Die Waisen im April

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: April 2023

Die Waisen hießen den April willkommen, indem sie morgens energiegeladen aus ihren Ställen geschossen kamen. Sobald Sileita draußen war, klopfte sie an Chokas Stalltür und forderte ihn auf, zum Spielen herauszukommen. Danach folgte ein ehrgeiziges Versteckspiel, das schnell das Interesse von Taabu auf sich zog. Aber drei sind halt oft einer zu viel, das ist auch bei Elefanten so. Sileita ließ ihren Freund für Taabu stehen, und die beiden spielten eine sanftere Runde des Spiels.

Als Weka in der Nursery ankam, war sie ganz still und zurückhaltend. Aber jetzt, da sie sich eingelebt hat, zeigt sie ihren wahren Charakter! Sie ist auf bestem Wege, der lauteste Störenfried zu werden, den die Nursery jemals gesehen hat. Die besten Mätzchen hebt sie sich allerdings für die Besucherstunde auf. Nachdem sie ihre Milch hinuntergeschlungen hat, verlangt sie nach mehr. Wenn niemand reagiert, bekommt sie einen Elefanten-Wutanfall, stampft zornig auf und trompetet aus vollem Halse. Je mehr Zuschauer, desto besser!

Morgens, auf dem Weg in den Wald, halten die Waisen meistens am Gehege von Maxwell an. Bis auf einen Morgen, da konnten sie es nicht erwarten, in den Busch zu kommen, und der arme Max stieß einen für Nashörner typischen Quietschton aus, als sie vorbeiliefen. Nur Kamili anwortete kurz, aber sie war an einem Ende des Geheges und er am anderen. Maxwell war stinkesauer und ließ seine schlechte Laune an den Warzenschweinen aus. Aber dieser Tag war eine absolute Ausnahme, denn Max wird in der Regel jeden Tag von seinen Freunden besucht.

Am 4. April kamen zwei neue Babys zur „Deckenbrigade“. Makogodo und Taroha wurden vor ein paar Wochen in die Nursery gebracht und können jetzt, da sie sich eingewöhnt hatten, mit den anderen in den Wald gehen. Es war interessant, die Reaktion der anderen Babys zu beobachten: Als Taroha und Makogodo neben den Keepern in den Busch tapsten, kam Mzinga und berührte sie zärtlich mit dem Rüssel, um ihnen zu sagen, dass sie nicht alleine waren. Nyambeni dagegen war eifersüchtig und schubste die Babys. Es ist wunderbar, wie stark und selbstbewusst Kamili geworden ist. Nach langer Genesungsphase kann sie endlich das Leben genießen. Eines Nachmittags konnten wir sie dabei beobachten, wie sie mit Nyambeni, Mzinga, Kerrio und Muridjo im Schlamm herumrollte. Diese Szene wäre vor noch nicht allzu langer Zeit nicht vorstellbar gewesen.

Eines Morgens stieß die Herde auf eine freundliche Herde Schwarzfersenantilopen (besser bekannt als Impala (Aepyceros)), die gemütlich in der Morgensonne lagen. Latika entdeckte sie zuerst und rannte mit flatterndem Mini-Rüssel auf sie zu. Die armen Antilopen sprangen, während Latika aufgeregt trompetete und ihre Freunde rief. Muwingu, Weka, Mageno und Kitich waren im Nu zur Stelle und die fünf Winzlinge stampften durch das Gebüsch, während die Antilopen elegant davon sprangen. Die Elefantenbabys klopften weiter auf Büsche und trompeteten, bis Muwingu und Kitich ineinander rannten! Kitich stolperte und fiel hin und Muwingu schien sich köstlich über das Missgeschick zu amüsieren. Latika, Mageno und Weka verloren schließlich die Geduld, nahmen ihre Freunde mit und machten sich wieder ans Tagesgeschäft.

