Die Waisen im Juni

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Juni 2021

Jeder Neuankömmling gewöhnt sich in seinem eigenen Tempo an das Leben in der Nursery. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Eingewöhnung Wochen bis Monate dauert. Unser Neuling Esoit dagegen hat sich binnen Minuten mit Inbrunst in das Leben in der Nursery gestürzt. Trotz seiner dramatischen Rettung war er sofort in seine Keeper vernarrt und saugte neugierig und aufgeschlossen all die neuen Eindrücke in sich auf.

Jeder Elefant ist auf seine eigene Art hinreißend, aber wir müssen zugeben, dass Esoit uns ganz besonders um den Finger wickelt. Seine verspielte Art machte ihn auch sofort zum Liebling der anderen Waisen, denn nichts ist schöner, als ein Spielgefährte – aber niemand liebt ihn so sehr wie Roho. Zuerst war Roho ein bisschen vergnatzt, dass er all die Aufmerksamkeit mit jemandem teilen sollte, aber da die Beiden fortan Stallnachbarn waren, änderte sich das alles im Handumdrehen und eine Freundschaft fürs Leben war geboren! Die Beiden sieht man eigentlich gar nicht mehr ohneeinander und meistens sind sie mit Spielen zugange.

Auch zwischen Naleku und Roho bahnt sich eine Freundschaft an. Die Beiden haben sich bisher immer angekeift wie Geschwister, aber jetzt da sie älter werden, scheint sich Roho mehr und mehr als Beschützer zu fühlen. Falls irgendjemand Naleku ärgert – für gewöhnlich ist das Naboishu – schreitet er ein, um seiner kleinen Freundin zu helfen. Mit Naboishu haben die Keeper derzeit alle Hände voll zu tun, seine Launen sind unvorhersehbar. Aber nach einer strengen Ermahnung und einer kurzen Auszeit kommt er in der Regel schnell wieder runter.

Maktao war der “nette Onkel“ in der Nursery, und seit er nach Tsavo-Ost umgezogen ist, hat Mukkoka diese Rolle übernommen. Er hat keine Angst Naboishu zu bestrafen. Larro, die neue Mini-Leitkuh der Nursery, hat auch immer ein waches Auge auf Naboishu. Da Larro selbst auch ordentlich gewachsen ist, genehmigt sie sich hin und wieder auch einmal einen kleinen Ringkampf mit Mukkoka. Aber selbst wenn sie spielt, beobachten die Keeper, dass sie immer ihren „Leitkuh-Hut“ aufhat. Manchmal hält sie mitten im Ringkampf inne und scannt die Herde ab, um sicher zu gehen, dass alle wohlauf sind.

Niemand mag das Schlammbad mehr als Esoit, Roho und Rama. Aber in Nairobi befinden wir uns gerade mitten im Winter und an den meisten Tagen war es bewölkt und kalt. An den besonders kalten Morgen, brauchten die ganz kleinen – Ziwadi, Naleku, Olorien, Esoit, Kindani und Bondeni – einen extra Schubs, um morgens überhaupt aus ihren Ställen zu kommen. An diesen Tagen zogen sie mit den Kleinsten einfach nach den Großen in den Busch und die Keeper ließen sie selbst ihr Tempo bestimmen.

Shukuru nimmt eine kleine Auszeit in der Nursery, während sie sich von ihrer Krankheit erholt. Damit ist sie älteste Kuh in der Herde und die Kleinen sind alle sehr angetan von ihr und wollen mit ihr schmusen. Aber Shukuru ist schon immer eher ein Einzelgänger – aber manchmal öffnet sie ihr Herz! Diesen Monat konnten wir ein paar wunderschöne Momente zwischen ihr und Kindani, Bondeni, Kinyei, Ziwadi, Roho und Naleku beobachten. Letztere ist besonders hartnäckig und versucht, Shukurus Aufmerksamkeit zu erhaschen, wann immer sie sich begegnen. Als größtes Mitglied der Nursery-Herde kann Shukuru natürlich die leckersten Zweige von den Bäumen holen, die meistens ganz oben hängen. Die Babys folgen Shukuru auf ihren Wanderungen in den Busch auf Schritt und Tritt und sammeln alles auf, das sie fallen lässt.

