ATE News: Juni und Juli 2019

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate Juni und Juli 2019:

 

Juni und Juli markierten wie üblich auch in diesem Jahr den Beginn einer neuen Trockenzeit in Amboseli. Es wurde sehr trocken und außerdem ziemlich kühl – jedenfalls für kenianische Verhältnisse. Viele Elefanten kehrten nun in den Park zurück, Familiengruppen ebenso wie unabhängige Bullen. Und auch viele weitere Tiere folgten ihrem Beispiel,  darunter große Herden von Zebras und Gnus.

 

Die Trockenzeit besitzt in Amboseli ihre eigene Schönheit: Goldene Grasebenen, begrenzt von violett-blauen, dunstigen Hügeln im Hintergrund, zahlreiche über das Land ziehende Staubteufel und viele Tiere, die sich im Zentrum des Parks in der Nähe der Sümpfe versammeln, welche ihnen das gesamte Jahr über Wasser bieten.

 

Zebras in Amboseli.
Zebras in Amboseli.

Dabei kommt es immer wieder zu Begegnungen zwischen Angehörigen verschiedener Arten. Die meisten von ihnen kommen gut miteinander aus – allerdings spielt die Rangordnung eine wichtige Rolle, die von allen beachtet werden muss. Die Elefanten nehmen in der Hierarchie dieser Gesellschaft der Tiere zweifellos die höchste Position ein. Und obwohl sie im Grunde sehr friedfertig sind legen auch sie Wert darauf ihre führende Position zu demonstrieren. Dies konnte man eines Tages gut bei der AA-Familie beobachten, als sie am Rande eines Sumpfes entlang zog und dabei einigen Flusspferden begegnete. Die Elefanten marschierten selbstbewusst direkt auf die Hippos zu, welche schnell bereit waren ihnen den Weg freizumachen. Damit waren die AA’s aber auch schon zufrieden und setzten ruhig grasend ihren Weg fort während die Flusspferde ebenfalls wieder zur Tagesordnung übergingen.

 

Ein Elefant wandert an einigen Flusspferden vorbei.
Ein Elefant wandert an einigen Flusspferden vorbei.

 

Völlig anders sehen allerdings die Begegnungen mit Löwen oder Hyänen aus, die vor allem jüngeren Elefanten oder einzelnen Kühen mit Kälbern gefährlich werden können. Allerdings hängt dies stark davon ab welche Beutetiere sonst vorkommen. Denn grundsätzlich geben diese Carnivoren Zebras, Antilopen oder sogar Büffeln eindeutig den Vorzug.

 

Eine Löwin.
Eine Löwin.

 

Während es für einige Teile Afrikas wie Botswana und bestimmte Teile Kenias, darunter Tsavo,  belegt ist, dass Löwen Elefanten angegriffen haben, wurde dies in Amboseli noch nie beobachtet. Hyänen haben allerdings schon mehrfach Elefanten attackiert und ernsthaft verletzt. Einige Elefanten verloren dadurch sogar ihren Schwanz, wie Abra und ihre Tochter Allura.

Elefantenkühe begegnen sowohl Löwen wie Hyänen mit großer Vorsicht und gehen kein Risiko ein – vor allem nicht, wenn sie kleine Kälber haben. Dann werden diese Raubtiere konsequent verjagt.

 

Eine Tüpfelhyäne
Eine Tüpfelhyäne

 

Anderen Beutegreifern begegnen die Grauen Riesen deutlich gelassener, da sie offenbar wissen, dass diese keine wirklich ernstzunehmende Gefahr darstellen. Doch ein wenig Misstrauen besteht immer und letztlich wollen Elefanten keine Raubtierart in ihrer Nähe haben – egal wie groß oder klein diese auch sein mag: Leoparden, Geparde, Wildhunde, Schakale, Servale, Zibetkatzen usw. werden alle auf Abstand gehalten!

 

Ein Schabrackenschakal
Ein Schabrackenschakal

 

Im Juni und Juli stellte die Trockenzeit noch kein besonders großes Problem dar. Die meisten Elefanten hatten noch Reserven aus der letzten Regenzeit mitgebracht und kamen gut zu recht.

Die AA’s und die GB’s beispielsweise machten alle einen sehr guten Eindruck.

 

Astrid, die neue Matriarchin und älteste Kuh der AA’s hielt sich mit ihrer Familie fast immer in ihrem Lieblingsgebiet auf. Ihre Tochter Annan war stets an ihrer Seite und kümmerte sich sehr um Astrid’s kleinen Sohn. Angelina, eine andere Kuh, schien sich hingegen zur einer Stellvertreterin Astrid’s zu entwickeln. Die Familie hatte sich oft in kleinere  Gruppen aufgeteilt. Dabei bildeten dann Astrid, Annan, Arden, Artemis, Ann, Anghared, Alexandra und Althea mit ihren Kälbern eine Einheit, während Angelina zusammen mit Aurora B und Abra unterwegs war. Manchmal waren aber auch alle Mitglieder der AA’s zusammen und dann boten Astrid und Angelina stets das Bild guter Freunde, die das Zusammensein sehr genossen.