Am 7. April begannen wir mit dem Lkw-Training für Lodo, Olorien, Esoit, Kinyei, Bondeni und Kindani, die bald nach Ithumba umziehen sollen. Der erste Tag ist in der Regel schwierig. Kinyei lief zuerst über die Rampe, war entspannt und trank die Flasche, die von einem der Keeper gehalten wurde, der vor ihr lief. Die anderen waren misstraurisch und standem unsicher vor der Rampe herum. Lodos Füße waren wie festgewachsen, aber sein Rüssel war weit ausgestreckt – er wollte die Flasche greifen, ohne auf die Rampe steigen zu müssen. Kindani, Bondeni, Esoit und Olorien waren einfach nur Beobachter. Die Keeper versuchten ihr Bestes, Lodo zu locken, und Olorien schubste ihn sogar von hinten! Er stolperte über die Rampe, trank seine Milch und siehe da: Die anderen folgten ihm!

Rafiki taut ebenfalls auf. Für die morgendliche Milchfütterung gehört er eigentlich in die zweite Gruppe der Älteren. Eines Nachmittags reihte er sich aber einfach in die erste Gruppe der Kleinsten ein. Nachdem er seine Flasche leergezutzelt hatte, lief er von einem Keeper zum nächsten und verlangte nach mehr Milch. Als ihm das nicht gelang, flatterte er mit den Ohren, trompetete laut und rannte um die Suhle. Ein Keeper ermahnte ihn zur Ruhe. und er folgte, ohne zu murren, und entschied sich stattdessen für ein gemütliches Schlammbad. Die kleine Mzinga folgte ihm und kletterte auf ihn rauf. Rafiki ließ sie gewähren und blieb ganz still liegen, so als ob er schlafen würde.

Taabu spielt mit jedem, egal, wie groß, wie alt, welche Spezies oder Geschlecht. Tingai lernt dagegen gerade erst zu spielen! Die beiden jungen Bullen gehören zu einer kleinen Gruppe, die von Esoit und Bondeni angeführt wird. Eines Nachmittags schlich sich Taabu von hinten an Tingai an und gab ihm einen kleinen Schubs, um ihn zum Spielen herauszufordern. Tingai drehte sich um und nahm die Herausforderung an. Die beiden kleinen Bullen hatten so viel Spaß bei ihrem kleinen Ringkampf – bis Taabu Tingai aus Versehen mit einem seiner kleinen Stoßzähne traf. Die Stimmung drehte sich um 180 Grad und endete in einem Streit mit Trompeten, Kopfnüssen und dem Klappern von Stoßzähnen. Choka ging dazwischen, um seinen Freund Taabu zu verteidigen und den Streit aufzulösen. Das gelang ihm schließlich, der Frieden war wieder hergestellt, und eine halbe Stunde später waren Taabu und Tingai wieder dicke Freunde.

Zu guter Letzt regnete es diesen Monat in Nairobi und verwandelte die Welt der Waisen in ein großes Schlammbad. Sie wälzten und rollten sich im Schlamm und rannten aufgeregt durch die Pfützen – wie menschliche Kleinkinder. Viele unserer Waisen wurden in der Dürre gerettet, und der Regen wirkt wie eine Zäsur, um ihr Überleben zu feiern. An besonders kalten, regnerischen Vormittagen lassen wir die Kleinsten in ihren warmen Ställen im Heu bis es wärmer ist. Kerrio weigert sich dann schlichtweg, ohne Mzinga, Nyambeni, Muridjo, Shujaa, Mokogodo und Taroha in den Wald zu gehen! Wenn sich die Sonne dann zeigt und die Babys herauskommen, sind Kerrio, Kitiak, Elerai, Sileita und Ahmed sofort zur Stelle, kollern und tätscheln sie, als hätten sie sie tagelang nicht gesehen.

Aber der Monat war nicht nur glückselig. Leider starb der kleine Iletilal, ein Elefantenbaby, das im Oktober 2022 aus Amboseli zu uns gekommen war, und der seine Mutter wahrscheinlich durch die Dürre verloren hatte. Der liebe, kleine Bulle war in den letzten Monaten immer schwächer geworden und hat schließlich auch nicht mehr auf Medikamente und Infusionen angesprochen. Sein bester Freund, Elerai, schaute jeden Tag nach ihm, und als er schließlich starb, war er umringt von seinen geliebten Keepern.

