Die Waisen im Juli

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Juli 2023

Mit Choka und Taabu begann der Monat alles andere als ruhig. Die jungen Bullen waren schon vor dem Morgengrauen wach, und statt die anderen weiter schlafen zu lassen, begannen sie laut zu kollern. Das weckte natürlich alle auf, und es dauerte nicht lange und alle kollerten laut und schepperten an ihren Gattern. Als die Keeper die Stalltüren aufmachten, schossen Tingai, Rafiki, Mukutan und Wembi wie von Blitz getroffen heraus und begannen mit dem Haschen.

Für gewöhnlich, wenn Kitich zu seiner Milchflasche rennt, trompetet er laut und ungehalten. Er besteht darauf, beim Saufen alleine zu sein, und schubst jeden, der oder die ihm zu nahekommt. Eines Nachmittags war er jedoch wie ausgewechselt und benahm sich vorbildlich. Er schlenderte gemütlich den Pfad hinunter, trank seine Milchflasche neben seinen Altersgenossen und warf sich dann in die Suhle und rollte ausgelassen im Schlamm herum.

Sileita entwickelt sich zu einer ausgezeichneten Mini-Leitkuh. Sie ist fürsorglich, lieb und lässt sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Eines Morgens mussten Taabu und Tingai just dort ringen, wo Sileita stand – sie drängten sie sogar in den Busch, von dem sie gerade fraß. Die meisten Elefantenkühe hätten empört trompetet oder sich verzogen. Nicht aber Sileita – sie ging ein kleines Stück beiseite und ließ die beiden gewähren. Es ist immer wieder erstaunlich, wie verschieden Elefantencharaktere sein können.

Eines Nachmittags waren Rafiki und Mukutan auf einmal ganz aus dem Häuschen und trompeteten aufgeregt. Die Keeper entdeckten zwei wilde Nashörner, die unweit von Taroha und Mokogodo standen. Sie beobachteten friedlich die Elefantenbabys mit ihren blauen Decken und wie sie durch den Busch watschelten. Als Rafiki und Mukutan immer aufgeregter wurden, verzogen sie sich wieder in den Busch. Unsere jungen Bullen wollten nur die Kleinsten beschützen!

Ahmed ist vielleicht inzwischen eine der ältesten Kühe in der Nursery-Herde, aber immer noch eine der Schüchternsten. Sie kam zu uns, als sie bereits zwei Jahre alt war, und ist Menschen und anderen Elefanten gegenüber sehr misstrauisch. Aber das morgendliche Teetrinken der Keeper im Busch fasziniert sie ungemein. Während die Keeper von ihren dampfenden Tassen trinken, steht sie oft ganz ruhig neben ihnen. Das „Teekränzchen“ ist auch für sie ein richtiges Ritual geworden.

Mzinga und Shujaa sind kurz nacheinander zu uns gekommen, im gleichen Alter und daher ein bisschen wie echte Geschwister – so streiten sie jedenfalls miteinander. Eines Morgens hörte Shujaa gar nicht mehr auf, Mzinga zu ärgern und zu schubsen. Aber er bemerkte nicht, dass Kerrio ihn beobachte. Als sie mitbekam, dass die Zankerei in einen handfesten Streit entwickelte, kam die Mini-Leitkuh sofort hinzu und trennte die beiden Streithähne. Shujaa, der natürlich wusste, dass er Schuld hatte, trat vorauschauend sofort den Rückzug an und ließ sich dann auch eine Weile nicht blicken.

Nicht Rafiki oder Kitiak, sondern Tingai scheint sich zum dominanten Bullen in der Nursery zu entwickeln. Er ist wie ein ernster Onkel für die jüngeren Elefanten, die ordentlich Schneid vor ihm haben und ihre Kindermädchen aufsuchen, wenn er sich nähert. Aber er folgt den Keepern aufs Wort.

Mushuru ist erst kürzlich in die Nursery-Herde gekommen und war mit einer Speerwunde geborgen worden. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die kleine Kuh zu den Keepern und anderen Elefanten Vertrauen gefasst hat. Aber inzwischen scheint sie sich gut von ihrem Trauma zu erholen und lebt sich gut ein. Eines Vormittags, zur Besucherstunde an der Suhle, schlang sie ihre Flasche hinunter und verlangte lauthals Nachschlag. Mushuru watschelte um alle Keeper herum und wollte mehr und mehr, bis wirklich nichts mehr da war. Dass sie so selbstbewusst und fordernd ist, freut uns (auf eine Art) sehr.

Elerai hat diesen Monat alle überrascht. Wir haben ihn immer als sehr introvertierten Bullen angesehen, was zum Großteil auch stimmt, aber man sollte ihn definitiv nicht unterschätzen. Eines Nachmittags zankten Elerai und Weka an der Suhle. Die Keeper trennten die beiden und schimpften kurz mit ihnen. Auf einmal forderte Elerai Weka zum Ringen heraus – alle waren überrascht, aber sicher niemand so sehr wie Weka!

Zur Monatsmitte gab es eine wundervolle Begegnung zwischen Nashornbaby Raha und Elefantenbaby Nyambeni. Letztere war die erste, die zur Milchfütterung an die Suhle kam, gerade als Raha weggeführt wurde. Nyambeni sah Raha noch weglaufen und taperte schnell hinüber, um Hallo zu sagen. Raha kennt bisher nur Mzinga und drohte Nyambeni ein paar Mal mit ihrem Mini-Horn. Aber sogar eine kleine Nashornkopfnuss brachte Nyambeni nicht aus der Ruhe, und sie hielt ihren Rüssel ausgestreckt nach ihr. Für eine Weile standen sie so da, und schließlich ging Raha zu Nyambeni hinüber und beschnüffelte sie ausgiebig – der Beginn einer neuen Freundschaft?!

