Emoli, Sagala und Tagwa ziehen nach Voi um

Am 4. Juni 2019 – passenderweise an Daphne Sheldricks Geburtstag – wurden die nächsten drei Waisen aus dem Waisenhaus des Sheldrick Wildlife Trust in Nairobi in die altehrwürdige Auswilderungsstation in Voi, im Tsavo East Nationalpark gebracht.

In Voi begann seinerzeit die Geschichte des Sheldrick Wildlife Trust, wo Daphne mit ihrem Mann David und ihrer Tochter Angela 25 Jahre lang lebte. Und für zwei der verwaisten Elefantenkinder, Emoli und Sagala, war es auch eine Reise zurück in ihre Heimat, denn sie wurden 2017 dort als abgemagerte Dürreopfer vor dem sicheren Tod gerettet. Jetzt sind sie wieder gesund und munter, und sie sind inzwischen alt genug, um den nächsten Schritt in ihrem Leben zu gehen. Sie werden noch viele Jahre in der Auswilderungsstation leben, bevor sie soweit sind, wieder ihr eigenes, unabhängiges Leben in der Wildnis zu führen. Das dritte Waisenkind, das mit ihnen umzog, ist Tagwa, die Mini-Leitkuh der Waisenherde in Nairobi. Zum Glück gibt es dort inzwischen auch ambitionierte Mädchen wie Tamiyoi und Enkesha, die als nächste die Rolle als kleine Matriarchinnen übernehmen werden, sodass für die Herde gesorgt ist.

 

 

Wie immer stiegen die Umzugskandidaten noch vor dem Morgengrauen in den Transporter ein. Nachdem sie schon seit in paar Wochen trainiert hatten, waren sie auch wenig beeindruckt von der Prozedur; trotzdem bekommen sie immer eine halbe Stunde vor dem Einsteigen gegen 3 Uhr morgens noch ein leichtes Beruhigungsmittel, damit sie nicht unnötigem Stress ausgesetzt sind. Als sie sicher in ihren Abteilen verstaut waren, in denen genug Milch, Wasser, Grünfutter und Luzernenheupellets auf sie warteten, wurden die Tore geschlossen. Im Laderaum neben den Elefantenabteilen gibt es auch noch ein paar Sitze für die Keeper, die sie begleiten und beruhigend auf sie einwirken können, sollte es nötig sein. Gegen 3:30 Uhr passierte der Konvoi die Tore des Nairobi-Nationalparks und bog auf die Straße ein, auf der die gut 340 Kilometer zu ihrem Ziel zurückgelegt werden sollten. Diesmal war zum Glück wenig los auf der Hauptstraße nach Nairobi, sodass die Fahrt problemlos verlief.





In der Zwischenzeit bereitete das Team an der Auswilderungsstation in Voi alles für die Ankunft der drei Waisen vor. Die Keeper dort waren dabei gewesen, als Emoli und Sagala gerettet wurden, und so waren sie besonders gespannt auf die beiden. Mbegu und ihre kleine Herde – Ndotto, Godoma, Murit, Ngilai und Lasayen – blieben als Begrüßungskomitee an den Stallungen, während die älteren Waisen draußen im Busch waren, aber in der Umgebung der Station blieben, damit sie zu einem geeigneten Zeitpunkt dazustoßen konnten. Die Mitarbeiter beim SWT wissen inzwischen schon, was zu tun ist, damit solche Umzüge so reibungslos wie möglich über die Bühne gehen.




Trotz einer kurzen Pause, bei der frisches Grewia für die Babys geschnitten wurde, kam der LKW gut voran, und um 9:30 Uhr war er schon in Voi. Erfreulicherweise war es ein recht milder und bewölkter Tag, nicht zu kalt und nicht zu heiß – gerade richtig. Der Umzugs-LKW fuhr an der Laderampe der Auswilderungsstation vor, und die Tore wurden heruntergeklappt. Die Babys bekamen eine Milchflasche, während sie noch in ihren Abteilen waren, bevor sie schließlich ausstiegen. Mbegu und ihre Freunde wurden noch so lange zurückgehalten, bis die Gelegenheit günstig war und sie zur Begrüßung dazukamen. Tagwa war noch eines der Babys aus Mbegus Waisenhausherde, sodass die beiden sich noch sehr gut kennen, und auch an Sagala und Emoli kann sich Mbegu sicher noch erinnern. Die Neuankömmlinge hatten die Reise prima überstanden und sahen frisch und ausgeruht aus, als sie neugierig die neue Umgebung erkundeten. Mit ein paar Luzernenheupellets wurden die alteingesessenen Waisen abgelenkt, wenn es einmal zu chaotisch zu werden drohte, und die Neulinge bekamen erst einmal die Gelegenheit, einen ordentlichen Schluck Wasser an der Tränke zu saufen, bevor es hinaus in den Nationalpark gehen sollte.



