Die Waisen im August

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: August 2019

 

Wenn man versucht, Elefantenbabies von Hand aufzuziehen, muß man auf eine Achterbahn der Gefühle vorbereitet sein. Dame Daphne hat immer gesagt, Elefanten sind die schwierigsten Tiere für eine Handaufzucht. Immer dann, wenn man denkt, ein Schützling ist über den Berg, kann etwas passieren, daß uns daran erinnnert, daß Elefanten trotz ihrer imposanten Größe unglaublich fragil sind, besonders wenn sie keine oder nicht genug Muttermilch bekommen haben.

Ein solches trauriges Ereignis ereilte uns auch dieses Jahr wieder. Am 19. August haben wir unsere geliebte Dupotto verloren. Sie war erst sechs Monate alt als sie zu uns kam, daher ist ihr Verlust besonders schwer. Aber wir haben über die Jahre auch gelernt, uns nach solch einem Schlag wieder auf die noch lebenden Elefanten in unserer Obhut zu konzentrieren.

 

Tagwa ist erst vor zwei Monaten in unsere Auswilderungsstation nach Voi im Tsavo-Ost Nationalpark gezogen, und hat seitdem deutlich an Gewicht verloren. Wir denken, daß ihr ein wachsender Stoßzahn zu schaffen machte, der nicht den richtigen Ausgang im Kiefer finden wollte und die Haut verletzte. Das ist nicht allzu selten und wir haben das schon mehrfach bei unseren Waisen gesehen, aber weil in Tsavo auch gerade Trockenzeit herrscht, haben wir entschieden sie in die Nursery zurückzuholen. Wegen der Hautverletzung hat sie eine Infektion entwickelt, die wir hier ebenfalls besser behandeln können. Bei ihrer Ankunft schien es, als sei sie nie weg gewesen. Sie hat sofort wieder ihrer Ersatzmutterrolle angenommen und kümmert sich rührend um Larro, so daß die Kindermädchen Enkesha und Tamiyoi eine Pause von ihren Leitkuhpflichten nehmen können.

 

Larro hat so viele Elefantenkühe, die sich um ihn kümmern, aber dadurch ist sie mittlerweile auch ein bißchen zu verwöhnt. Besonders von Kiasa, die auch auf sie aufpasst, hat sie sich einige schlechte Angewohnheiten abgeschaut. Sie kann sich sicher sein, daß die älteren Kühe sie immer in Schutz nehmen und fühlt sich daher unangreifbar. Dadurch ist sie aber auch sehr gierig während der Fütterung, schubst andere (selbst Ältere!) herum, um deren Milchflaschen zu trinken. Die Keeper bringen sie derzeit als letztes zur Fütterung, um ihr möglichst wenig Möglichkeiten zu geben, garstig zu sein.

 

Einige der anderen Babys haben die Ersatzmilch auch für sich entdeckt. Dololo wird kurz vor der Fütterung jetzt immer sehr lebhaft und läßt die Schubkarre mit den Flaschen nicht aus dem Auge. Er schleckt all die Milch auf, die irgendwo daneben gelaufen ist, bis die Keeper ihn wegführen. Mukkoka brüllt immer noch, wenn er seien Milchflasche sieht, weil er befürchtet, er kommt zu kurz, wenn er nicht schnell genug losrennt. Ziwadi ist eine unglaublich clevere junge Elefantenkuh, der es zurück in der Nursery trotz einiger erneuter kurzer Anfälle bedeutend besser geht. Sie ist ein bißchen langsamer als die anderen, und die süße Ersatzmilch schmeckt ihr ebenso. Sie weiß, daß sie nicht so schnell und langsamer als die anderen ist, und läuft daher immer schonmal in gemütlichem Tempo ohne die anderen zum Fütterungspunkt los. Sie kann nicht mit dem Gleichen Gusto wie die anderen ihre Milch saufen, aber die Keeper lassen sie immer mit zur ersten Gruppe. Mittlerweile hat sie sich mit Maktao und Musiara angefreundet, und auch Tamiyoi und Maisha passen gut auf sie auf. Tamiyoi bringt die Herde manchmal dazu, langsamer zu laufen, so daß auch Ziwadu und Luggard mithalten können. Nabulu, Kiombo, Ziwadi und Musiara begleiten Luggard gerne auf ihren Wanderungen in den Busch.