Muridjo ist noch winzig, aber sehr temperamentvoll, und schubst zur Fütterung gerne seine Altersgenossen herum. Sie wurde daraufhin in die Gruppe der nächstgrößeren verlegt, wo sie sich unterordnen muss. Und seitdem benimmt sie sich ruhig, folgsam und höflich. Latika ist jetzt seit zwei Jahren bei uns und mausert sich zu einer Mini-Leitkuh. Mokogodo scheint ihr auserwähltes Adoptivbaby zu sein. Wann immer sie die Gelegenheit hat, ist sie bei ihrem Schützling, steht neben ihr und hält ihr die groben Jungbullen vom Leib. Aber sie kümmert sich auch sehr gerne um Taroha, Mokogodos besten Freund. Eigentlich buhlen alle darum, das Chef-Kindermädchen von Mokodogo und Taroha zu werden –  „alle“ sind die älteren Kühe namens Latika, Weka, Sileita, Kerrio, Muridjo, Mzinga und Nyambeni. Sie laufen oft neben die Babys und tätscheln sie mit ihren Rüsseln ab, wann immer sie nur können. Obwohl Mokogodo unbestrittener Liebling aller ist, sind sie auch in Taroha verschossen. Eines Morgens wollte der kleine freundliche Bulle nicht in den Busch und ließ sich hinter der Herde zurückfallen. Mzinga, Nyambeni, Muridjo und Mokogodo wurden ebenfalls langsamer und liefen weiter neben ihm.

In der Regel reicht ein erhobener Zeigefinger oder ein ernstes Wort, um die Waisen zur Raison zu bringen. Aber manchmal braucht es strengere Maßnahmen. Eines Morgens, an der Suhle, benahmen sich Elerai, Rafiki, Sholumai, Tingai und Taabu komplett daneben und ärgerten die jüngeren Elefanten. Die Keeper mussten sie letztlich in eine Auszeit schicken, so wie man es auch mit Menschenkindern macht, die in die Ecke geschickt werden, um sich zu beruhigen.

Der 17. Juli war der erste richtige Tag für Talek mit ihrer neuen Familie. Sie war erst vor ein paar Wochen geborgen worden und bisher im Stall geblieben, um sich zu erholen und sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Nach dem schlimmen Verlust ihrer Mutter dauerte es, bis Talek die Milchflasche und die Keeper duldete. Aber nachdem sie sich an die Flasche gewöhnt hatte, begann sie auch, den Keepern zu vertrauen. Am 17. Juli wollten wir sie nun auch dem Rest der Herde vorstellen. Am Vormittag brachten die Keeper Talek zu den anderen Waisen, die im Wald fraßen. Die Herde hieß den Neuzugang mit Kollern und Rüssel-Umarmungen willkommen und umringte sie neugierig. Talek hielt sich wacker, aber hielt immer Körperkontakt zu den Keepern, um sich rückzuversichern. Kerrio, Latika, Weka und Taabu waren ganz besonders lieb zu ihr, führten sie überall herum und verscheuchten Nyambeni und Shujaa, wenn die zu grob wurden. Die beiden Leitkühe Kerrio und Latika liefen links und rechts neben Baby Talek her, und irgendwann konnten die Keeper sich sogar zurückziehen.

Kamili steht nicht so gerne im Mittelpunkt und hält sich lieber am Rande der Herde auf statt mitten im Getümmel. Aber eines Tages hatte sie zwei kleine Schatten namens Loldaiga und Muwingu, die ihr auf Schritt und Tritt folgten. Nachdem sie ihre Milchflasche ausgesoffen hatte, zog sich Kamili in den Busch zurück, während sich die anderen in der Suhle austobten. Und Loldaiga und Muwinga watschelten ihr nach. Am Nachmittag das gleiche Spiel: Während die Herde badete, ging Kamili in den Busch – dicht gefolgt von Loldaiga und Muwingu. Es war wirklich herzig, zu beobachten.

Wir fragen uns, wo der alte, schüchterne Tingai geblieben ist? An seiner Stelle ist jetzt ein verspielter, selbstbewusster junger Bulle. Eines Nachmittags spielte er mit Kitiak im Wald. Die beiden hatten eine tolle Zeit, sie spielten Fangen und Ringen… bis Tingai irgendwann ein bisschen zu derb schubste. Kitiak drehte sich wütend herum, mit flatternden Ohren und aufgestelltem Rüssel. Taabu ging sofort dazwischen und löste den Streit auf. Klein Mokogodo schien davon überzeugt, dass auch ihre Hilfe gebraucht würde, kam herüber und schubste Kitiak so sehr, wie sie nur konnte. Auf den Bullen hatte das wenig Auswirkungen, aber sie prallte auf ihn auf und fiel um. Sileita war sofort zur Stelle und scheuchte das Baby weg. Der Frieden war wieder hergestellt.

