisch gegenüber ihrer kleinen Herde ist. Tagwa, Tamiyoi und Sagala andererseits haben Lemeki und Thamana vom ersten Tag an in Beschlag genommen. Sie sind sehr gute Freunde geworden, passen immer auf sie auf und zeigen ihnen wie der Hase in Voi so läuft. Lemeki ist inzwischen weniger besitzergreifend gegenüber Thamana und öffnet sich für neue Freundschaften. Einmal haben die Keeper beobachtet, wie sie Tagwa auf Schritt und Tritt hinterher lief und sie liebevoll mit ihrem Rüssel tätschelte.

In der Nachbarschaft halten sich immer noch Löwen auf, so dass wir Zebrawaise Diria und auch die Büffelwaisen Cheza und Ivia in der Nähe des Stallgeländes hielten. Am 10. März statteten die beiden Büffel der Elefantenherde einen Überaschungsbesuch ab. Die Elefantenwaisen waren begeistert und rannten und trompeteten aufgeregt durcheinander. Ngilai hieß seinen alten Kumpel Ivia mit einem Ringkampf willkommen, während Mbegu Cheza herausforderte. Cheza ist nicht ganz so verspielt wie Ivia, aber auch sie machte mit!

Am 12. März passierte etwas Magisches. Gerade als die Voi-Waisen ihre Mittagsmilch ausgetrunken hatten, tauchte eine wilde Herde auf. Plötzlich kam einer der jüngeren Elefanten aus der wilden Herde auf unsere Waisen zugerannt und trompetete wie verrückt. Wir trauten unseren Augen kaum – es war Tahri!!! Sie war vor einem Jahr mit einer wilden Herde davon gezogen und wir hatten sie seitdem nicht mehr gesehen! Die Waisen waren überglücklich über das Wiedersehen und es schien als wäre die wilde Herde nur gekommen, um sie wieder bei uns abzusetzen. Nachdem sie an der Tränke ihren Durst gestillt hatten, zog die wilde Herde ohne Tahri weiter. Obwohl Tahri sich eine furchtbare Dürreperiode für ihr Abenteuer ausgesucht hatte, sah sie erstaunlich gut und gesund aus. Aber sie genoss die kleinen Annehmlichkeiten zurück „zu Hause“ und scheint kein Fernweh zu haben. Sie hat sich ohne Mühe wieder in den Alltag eingefügt, so als wäre sie nie weg gewesen!

Unsere Jungbullen sind voller Energie. Ngilai, Murit, Ndotto und Emoli sind eigentlich rund um die Uhr mit Ringen beschäftigt. Manchmal laden sie auch die Kühe ein und Mbegu, Tagwa und Godoma sind in der Regel gerne mit dabei. Die Keeper fragen sich, ob Ngilai vielleicht in Tagwa verliebt ist, denn sie sehen die Beiden immer wieder mit eng verschlungenen Rüsseln, so als ob sie Händchen halten!

Ndotto ist ganz vernarrt in seine neue Freundin Mudanda. Dank seiner Geduld und Anleitung ist es der jungen Kuh gelungen, ihre verspielte Seite zu entdecken. Mudanda war bekannt dafür, sehr grob zu werden und daher machten die meisten Waisen einen großen Bogen um sie. Ndotto hat ihr das richtige Spielen beigebracht und jetzt wollen alle Spaß mit ihr haben!

Mbegu ist nicht die älteste Kuh in der Voi-Herde, aber die unangefochtene Leitkuh. Obwohl Mudanda, Arruba, Suswa, Rorogoi und Embu alle älter als sie sind, ordnen sie sich ihr ohne Murren unter. Es gibt tatsächlich Elefantenkühe ohne Führungsambitionen! Mbegu ist zwar eine Leitkuh, aber auch ein Spaßvogel. Eines Nachmittags nahm sie Thamana und Lemeki zu einem großen Felsen mit. Auch als Sagala, Godoma, Tahri und Tagwa dazu kamen, war sie das Zentrum der Aufmerksamkeit und rollte sich ausgelassen auf dem Boden herum. Godoma nahm die Einladung an und begann ebenfalls, sich herumzuwälzen. Tagwa wurde eifersüchtig, setzte sich auf Godoma und verdarb ihr den Spaß. Als Godoma um Hilfe rief, kamen die Keeper herbei, aber leider hatte mit dem Streit auch das Spiel ein Ende. Die anderen machten sich so schnell aus dem Staub, als ob sie alle ein schlechtes Gewissen hätten.