Kindani hat sich ein paar unangenehme Angewohnheiten von Olorien abgeschaut. Sie hat in der letzten Zeit immer wieder Rama, Ziwadi, Roho, Naleku und manchmal sogar ihre Freundin Kinyei gemobbt. Es ist ganz normal, dass Elefanten ein paar schlechte Angewohnheiten entwickeln, wenn sie

älter werden. Dann geht in der Regel die Mini-Leitkuh dazwischen, um die Regeln noch einmal klarzustellen. Wann immer Larro sieht, dass Kindani stänkert, gibt sie ihr eine Verwarnung. Die anderen jungen Kühe – Ziwadi, Kinyei und Olorien – sind sehr friedlich und verbringen die meiste Zeit mit Fressen.

Unser Nashorn: Maxwell war von dem kalten Wetter diesen Monat nicht sehr begeistert. Die meiste Zeit verbrachte er auf seinem kuscheligen Heuhaufen. Zwischendurch fraß er von seinem Grünfutter oder verjagte die Warzenschweine, wenn sie wieder mal von seinen Luzernepellets naschen wollten. Er hat es sich zum Zeitvertreib gemacht, den Warzenschweinen regelrecht aufzulauern und sie dann mit Getose und Gebrüll zu verjagen. Danach ließ er sich zufrieden vor seinem Luzernepellethaufen fallen und legte ein Nickerchen ein. Das sollte die Eindringlinge erst einmal fern halten!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Juni 2021

Die Waisen entwickeln sich jeden Monat ein kleines bisschen. In der Regel sind die Veränderungen subtil, aber manchmal sehr offensichtlich und überraschend. Lasayen war immer ein eher schüchterner Bulle und nicht besonders interessiert an Ringkämpfen, besonders mit jungen Kühen. Diesen Monat war er von einem auf den anderen Tag wie ausgewechselt und übte sich im Kräftemessen mit Bullen als auch Kühen. Seine Freunde Ndotto, Murit und Godoma freuten sich sehr über diese Entwicklung und bezogen ihn von da an immer mit ein.

Voi hatte in der kleinen Regenzeit viel zu wenig Niederschlag abbekommen und war viel trockener als der Rest des Nationalparks. Daher hatten wir immer viele wilde Besucher an der Tränke, der Suhle und dem Wasserloch. Das kam natürlich auch unseren Waisen zugute, besonders wenn sie ihre Mittagsmilch an der Suhle bekamen, wo auch die wilden Herden öfter vorbei schauen. Viele der wilden Herden hatten kleine Babys dabei – zur großen Freude unserer Voi- Kühe. Sie wissen, dass sie ihren Enthusiasmus im Zaum halten müssen, damit sie es sich nicht mit den Kindermädchen, Geschwistern und Tanten verscherzen, wenn sie zu aufdringlich werden.

Aber die Freude gilt für beide Seiten! Eines Tages gesellte sich ein wilder Jungbulle freudig zu den Waisen in der Suhle und spielte mit Panda und Tundani. Er folgte den Waisen sogar, als sie vom Wasserloch weiterzogen, fraß eine Weile mit ihnen und ging dann wieder zurück zu seiner wilden Familie.

Die Keeper mussten auch diesen Monat immer ein Auge auf die kleine Pika Pika haben, denn sie zieht gerne einmal mit den wilden Herden mit, wenn diese sich langsam vom Treffpunkt entfernen. Wir wissen nicht genau, warum sie ihnen folgen will, aber vielleicht gibt es auch gar keinen triftigen Grund und sie ist einfach nur in Gedanken verloren. Aber die wilden Elefanten scheinen zu verstehen, dass Pika Pika noch zu klein für derlei Abenteuer ist und erlauben den Keepern immer, sie wieder zurück zu holen.

Ndii ist extrem beschützerisch, wenn es um Pika Pika geht. Obwohl es diesen Monat nicht so schlimm wie letzten Monat war als sie Ishaq-B in den Schwanz bis, hat sie manchmal ihre Probleme damit, ihre Wut zu kontrollieren. An einem Tag sah sie Pika Pika mit Mbegu in der Suhle spielen und zog sie sofort an sich. Kenia, die Leitkuh in Voi, ist die Einzige, die über Pika Pika verfügen darf, ohne dass Ndii eifersüchtig wird.