 

Elefanten genießen frisches Gras am Rand eines Sumpfes.
Elefanten genießen frisches Gras am Rand eines Sumpfes.

 

Die GB’s sind eine sehr große Familie und daher nicht so häufig alle zusammen anzutreffen. Gerade in den trockenen Monaten sind große Familien oft gezwungen sich in kleinere Einheiten aufzuteilen. Eine solche bildeten beispielsweise Gail, Garamba, Garbatulla und Garissa mit ihren Kälbern.

Eines Abends hatten die Kleinen eine wunderbare Zeit und spielten ausgelassen miteinander, während im Hintergrund ein beeindruckender Sonnenuntergang stattfand. Solche Momente gehören zu den schönsten, die man beim Beobachten wilder Elefanten erleben kann! Irgendwann wurde allerdings eines der Kälber von einem Vogel erschreckt und löste einen allgemeinen Schrecken aus, der alle zum Rennen veranlasste. Zum Glück war Gail erfahren und weise genug um zu bemerken, dass sie es sich nur um einen Fehlalarm handelte und es gelang ihr bald alle wieder zu beruhigen!

 

Zwei junge Bullen bei einem spielerischen Kräftemessen.
Zwei junge Bullen bei einem spielerischen Kräftemessen.

 

Spielende Kälbern zu beobachten ist immer ebenso schön wie informativ. Man kann eine Reihe interessanter Verhaltensweisen entdecken. Beispielsweise gibt es Spiele, an denen mehr männliche als weibliche Kälber teilnehmen, darunter Kräftemessen in Form von Schiebeduellen oder gegenseitiges spielerisches Besteigen. Andere Spiele hingegen begeistern Kälber beider Geschlechter gleichermaßen, wie beispielsweise Jagen und Fangen, Rüsselumschlingen oder das Klettern auf andere Elefanten, die sich auf den Boden gelegt haben. Gerade beim Klettern haben alle besonders viel Spaß! Sie wippen und schaukeln auf dem am Boden liegenden Spielkameraden herum, winden sich durcheinander und versuchen sich abzudrängen. Oft gehen Kälber vom Klettern aus auch zu anderen Spielen wie Verfolgungsjagden, Schiebeduellen usw. über.

 

Die bekannteste Elefantenfamilie Amboselis ist sicher die der EB’s. Diese zeigte im Juni ein äußerst ungewöhnliches Verhalten, denn die Gruppe von Enid und Edwina wurde von den ATE-Mitarbeitern fast überhaupt nicht gesehen.  Nur eine Sichtung gab es, als Eleanor und Echeri mit ihren Kälbern und Ewok (Emily-Kates Waisenkind) auf der Westseite des Parks entdeckt wurden, einer Gegend, die absolut nicht zu ihrem üblichen Streifgebiet gehört und die sie seit vielen Jahren nicht mehr aufgesucht hatten. Die frühere berühmte EB-Matriarchin Echo wanderte zu dieser Jahreszeit gern in das Nachbarland Tansania, in die Wälder am Fuße des Kilimanjaro, und es sieht so aus, als ob Enid beschlossen hätte, in diesem Jahr in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten.

 

Ein Bulle folgt einer Kuh und testet ihre Paarungsbereitschaft
Ein Bulle folgt einer Kuh und testet ihre Paarungsbereitschaft

 

Es ist möglich, dass sich auch der Rest der EB’s zusammen mit Echeri und Eleanor im Westen des Parks befand; vielleicht sogar ganz in deren Nähe. Doch war dieses Gebiet mit hohem Gras bewachsen und man konnte daher nicht besonders weit sehen. Echeri und Eleanor wirkten jedenfalls  sehr ruhig und fröhlich und nahmen sich ausgiebig Zeit, um zu grasen und sich einzustauben. Zu ihnen gesellte sich ein großes „X“ -Männchen, das sich in Musth befand. Er leistete ihnen ungefähr 15 Minuten Gesellschaft und nutzte diese Zeit um die beiden Kühe auf ihre Paarungsbereitschaft zu testen.

 

Derzeit gibt es in Amboseli über 70 sogenannte „X“-Bullen. Dabei handelt es sich um Individuen die nicht (mehr) identifiziert werden können. Wahrscheinlich wurden sie in Amboseli geboren, später aber  irgendwann von den ATE-Teams aus den Augen verloren, als sie sich von ihren Familien trennten und das Ökosystem für einige Jahre verließen. Sie nach vielen Jahren der Abwesenheit dann bei ihrer Rückkehr wiederzuerkennen ist eine schwierige Aufgabe, zumal es sich um eine Zeit in ihrem Lebens handelt, in der sie sich äußerlich sehr stark verändern. Gelegentlich gelingt es aber doch den einen oder anderen zu identifizieren. Diejenigen, bei denen dies nicht möglich ist, werden dann der Gruppe der „X“-Bullen zugeordnet.