Es wurde immer trockener, so dass wieder mehr und mehr wilde Elefantenherden zum Saufen an die Tränke im Stallgelände kamen. Eines Nachmittags war es eine Familie, die anschließend noch mit den Waisen Luzerne fraßen. Aber die Waisen fühlten sich ein bisschen eingeschüchtert und verzogen sich schnell in den Busch – außer Lemeki respektieren alle Waisen die strenge Hierarchie in der Elefantengemeinschaft und versuchen, keinen wilden Artgenossen vor den Kopf zu stoßen. Ende März gab es dann endlich ein bisschen Regen. Es war nur ein kleiner Schauer, aber alle freuten sich. Sagala feierte, indem sie sich auf dem feuchten Boden rollte, während Lemeki zuschaute. Mbegu und Godoma stimmten auch mit ein, aber dieses Mal hielten alle Sicherheitsabstand.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: März 2022

Wegen der Trockenheit gab es auch in Ithumba wieder jede Menge wilde Besucher – inklusive vieler bekannter Gesichter! Nach ein paar ruhigen Monaten geht es nun wieder wie im Taubenschlag zu, und die Waisen sind sehr glücklich darüber. Unsere Jungbullen vergöttern die wilden Bullen. Einmal schaute auch Ex-Waise Rapsu vorbei, und Wanjala, Rapa, Pare und Mundusi begrüßten ihn mit ausgestreckten Rüsseln. An einem anderen Tag sahen wir Klein Sattao und Karisa mit Ex-Waise Tomboi an der Tränke. Sie waren super aufgeregt in seiner Gegenwart und machten ihm alles nach. Naboishu hatte ein ähnlich aufregendes Erlebnis, aber mit einem wilden Bullen. Er stand neben ihm wie bei einem Größenvergleich. Aber als der wilde Bulle näherrückte, verlor Naboishu die Nerven und rannte auf und davon.

Am 6. März tauchte Ex-Waise Wendi auf. Ihre Ankunft sorgt immer für gemischte Gefühle bei den Keepern. Sie freuen sich, ihren ehemaligen Schützling und ihre beiden Töchter zu sehen, aber wann immer sie kommt, ist das Chaos nicht weit. Als ob sie diese Theorie beweisen musste, bescherte sie uns ein unvergessliches Schlammbad. Erst boxte sie sich ihren Weg frei zur Milchfütterung und verjagte die Waisen. Nachdem sie ein paar Milchflaschen getrunken hatte, verschüttete sie den Rest auf den Boden, stapfte davon – und hinterließ eine Spur an zertrampelten Milchflaschen. Obwohl sie 19 Jahre alt und zweifache Mutter ist, ist sie immer noch ein Störenfried!

Die wilden Besucher trugen natürlich noch ihr Übriges zu einem aufregenden Monat bei. An einem Abend standen 120 wilde Elefanten vor dem Stallgelände! Ithumba ist in der Regel sehr trocken in dieser Jahreszeit, aber unsere Wasserlöcher haben diesen nördlichen Teil des Nationalparks wiederbelebt. Wir sind unglaublich glücklich, wenn wir so viele Wildtiere an unseren Tränken und Wasserlöchern sehen – auch, wenn die Waisen manchmal ein bisschen besitzergreifend werden. Eines Nachmittags warteten zwei Bullen geduldig darauf, an der Tränke saufen zu können, aber Sattao und Nabulu waren alles andere als gastfreundlich. Sie blockierten die Bullen, bis Sana Sana die Waisen endlich zum Fressen in den Busch und von der Tränke wegführte. Wegen der Trockenzeit waren die Waisen diesen Monat auch wieder mehr auf die Futtersuche als auf Spielereien konzentriert.

Am 8. März dann eine wundervolle Überraschung: Nach Eintritt der Dunkelheit tauchte Mutara mit einem winzigen Neugeborenen im Stallgelände auf – ein kleiner Bulle, den wir Mambo nannten. Das Muttersein hat Mutaras sanftmütiges Wesen nicht verändert, und sie wird tatkräftig von ihren Freunden Suguta, Sities, Turkwel, Kainuk und Kalama bei der Betreuung des Nachwuchses unterstützt. Esampu, Mteto, Malkia und Sana Sana versuchten verzweifelt, an den kleinen Mambo heranzukommen, aber an den Kindermädchen war kein Vorbeikommen. Während des restlichen Monats freuten sich die Keeper, dass Mambo gesund, aktiv und sehr freundlich war. Er liebt seine Mutter und seine Kindermädchen und ist tiefenentspannt in ihrer Gesellschaft.