Ivia, unser Büffel-Waise, spielt immer noch gerne mit Ngilai, seinem einst besten Freund, aber sein bester Freund ist inzwischen Ndotto. Während alle anderen sich im Schlamm suhlen oder im Dreck wälzen, sind die beiden versunken in ihre Kräftemessen. Manchmal merken sie nicht einmal, dass sie damit wilde Elefanten verunsichern. Eine wilde Leitkuh war irgendwann so irritiert, dass sie zwischen die Beiden ging und dem „Spuk“ ein Ende setzte. Wenn Ivia (selten) mal keine Lust zum Spielen hat, versuchen sich die Waisen an Cheza, der Büffel-Jungkuh. Aber sie ist in der Regel nicht interessiert – dafür ist sie zu sehr Dame!

Jetzt da Ivias bester Freund Ndotto ist, hat sich Ngilai einen neuen Elefantenfreund gesucht, und das ist Tagwa. Die kleine Kuh hat sich darüber sehr gefreut, denn sie ist normalerweise viel zu schüchtern, aktiv auf andere zuzugehen. Ngilai lässt sich immer neue Spielchen für sie einfallen und es war wirklich sehr unterhaltsam, sie beim Versteckspielen zwischen den Bäumen zu beobachten.

Tagwa, Tamiyoi und Sagala sind und bleiben unzertrennlich. Das Trio – oder auch nur Sagala – führen die Gruppe fast immer morgens zum Fressen in den Busch. Manche der Waisen spielen nach der Morgenmilch lieber noch eine Weile im Stallgelände, aber Sagala möchte sie immer so schnell wie möglich zum Aufbruch bewegen. Das wurde sehr deutlich, als Mudanda und Mashariki eines Morgens ausgelassen auf einem Haufen roter Erde spielen. Sagala trompetete aufgebracht, damit alle wussten, dass es jetzt endlich Zeit war, aufzubrechen. Und alle Waisen brachen ihr Spiel ab und folgten ihr vorbildlich. Sagalas Hast ist in der Tat sehr verantwortungsbewusst, denn weil es so trocken ist, zählt jede Stunde Futtersuche. Kenia, die Leitkuh der Voi-Herde unterstützt Sagala dabei. Eines Morgens rollte sich Ndii gedankenversunken auf dem Boden, als Kenia einfach zu ihr hin lief und vor ihr stehen blieb. Allein diese Geste war für Ndii verständlich und sie sprang schnell auf und rannte dem Rest der Herde hinterher.

Tundani hat sein eigenes Morgenritual. Vielleicht liegt es daran, dass er im Moment der älteste Bulle in der Voi-Herde ist, aber er genießt sichtlich die stillen Momente in den frühen Morgenstunde, gerade als würde er meditieren. Er holt sich in der Regel ein Häufchen Luzerne-Gras, nimmt es mit zum Zaun und genießt es dort in aller Ruhe und ohne die anderen Störenfriede. Wenn er fertig ist, holt er sich meistens noch einmal Nachschlag und geht zurück an sein ruhiges Plätzchen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juni 2021

In Ithumba haben wir fünf Altersgruppen. Viele der älteren Waisen in der „5. Klasse“ trauen sich mitunter schon ohne die Keeper in den Busch, um die Umgebung ein bisschen mehr auf eigene Faust zu erkunden. Mutaras mittlerweile wilde Herde war der Katalysator dafür, denn sie kommen immer, um Zeit mit ihrem geliebten Dololo zu verbringen. Dafür nehmen sie auch sein „Anhängsel“, die 5. Klasse, in Kauf.

Für Barsilinga, Tusuja, Olsekki, Kauro, Oltaiyoni, Roi, Kamok, Naseku und Siangiki wurde es zum Abendritual, sich am Ende des Tages Mutaras Herde anzuschließen. Anstatt mit den anderen zurück ins Stallgelände zu kommen, blieben sie lieber noch ein bisschen mit ihren älteren Freunden im Busch und kamen irgendwann später nach Hause. Galla gesellte sich gelegentlich dazu, obwohl er in der „4. Klasse“ ist. Dieser langsame Gewöhnungsprozess ist sehr wichtig für die Auswilderung. Die Waisen entscheiden selbst, wann sie nicht mehr zum Schlafen ins Stallgelände kommen wollen. Mutaras Herde erinnert das und bringt die Jüngeren zurück, wann immer sie nach Hause wollen. Sities, Suguta und Turkwel sind und bleiben fixiert auf Dololo und sie schlafen meist in der Nachbarschaft des Stallgeländes, damit sie ihn morgens gleich wieder haben. Manchmal gelang es ihnen sogar, ihn ein paar Mal mit in den Busch zu locken, aber sie brachten ihn abends immer rechtzeitig zurück.