Muridjo ist vielleicht eine der jüngsten in der Nursery, aber in ihrem Kopf ist sie der Boss! Eines Vormittags überholte sie Nyambeni auf dem Weg zur Suhle (bzw. Milchflasche!) – und Nyambeni ist eigentlich die Mini-Leitkuh! Nachdem Muridjo ihre Milch heruntergeschlungen hatte, taperte sie zur Suhle und zog Shujaa heraus, damit sie die Suhle ganz für sich allein hatte – der Boss hat gesprochen!

Loldaiga ist noch relativ neu in der Nursery, recht schüchtern und auf der Suche nach seinem Platz in der Herde. Eines Tages sahen wir ihn bei einem kleinen Ringkampf mit Esoit und Mukutan. Irgendwann kniete er im Schlamm, und die älteren Bullen hätten ihn leicht besiegen können. Aber sie warteten, bis er sich wieder aufgerappelt hatte, so als ob sie wüssten, dass sein Selbstbewusstsein erst noch aufgebaut werden musste.

Sholumani war erst diesen Monat aus Laikipia zu uns gekommen. Er hatte die ersten Tage im Stall verbracht, um sich von seinem Trauma zu erholen, sich an die Keeper und den Alltag in der Nursery zu gewöhnen. So handhaben wir das mit allen Neuzugängen, und wenn sie sich eingelebt haben, bringen wir sie in den Wald, wo sie „zufällig“ auf die Waisenherde treffen und so alle kennen lernen. Sholumani ist schon älter und wurde ein bisschen offizieller eingeführt. Ende des Monats öffneten zwei Keeper seine Stalltür, und er kam zögernd heraus. Die Waisen umringten ihn und kollerten ihm freundlich zu. Die Mini-Leitkühe, Kinyei und Olorien, waren besonders lieb und tätschelten ihn mit ihren Rüsseln, während die Herde auf dem Weg in den Wald war.

Während viele der Waisen ihr Leben in der Nursery gerade erst beginnen, bereiten sich andere schon für den nächsten Schritt zurück in die Wildnis vor. Am 24. April begannen Rafiki, Kitiak und Ahmed  zu üben, über die Rampe in den Umzugs-Lkw zu steigen, der sie in ein paar Monaten nach Tsavo bringen wird. Kitiak hielt Sicherheitsabstand zum Lkw, Rafiki rannte zurück zur Herde in den Busch, und Ahmed rannte trompetend zur Suhle. Aller Anfang ist schwer!

Der 26. April war ein großer Tag für Olorien, Esoit und Lodo, denn sie verließen die Nursery in Nairobi und zogen nach Ithumba um. Dort kamen sie am späten Vormittag an und wurden von ihren alten Freunden Naleku, Suguroi, Sagateisa und Roho begrüßt! Die Herde in Nairobi dagegen war ein wenig verstört, als sie die drei nach dem Aufwachen nicht vorfanden. Die „Deckenbrigade“ vermisste Olorien, die ihr Kindermädchen und Beschützer gewesen war. Nyambeni rannte in den Wald und trompetete, Mzinga rannte in den Stall zurück, Muridjo und Shujaa waren regelrecht niedergeschlagen und niemand konnte sie trösten, nicht einmal Kerrio. Aber am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder besser aus. Mukatan witterte sogar seine Gelegenheit, der dominante Bulle der Herde zu werden, jetzt, da Esoit weg war. Er war den ganzen Tag in einer schelmischen Stimmung und forderte sogar Bondeni heraus – obwohl er noch jünger als Rafiki war! Am Monatsende waren auch die Waisen von der „Deckenbrigade“ nicht mehr die Nesthäkchen und übernahmen erste Aufgaben. Mzinga und Nyambeni kümmerten sich um den Neuzugang Mokogodo. Sie liefen rechts und links von ihr, um sie zu beschützen, und zeigten ihr Dinge im Wald. Was für ein schönes Monatsende!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: April 2023

Der April begann mit einem Besuch alter Bekannter. Als die Waisen an der Tränke vor dem Stallgelände soffen, kamen die Ex-Waisen Mudanda, Lentili, Mbirikani, Arruba und Rorogoi dazu. Sie wurden von Suswa begleitet, die seit Kurzem die Nächte mit ihren älteren Freunden im Busch verbringt.

