Die Rettung von Tingai

 

Am Nachmittag des 5. Dezember 2021 schlug der Samburu Trust im Norden Kenias Alarm und kontaktierte den Kenya Wildlife Service (KWS) sowie den Sheldrick Wildlife Trust (SWT) wegen eines verletzten verwaisten Elefanten. Er schien eine schreckliche Tortur durchgemacht zu haben: Seine Mutter war aufgrund eines Mensch-Wildtier-Konflikts getötet worden, und er selbst wurde erst fünf Tage später mit einer Verletzung am Hinterteil gefunden, die höchstwahrscheinlich durch einen Speer verursacht worden war.

Wegen der abgelegenen Lage wurde die Rettung mit einem gecharterten Hubschrauber durchgeführt. Der Pilot flog direkt zu der Stelle, an der die Scouts des Samburu Trust mit dem Kalb warteten. Kaum war der Helikopter gelandet, packten alle mit an, um die kostbare Fracht sicher an Bord zu hieven. Der kleine Bulle war schon ziemlich groß für sein Alter, und so atmeten alle erleichtert auf, dass er in den Hubschrauber passte!

 

 

 

 

 

Der Helikopter landete gegen 17 Uhr am Waisenhaus des SWT in Nairobi. Einige Keeper brachten das Kalb zu einem frisch hergerichteten Stall – seinem neuen Schlafzimmer. Es war extra für ihn mit viel geschnittenem Grün und weichem Heu vorbereitet worden. In der ersten Nacht schlief der Kleine tief und fest und war zweifellos erleichtert, endlich an einem sicheren Ort zu sein. Er wurde Tingai genannt – eine Variation von Ltingai, einem Gebiet in der Nähe seines Rettungsorts.

 

 

 

Das volle Ausmaß von Tingais Qualen lässt sich wohl nicht mehr klären – vom Verlust seiner Mutter bis zu seiner fünftägigen Einsamkeit. Er muss aber schlimme Dinge erlebt haben, bevor er gerettet wurde: Er ist sehr schreckhaft und jederzeit bereit zur Flucht. Eine plötzliche Bewegung oder ein lautes Geräusch – und schon rennt er weg! Inmitten der Elefantenherde des Waisenhauses ist er ganz entspannt; nur wenn er allein ist, hat er Angst. Tingai weiß inzwischen, dass er zwischen vielen anderen Elefanten in Sicherheit ist.

 

 

 

Wie es bei verängstigten neuen Waisenkindern häufig zu beobachten ist, neigt  auch Tingai dazu, für sich allein zu bleiben. Es deutet jedoch schon einiges auf eine Besserung hin: Er hat sich bereits still und heimlich einige Dummheiten der anderen Waisen angewöhnt und sich gut mit Barnoti, Oldepe und Rama angefreundet. Jeder dieser Bullen hat sein eigenes Trauma überwunden, und daher werden sie sicher viel zu Tingais emotionaler Heilung beitragen.

 

 

 

Es ist kaum verwunderlich, dass Tingai Menschen gegenüber misstrauisch ist. Schließlich haben Menschen Speere nach ihm geworden und seine Mutter getötet. Er merkt jedoch, dass die Keeper gut zum ihm sind und akzeptiert ihre Gegenwart und Hilfe daher ohne Probleme. Unterstützt von seiner neuen Familie und – wie er es gern hat – umgeben von vielen Elefanten, hat nun für dieses kleine Kalb der Start in ein neues Leben begonnen.

ÜBERNEHMEN SIE EINE PATENSCHAFT FÜR TINGAI
  
(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)