Ende Juni ereilte uns eine traurige Katastrophe, als Maisha völlig unerwartet starb. Sie war erst einen Monat in Ithumba, hatte sich sehr gut eingelebt und war sehr beliebt bei allen. Über Nacht war sie auf einmal schwer krank und obwohl wir sofort tiermedizinische Hilfe bekam und sie rund um die Uhr versorgt wurde, verloren wir sie am 26. Juli. Ihre Symptome deuteten erst auf Tetanus hin, aber selbst die entsprechende Behandlung schlug nicht an und lässt uns weiter rätseln.

Unterdessen richteten wir unser Augenmerk auf Nabulu, die gemeinsam mit Maisha letzten Monat aus der Nursery gekommen war. Wieder einmal hat uns die Intuition der Elefanten überrascht. Am Nachmittag nach Maishas Tod, ging Nabulu an den Ort, an dem Maisha gestorben war. Sie fand ein gemütliches Plätzchen in der Nähe und legte sich für ein paar Minuten hin und trauerte leise. Danach stand sie auf und ging resolut zu den Keepern, um ihre Milchflasche zu holen – so als ob sie wüsste, dass das ganz in Maishas Sinn gewesen wäre. In den kommenden Tagen widmete sich Malkia intensiv Nabulu und wich kaum von ihrer Seite. Nabulu ist auch gut befreundet mit anderen Waisen, die erst kürzlich aus der Nursery gekommen waren, so wie Sattao, Dololo und Musiara. Sie fühlte sich also zum Glück nicht allein.

Es gab auch viele neue Eindrücke, die Nabulu von ihrer Trauer ablenkten. Die Trockenzeit zwischen Juni und Oktober zieht immer wieder viele der mittlerweile ausgewilderten Ex-Waisen wieder näher an ihre alte Heimat, denn hier gibt es immer Futter, Wasser und Sicherheit. Daher sahen wir diesen Monat einige vertraute Dickhäuter wieder. Am Tag nach Maishas Tod kam Galana mit ihrem Baby Gawa, Loijuk mit Baby Lili, Lenana mit Baby Lapa, Makena, Kilabasi, Narok, Kitirua, Naisula, Ishanga, Tumaren und Ukame. Sie alle sahen prächtig und gesund aus. Nabulu war begeistert, die Babys zu sehen, vielleicht erinnerten sie sie daran, dass sie bis vor Kurzem noch die Leitkuh in der Nairobi-Nursery gewesen war. Sie hatte sich kurz darauf komplett auf Lapa und Lili eingeschossen und wäre fast mit der Herde im Busch verschwunden, hätten die Keeper sie nicht zurück gehalten! Ukame hatte sich Galanas Herde Anfang des Jahres angeschlossen und scheint sich sehr gut eingelebt zu haben. Sie scheint ein ausgezeichnetes Kindermädchen für viele der Babys in der Herde geworden zu sein.

Taita hatten wir seit einem Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen und freuten uns daher um so mehr, dass er so gesund aussah. Er tauchte eines Tages an der Suhle auf, wo die Ex-Waisenbullen Challa und Zurura sich mit zehn wilden Bullen ihm Schlamm wälzten. Rapsu kam dann Ende Juni vorbei, und der kleine Musiara konnte den Blick vom mittlerweile 18-jährigen Bullen gar nicht abwenden, so fasziniert war er. Vielleicht fragte er sich, ob er auch mal so groß werden würde! Der 9-jährige Bomani kam am 21. Juni vorbei. Er war einmal Orwas bester Freund, aber es scheint als hätten sich die Wege der Beiden jetzt erst einmal getrennt. Orwa hatten wir in Begleitung einer wilden Herde gesehen, aber Bomani entschied sich, lieber eine Weile bei den Waisen zu bleiben. Seine Interesse galt besonders Sattao, Dololo und Karisa, denen er ein paar Ringkampfkniffe beibrachte, die er wohl von den wilden Elefanten gelernt hatte.

Der 12-jährige Kilaguni ist ein Freigeist, den Waisen gegenüber sehr angetan. Eines Morgens, als wir die Waisen hinaus ließen, sahen wir, dass er die Nacht vor dem Stallgelände verbracht hatte. Als er sie hörte, wachte er auf und stand erwartungsvoll vor dem Luzerne-Lager. Man kann also nicht mit Gewissheit sagen, ob sein Interesse hauptsächlich den Waisen oder der Luzerne galt.