Es ist so eine Freude, den in der Dürre geretteten Waisen dabei zuzusehen, wie sie groß werden und ihren eigenen Charakter entwickeln. Wenn sie das Gröbste überstanden haben, entwickeln sie sich meist zu kräftigen Elefanten und starken Persönlichkeiten. Itinyi ist Teil der ersten Gruppe Babys in der Voi-Gruppe, die morgens ihre Milch bekommen. Busara, Baraka, Ushindi, Ashanti und Kilulu sind in der zweiten Gruppe. Aber eines Morgens machte Itinyi nach ihrem Frühstück auf dem Absatz kehrt und lief schnurstracks auf Ushindis Flasche zu. Der stieß – zurecht – einen panischen Schrei aus! Die Keeper schnippten mit den Fingern, die Übeltäterin ließ von ihrem Vorhaben ab, und der Frieden war wieder hergestellt.

Der 4. April hielt eine wundervolle Überraschung für uns bereit: Regen!!! Die Waisen waren völlig aus dem Häuschen. Die meisten feierten mit einer spontanen Suhle auf dem nassen Boden, rieben ihre schlammigen Körper aneinander und schwenkten aufgeregt ihre Rüssel. Ndotto lag auf dem Boden, aber das hielt ihn nicht davon ab, mit Murit zu ringen, der über ihm stand. Er hielt sich wacker, bis ein enthusiastischer Lasayen herüber kam und das Spiel beendete, weil er auf Ndotto kletterte.

Mit all den Neuzugangen in Voi wegen der Dürre fanden sich unsere größeren Jungs als große Brüder wieder. Wir sind ganz beeindruckt davon, wie verantwortungsvoll sie sind. Eines Morgens trottete der kleine Itinyi hinter seinem Idol Ngilai her, fraß immer neben ihm und rubbelte gelegentlich seinen Kopf an ihm. Ngilai war unglaublich liebevoll mit seinem kleinen Freund.

Pika Pika kann einfach keiner Gelegenheit widerstehen, bei der sie sich in den Mittelpunkt rücken kann. Ihre Lieblingsbühnen sind die Suhle oder die Tränke. Eines Nachmittags stieg sie vorsichtig mit ihren Vorderbeinen auf die Kante der Tränke und machte sich groß, um die anderen zu beeindrucken. Die anderen rollten sich in der Zwischenzeit ausgelassen durch den Schlamm oder entspannten einfach am Ufer des Wasserlochs. Emoli war vertieft ins Schwimmen, bis Pika Pika ins Wasser stieg, auf ihn kletterte und fröhlich mit ihrem Rüssel winkte. Emoli ist ein sehr entspannter junger Bulle und ließ die Show einfach über sich ergehen.

Lemeki ist eine lustige Mischung aus extrovertiert und introvertiert. Sie liebt ihre Keeper und gibt auch gerne mal an, aber sie ist sehr zurückhaltend gegenüber älteren Elefanten. Langsam, aber sicher scheint sich ihre Schüchternheit aber zu legen, denn eines Tages war sie als erste im Wasser, was bisher noch nie vorgekommen war. In der Regel hängt sie bei den Keepern hab, während sich die anderen ins Wasser stürzen.

Für eine weitere Überraschung sorgte diesen Monat Arruba: Die Keeper haben sie bei der Paarung mit Ex-Waise Laikipia beobachtet! Wir werden uns jedoch noch fast zwei Jahre gedulden müssen, bis wir herausfinden, ob sie nun wirklich trächtig ist. Aber wie wäre das, wenn wir unseren ersten Sheldrick Wildlife Trust (SWT) Enkel bekommen würden?!

Am 9. April morgens wartete Ex-Waise Kenia mit ihrer kleinen Herde vor dem Stallgelände. Die Waisen begrüßten sie und fraßen mit ihnen Luzerne-Pellets. Obwohl alle ganz aufgeregt waren, ihre alten Freunde wiederzusehen, waren die Kindermädchen von Baraka und BusaraGodoma und Mbegu – ziemlich nervös, hielten die beiden Nesthäkchen immer in ihrer Mitte und ließen niemanden an ihre Schützlinge heran.