Vorher kam aber erst noch der Rest der Waisen zu den Stallungen, und wollte die Neulinge kennenlernen. Emoli stand schnell im Mittelpunkt des Interesses, und jede der Kühe war sofort hin und weg von ihm. Die arme Tahri, die bisher das Nesthäkchen gewesen war, wird sich nun mit dem süßen kleinen Jungen arrangieren müssen, der die vielen älteren Mädchen um die Finger wickeln kann. Auch Sagala und Tagwa wurden ausführlich berüsselt und schauten sich interessiert um; sie hielten sich aber noch dicht bei ihren gewohnten Keepern aus Nairobi, die gut an ihren grünen Mänteln zu erkennen waren.

Nachdem alle ihren Durst gelöscht hatten, stand Schlamm- und Staubbad auf dem Programm. Während Embu und Arruba ausgelassen im Schlammloch badeten, widmeten sich die Neuankömmlinge lieber einem Staubbad. Nach etwa 40 Minuten hatten sie sich dann genug eingewöhnt, dass sie ihren Keepern hinaus in den Park folgen konnten. Die nun 30 Waisen in Voi machten sich in einer langen Reihe auf den Weg!





Da es nun schon recht spät am Vormittag war, konnten es die Waisen kaum erwarten, hinaus zum Grasen zu kommen. Die Neulinge ließen sich von dem Enthusiasmus anstecken und marschierten eifrig mit in Richtung Wasserloch. Nach den Regenfällen der letzten Tage gibt es jetzt genügend Gras, und es ist noch schön grün. Wenn es in ein paar Monaten wieder trocken sein wird, müssen die Waisen sich wieder auf die Futtersuche konzentrieren, aber jetzt konnten sie sich erst einmal mit leckerem frischen Gras den Bauch vollschlagen. Von der Nordseite des Mazinga-Bergs aus konnte man in der Ferne den Emoli-Berg sehen, der Ort an dem Emoli einmal gerettet worden war, etwa 12 Kilometer entfernt von der Stelle, wo er nun graste!

Sagala schien sich pudelwohl zu fühlen inmitten all der leckeren Vegetation und ihrer neuen Freunde und hatte sich im Nu eingewöhnt. Nach kurzer Zeit hielt sie sich schon gar nicht mehr bei den Keepern aus Nairobi oder ihren beiden Umzugsgefährten auf, sondern mischte sich wie selbstverständlich unter die Voi-Waisen. Das ist aber gar nicht so verwunderlich, denn sie war schon zwei Jahre alt, als sie aus Tsavo gerettet wurde, und ihr muss die Gegend sehr vertraut vorkommen. Tagwa dagegen blieb dicht bei Emoli und ihren vertrauten Keepern, und die älteren Waisen, vor allem Ndii, Naipoki, Ishaq-B und Kihari, interessierten sich sehr für die beiden. Godoma und Mbegu kümmerten sich auch sehr um sie, und auch die frechen Jungs Ngilai, Ndotto und Murit wollten mit ihnen spielen. Tagwa wurde als winziges Kalb vom Mount Kenya gerettet, und hat nun mit Kenia und Nelion zwei Freunde, die auch aus dieser Gegend kommen. Tagwa war allerdings noch sehr jung und hat den größten Teil ihres bisherigen Lebens im Waisenhaus verbracht, sodass sie sich vermutlich kaum noch daran erinnern kann.




Mittags bekam die Waisenherde Gesellschaft von einem majestätischen wilden Bullen, der zum Schlammloch geschlendert kam, und danach kam noch eine wilde Herde mit Kühen und ihren Babys dazu. Eine großartige Szenerie in spektakulärer Landschaft, mit den meilenweiten Ebenen des Tsavo East Nationalparks im Hintergrund, bei der die 30 Waisenelefanten von ihren wilden Artgenossen besucht wurden. Und ein würdiges Bild für diesen Tag, dem Geburtstag von Daphne Sheldrick, der es zu verdanken ist, dass all diese Tiere eine zweite Chance im Leben bekommen haben.

Die drei Neulinge in Voi hatten einen geruhsamen Nachmittag, sie grasten und entspannten sich unter den großen Bäumen, während Warzenschweine um sie herum wuselten und Gnu- und Impala-Herden vorbeizogen. Gegen Abend gingen sie schließlich mit ihren neuen Freunden zurück zur Auswilderungsstation und begaben sich in ihr Gehege, in dem sie jetzt zusammen mit Mbegu, Godoma, Ndotto, Murit, Ngilai und Lasayen die Nacht verbringen. Sie machten einen glücklichen Eindruck, obwohl sie natürlich erschöpft von all der Aufregung und ihrem ersten Tag in Voi waren. Nichtsdestotrotz scheinen sich die drei sehr wohl in ihrem neuen Zuhause zu fühlen.

(übersetzt aus dem englischen Original)