Kiombo hat seine eigene, lustige Art, seine Milchflasche auszutrinken und sich dann wieder in den Busch zu verziehen, offensichtlich unbesorgt darüber, was der Rest der Herde macht. Die Keeper müssen ganz besonders auf ihn aufpassen, damit er nicht zu weit wegläuft, während die anderen noch saufen. Musiara hält beim Grasen meistens ein wenig Sicherheitsabstand zum Rest der Herde. Eines Tages war er so vertieft, daß er nicht bemerkte wie sich die anderen gegen 13 Uhr zur Milchfütterung aufmachten. Die Keeper mussten dann noch einmal zurückkommen, um ihn zu holen.

 

Kiko wächst zu einem gesunden, imposanten Giraffenbullen heran, der am liebsten im Busch ist, aber auch ziemlich stürmisch sein kann, seinen eigenen Kopf hat und dann nicht auf die Keeper hört. Vor der Mittagsfütterung und dem Schlammbad schaffen die Keeper Kiko in der Regel zurück in den Stall, der sich gleich neben dem Gehege von Maxwell befindet. Anderenfalls würde er wahrscheinlich ordentlich die öffentliche Besucherstunde aufmischen. Am liebsten ärgert er kleine Menschen, so als ob er sich seiner körperlichen Überlegenheit bewußt wäre. An anderen Tagen ist er so lieb und charmant, daß man seine Eskapaden fast vergißt. Kiko mag Maxwells Gesellschaft und manchmal beugt er sich zu Max in dessen Gehege hinunter und schnuppert an ihm. Maxwell hat sich an Kiko gewöhnt, bleibt aber relativ unberührt von dessen Anwesenheit. Maxwell hatte seinen Spaß mit einigen heftigen Regenschauern, die sein Gehege in ein Riesenschlammbad verwandeln. So liebt er es am meisten und das erkennt man daran, daß er total ausflippt und aufgeregt in seinem Gehege umherrennt. Sein Gehege hat auch eine größere überdachte Seite, wohin er sich zurückziehen und auf sein trockenenes Heubett legen kann, wenn er mal eine Pause braucht. Maxwells Freund Shabby, ein Ibisvogel, war diesen Monat nicht zu Besuch, das hätten wir auf jeden Fall gemerkt. Wir hoffen, daß Shabby einfach nur mit anderen Artgenossen im Nairobi Nationalpark beschäftigt ist und bald wieder vorbeischaut.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: August 2019

 

Voi ist sehr trocken, aber das ist normal um diese Jahreszeit und wir erwarten die kurze Regenzeit Anfang November. Für die Wildtiere in Tsavo sind diese Monate immer besonders hart, aber unsere Waisen haben das Glück, daß wir jeden Tag frisches Grünfutter an den Hängen des Sagala-Berges außerhalb des Nationalparks schneiden, das wir ihnen dann abends für die Nacht in die Ställe legen.

 

Angela entschied diesen Monat, daß Tagwa am 24. August zurück nach Nairobi gebracht werden soll. Sie hat wegen ihres Zahnproblems stark abgenommen. Emoli und Sagala auf der anderen Seite gedeihen prächtig zurück in ihrer Heimat in Tsavo, sie sind prall und dick und sehr ausgelassen. Sagala schien Tagwa am meisten zu vermissen, die Beiden hatten regelmäßig zusammen die Herde angeführt, obwohl sie erst zwei Monate hier in Voi waren. Bei Sagala scheint der Ruf der Wildnis jetzt lauter zu werden, sie interessiert sich stark für wilde Elefantenherden und ignoriert die Keeper immer mehr. An einem Tag mußte Nelion sie regelrecht überreden, zur Herde zurückzukehren, nachdem sie mit einer wilden Herde vom Wasserloch losmarschierte. Nelion piekte sie mit seinen Stoßzähnen und begleitete sie zurück zu den Keepern. Mit ihren drei Jahren ist Sagala noch viel zu jung für ein Leben in der Wildnis, ganz besonders um diese trockene Jahreszeit. Aber die siebenjährige Ndoria zeigt uns, daß sie jetzt definitiv bereit ist und verbringt mehr und mehr Zeit weg von der Voi-Herde. Die Nächte verbringt sie jetzt im Busch mit Mbirikani. Manchmal kommt sie am nächsten Tag allein zur Mittagsfütterung, wenn sie weiß, daß die Keeper Luzerne austeilen und verbringt den Nachmittag mit ihnen. Mbegu gefällt sich in ihrer Anführerrolle und erfüllt sie voller Enthusiasmus. Es ist interessant, die Waisen dabei zu beobachten, wie sie unter sich ausmachen, wer die Gruppe an diesem Tag anführt und wer hinterherläuft. Mashariki wollte eines Tages auf den Masinga-Berg zum Fressen, aber die Älteste, Kenia, bevorzugt den Fuß des Berges. Embu, Arruba, Nelion, Rorogoi und Bada haben sich Mashariki angeschlossen, aber Suswa konnte sich nicht entscheiden und ihr Bein schwang von links nach rechts, ein ganz typisches Verhalten bei Unentschlossenheit. Später, als ihre beste Freundin Arruba Mashariki folgte, ging auch Suswa mit. Die beiden Herden trafen sich am Nachmittag auf dem Weg zum Wasserloch wieder.

