Tim, der Big Tusker aus Amboseli, wird 50 Jahre alt!

Zu den berühmtesten Elefanten Afrikas gehört mit Sicherheit Tim aus Amboseli, einer der letzten Big Tusker unserer Zeit. Die meisten Bullen werden erst gar nicht so alt um wirklich lange Stoßzähne entwickeln zu können – sie fallen bereits vorher Wilderern oder Trophäenjägern zum Opfer – oder sterben bei Mensch-Wildtier-Konflikten infolge der Konkurrenz um das immer knapper werdende Land!

 

Tim’s Stoßzähne sind so lang, dass sie fast bis zum Boden reichen und weisen eine charakteristische, geschwungene Form auf, an der man ihn gut erkennen kann. Er bietet wirklich ein fantastischer Anblick! Wer ihn einmal gesehen hat, wird seinen Anblick nie wieder vergessen! Darüber hinaus sieht er jedoch nicht nur großartig aus sondern besitzt auch einen sehr sanften und umgänglichen Charakter – was ihn sowohl bei anderen Elefanten wie Menschen (vor allem den Wissenschaftlern, Rangern und Touristen!) sehr beliebt macht.

 

Tim, der legendäre Big Tusker aus Amboseli.
Tim, der legendäre Big Tusker aus Amboseli.

Dieses Jahr ist ein ganz besonderes für diese lebende Legende , denn 2019 wird oder wurde er 50 Jahre alt! Wobei diese Zahl für ihn selbst natürlich keine Rolle spielt – die ist nur für uns Menschen wichtig.

Auf welchen Tag genau sein runder Geburtstag fällt ist nicht bekannt, wir wissen nur, dass er irgendwann im Jahre 1969 geboren worden sein muss. Dies geht aus der umfangreichen Datensammlung des Amboseli Trust for Elephants hervor, dessen Gründerin Cynthia Moss Tim seit seinen Babyjahren kennt. Es kommt wohl nur sehr selten vor, dass ein Mensch einen wilden Elefanten über einen so langen Zeitraum regelmäßig sehen und beobachten kann! Und dann noch eine derartige Ikone Afrikas!

 

Cynthia stellte bei ihren Feldforschungen fest, dass Tim zu TD-Familie gehörte, die von seiner Großmutter Theresia angeführt wurde. Seine Mutter war Trista und er hatte darüber hinaus eine ganze Reihe von Geschwistern, Cousins und Cousinen, Tanten, Onkel usw. Da Elefantenkühe über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten Nachwuchs bekommen können ist es leicht möglich, dass ein Onkel mehrere Jahre jünger ist als sein Neffe. Dies ist beispielsweise auch bei Tim und Tolstoy der Fall. Tolstoy kam 1971 als eines der letzten Kälber von Theresia zur Welt. Damals befand Tim sich bereits im Alter von zwei Jahren, denn er war das erste Kalb von Trista, die wiederum zu den ersten Kälber Theresias gehörte. Interessant ist, dass fast alle männlichen Kälber der TD-Familie dazu neigen besonders lange Stoßzähne zu entwickeln. Auch Tolstoy wuchs zu einem Big Tusker heran.

 

Tim ist wegen seines ruhigen Charakters bei anderen Elefanten beliebt.
Tim ist wegen seines ruhigen Charakters bei anderen Elefanten beliebt.

 

Tim hatte Glück in Amboseli geboren worden zu sein, einem der letzten relativ sicheren Lebensräume für Elefanten. Trotzdem wurde er Zeuge großer und teilweise sehr problematischer Veränderungen.

 

Die Trophäenjagd, welche in Afrika für den Tod so vieler großer Bullen verantwortlich ist, wurde für Tim zwar keine Bedrohung, da sie in Kenia bereits seit den siebziger Jahren verboten ist (also bevor er in ein Alter kam, in dem er für die Jäger interessant geworden wäre), doch andere Gefahren spielten in seinem Leben eine größere Rolle.

 

Eine davon war die Wilderei wegen des Elfenbeins. Ihr fiel Tim’s Mutter Trista zum Opfer, als er gerade acht Jahre alt war! Und 2003 wurde auch seine Schwester Tallulah von einem Wilderer getötet.

Da die lokalen Massai allerdings im allgemeinen Wilderer nicht tolerieren und viele Organisationen, wie beispielsweise der Sheldrick Wildlife Trust (SWT), der Amboseli Trust for Elephants (ATE) und die Big Life Foundation (BLF), den Kenya Wildlife Service (KWS) tatkräftig unterstützten, gelang es inzwischen die Wilderei in Amboseli weitgehend unter Kontrolle zu bekommen. Es gilt aber wachsam zu bleiben! Jedes Nachlassen der Aufmerksamkeit würde von Möchte-Gern-Wilderern sehr schnell bemerkt und hätte ein Wiederaufflammen der Jagd zur Folge.