Auch Yatta und Nasalot verbrachten viel Zeit mit ihren Herden in Ithumba. Die Anwesenheit der Ex-Waisen bot unseren „Rumtreiben“ –Olsekki, Siangiki, Oltaiyoni, Tusuja, Naseku, Roi, Mteto, Enkikwe und Wanjala –viele Gelegenheiten, die Wildnis mit ihnen zu erkunden. Die Ex-Waisen nahmen sie oft tagsüber mit und lieferten sie abends wieder am Stallgelände ab. Eines Abends weigerte sich Olsekki, in den Stall zu gehen und verbrachte die Nacht mit den Ex-Waisen im Busch.

Enkikwe, Sapalan und Rapa haben beschlossen, dass sie jetzt erwachsen sind. Sie schleichen sich oft von der Waisenherde weg und verbringen den Tag gemeinsam im Busch. Abends kommen sie immer wieder zum Stallgelände zurück und laufen mit stolzgeschwellter Brust zurück in ihre Schlaflager. Aber manchmal werden wir auch daran erinnert, dass sie doch noch ein bisschen wachsen müssen. Eines Nachmittags versuchte Sapalan, eine Flasche Milch zu stibitzen und wurde wütend, als die Keeper ihr in die Quere kamen. Vor lauter Frust hob sie einen schweren Ast auf und wollte ihn in die Luft werfen. Aber der Ast war so schwer, dass er nicht nach oben flog, sondern einfach auf den Boden plumpste…

Für die Jungbullen ist Kräftemessen ein integraler Bestandteil beim Aufwachsen. Dololo und Musiara schubsen sich eigentlich immer, wenn sie sich sehen, so als hätten sie sich zu einem Ringkampf verabredet und wären nur dafür zusammengekommen. Trotz der vielen Kämpfe, die sie mittlerweile ausgefochten haben, gibt es keinen klaren Favorit. Sie werden wohl so lange weiter ringen, bis einer wirklich stärker als der andere wird – sollte das jemals passieren! Als Elefantenbulle in einem Ringkampf zu verlieren, ist eine Demütigung. Pare führte uns das vor Augen, als er an einem Tag Jotto besiegte. Danach stieg er auf seinen Rücken und ließ sich von allen als Sieger feiern.

Unseren „Einserschülern“ – Larro, Mukkoka und Naboishu – geht es sehr gut in Ithumba. Larro und Mukkoka sind unzertrennlich, und Naboishu ist sehr extrovertiert und selbstbewusst. Einmal wollte ein wildes Elefantenbaby seine Luzerne fressen, und er schubste es, so dass es schreiend zur Mutter zurückrannte. Die meisten Elefantenwaisen hätten sich das nicht getraut! Unsere älteren Kühe haben alle einen Liebling –  sogar Kamok, die Kälbchen sonst nicht mag, liebt Ambo. Wir hoffen, dass sie ihr eigenes Baby eines Tages wie Ambo behandelt. Maramoja hat Musiara adoptiert, während Malkia, Kuishi und Sana Sana sich jeweils besonders um Larro, Mukkoka und Naboishu kümmern.

Eines Morgens kam eine große Herde Ex-Waisen mit ihrem Nachwuchs für ein Luzerne-Frühstück vorbei: Mulika, Mwende, Mkuu, Taita, Chemi Chemi, Naserian, Njema, Mutara, Baby Mambo, Sities, Turkwel, Suguta, Chaimu, Galana, Gawa, Yatta, Yoyo und Yetu. Sattao und Musiara hatten darauf gehofft, ein bisschen mit Mkuu spielen zu können, aber seine große Schwester Mwende machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Die beiden Bullen beobachteten jede Bewegung von Mwende in der Hoffnung, dass sie nachlässig werden würde, aber sie wusste genau, was in den Köpfen der beiden vorging, und wich ihrem kleinen Bruder nicht von der Seite!

Der Monat endete mit einer lustigen, kleinen Episode. Ex-Waise Lualeni und ihre Familie trafen die Waisen im Busch und begleiteten sie zur Suhle. Lualeni tat ganz unschuldig, als sie am Milchfütterungsplatz angekommen war, schnappte sich eine Milchflasche und zog in den Busch. Pech für sie, dass die Flasche schon leer war! Wir werden nie erfahren, wie sie reagiert hat, als sie das herausfand. Ihre Tochter Lulu machte sich später bei Nabulu unbeliebt, als sie versuchte, Nabulu davon abzuhalten, Saba zu begrüßen. Nabulu wusste, dass sie keine Chance gegenüber Lulu hatte, weil Lualeni daneben stand. Aber sie behielt trotzdem das letzte Wort, als sie Lulu beim Weggehen einen Klaps mit dem Rüssel gab!