 

Eine Freundschaft, die wir diesen Monat haben aufblühen sehen ist die zwischen Ngilai und Emoli. Emoli ist für gewöhnlich der Lieblingsschützling der Leitkuh Mbegu, aber Ngilai scheint ihn jetzt unter ihre Fittiche genommen zu haben und holt ihn jeden Morgen zum Spielen ab. Für Murit ist das eine große Enttäuschung, weil er am liebsten den ganzen Tag mit seinem Lieblingssparringpartner ringen würde. Manchmal sehen wir Murit wie er morgens um Ngilai herumschwirt, ihn versucht abzudrängen und in einen kleinen Kampf zu verwickeln, bevor er überhaupt an Emoli denken kann.

 

Das Gebiet um Voi ist im Moment so trocken, daß manchmal einige der Waisen, die noch Milch brauchen, meist Sagala, Mbegu und Murit, ihre morgendliche Flasche auslassen und sich schnurstracks über die Luzerne hermachen. Sie wollen nicht riskieren, sich nur mit den Resten abspeisen zu lassen. Godoma sah einmal die Extra-Flaschen, und nahm für einen Moment fälschlicherweise an, die wären für sie. Die Keeper mussten die vier Flaschen im Vorbereitungsraum verstecken und die Türe abschließen bis Mbegu und Sagala mit Luzernefressen fertig waren und ihre Milch bekamen. Ein anderes Mal waren sie überhaupt nicht an der Milch interessiert und Godoma, Ngilai und Tagwa waren die glücklichen Nutznießer.

 

Anfang Augst gab es fast täglich Treffen mit wilden Elefantenherden am Wasserloch, gegen Monatsende wurden diese weniger, die wilden Elefanten wanderten tagsüber weitere Strecken zur Futtersuche und kamen nur noch nachts zum Saufen. Wenn eine wilde Herde Nachwuchs dabei hatte, wurde es für unsere Waisen noch interessanter. Die jungen Kühe, wie Ndii, Panda und Ishaq-B spielen am liebsten mit den Allerkleinsten, Nelion ist immer auf der Suche nach einem Altersgenossen oder sogar einem älteren Bullen um neue Ringkampftricks zu lernen. Sobald die Regenzeit beginnt, werden diese Treffen wieder seltener werden, so daß die Waisen jetzt so viele Eindrücke aufsaugen wie möglich.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: August 2019

 

Es ist normal, daß es im Juli und August trocken ist und man dann sehr viele Wildtiere sehen kann. Die uns bekannten Elefantenbullen haben wir dieses Jahr fast alle wiedergesehen, entweder an der Stalltränke oder an der Suhle. Manche von ihnen kommen schon seit Jahren zu uns, sie fühlen sich sicher und aufgehoben in Gegenwart der Keeper und Waisen, besonders in Zeiten von Futter- und Wasserknappheit. Unser Chef-Keeper in Ithumba, Benjamin, hat ihnen sogar liebevoll Namen gegeben. Einer der Bullen heißt „Dad“, denn er ist der Vater von Mwende und Yetu, den Erstgeborenen unserer Ex-Waisen Mulika und Yatta. Dann gibt es „Masikio“, der ein Knickohr hat, „One Tusk“ mit nur einem Stoßzahn und „Limpy“, ein Bulle der stark humpelt. Vor zwei Jahren kam er mit einer schlimmen Beinwunde zu uns ins Stallgelände, eine Drahtschlinge hatte sich tief in sein Fleisch eingegraben. Wir konnten die Schlinge entfernen und der Tierarzt konnte ihn erfolgreich behandeln. Für Monate hielt er sich in der Umgebung des Stallgeländes auf, was die Nachsorge der Wunde relativ leicht machte. Seitdem kommt er immer in der Trockenzeit auf Besuch. Die Bullen sind Teil der Ithumba-Familie geworden und es ist faszinierend, wie entspannt sie mit den Keepern umgehen.