Mzinga wird zum berüchtigten Milchdieb. Nachdem sie ihre Flasche ausgesoffen hat, nascht sie kurz Grünfutter und schaut süß und unschuldig drein. Sobald ihr die Keeper den Rücken zudrehen, schießt sie zur Schubkarre – in der Hoffnung auf eine Extraportion. Ihre Erfolgsrate ist sehr gering, aber sie gibt nicht auf!

Das Training für den Umzug nach Tsavo wurde für Ahmed, Rafiki und Kitiak erst einmal ausgesetzt, bis sich die Bedingungen in Tsavo verbessern würden. Aber sie haben den Lkw-Anhänger und seinen leckeren Inhalt bisher nicht vergessen (wir drappieren Milchflaschen und Leckereien, damit die Waisen sich an den Umzugs-Lkw gewöhnen). Das Trio schleicht sich gerne mal von der Herde weg und schaut nach Extra-Milchflaschen, Zuckerrohr und Pellets.

Der schüchterne kleine Loldaiga kommt langsam aus sich heraus. Eines Tages klebte er im Wald an seinen Keepern, aber nur wenig später lenkte ihn ein kleiner Ringkampf mit seinen guten Freunden Mageno und Kitich ab. Es dauerte zwar nicht lang und er war wieder bei seinen Keepern, aber das war ein Anfang. Muwingu hängt lieber mit seinen Artgenossen als mit den Keepern ab, aber an diesem einen Tag bevorzugte sie ihre Menschenfamilie. Irgendwas schien in der Luft zu liegen.

Kerrio entwickelt sich zu einer wundervolle Mini-Leitkuh. Sie hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, sich um die Jüngeren zu kümmern – und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wenn eines der Babys in der „Deckenbrigade“ ruft, ist sie zur Stelle. Eines Nachts schien Mokogodo einen schlechten Traum gehabt zu haben und sorgte für einige Unruhe im Stallgelände. Sie schrie und ruckelte an ihrer Stalltüre. Obwohl die Keeper gleich zur Stelle waren, um sie zu beruhigen, wollte Kerrio sie unbedingt trösten. Als sie beim Morgengrauen aus dem Stall gelassen wurde, ging sie schnurstracks zum Stall von Mokogodo.

Unsere Nashörner: Klein Raha frisst nun endlich feste Nahrung – für unser kleines Nashorn, dessen Anus von Raubtieren verletzt worden war, ein großer Meilenstein! Wir mussten nach ihrer Operation alles ganz langsam angehen lassen. Verständlicherweise hatte sie nach der OP Schmerzen beim Kot absetzen und wollte keine feste Nahrung zu sich nehmen. Aber jetzt scheint sie das Schlimmste überwunden zu haben und legt endlich an Gewicht zu. Sie ist eine aufgeweckte kleine Nashorn-Kuh und bringt die Keeper gerne zum Lachen, was dank ihrer kleinen Nashorn-Quiekser nicht schwierig ist.

Maxwell, unserem blinden Nashornbullen, geht es wie immer. Die Warzenschweine schauen schon kurz vor der Morgendämmerung bei ihm vorbei, in der Hoffnung, etwas von seinem Frühstück abzubekommen. Sie sind ziemlich unhöflich, wenn man bedenkt, dass sie sich ohne zu fragen an seinem Lieblingsfutter bedienen. Obwohl Maxwell sie nicht sehen kann, weiß er genau, was in seinem Gehege vor sich geht. Er dreht sich oft entrüstet in ihre Richtung.

Der Monat endete mit einem kleinen Nashorn-Aufstand. Raha dreht jeden Morgen eine Ehrenrunde um die Suhle. An jenem Tag fühlte sie sich besonders keck. Sie spazierte an den Besuchern des 11-Uhr-Schlammbads vorbei und steckte ihren Kopf unter dem Absperrseil hindurch, um an der Hose eines Besuchers zu nuckeln. Als ihr Keeper sie zurückholen wollte, stellte sie die Ohren auf und rannte vor ihm her.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Juli 2023

Der Juli begann ein bisschen unglücklich für Godoma. Schon früh am Morgen machte sie sich alleine auf den Weg in den Busch und verpasste die Milchfütterung. Aber das ist nicht so dramatisch, denn Godoma wird gerade von der Milch abgesetzt. Aber sie war stinksauer, als sie zurückkam und nur noch ein paar Luzerne-Pellets fand. Sie schubste Lemeki von der Futtertraufe und war für den Rest des Tages ziemlich mies drauf.

Am 2. Juli kam unser alter Freund Nguvu zu Besuch. Die Waisen standen gerade an den Terrassen, als die Ex-Waisen Kenia, Kihari, Arruba, Araba, Suswa, Mudanda, Ndoria und Panda ins Stallgelände spaziert kamen – in Begleitung von Nguvu! Die Keeper waren begeistert, den neun Jahre alten Bullen wiederzusehen, der seit etwa einem Jahr in der Wildnis lebt.

Obwohl sie nicht mehr unbedingt aneinander kleben, sind Thamana und Lemeki immer noch die besten Freunde. Thamana sieht man heutzutage meistens beim Ringen mit Emoli, manchmal auch anderen Trainingspartnern. Aber er ist immer noch am allerliebsten mit Lemeki zusammen.

Unsere Voi-Waisen hatten schon immer einen Hang zum Dramatischen, sogar bei der Milchfütterung. In heller Aufregung und mit lautem Trompeten rennen die Voi-Babys Busara, Baraka, Epiya, Dabida, Kilulu und Ashanti morgens von ihren Gehegen in einer Schwanz-Rüssel-Linie zur Milchfütterung. Mit hochgehobenen Rüsseln und weit aufgerissenen Mäulern stehen sie vor den Keepern und warten auf ihre Flaschen. Sie sind noch nicht lange hier, aber wissen genau, was sie wann wollen!