Obwohl Voi nicht so viel Regen abbekommen hat wie Ithumba, hatten wir einige richtig gute Gewitter diesen Monat. Emoli versuchte, auf die jüngere Lemeki aufzusteigen, und rutschte durch den Regen immer wieder ab! Irgendwann hatte sie genug und ging zufrieden zu Thamana und Tamiyoi. Später im Monat hatte Emoli dann Glück mit Thamana. Er hatte schon lange Interesse an dem jüngeren Bullen gezeigt, fast so, als wolle er unbedingt sein Ringkampf-Mentor werden. Als Emoli ihn schließlich zum Ringen herausforderte, willigte der zwei Jahre jüngere Thamana mutig und beherzt ein.

Am 16. April beobachtete ein SWT-Pilot in der Gegend um Losoito im Nationalpark Tsavo-West eine junge Elefantenkuh. Obwohl sie im Schatten eines großen Bullen lief, war offensichtlich, dass es sich um eine Elefantenwaise handelte. Sie hatte zum Glück einen großen Beschützer gefunden, aber leider war sie noch zu klein, um ohne Milch zu leben. Aufgrund des Alters des Elefantenbabys und der Nähe zu Voi wurde sie direkt dorthin gebracht. Wie bei vielen Waisen, die in der Dürre keine Muttermilch hatten und sich nur von Gras ernährten, war sie ordentlich aufgebläht. Aber die Tierärzte konnten ihr schnell helfen, und wir nannten sie Losoito. Zum Monatsende ging es ihr schon richtig gut. In Tamiyoi hat sie eine tolle Freundin gefunden. Sie besuchte Losoito jeden Morgen und streckte ihren Rüssel in den Stall. Wir glauben, dass Tamiyoi auch einmal eine tolle Elefantenmutter wird. Ndotto hat Losoito sogar schon auf einen Ringkampf herausgefordert! Kenderi und Busara waren sehr besorgt und wollten sie beschützen. Sie streckten mutig ihre kleinen Rüssel nach dem großen Ndotto aus, um ihn von ihr abzulenken. Aber sie brauchten sich keine Sorgen machen, denn Ndotto war sehr vorsichtig.

Apropos Ndotto: Der hat irgendwie ein Faible für Steine! Vielleicht erinnern Sie sich an September 2022, als ihm ein Stein im Rüssel steckengeblieben war. Das gleiche Drama wiederholte sich nun diesen Monat… Am 18. April fiel den Keepern eine Schwellung an seinem Rüssel auf. Genau wie beim letzten Mal hatte er einen Stein angesaugt, der jetzt in seinem Rüssel feststeckte und ihm großes Unbehagen zufügte. Die tierärztliche Einheit des SWT und der Kenianischen Wildbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) kam zu Hilfe und er wurde medikamentös „abgelegt“. Die Waisen schauten zu, und Mbegu war sehr beunruhigt, versuchte sogar, den Tierarzt anzugreifen. Aber die Keeper konnten sie beruhigen, und es dauerte nicht lange, da war der Stein aus dem Rüssel entfernt, Ndotto bekam ein Antidot und stand bald wieder auf eigenen Beinen. Godoma, Sagala, Tagwa, Lasayen und Murit umringten ihn, kollerten freundlich und tätschelten ihn.

Obwohl sie mittlerweile ganz in der Wildnis leben, genießen Mudanda und Panda gelegentlich eine gute Zeit mit den Noch-Waisen. Eines Nachmittags schlossen sie sich den Waisen an der Suhle an, und kurze Zeit später kam auch eine wilde Herde dazu. Sagala kann wilden Babys nur sehr schwer widerstehen, schlenderte hinüber und versuchte ein kleines Kälbchen zum Mitkommen zu überreden. Die Mutter reagierte wie erwartet, trompete laut und drohte Sagala mit flatternden Ohren. Sagala rannte ein wenig bedröppelt zu ihren Keepern zurück.