 

Tim in Gesellschaft eines Kuhreihers und zweier Zebras
Tim in Gesellschaft eines Kuhreihers und zweier Zebras

 

Als größte Bedrohung für die Elefanten und andere Wildtiere erwies sich  in Amboseli allerdings das ungebremste Wachstum der menschlichen Bevölkerung, die jedes Jahr mehr Land benötigt, welches den Wildtieren verloren geht. Dies führte zu einem massiven Anstieg an Mensch-Wildtier-Konflikten, denen viele Elefanten zum Opfer fielen.

Doch Organisationen wie BLF, SWT und ATE arbeiteten hoch engagiert daran Lösungen zu entwickeln! Von Ranger-Teams, die Tag und Nacht einsatzbereit sind um plündernde Elefanten aus Feldern zu vertreiben, über Entschädigungszahlungen für entstandene Verluste, der Pacht von Gebieten, um wichtige Weidegründe und Wasserstellen für Wildtiere offen zu halten,  dem Bau von elefantensicheren Elektrozäunen bis hin zur Entwicklung von Jobs im Tourismussektor gibt es viele Projekte, die alle Hand in Hand greifen und zusammen ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket bilden, durch welches die Konflikte deutlich reduziert werden konnten. Dies lässt hoffen, dass dieses Problem eines Tages ebenso der Vergangenheit angehören wird wie heute bereits die Wilderei.

 

Tim war selbst in viele dieser Probleme verwickelt. 2014 und 2016 wurde er, vermutlich bei Konflikten mit Hirten, durch Speere verletzt, 2018 steckte er in einem Sumpf fest, aus dem er nur durch eine enorme, gemeinsame Kraftanstrengung von BLF, ATE, SWT und KWS befreit werden konnte und dann hat er auch noch eine Vorliebe für Feldfrüchte – vor allem Tomaten – entwickelt! Dieses Interesse teilt er mit verschiedenen anderen Bullen Amboselis, darunter seinem Onkel Tolstoy, und so sammelte er eine eigene „Gang“ um sich, als deren Anführer er nun regelmäßig in das Farmland eindringt um dort Felder zu plündern. Natürlich ist klar, dass es sich in Wirklichkeit um Gebiete handelt, die einst auch zu den Weidegründen der Elefanten gehörten. Doch die Farmer akzeptieren es trotzdem nicht, wenn Elefanten oft in einer Nacht  die gesamte Jahresernte zerstören.

 

Tim streift nun bereits seit 50 Jahren durch die Wildnis Amboselis
Tim streift nun bereits seit 50 Jahren durch die Wildnis Amboselis

 

Dabei gehen Tim und seine Freunde ziemlich überlegt vor! Tagsüber halten sie sich meistens in zwischen den Äckern liegenden kleinen Wäldchen versteckt und ruhen sich im Schatten aus. Nachts, wenn die meisten Menschen in ihre Dörfer zurückkehren, kommen die Bullen aus ihren Verstecken hervor und machen sich über die Feldfrüchte her. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt und kann zu verzweifelten Gegenmaßnahmen führen, in deren Verlauf Elefanten verletzt oder gar getötet werden. Um dies zu verhindern versucht ATE die Bewegungen Tim’s möglichst lückenlos zu verfolgen. Speziell Norah Njiriani kennt die Bullen und ihre Gewohnheiten sehr gut und schafft es immer wieder sie aufzuspüren. Sie informiert dann den KWS – unternimmt selbst aber keine weiteren Schritte. Dadurch vertrauen ihr die Bullen auch weiterhin und bleiben an Ort und Stelle. Manchmal legen sie sich sogar hin um zu schlafen – was sie nur machen, wenn sie sich absolut sicher fühlen! Bei Einbruch der Dämmerung treffen dann die KWS-Ranger ein, welche versuchen die Bullen von den Feldern fern zu halten bzw. in das Schutzgebiet zurück zu drängen.

 

Auf diese Weise gelang es bisher Tim weitgehend aus ernsten Zwischenfällen herauszuhalten. Und wenn er doch zu Schaden kam, dann war stets schnell Hilfe organisiert. Bleibt zu hoffen, dass es all seinen Schutzengeln auch künftig gelingt ihn vor gefährlichen Situationen zu bewahren oder im Fall des Falles schnellstens Rettung zu bringen. Damit diese beeindruckende Ikone Kenias auch weiterhin noch lange ein freies und möglichst ungestörtes Leben in Amboseli führen kann. So wie es sein soll!

 

Alles Gute zu Deinem Geburtstag Tim!

 

P.S.: Wer die wichtige Arbeit des Amboseli Trust for Elephants durch eine Spende unterstützen möchte kann dies durch eine Überweisung unter Angabe des Verwendungszweck „ATE“ machen. Unsere Bankverbindung lautet:

 

Kontoinhaber: Rettet die Elefanten Afrikas e.V.

Bank: HypoVereinsbank

IBAN: DE 30 2003 0000 0621 9182 83

SWIFT/BIC: HYVEDEMM300

 

Vielen Dank für die Unterstützung der Elefanten in Amboseli!