Murit hatten wir immer als einen unser gelassensten Bullen auf dem Schirm, aber er hat in letzter Zeit immer wieder Energieausbrüche. Eines Morgens, nach einer lauten Ringrunde mit Ngilai, hielt er ein theatralisches Staubbad ab, lag auf dem Rücken und streckte die Beine in die Luft. Ein bisschen später forderte er Lasayen auf dem Weg zur Suhle zu einem kleinen Ringkampf heraus. Lasayen ist ebenfalls ein sonst eher ruhiger Bulle, aber scheint auch seine spielerische Seite zu entdecken. Eines Tages beobachtete er Ngilai und Murit beim Ringen (wie gewöhnlich), und nach einigen Runden wurde Lasayen ungeduldig, stellte sich zwischen die beiden und rührte sich nicht vom Fleck – er war jetzt an der Reihe!

Der 8. Juli war Losoitos großer Tag. An ihrem ersten Tag mit den Waisen im Busch wollte sie natürlich jeder kennenlernen. Während der morgendlichen Fütterung brachten die Keeper Mbegu und Thamana in ihren Stall, um sie erstmal ein wenig zu tätscheln und später zum Rest der Herde zu begleiten. Alle Waisen, sogar die größeren Bullen wie Lasayen und Emoli, buhlten um ihre Aufmerksamkeit. Sie blieb super-cool und ließ sich nicht nicht aus der Ruhe bringen. Lemeki lag ausgestreckt auf dem Luzerne-Haufen und lud Losoito zum Spielen ein.

Immer wieder bewundern wir Ngilais Einfallsreichtum. Morgens pendelt er zwischen Traufe und Luzerne-Haufen hin und her. Er isst von beiden, aber trägt immer einen Vorrat an Luzerne mit sich herum, so dass er jeder Zeit naschen kann. Pika Pika hat sich zu einem tollen Kindermädchen entwickelt, aber zur Badezeit ist sie die kleine Prinzessin, die wir so gut kennen. Sie ist in der Regel die letzte in der Suhle. Ndotto wartet auf sie, während sie noch schwimmt. Danach rollt sie sich in der roten Erde, während der Rest der Herde schon weiter in den Busch wandert.

Wir konnten diesen Monat zwei Entführungsversuche abwenden – bei  beiden ging es um Epiya und Hildana. Wilde Herden hatten sich um die beiden versammelt und liefen mit ihnen in den Busch. Als die Keeper verstanden, was da vor sich ging, sprangen sie in den Tanklaster und fuhren hinter der Herde her, trennten die beiden Waisen von den wilden Elefanten, und Hildana und Epiya liefen zurück zu ihrer rechtmäßigen Herde.

Mbegu ist zwar die Hauptleitkuh, aber sie wird tüchtig von Tagwa, Tamiyoi, Sagala und Godoma unterstützt. Tamiyoi hat Klein Losoito unter ihre Fittiche genommen. Sie versteht, wie schüchtern sie immer noch ist und dass sie vor den eher ungestümen Waisen wie Dabida und Seri Angst hat. Sie ist immer an Losoitos Seite und tätschelt sie immer wieder rückversichernd. Einmal beobachteten die Keeper, wie Losoito hinter die Herde zurückfiel, aber Tamiyoi ermutigte sie zum Durchhalten.

Losoito hat viele Kindermädchen zur Auswahl. Eines Morgens umarmte Mbegu ihren kleinen Liebling Baraka innig und schlang ihren Rüssel um seinen Rücken und Bauch. Er blieb ganz still stehen und genoss die Umarmumg. Sagala fühlte sich ausgeschlossen und ging schnurstracks auf Losoito zu. Die ältere Kuh tätschelte Klein Losoito, wie sie es vorher bei Tamiyoi gesehen hatte.

Emoli ist in der Regel sehr lieb, aber manchmal vergisst er auch mal seine Manieren. Eines Morgens störte Emoli Tamiyois Frieden, indem er ihr in den Bauch trat. Sie trompetete genervt und rief Mbegu und Tagwa auf den Plan. Die beiden halfen ihr auf und stellten sich rechts und links an ihre Seite, während sich Emoli reumütig zurückzog.

Es wird langsam wieder richtig trocken in Tsavo. Das Grün weicht dem Braun, und die Keeper bringen wieder jeden Tag Luzerne-Heu für die Waisen. Die Waisen sind wieder sehr beschäftigt mit der Futtersuche, aber das Zusatzfutter hilft sehr. Wir hoffen, dass die diesjährige Trockenzeit nicht wieder eine Dürre wird.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juli 2023

Der Juli begann in Ithumba mit einem kleinen Drama. Die Waisen fraßen morgens ihre Luzerne, als Larro plötzlich wie eine Verrückte trompetete und in den Busch rannte. Die ganze Herde rannte ihr nach, und alle versuchten, zuerst bei ihr zu sein. Als Roho Mukkoka überholte, biss ihn der ältere Bulle in den Schwanz. Das brachte Roho wiederum zum Brüllen, was die Aufregung nur noch mehr aufheizte. Bis heute wissen wir nicht, wovor sich Larro so erschrocken hat!