Am interessantesten war es diesen Monat, Mundusi zu beobachten. Der junge Bulle war gemeinsam mit Esampu und Mtetu vorzeitig aus der Nursery nach Ithumba gekommen, weil sie ziemlich rüpelhaft geworden waren und die Älteren sie ein bisschen unter ihre Fittiche nehmen sollen. Aber bisher sind noch keine besonderen Ergebnisse vorzuweisen. Mundusi ist so frech wie eh und je und versucht sogar, seine älteren Freunde zu provozieren. Das Ergebnis ist dann meistens ernüchternd für ihn, aber scheint sein Ego nicht zu schmälern. Keiner der Waisen jedoch, sogar der ruhige Kauro, scheuen sich davor, Mundusi in die Schranken zu weisen. Wir hoffen, daß Mundusi nach einiger Zeit die Regeln respektiert. An einem Tag drängte er sich einem wilden Bullen auf, der schnell genervt war und ihn weg schubste. Mundusi war sehr erschrocken und rannte in die entgegengesetzte Richtung – das ist doch schon einmal ein gutes Zeichen!

Musiara wird nach Strich und Faden von Maramoja verwöhnt. Er ist zwar von Natur aus eher ruhig, wird aber jetzt selbstbewusster und forderte einmal sogar Rapa zum Rüsselringen heraus. Naseku und Kamok haben immer noch eine große Schwäche für Ambo und lassen ihn tagsüber nicht aus den Augen. Jotto und Pare sind nach wie vor wie Pech und Schwefel und es vergeht kein Tag, an dem sie nicht mindestens einen Ringkampf austragen. Wanjala, Rapa und Sana Sana stehen in den Startlöchern für die „fünfte Klasse“, und das kleine Trio geht sehr gerne tagsüber seine eigenen Wege. Wir freuen uns sehr, dass die Waisen ihren Instinkten folgen und so selbstbewusst ihre Umwelt erkunden.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Juni 2021

Im Kibwezi-Wald wimmelte es diesen Monat nur so an wilden Elefanten. Unsere Ranger fanden sogar einen Ort, an dem kurz zuvor ein Elefantenkälbchen geboren sein musste, das war natürlich besonders aufregend. Unser geselligstes Herdenmitglied – Lima Lima – war begeistert von den vielen Besuchen der wilden Dickhäuter. Wenn sie aus der Ferne irgendwo ein Trompeten hörte, rannte sie los, um zu sehen, ob die Herde auch Babys dabei hatte. Sie geht ganz unbefangen neben den wilden Herden her, bis ihr irgendein Kindermädchen irgendwann Zutritt gewährt.

Die Keeper wissen, dass Lima Limas größter Wunsch ein eigenes Kälbchen ist, aber dafür ist sie mit ihren 9 Jahren noch ein bisschen zu jung. Aber Romantik scheint durchaus ein Thema zu sein, das sie interessiert! Sie hat diesen Monat einige Zeit mit wilden Bullen verbracht und blieb sogar ein paar Mal über Nacht im Busch mit ihnen. Sie ist eine wunderschöne junge Elefantenkuh, von außen und von innen, und es überrascht uns überhaupt nicht, dass sie bereits jetzt schon eine Heerschar an Verehrern hat. Aber ein bestimmter Bulle scheint ihr Herz erobert zu haben und die Keeper nennen ihn den „Auserkorenen“. Auch, wenn Lima Lima jetzt gerne einmal abends ausgeht, ist sie jeden Morgen pünktlich am Stallgelände zurück, gemeinsam mit Zongolonis Gruppe, den „Nachtschwärmern“. Sie ist immer noch ein großer Fan der Milchflaschen und mag keine Mahlzeit verpassen!

