Am 17. November war es an der Zeit für die zweite Umsiedlung dieses Monats. Dieses Mal wurden drei Waisen in die Auswilderungsstation in Ithumba im nördlichen Tsavo-East geschickt, nämlich Bongo in Begleitung von zwei Mädchen, der frechen Laragai zusammen mit ihrer Freundin Narok. Laragai ist inzwischen ein schwieriger Elefant geworden. Sie gehorcht ihren Keepern nicht und geht immer ihren eigenen Zielen nach. Sie ist Profi darin, den Keepern zu entwischen und heimlich vom Wald zu den Ställen zurückzurennen um die Reste des Grüns und des Luzernenheus abzustauben. Sobald sie dann die Keeper sich ihr nähern hört, macht sie ein Ausweichmanöver und versteckt sich hinter der nächsten Decke, die auf der Wäscheleine hängt. Das tat sie immer und immer wieder und war dabei sehr effektiv. Sie hatte auch noch einige andere freche Angewohnheiten und sie begann, einen schlechten Einfluss auf die anderen, eher ruhigeren, Elefanten wie Lima Lima zu haben. Also entschieden wir, dass sie sehr von der Erziehung der älteren Ithumba-Waisen profitieren würde. Auch Narok ist bereit dafür, denn sie ist alt genug um mit älteren Elefanten umzugehen und außerdem weitere Ausflüge in den Busch zu machen.
Dann ist da noch Bongo, unser Sorgenkind. Der wunderbare Bongo kam ziemlich unerwartet eines Nachts bei uns an, nachdem er von Farmland an den Hängen des Mount Kenya gerettet worden war. Seine Anwesenheit tief im bewirtschafteten Land wurde schon einige Monate lang regelmäßig gemeldet, doch jedes Mal, wenn der KWS versuchte, ihn aufzuspüren, war er schwer zu finden. Schließlich wurde er gefunden, vom DSWT/KWS-Tierarzt Dr. Bernhard Rono betäubt, auf den Geländewagen geladen und zum Waisenhaus gefahren. Dr. Rono war bewusst, dass er viel zu alt für das Waisenhaus ist und eigentlich auch alt genug ist, um ohne Milch auszukommen, doch er wusste auch, dass er in seinem Alter Freunde braucht und es unfair wäre, ihn einfach in einem Schutzgebiet auszusetzen. Darum wurde er nach Nairobi gebracht und das Schicksal seiner verlorenen Herde konnte nie aufgeklärt werden.






Am Sonntag, den 17. November war es endlich so weit und ein wolkenverhangener Himmel kündigte die Regenfälle in Tsavo an – genau zur richtigen Zeit. Doch nun standen wir vor dem Problem, wie wir Bongo am besten in den LKW laden sollten, denn er würde kaum bereit sein, aus seinem Gehege zu gehen und brav einer Milchflasche in den LKW zu folgen. Also entschieden wir, ihn für eine kurze Zeit zu betäuben, auf der Elefantentrage die kurze Strecke von seinem Gehege zum LKW zu ziehen und ihn wieder aufzuwecken, wenn er in seinem LKW-Abteil angekommen ist.
Das alles fand um 4 Uhr morgens statt und Dr. Domnic Mijele gab Bongo das Schlafmittel und weckte ihn später wieder auf. Das alles lief wie am Schnürchen und es dauerte nur zehn Minuten bis Bongo wieder auf den Beinen war – diesmal in seinem Abteil im LKW und er trank sofort eifrig seine Milch durch die Absperrung hindurch.



Der Konvoi kam erstaunlich gut durch und war bereits um 10 Uhr bei den erwartungsvollen Keepern, die sich schon auf ihre neuen jungen Schützlinge freuten. Natürlich waren auch alle Waisen dort, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Es dauerte nicht lange, bevor Narok und Laragai aus ihren Abteilungen kamen und von vielen seltsamen Elefanten und neuen Keepern umgeben waren. Sie tranken ihre Milch, doch sie waren verständlicherweise sehr verwirrt und durcheinander.



















Am Dienstag begann das große Drama. Laragai und Narok waren noch immer sehr unruhig und liefen immerzu tiefer in den Busch. Eine Gruppe junger Ithumba-Waisen, in der sich auch Mutara, Shukuru und Sities befanden, war ihnen immer auf den Fersen, denn sie versuchten mit allen Kräften, die zwei kleinen zu beruhigen und zurück zu den anderen zu begleiten. Was aber stattdessen passierte war, dass die ganze Gruppe am späten Nachmittag losmarschierte und nicht mit den anderen am Abend zu den Stallungen zurückkehrte. Trotz einer Suche konnte die Keeper sie nicht vor Anbruch der Dunkelheit finden. Die Keeper waren überzeugt, dass die alteingesessenen Ithumba-Waisen aus der flüchtigen Gruppe ihren Weg nach Hause finden und später in der Nacht zurückkehren würden. Doch das passierte nicht.