Sagateisa ist ein bisschen anstrengend, wenn Ex-Waisen oder wilde Elefanten in der Nähe sind. Sie ist sehr autonom und will sich ihnen immer anschließen. Obwohl wir von ihrem Mut beeindruckt sind, ist sie noch zu jung für ihre Auwilderung. Sie würde sich sogar einer Gruppe wilder, großer Bullen anschließen.

Kuishi scheint ihre Optionen abzuwägen. Malkia, Sana Sana, Malima und Rapa sind erst kürzlich ausgewildert worden, aber sie schauen regelmäßig bei den Waisen und ihren Keepern vorbei. Auf einem dieser Besuche schien Kuishi eine „Besprechung“ mit ihrer Freundin Malkia zu haben; vielleicht versuchte sie herauszufinden, wie das Leben in Tsavo so abläuft? Aber Kuishis Zuneigung für Esoit hält sie immer noch in der Waisenherde zurück. Mit seinen drei Jahren ist Esoit kein Baby mehr, aber Kuishi behandelt ihn wie eines. Eines Nachmittags brauchte er eine halbe Ewigkeit, aus dem Wasser herauszukommen – sie wollte ihn nicht unbeaufsichtigt lassen, ging ins Wasser zurück und drängte ihn hinaus.

Wir merken es immer wieder:  Babys der Ex-Waisen sind kleine Draufgänger. Sie wissen genau, dass ihre Mütter, Kindermädchen, Brüder und Schwestern immer auf sie aufpassen werden und haben irgendwie vor gar nichts Angst. Ab und an provozieren sie auch die Waisen, und Melias Baby Milo ist der Ausgebuffteste. Er ist gerade mal neun Monate alt, aber fühlt sich wie ein großer Bulle. Eines Tages ärgerte er Naleku, hatte sie aber um einiges unterschätzt. Naleku hob ihren Rüssel und schubste ihn leicht. Milo schrie auf, Mama Melia drehte sich um und drohte Naleku mit dem Rüssel. Milo schubste Naleku bockig und stapfte zurück unter den Bauch seiner Mutter.

An einem anderen Tag „drohte“ Milo Suguroi, weil seine Mutter nicht weit weg stand. Suguroi durchschaute Milos Plan sofort und ließ sich überhaupt nicht in irgendetwas verwickeln, sondern lief einfach weg. Milo dachte wahrscheinlich, er hätte den Kampf gewonnen, aber die eigentliche Siegerin war Suguroi, die sich clever aus der Situation gerettet hat!

Mutaras Baby Mambo dagegen ist und bleibt der Liebling aller. Seine Mätzchen sind immer spaßig, und die Waisen spielen gerne mit ihm. Einmal forderte er Roho, dann Naboishu und dann Olorien zum Ringen heraus. In der Wildnis himmeln die kleinen Elefantenbullen die älteren in der Regel an, und so geht es auch unseren Waisen. Eines Morgens stellte sich Lodo mutig neben einen großen wilden Bullen an die Stalltränke. Sie soffen gemeinsam und gingen dann wieder getrennte Wege. Lodo kehrte mit geschwellter Brust zu seinen Freunden zurück und war den ganzen Tag ausgelassen. Kurze Zeit später kam ein anderer wilder Bulle zur Tränke. Naboishu schien von Lodo inspiriert und tat es ihm gleich. An der Tränke streckte er seinen Rüssel zum Gruß nach dem großen wilden Bullen aus.

Die Trockenzeit wird wieder härter, und eine Menge wilder Elefanten und Ex-Waisen kommen wieder zum Saufen zur Ithumba-Tränke. Viele Male zählten wir über hundert Elefanten vor dem Stallgelände und wir freuen uns jedes Mal, wie entspannt sie in unserer Gegenwart sind. Eines Nachts kamen sie zum Saufen, aber die Tränke war leer. Da sie wussten, dass die Tränke gleich morgens um 6 Uhr wieder gefüllt war, hielten sie ein kleines Nickerchen und warteten.

Dololo scheint erpicht darauf zu sein, unter seinen Altersgenossen die Nummer Eins zu werden. Er fordert sie die ganze Zeit zum Ringen heraus und will zeigen, wie stark er ist. Mukkoka, Naboishu und Ambo sind seine Lieblingsgegner. Elefanten sind trotz ihrer Größe aber manchmal richtige Angsthasen! Sie erschrecken sich vor den harmlosesten Kreaturen. Eines Nachmittags sah Kindani einen Kleinen Kudu und rannte trompetend auf ihn zu, um ihn zu verscheuchen. Aber die Antilope verstand nicht ganz, was der aufgeregte Elefant von ihr wollte. Bondeni, Roho, Naleku und Suguroi kamen hinzu, um nachzusehen, warum Kindani so aufgeregt war, und irgendwann war es der Antilope zu viel und sie zog sich zurück.

Am 10. Juli kam Motomo zurück, ein schon älterer Waise-Bulle, der im März zu uns gekommen war, kurz danach aber in die Wildnis gegangen ist. Er kam mit einigen wilden Bullen, und später im Juli noch einmal mit Dad, den wahrscheinlich größten Tusker im nördlichen Sektor von Tsavo-Ost. Es ist wundervoll zu wissen, dass Motomo so viele Freunde gefunden hat und es ihm gut geht. Schon am nächsten Tag hatten wir wieder Besuch, dieses Mal war es Ex-Waise Kilaguni, den wir schon eine Weile nicht gesehen hatten. Er sah glücklich und gesund aus. Lodo führte das Willkommenskomittee an,  als ob er herausfinden wollte, wo Kilaguni die ganze Zeit gesteckt hatte.