 

Wegen der sicheren Futter- und Wasservorkommen im Stallgelände machen viele wilde Elefantenherden, aber auch unsere Ex-Waisen, Rast bei uns auf ihren Wanderungen. Zuerst kam Kinna, dieses Mal ohne den Rest von Yattas Herde Ex-Waisen. Wenig später folgten Loijuk und Lenana, und der Rest inklusive Mulika mit Baby Mwende, Yatta mit ihren Babys Yetu und Yoyo, Sunyei mit Siku und Wendi. Wendi kam dieses Mal ohne Baby Wiva. Die ist inzwischen drei Jahre alt und wir vermuten, sie ist mit Galana, Lualeni und Nasalot unterwegs, die wir im August auch nicht zu Gesicht bekommen haben. Wendi ist keine besonders aufopfernde Mutter und zufrieden, wenn sich die Kindermädchen kümmern. Wir haben uns sehr gefreut, Vuria wieder zu sehen, denn das letzte Mal war im Juni. Loijuk ist hochtragend und wir erwarten jetzt jederzeit die Ankunft des Nachwuchses.

 

Die Ex-Waisenbullen Buchuma, Taita und Kenze statteten uns Anfang August einen kurzen Besuch ab und zogen dann mit ihrer wilden Herde weiter. Eines Morgens, als sie zum Luzernenaschen ins Stallgelände kamen, war ihnen ein wilder Bulle gefolgt. Er schien seinem Blick nicht zu trauen, als er sah, was für Delikatessen den Waisen serviert werden und genehmigte sich einen kompletten Ballen, den er in einer ruhigen Ecke genüßlich verspeiste. Die Mitglieder in der Herde von Olare und Mutara sind alle um die zehn Jahre alt und blieben eigentlich den ganzen Monat in der Nähe des Stallgeländes, verbrachten oft den ganzen Tag mit den Waisen bis diese Abends eingeschlossen wurden. Zu Mutaras Herde gehören Sities, Kainuk, Suguta, Kasigau und Kanjoro, zu Olares gehören Melia, Tumaren, Kandecha, Kalama, Kitirua, Kibo, Naisula und Chemi Chemi. Es ist sehr wichtig für unsere Waisen, mit den etwas älteren Elefanten zusammenzusein und die Regeln der Elefantengemeinschaft zu lernen.

 

Am 15. August kamen Kilaguni und sein Freund Chaimu kurz an der Suhle vorbei. Das Duo ist unzertrennlich und zeigt welche Freundschaften fürs Leben in der Nursery geschlossen werden können. Seit die beiden im Juni 2010 aus Nairobi nach Ithumba gezogen waren, haben sie sich nie getrennt. Manchmal schließen sie sich Taita, Kibo, Tumaren und Naisula, aber nie einzeln, sondern immer zusammen. Turkwel war vor der Löwenattacke in Mutaras Herde, aber zur Zeit findet man sie hauptsächlich in der von Benjamin genannten „Rebellenherde“ mit Kithaka, Barsilinga, Garzi und Lemoyian. Diese jungen Bullen sind jetzt alle sieben Jahre alt und mitten im Abnabelungsprozess. Kithaka war schon zu Nursery-Zeiten ein Rabauke. Nichtsahnende Besucher mussten immer auf der Hut vor einem seiner Streiche sein. Diesen Monat wartete er ab, bis die Keeper außer Sichtweite waren und öffnete das Tor zum Stallgeländer, um alle herauszulassen. Die Keeper haben den Tumult gehört und konnten alle zurückbringen. Danach wurde ein Vorhängeschloß an Tor gehängt. Der 8-jährige Orwa und Bomani waren diesen Monat auch immer wieder auf Besuch, manchmal allein und manchmal in Begleitung der Rebellenherde.

 

Das Leben in Ithumba war diesen Monat also wieder sehr abwechslungsreich. Mit so vielen ausgewachsenen Elefantenbullen um sich, hatten die Jungbullen wie Namalok, Wanjala, Mundusi und Pare genügend Gelegenheiten zum Kräftemessen. Kuishi hat heimlich wilde Herden beobachtet und mit ihnen kommuniziert, ohne daß die Keeper etwas davon mitbekommen haben. Eines Tages entschied sie sich, mit einer der Herden loszuziehen, aber die Keeper konnten sie zum Glück noch rechtzeitig davon abhalten. Mapia hieß sie überschwänglich willkommen und schien in großer Sorge um seine Freundin, mit der er erst im Mai aus der Nursery gekommen war. Von diesem Tag an wich er ihr auch keinen Meter mehr von der Seite. Jotto und Ambo gewöhnen sich nach wie vor gut ein und obwohl Jotto wegen seines sanftmütigen Naturells gerne einmal von den Größeren geärgert wird, macht er sich gar nichts daraus, schon gar nicht mit seinem frechen Freund Ambo.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: August 2019