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: März 2022

Maktao, Kiombo und Kiasa sind vor fast einem Jahr in die Auswilderungsstation nach Umani gekommen und immer noch unzertrennlich. Aber wie bei allen Geschwistern, gibt es gelegentlich auch Krach. Maktao hält sich in der Regel heraus, aber Kiombo und Kiasa haben beide ein feuriges Temperament, das sie gegelentlich in Schwierigkeiten bring. Kiasa kann inzwischen ihre Milchflasche selber halten und nutzt dieses Talent jetzt zu ihrem Vorteil. Sie säuft ihre Milch sehr schnell aus und versucht danach, sich Kiombos Flasche unter den Nagel zu reißen. Kiombo reagiert natürlich genervt und trompetet laut. Wenn das passiert, kommt eigentlich immer Sonje herbeigeeilt, verscheucht Kiasa und tröstet ihren Liebling Kiombo. In der Nursery war Kiasa auch schon als Wildfang bekannt.

Die Keeper sagen oft: Wenn es Olympische Spiele für Elefanten gäbe, würde Lima Lima viele Medaillen gewinnen. Sie ist ungewöhnlich schnell, intelligent und aufmerksam und setzt diese Eigenschaften immer zum Wohle der Gemeinschaft ein. Eines Morgens, die Waisen waren im Busch zum Fressen, lief sie immer zwischen ihnen und dem in der Nähe liegenden Sumpfgebiet hin und her. Die Keeper dachten sich schon, dass dort irgendetwas vor sich gehen musste, denn sie kennen ihre Späherin Lima Lima. In der Tat fanden sie einen Büffel, der im Schlamm stecken geblieben war! Sie riefen die mobile tierärztliche Einheit zu Hilfe, die ihm wieder in die Freiheit verhalf. Lima Lima hat ohne Zweifel sein Leben gerettet! Später im März erinnerte sie uns an eine andere ihrer Fähigkeiten. Die Waisen soffen gerade Wasser an den Umani-Quellen, als sich ein Krokodil blitzschnell einen Buschbock schnappte, der am Ufer gegenüber stand. Die Waisen trompeteten wie verrückt und wollten ihm helfen, aber das Wasser war zu tief für sie. Unsere mutige Lima Lima schwamm hinüber, um das Krokodil zu verjagen. Für die Antilope kam jede Hilfe zu spät, aber wir waren zutiefst beeindruckt von ihrer Courage!!

Mit zwölf Jahren ist Murera das älteste Mitglied der Umani-Herde. Sie ist stolz darauf eine Leitkuh zu sein und benimmt sich mehr und mehr wie die Bienenkönigin. Daher nennen die Keeper sie jetzt liebevoll „Klassensprecherin“. Murera folgte früher immer der Herde, aber jetzt folgte die Herde ihr. Sonje war schon immer Mureras Freundin und ausgezeichnete Unterstützung. Zusammen geben sie gut auf die Herde acht. Einen besonders heißen Nachmittag verbrachten die Waisen an der Suhle, wo bereits eine wilde Herde im Schlamm wälzte als sie ankamen. Einer der wilden Bullen begann ihnen zu drohen, und während Kiombo, Kiasa und Maktao schreiend davon liefen, bewegten sich Sonje und Murera keinen Zentimeter von der Stelle, bereit, die Jüngeren zu beschützen.

Enkesha ist noch jung mit seinen sechs Jahren, aber wir denken, sie wird einmal eine gute Leitkuh. Eines Nachmittags führte sie Kiasa, Maktao und Kiombo durch die Chyulu-Berge – ohne Aufsicht der älteren Kühe. Enkesha war ruhig, behielt die Orientierung und machte keinen Fehler auf dem Ausflug. Quanza ist mit zehn Jahren ebenfalls eine junge Kuh mit sehr guten Führungsfertigkeiten. Sie ist zu einer Art „Mutterfigur“ für die Jüngeren, besonders für Kiasa, geworden. Wenn irgendjemand ihren kleinen Schützling stört, ist sie direkt zur Stelle. Aber die Keeper haben auch bemerkt, dass sie während der Fütterung sehr neidisch werden kann, besonders wenn Kiasa vor ihr die Flasche bekommt.

Eines Nachmittags kam eine wilde Kuhherde mit winzigen Babys zum Saufen. Lima Lima und Quanza waren begeistert beim Anblick der vielen Babys. Eines der Kleinsten war so mutig und lief unter Quanzas Bauch! Quanza war hingerissen und begann in ihrem Übermut mit dem Baby zu schmusen. Das war zuviel des Guten, das Baby erschreckte sich und trompetete, was natürlich sofort die Mutter auf den Plan rief. Aber alles ging gut aus, Lima Lima eilte Quanza zu Hilfe, und die beiden ergriffen die Flucht gemeinsam mit Mwashoti und Alamaya.