Der 11. Juli war der Höhepunkt des Monats. Direkt vor dem Stallgelände in Ithumba war einige Tage zuvor ein wilder Bulle mit einer Pfeilwunde an der Tränke aufgetaucht. Wenig später zog er weiter, und wir konnten ihn trotz Suche aus dem Helikopter nicht mehr finden. Am 11. Juli tauchte er mit Zurura und Kasigau auf und blieb, anscheinend brauchte er wirklich dringend Hilfe. Wir riefen die Tierärzte des Kenya Wildlife Service (Kenianische Wildtierbehörde) und des Sheldrick Wildlife Trust, und während sie ihn behandelten (unter Narkose), wich Zurura nicht von seiner Seite. Dort blieb er, bis sein Freund wieder auf eigenen Beinen stand.

Melia hatte nie so richtig eine feste Herde, aber das scheint sich jetzt zu verändern. Mit Milo hat sie sich Kalama, Kandecha und Tusuja angeschlossen. Später im Juli gab es wieder ein kleines Drama, dieses Mal verursacht von Esoit. Er ist in letzter Zeit ziemlich grob geworden. Wir fragen uns, ob das mit seinem Humpeln zu tun hat und ob er irgendetwas überkompensiert. Sein Verhalten erinnert uns an Enkikwe, der trotz einer Beinverletzung sehr stark ist. Lenanas Baby Lapa machte einen Fehler und schubste Esoit. Der drehte sich herum und rang mit Lapa. Der erschreckte sich so sehr, dass er zu seinen Kindermädchen flüchte. Unbeabsichtigt rannte er in Olorien herein, die auch ein Dickkopf ist, und zurückschlug. Der Streit endete erst. als die Keeper dazwischen gingen.

Am 14. Juli entschied Neshashi, jetzt in die Wildnis umzuziehen. Wir wussten, dass der Moment unmittelbar bevorstand. Neshashi hat ihre Auswilderung geplant, seit sie vor acht Monaten in Ithumba angekommen war! Als die Waisen abends ins Stallgelände zurückkamen, blieb sie draußen mit den Ex-Waisen. Das kennen wir bereits von Waisen, die schon älter waren, wenn sie zu uns kamen. Am nächsten Morgen sahen wir Neshashi in Begleitung von Nabulu, Malima, Malkia, Mapia und Ndiwa – unser kleines Mädchen ist in den besten Händen!

Ithumbas Neuzugänge aus Kaluku wachsen und gedeihen. Bondeni, Kindani und Kinyei sind und bleiben die besten Freunde. Sie machen alles zusammen, vom Sonnenauf- bis zum -untergang. Eines Abends, als sich die Herde in ihre Ställe zurückzog, waren die drei Kleinsten alles andere als müde und schubsten sich noch eine Weile ausgelassen in ihrem Gehege herum. Aber es dauerte nicht lange, und die drei schnarchten, dicht aneinander geschmiegt auf dem Boden.

Wendi, die wahrscheinlich berühmt-berüchtigste Ex-Waise, wird auch mit dem Alter nicht ruhiger. Sie ist bekannt für ihren eher nachlässigen Elternstil. Eines Morgens tauchte sie – wie so oft – ohne ihre drei Babys auf. Wimbi, Wema und Wiva kamen wenig später und schienen ihre Mutter zu suchen. Die nickerte im Schatten eines Baumes und schien sich überhaupt keine Sorgen um ihren Nachwuchs zu machen! Die Keeper führten die Waisen weg und überließen die drei Babys ihrer Mutter.

So wie der Monat begann, so endete er auch – mit einem kleinen Drama. Auf dem Weg in den Busch trafen die Waisen auf ein Warzenschwein. Die jungen Bullen Bondeni, Lodo, Esoit, Roho und Naboishu, drohten und trompeteten und Naleku, Suguroi und Kindani kamen zur Unterstützung. Die clevere Sagateisa machte keine Anstalten, sich an der Aufruhr zu beteiligen. Sie weiß genau, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist,  ein Warzenschwein zu fangen.

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Juli 2023

Wir zählen mehr und mehr wilde Elefanten im Kibwezi-Wald. Die Trockenzeit hat die Umgebung wieder fest im Griff, und die Wildtiere wissen, dass es hier immer Futter und Wasser gibt. Als die Waisen eines Morgens im Wald grasten, entdeckte Alamaya ein kleines wildes Elefantenbaby im hohen Gras. Alle kamen hinzu, um das kleine Rüsseltier zu beschnüffeln. Die Mutter fraß ganz in der Nähe und schien sich nicht daran zu stören, sie kannte die Waisen. Lima Lima und Sonje verbrachten hier den ganzen Morgen und verschafften der Mutter eine Pause.

Eines Morgens gesellten sich ein paar wilde Jungbullen zur Waisenherde. Einer der Jungs versuchte sein Glück und bestieg Sonje, aber Jasiri und Ngasha kamen ihr schnell zu Hilfe und verjagten die Jungs. Die Keeper freuten sich, dass die beiden Erzfeinde sich zugunsten ihrer Freundin verbündeten. Die älteren Kühe freuten sich ebenso und bedankten sich bei den jungen Helden.