Gegen Ende des Monats lief Lasayen eines Tages von der Waisenherde weg und kam erst zur Abenddämmerung mit zwei wilden Freunden zum Stallgelände zurück. Zur großen Überraschung der Keeper handelte es sich um Ndoria und Araba!!! Die beiden Ex-Waisen lebten schon seit über einem Jahr in der Wildnis. Die Keeper hießen sie herzlichst willkommen und begrüßten sie mit einer Portion Luzerne und Kraftfutter-Pellets. Die Waisen kollerten bei ihrer Ankunft und sammelten sich um die Besucher, so als ob sie hören wollten, was diese so im letzten Jahr erlebt hatten.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: April 2023

Da viele unserer älteren Ithumba-Waisen inzwischen ausgewildert sind, sind die Bullen in der nächsten Kohorte damit beschäftigt, eine neue Rangordnung zu etablieren. Jotto und Mapia sind eigentlich ständig am Ringen und machen lediglich Fres- und Schlafpausen. Sie sind etwa gleich groß und stark, so dass die meisten Kämpfe unentschieden enden. Einmal mussten wir ordentlich lachen, als Ambo und Dololo ihren eigenen Ringkampf hatten. Rapa, der etwa ein Jahr älter ist als die beiden, ging dazwischen und trennte die beiden, wahrscheinlich in der Annahme, dass sie sich stritten.

Am 4. April begann es endlich zu regnen. Am frühen Morgen hingen dunkle Wolken am Himmel und etwa eine Stunde, nachdem die Waisen aus ihren Ställen gekommen waren, öffnete sich der Himmel ,und es regnete dicke Tropfen. Die Waisen waren im Nu im Spielmodus, allen voran Ndiwa, Kamok, Ambo, Mukkoka, Kuishi und Malkia. Als der Regen aufhörte, rappelten sich alle fast umgehend aus dem Schlamm auf.

Für Ende April erwarten wir ein paar Neuzugänge aus Nairobi, und daher wurden die Waisen im Gehege umgelegt. Ambo, Musiara, Sattao und Mukkoka wurden zusammengelegt; Jotto, Mapia, Kuishi, Nabulu, Dololo und Malima kamen ins nächste Gehege; und Malkia, Sana Sana und Ndiwa kamen zu Kamok, Kauro, Rapa und Para.

Ex-Waisen und wilde Elefanten kommen fast immer kurz nach dem Beginn der Regenzeit aus allen Windrichtungen des Tsavo Nationalparks, um hier in Ithumba frisches Grünfutter zu fressen. In Ithumba hatten wir dieses Jahr wirklich Glück, es gab richtig viel Regen – andere Teile Tsavos blieben dagegen weiterhin sehr trocken. Wir freuten uns daher besonders gegen Monatsmitte über den Besuch von Kinna und Yatta mit ihren Herden . Die Leitkühe wissen ganz offensichtlich, wo es ihre Familien derzeit am besten haben. Ndiwa verbrachte eine Nacht mit den Ex-Waisen im Busch – was für eine tolle Erfahrung für unser großes Mädchen!

Jetzt, da viele unserer älteren Waisen bereit für die Auswilderung zu sein scheinen, müssen wir abends immer durchzählen. Kamok und ihre Gruppe mit Kauro, Rapa, Pare, Malkia und Sana Sana kommen in der Regel erst später. Aber einmal hatten sie auch Neshashi und Mapia mitgenommen. Die kleine Gruppe fraß lange im Busch, bis sie sich irgendwann selbst entschieden und wieder ins Stallgelände zurückkamen – wie menschliche Teenager testen sie jetzt ihre Grenzen aus.

Sagateisa ist bekannt als unsere kleine Wasserratte, aber an einem Nachmittag war sie überhaupt nicht in der Stimmung. Es war sehr heiß, und alle Waisen planschten im kühlen Naß – außer Sagateisa, die versteckte sich im Gebüsch. Neshashi, die ein paar Wochen vor Sagateisa nach Ithumba gekommen war, hat sich den Ruf als Vielfraß wirklich verdient. Sie kann einfach nicht genug bekommen. Eines Nachmittags war sie dann wirklich proppevoll, aber zupfte weiter Gras. Anstatt es in den Mund zu stopfen, warf sie es in die Luft, so dass es auf ihrem Rücken landete – wahrscheinlich für später, man kann ja nie wissen!

Wenn Wendi zu Besuch ist, gibt es meistens Unruhe. Die Ex-Waise mag zwar zweifache Mutter sein, aber sie ist und bleibt eine richtige Spitzbübin. Einmal stießen Wendi, Wema, Wimbi, Sunyei, Siku, Saba, Galana, Gawa und Makena im Busch auf die fressenden Waisen. Es gelang Wendi tatsächlich, mit Sagateisa, Ndiwa und Rapa zu verschwinden! Aber glücklicherweise brachte sie das Trio abends wohlbehalten ins Stallgelände zurück.