 

Ngasha und Ziwa kosten wie die Freiheit schmeckt, werden zunehmend selbstsicher und verbringen jetzt nachts längere Zeit außerhalb des Stallgeländes. Wir waren sehr überrascht als Lima Lima sich ihnen anschloß, weil sie ja so sehr an den Keepern hängt und sie normalerweise nicht aus den Augen läßt. Lima Limas fürsorgliche Qualitäten wird sie jetzt bestimmt auf die jungen Bullen anwenden. Sie ist sehr selten die ganze Nacht weg. Das erste Mal, als sie nicht mit Murera, Sonje und den anderen zurück kam, weckte Ngasha die Keeper auf, um ihn wieder ins Stallgelände zu lassen. Die Keeper gaben ihm eine Flasche Milch und führten ihn in seinen Stall. Gegen Mitternacht hörten sie wildes Trompeten im Wald und wußten, es handelte sich um Lima Lima und Ziwa, die mit ihren wilden Freunden zurückkamen. Sie riefen nach Lima Lima und es dauerte nicht lange und sie kam mit Ziwa zurückgerannt, schnappte sich ihre Milchflasche und ging in ihren Stall. Etwa jedes zweite Mal, daß sie über Nacht im Busch blieb, wurde sie irgendwann von wilden Elefanten wieder abgeliefert.

 

Die meisten Begegnungen mit wilden Artgenossen verliefen sehr friedlich. Während Murera immer noch kein Interesse an den wilden Bullen hat, sieht das bei Sonje schon anders aus und sie erwidert Avancen ganz gerne. Sie scheint Gefallen an einem bestimmten Bullen gefunden zu haben, so daß sie einmal den ganzen Tag mit ihm verbrachte und sogar ihre Mittagsmilch ausließ! Erst abends kam sie mit ihren Freunden zurück ins Stallgelände. Die schönsten Treffen mit wilden Herden sind dann, wenn diese junge Kälber dabei haben. Besonders Lima Lima und Zongoloni können dann kaum an sich halten vor Freude. Lima Lima kann sich sehr in ihre Freude hineinsteigern, will die Kälbchen dann ganz für sich allein und beginnt, sie von ihren Müttern wegzulocken. Eine der Mütter durchschaute den Plan natürlich, begann zu Kollern und verscheuchte die Waisen schließlich.

 

Faraja und Jasiri sind noch nicht so selbstsicher und nicht sehr erpicht, die Nächte im Busch zu verbringen. Der Abnabelungsprozess junger Elefantenbullen beginnt etwa in disem Alter und man sieht auch, wie sie jetzt schon öfters weiter weg von ihrer Herde streunen. Faraja ist neuerdings auch recht grob gegenüber Sonje, auch typisch für dieses Alter.

 

Sonje und Murera stehen der ruhigen und lieben Shukuru immer noch sehr nah. Sie haßt jede Art der Konfrontation und wird immer ihr Bestes versuchen, sie zu vermeiden. Morgens beobachtet sie einfach wie Faraja und Ziwa gegen ihre Stalltüren hämmern, um endlich an ihre Luzerne zu kommen. Sie dagegen wartet stoisch, bis irgendwann die Türen aufgehen. Wenn irgendjemand sie zum Rangeln auffordert, lehnt sie immer höflich ab und läuft in die entgegengesetzte Richtung.

 

Obwohl einige der älteren Bullen nun langsam unabhängiger werden, sind Murera und Sonje immer noch die Leitkühe der Herde und haben kein Problem damit, die pubertierenden Bullen zu bestrafen, aber auch immer für die Babys da zu sein. So beschützen sie Mwashoti vor den Bullen, wenn sie ihre Flasche Milch säuft. Aber auch die anderen helfen den Leitkühen. So entfernte Lima Lima Faraja von Alamaya, als der an Alamayas Schwanzstummel herumnestelte; etwas, das Alamaya auf den Tod nicht ausstehen kann. Und sogar, wenn Mwashoti und Alamaya miteinander rangeln, sind Zongoloni und Quanza immer zur Stelle um gegebenenfalls einzugreifen. Zongoloni und Quanza gehören zu Mureras und Sonjes Gruppe, die die Bullen zwar abgöttisch lieben, aber für deren grobes Verhalten keinerlei Verständnis haben. Obwohl es diesen Monat generell sehr trocken war, so ist der Wald immer ein angenehm kühler Rückzugsort für viele Wildtiere.