Klein Amali ist immer noch sehr schreckhaft. Während eines Morgens in den Umani-Bergen kreuzten zwei Dikdiks ihren Pfad. Davon mal abgesehen, dass diese winzig kleinen Antilopen völlig harmlos sind, erschrak sich Amali furchtbar und preschte durchs Gebüsch zu Sonje und Quanza. Sie waren verwundert, die kleine Kuh so aufgeregt zu sehen, und noch bevor Amali irgendetwas „erklären“ konnte, stürmte Ngasha herbei und verscheuchte die Dikdiks. Zum zweiten Mal diesen Monat wendete er ein Drama ab, statt es zu verursachen! Aber dann, einfach so, war Ngasha wieder so wie immer. Dummerweise suchte er sich die pummelige Kiasa für seine Stänkereien aus und wollte sie abends auf dem Heimweg besteigen. Kiasa reagierte schnell und ließ ihn stehen. Ngasha schien überrascht und versuchte sein Glück bei einer anderen.

Maktao, der so alt wie Kiasa ist, lässt sich nicht so leicht zu erschrecken. Eines Morgens nervte ihn ein Pavian, der seine Pellets fressen wollte. Maktao rief seinen großen Freund Mwashoti zu Hilfe und gemeinsam verscheuchten sie den Pavian mit lautem Trompeten. Die jungen Bullen dachten, sie hätten ihn umzingelt, aber Paviane sind zu wendig. Und ehe sie sich versahen, saß er oben im Baum. Maktao drohte weiter den Büschen, nur für den Fall, dass sich dort noch mehr Affen versteckten.

Zongoloni bringt neuerdings ihre wilden Freunde am frühen Morgen zum Stallgelände. Wir glauben, sie will ihnen Baby Mwana zeigen, so als ob sie ihnen erklären wolle, warum sie immer zurück zur Herde wollte. Zongoloni hat allerdings einige Konkurrenz, besonders in Kiasa, Enkesha und Sonje. Wenn Zongoloni keine regelmäßige Besucherin wäre, würde Mwana nicht wirklich darunter leiden. Das weiß sie auch, und deshalb kommt sie jeden Tag, aber manchmal vergisst sie sich ein bisschen. Einmal versuchte sie, Mwana von ihren Kindermädchen wegzulocken. Enkesha durchschaute den Plan beim Zuschauen und informierte Murera. Die wurde richtig sauer und holte ihr Baby zurück. Den Rest des Tages wich sie Mwana nicht von der Seite und hielt wie ein Raubvogel Ausschau nach Zongoloni.

Eines Nachmittags entschieden Amali und Kapei, dass sie sich jetzt einmal als Anführer versuchen sollten. Sie verbündeten sich und führten gemeinsam die Herde an. Aber sie machten einen entscheidenden Fehler, indem sie zu schnell liefen und keine Pausen machten. Sonje und Quanza, beides erfahrene Leitkühe, wussten, dass Murera bei diesem Tempo nicht Schritt halten könne. Sie stellten sich Amali und Kapei in den Weg und warteten, bis Murera und Mwana aufgeholt hatten. Mwashoti und Alamaya gingen ans Ende der Herde und liefen mit Murera. Es ist immer schön, zu sehen, wie sich die Mitglieder der Umani-Herde gegenseitig helfen.

Gegen Monatsmitte kam Ziwa auf Besuch. Er kam mit einer wilden Elefantenkuh, hielt kurz an, um seine Freunde zu begrüßen, aber die wilde Kuh drängte ihn zum Weitergehen, und sie zogen vermutlich wieder zur wilden Herde zurück. Ziwas Auswilderung läuft wirklich erfolgreich. Er wächst und gedeiht und scheint sein wildes Leben wirklich zu genießen.

Kiombo und Maktao sind beste Freunde und gelegentlich Rivalen. Sie sind in etwa gleich alt und müssen ständig ihre Kräfte messen. Aber manchmal arten die Ringkämpfe in richtigen Streit aus. Eines Nachmittags schubste Maktao Kiombo so sehr, dass dieser rücklings auf den Boden fiel.  Mwashoti und Alamaya gingen dazwischen und trennten die beiden

Mwana ist sehr clever, neugierig und aufmerksam. Sie lernt jeden Tag neue Dinge von ihrer Umani-Familie. An einem Nachmittag hob sie einen kleinen Stock mit ihrem Rüssel auf, um sich zu kratzen – genauso, wie sie es bei ihrer Mutter gesehen hat. Dann sah sie Kiasa, die sich an einem Felsen schubberte. Mwana ließ ihren Stock fallen und begann ebenfalls, sich am Felsen zu schubbern. Das war wirklich süß anzusehen, denn der Fels war im Vergleich zu ihr geradezu überdimensional groß. Als Kiasa fertig mit Schubbern war, hörte auch Mwana auf und folgte ihr zu Enkesha und Amali, die sich mit Dreck bewarfen. Wieder kopierte sie die älteren Elefanten und hatte viel Spaß bei ihrer Dreckdusche. Kapei, der nichts entgeht, hob Mwanas weggeworfenen Stock auf und kratzte sich.