Zongoloni ist die Leitkuh der „Nachtschwärmer“, wie die Keeper unsere mittlerweile ausgewilderte Gruppe nennen. Früher hat sie viel Zeit mit Kiombo verbracht, aber jetzt ist sie voll beschäftigt mit ihrer kleinen Herde. Es ist möglich, dass Kiombo ihr das übel nimmt, denn wann immer sie vorbei kommt und versucht, ihn zu begrüßen, zeigt er ihr die kalte Schulter. Mwashoti ist mit seinen acht Jahren inzwischen ein richtig großer Elefantenbulle und verbringt die Nächte entweder mit wilden Elefanten oder den „Nachtschwärmern“ im Busch. Aber er hängt nach wie vor auch immer noch sehr an Murera, die sich um ihn gekümmert hat, als er jünger war, und er versucht sie zum Mitkommen in die Wildnis zu überreden. Die Keeper sehen die beiden oft beim „Diskutieren“, wenn die Waisen abends zur Nachtruhe ins Stallgelände zurückkehren. Aber Murera ist noch nicht bereit für diesen Schritt. Den anderen „Nachtschwärmern“ – Alamaya, Ziwa, Jasiri, Faraja und Ngasha –geht es ebenfalls sehr gut. Alamaya hat sich zum „sozialen Schmetterling“ entwickelt und hat viele neue wilde Freunde gefunden. Aber seine alte Freundschaft mit Mwashoti hält ebenfalls an. Die Fehde zwischen Ngasha und den Bullen Faraja, Ziwa und Jasiri ist leider immer noch nicht überstanden. Sie machen in der Regel einen großen Bogen um die Waisenherde, wenn Ngasha dabei ist. Auch bei den Waisen wird Ngasha immer unbeliebter, weil er ein richtiger Raufbold ist. Eines Morgens kam er mit einer wilden Freundin ins Stallgelände. Die Waisen mochten sie auf Anhieb, besonders Sonje und Quanza, die den ganzen Tag mit ihr verbrachten und abends sogar mit ihr zurück ins Stallgelände kamen. Aber sie weigerte sich, ins Gehege zu gehen, und verschwand mit Ngasha im Busch. Am nächsten Tag kam Ngasha mit seiner Freundin zurück. Er schien bemerkt zu haben, dass es besser ankommt, wenn er ein Gentleman und kein Raufbold ist, und war ungewöhnlich lieb und freundlich. Er hat sogar für Sonje Zweige von einem hohen Baum geholt! An diesem Abend versuchte er, Sonje zum Mitkommen in den Wald zu überreden, aber sie hatte kein Interesse und blieb bei ihren Schützlingen. Aber nicht nur unter den jungen Bullen gibt es die ein oder andere Verstimmung. Sonje und Quanza sind eifersüchtig auf Lima Lima, die viele Verehrer anzieht. Eines Tages brachte sie einen attraktiven wilden Bullen mit zur Suhle. Quanza und Sonje waren so abgelenkt, dass sie ihre komplett Leitkuh-Pflichten vergaßen. Lima Lima schien die „negative Energie“ zu spüren und zog mit dem Bullen weiter. Das ärgerte Sonje und Quanza noch mehr, und sie jagten Lima Lima bis zu den Umani-Quellen. In ein paar Jahren werden sie alle ihre eigenen Verehrer haben!

Am letzten Tag des Monats fraßen die Waisen gerade an den Umani-Quellen, als Lima Lima einem Geräusch nachging. Dieses Mal entdeckte sie einen Leopard, der gerade einen Buschbock angriff. Im Nu lief sie zurück und warnte die Waisen. Ganz besonders besorgt war sie um Maktao, Kiombo und Kiasa. Alle rannten zurück zum Stallgelände, Murera und Sonje bildeten wegen ihrer verletzten Beine das Schlusslicht. Die Keeper teilten sich in zwei Gruppen auf: Lima Lima rannte mit den Jüngeren weiter, und die anderen blieben bei Murera und Sonje. Als alle wieder vereinigt waren, hatte Mwashoti ein erstes „Gespräch“ mit Lima Lima. Sie hieß es nicht gut, dass Lima Lima einfach die jüngeren Waisen übernommen hatte, und schickte sie mit Alamaya und Mwashoti in eine Auszeit. Murera ist in der Regel eine entspannte Leitkuh, aber das ging ihr wohl zu weit.