Am 26. April war die Aufregung groß, denn unsere Ithumba-Herde wuchs um drei neue Waisen an. 9:42 Uhr kam der Lkw aus Nairobi an, mit Olorien, Lodo und Esoit im Anhänger. Als der Anhänger geöffnet wurde, standen die drei oben und hielten ihre Rüssel in die Luft, so als würden sie erstmal die ganzen neuen Gerüche und Bilder von Ithumba verarbeiten müssen. Naleku, Suguroi, Sagateisa und Neshashi begrüßten sie zuerst, weil sie sich schon aus der Nursery kannten. Naleku und Suguroi erkannten ihre alten Freunde sofort, aber Neshashi war völlig unbeeindruckt und rannte direkt ins Stallgelände, in der Hoffnung auf eine Extra-Milchflasche! Kurz danach kamen Roho, Naboishu und Larro mit dem Rest der Ithumba-Herde. Naleku, Suguroi und Sagateisa waren erpicht darauf, den drei Neuankömmlingen am nächsten Tag alles zu zeigen. Die drei Babys passten genau auf, wie Naleku ihnen zeigte, wie sie ins und aus dem Gehege kamen. Plötzlich tauchte Ex-Waise Mulika mit Mkuu, Loijuk, Lili, Lenana, Lapa, Ithumbah, Iman, Naisula, Nyx, Mteto, Esampu und Maramoja auf. Sie hatten offenbar Wind davon bekommen, dass neue Babys angekommen waren, und wollten sie an ihrem ersten Tag in Tsavo begleiten.

Obwohl wir es toll finden, wenn die Ex-Waisen auf Besuch kommen, so hält ihr Besuch die Keeper immer ordentlich auf Trab. Am 29. April waren Löwen in der Gegend, und die Elefanten alle sichtlich nervös. Die Keeper brachten die älteren Waisen ins Stallgelände, aber Esoit, Lodo, Olorien, Sagateisa, Roho, Neshashi, Naleku und Suguroi rannten mit Yatta und deren Herde in den Busch. Mithilfe der Ithumba-Ranger gelang es ihnen, die Abtrünnigen wieder zurückzubringen, und sie liefen alle zusammen zur Suhle. Aber damit war das Drama noch nicht vorbei! Die 12-jährige Narok, die zwar noch kein Baby hat, aber ganz offensichtlich gerne eines hätte, packte eine günstige Gelegenheit beim Schopfe: Sie tat ganz unschuldig und fraß neben den Waisen, während sie einen Plan ausheckte. Als alle ganz entspannt waren, trompetete Narok plötzlich und rannte in Richtung Berghang. Lodo, der noch nicht an das Leben in Tsavo gewöhnt war, wusste es nicht besser und rannte ihr nach. Trotz intensiver Suche am Boden und aus der Luft gelang es nicht, die beiden Abtrünnigen zu finden. Wir hofften inständig, dass Narok und die Ex-Waisen gut auf Lodo aufpassen würden.

Und auf Elefanten ist Verlass. In derselben Nacht holte Yatta Lodo in ihre Herde. Am nächsten Tag versuchte der SWT-Hubschrauber, Lodo zurückzutreiben, aber Lodo schien nicht so erpicht darauf. Später am selben Tag kam er dann von selber zurück – was für ein Tag für den kleinen Neuling!