Amali und Mwashoti sind und bleiben die besten Freunde. Aber ihre Freundschaft mit Kapei ist ein bisschen komplizierter. Kapei ist ein richtiger Raufbold, aber Amali weiß, dass Mwashoti immer auf ihrer Seite ist. Einmal begann er, sie zu schubsen, und Amali schrie laut nach ihrem „großen Bruder“. Mwashoti eilte herbei und sah, wie Kapei seiner kleinen Freundin am Schwanz zog. Er wurde sehr ärgerlich und verscheuchte Kapei. Aber solche Streitigkeiten sind normal. Kapei und Amali sind wie richtige Geschwister. Einmal hatten sie einen Riesenstreit darum, wer seinen Hintern zuerst an einem ganz bestimmten Baumstumpf schubbern darf. Dabei mangelt es im Wald wirklich nicht an Baumstümpfen!

Der 19. Juli wird wohl für immer der traurigste Tag in der Geschichte von Umani-Springs bleiben, denn wir haben unseren lieben Freund und Keeper Patrick Muiruri verloren. Ein ungewöhnlich aggressiver Elefantenbulle in der Musth stellte Zongoloni nach, die gerade läufig war. Wie aus dem Nichts schoss der Bulle aus dem Gebüsch auf die Keeper zu. Sie rannten los und versteckten sich in einer Hütte in der Nähe. Patrick rannte unglücklicherweise in eine andere Richtung, der Bulle holte ihn ein und tötete ihn auf der Stelle. Dieser Tod war komplett sinnlos, unerwartet und sehr traumatisierend für alle, die dabei waren.

Die Waisen selbst waren furchtbar erschrocken und verschwanden im Wald. Sie kamen den ganzen Tag nicht wieder und verbrachten auch die Nacht im Wald. Für viele war es die erste Nacht im Busch, und sie hatten bestimmt Angst. Der Bulle, der Patrick getötet hatte, konnte am nächsten Tag aus dem Kibwezi-Wald umgesiedelt werden, und erstaunlicherweise tauchten die Waisen nur wenige Stunden später alle wohlbehalten wieder auf. Als alle wieder zusammen waren, musste der Schock erst einmal verarbeitet werden. Es wird seine Zeit dauern, aber wenigstens ist der Alltag wieder einigermaßen hergestellt. Die Keeper waren besonders besorgt um Mwana, aber die scheint am wenigsten unter dem schlimmen Vorfall zu leiden – sie ist ihr altes, fröhliches, gesundes Selbst. Und das gibt uns viel Trost.

Monatsbericht für die Kaluku-Waisen: Juli 2023

Für unseren kleinen Doldol war der Juli ein großer Monat. Nach anderthalb Jahren im kleineren Stall kam sie endlich zu den älteren Babys. Wir wollten sie nicht überwältigen und haben alles langsam angehen lassen. Erstmal nur für ein paar Tage im Monat kam sie zu Rokka, Vaarti, Mayan, Manda und Mwinzi. Wenig überaschend haben sich die älteren Elefanten sehr über den Neuzugang gefreut. Doldol ist noch ein bisschen schüchtern, aber vergrößert jeden Tag ihren Freundeskreis. Obwohl sie ihren Keepern nicht von der Seite weicht, ist sie sehr neugierig auf alle anderen – ein guter Start!

Bei den älteren Babys ging es den ganzen Monat fast nur um den Wasserschlauch. Vaarti ist der derzeitige Champion. Er hastet zur Mittagsfütterung, nur damit er so schnell wie möglich die Milchflasche aussaufen und den Schlauch belagern kann. Aber in Rokka hat er eine ebenbürtige Konkurrentin gefunden. Sie ist vielleicht oft spät dran, aber erkämpft sich den Schlauch von Rokka.

Neuerdings hat allerdings noch jemand seinen „Hut in den Ring geworfen“. Mwinzi ist vielleicht eines der kleinsten Mitglieder der Kaluku-Herde, hat aber Selbstbewusstsein wie ein Großer. Die Kunst, vom Wasserschlauch zu saufen, beherrscht er allerdings noch nicht – das Wasser endet eher auf dem Boden als in seinem Bauch. Aber das ist ihm nicht so wichtig. Obwohl Rokka Mwinzi vergöttert, gibt sie ihm keinen Welpenschutz, wenn es um den Schlauch geht. Sie ist älter und erfahrener und erobert sich den Schlauch auch von Mwinzi zurück.

Mayan ist eng befreundet mit seinem kleinen Protegé Natibu. Manchmal sehen wir Natibu sogar, wie er zwischen Mayans Vorderbeinen nuckelt, so wie ein Baby bei seiner Mutter säugen würde. Natürlich gibt es da keine Milch, aber das Nuckeln ist sehr beruhigend. Die beiden Jungs passen gut zusammen. Sie sind beide sehr sanftmütig, und Natibu hat schon viel von Mayan gelernt, besonders über die Futtersuche. Während die Trockenzeit fortschreitet, wird die Futtersuche immer wichtiger. Die Keeper füttern zwar zu, aber helfen den Waisen auch, gute Futterplätze zu finden.

Manda wird von allen der „heimliche Anführer“ genannt. Er ist eher in sich gekehrt, hat aber eine sehr starke Persönlichkeit. Aber uns ist aufgefallen, dass er inzwischen gerne mal ein bisschen angibt – ein Zeichen, dass er sich gut eingelebt hat. Eines Morgens ging die Waisenherde in den Wald und er balancierte auf einem Baumstumpf, weil er es konnte! An einem anderen Morgen, als die Keeper das Stalltor öffneten, schloss und öffnete er es mehrere Male mit seinem Rüssel und blieb im Stall. Letzten Endes schwang er das Tor auf und legte einen großen Auftritt hin.