Murera hatte eine großartige Begegnung mit einem wilden Bullen, was die Keeper sehr überrascht hat. Seit sie letzten Monat ihren geliebten Luggard verloren hat, hat sie zwar mehr Interesse an den wilden Herden, aber sie ist im Vergleich zu den anderen noch sehr zurückhaltend. An einem frühen Morgen kamen die „Nachtschwärmer“ Zongoloni, Faraja und Jasiri ins Stallgelände mit und hatten einen um einiges älteren wilden Bullen im Schlepptau. Als Murera ihn sah, war es, als hätten sich die Beiden wieder erkannt. Er lief schnurstracks auf sie zu und sie tauschten eine innige Rüsselumarmung aus. Murera ging ohne Zögern darauf ein – so etwas ist noch nie passiert! Sie senkten Beide ihre Köpfe und kommunizierten leise; danach verbrachten sie den ganzen Tag gemeinsam im Busch zusammen und Murera kam erst Abends wieder zurück, besonders, um nach Kiasa zu sehen. Tja, vielleicht dauert es doch nicht mehr so lange, bis unsere Umani-Mädels ihre eigenen Babys haben!

Die Neuankömmlinge aus der Nairobi-Nursery waren Balsam für die geschundenen Seelen unserer Umani-Waisen, nachdem Luggard gestorben war. Kiasa, Maktao und Kiombo haben sich prima eingelebt. Sie sind sehr wissbegierig und wollen gerne zeigen, was sie gelernt haben. Eines Morgens brachen sie tatsächlich ins Luzerne-Lager ein und zogen stolz mit ihrer Beute in den Wald!! Kiasa war eine Leitkuh in der Nursery und es ist wirklich witzig zu beobachten, wie sie die älteren Waisen in Umani herumführt. Sie erinnert die Keeper ein bisschen an Lima Lima in dem Alter, mit der Energie eines Aufziehmännchens und ihrem unersättlichen Appetit. Sie flitzt dermaßen schnell durch den Wald, dass Murera und die anderen älteren Kühe ihre Not haben, mit ihr Schritt zu halten! Kiasa ist Mureras Liebling, aber auch Zongoloni hat eine große Schwäche für sie. Sie zählt wahrscheinlich darauf, dass Kiasa sich eines Tages den „Nachtschwärmern“ anschließt.

Sonje hat mit Kiombo auch einen neuen Liebling gefunden, wobei auch Maktao immer noch sehr wichtig für sie ist. Der einzige Elefant, dem die neuen Entwicklungen nicht so recht passen, ist Mwashoti. Seit sich Alamaya den „Nachtschwärmern“ angeschlossen hatte, war er der älteste Bulle in der Umani-Herde. Die Keeper dachten, dass ihm die Gesellschaft von ein paar älteren Bullen vielleicht gut tun würde und versuchten ihn zu überreden, ein paar Nächte mit den „Nachtschwärmern“ zu verbringen. Die Ankunft der Neulinge aus Nairobi, die Tatsache, dass Kiombo seinen Nachtstall jetzt mit Sonje teilte – das reichte schon, dass er sich ein bisschen von der Waisenherde absetzte. Er wird immer selbständiger und obwohl er gelegentlich immer noch genervt von all dem Trubel ist, hatte er sich am Monatsende gut an die Neulinge aus Nairobi gewöhnt.

Maktao kommt mit allen zurecht, aber seine Lieblingsfreundin ist Enkesha. Lima Lima hatte zu Beginn damit geliebäugelt, Maktao zu „adoptieren“; aber mit all ihren Ausflügen in den Busch ist sie inzwischen ein eher sprunghaftes Kindermädchen! Enkesha ist Maktaos Nachbar und die Beiden sind mittlerweile unzertrennlich. Mit Quanza hat er auch eine mütterliche Freundin, und sie kümmert sich wirklich rührig um ihn. Als Jasiri noch seine Milchflasche bekam, war er als ruhiger Riese bekannt, aber sein Charakter hat sich ein um Einiges gewandelt! Neuerdings stellt er den jungen Kühen in der Waisenherde nach, was er sich wahrscheinlich von seinen Kumpels abgeschaut hat. Solch ein unhöfliches Verhalten wird von den Umani-Waisen nicht toleriert. Immer, wenn Murera Jasiri näher kommen sieht, geht sie ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Manchmal müssen die Keeper ihn wegschicken, weil er so nervt. Kiasa ist diese Art Aufregung nicht gewöhnt und schließt sich Maktao und Kiombo an, wann immer Jasiri auftaucht.

Aber von Jasiris Eskapaden einmal abgesehen, sind die „Nachtschwärmer“ sehr anständig. Ngasha hatte eine ähnlich Phase, aber die ist überstanden. Vielleicht hat er seine Lektion gelernt, als er sich sein Bein zerrte, als er Murera umherscheuchte. Jetzt ist er viel ruhiger und die Umani-Kühe genießen seine Anwesenheit.