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: April 2023

Es ist wenig überraschend, aber der Monat wurde von Mwana, Mureras neugeborener Tochter, dominiert. Sie ist unser erstes in der Wildnis geborene Elefantenbaby und hat (Überraschung!) alle Herzen im Sturm erobert. Wir sind natürlich komplett voreingenommen, aber Mwana ist wirklich ein außergewöhnlich cleveres Baby. Sie hat ihre Mutter und die Waisen-Elefanten beim Fressen der Luzerne-Pellets beobachtet und nun beschlossen, auch mitzufressen. Einmal davon abgesehen, dass sie noch zu jung für feste Nahrung ist, benutzt sie die Pellets eigentlich nur als Spielzeug, während die anderen Elefanten sie genüsslich fressen. Mwana ist ein Elefant zwischen zwei Welten. Da Mureras Verletzungen sie für den Rest ihres Lebens beeinträchtigen werden, bleibt sie lieber in der Nähe des Stallgeländes, wo sie sich sicher fühlt. Jetzt, da sie ein Baby hat, ist sie natürlich umso verletzlicher. Mwana wird also das Beste aus beiden Welten bekommen – die Freiheit der Wildnis und die Unterstützung einer Mensch-Elefanten-Familie. Die Nachmittagsmilch-Fütterung verursacht immer viel Aufregung, und Mwana scheint davon angesteckt worden zu sein. Wenn sie Kapei, Amali, Kiasa, Maktao, Kiombo und Enkesha in Richtung Milch-Laster rennen sieht, rennt sie nebenher. Während die Waisen ihre Flasche bekommen, säugt sie genüsslich an Mama Murera.

Der Monat war geprägt von einigen aufregenden Begegnungen mit Wildtieren. Obwohl es durchaus gefährliche Tiere im Kibwezi-Wald gibt, u.a. Leoparden, Büffel und Krokodile, sorgten in diesem Monat ausschließlich Zebras für Aufregung! Bei der ersten Begegnung trafen die Waisen auf zwei hübsche Zebras, die an der Suhle grasten. Das ist eine Seltenheit, sie mussten von den Chyulu-Bergen herübergekommen sein, weil es hier so schön grün ist. Amali, die noch nie Zebras gesehen hatte, verzog sich zurück ins Gebüsch, dicht gefolgt von Kapei. Mwashoti versuchte, sie zurückzuholen, und es gelang ihm, sie zu beruhigen und zur Suhle zurückzubewegen. Er und die älteren Waisen verscheuchten die Zebras mit lautem Trompeten.

Der ausgefuchste Ngasha hatte diesen Monat wieder einige Tricks auf Lager. Eines Morgens standen die Nachtschwärmer vor dem Stallgelände und warteten auf die Waisen. Ngasha war furchtbar ungeduldig und drängelte die Keeper, doch nun endlich die Luzerne-Pellets herauszubringen. Er klapperte am Tor, während Lima Lima, Faraja und Alamaya brav neben ihm standen. Der Krawall begann aber erst, als Jasiri hinzukam und Ngashas Mätzchen sah. Jasiri warnte Ngasha, aber der hörte nicht. Jasiri wurde ärgerlich und forderte Ngasha zu einem Ringkampf heraus. Als Faraja sich als Unterstützung anbot, entschied sich Ngasha (schlauerweise), den Rückzug in den Busch anzutreten.

Murera ist eine sehr entspannte Leitkuh, aber sie wird von allen respektiert! Eines Morgens versuchten Lima Lima und Zongoloni, die Herde in Richtung Chyulu-Berge zu bewegen. Zongoloni kletterte einen steilen Hang hinauf und das sorgte bei Murera für Unbehagen. In der Regel lässt sie sich in solchen Situationen nicht stressen und läuft gemütlich und in ihrem eigenen Tempo hinter der Gruppe hinterher. Aber dieses Mal waren und Kiasa und Enkesha schon weiter vorn mit Baby Mwana und versuchten, Zongoloni einzuholen. Murera wurde richtig wütend, weil sie das Gefühl hatte, die Waisen drängeln ihr Baby zu schnell den Berg hinauf. Sie forderte ein langsameres Tempo ein, und genauso kam es. Zongoloni legte immer wieder kleine Fresspausen ein, bis Murera bereit war, weiterzuziehen. Wir fragen uns oft, ob unsere Umani-Familie nicht bald wieder Zuwachs bekommt. Sonje hat in letzter Zeit viele Nächte mit den Nachtschwärmern im Busch verbracht. Manchmal kommt sie nicht mal mehr morgens zum Stallgelände zurück, sondern stößt erst später wieder zu den Waisen. Aber sie hängt dennoch sehr an den Waisen und immer, wenn sie von einem ihrer Ausflüge in den Busch zurückkommt, schaut sie direkt nach Kiombo, Kapei und Klein Mwana. Die Keeper sind überrascht, dass ihre Auswilderung am Ende so schnell ging, aber wir sagen ja immer wieder, dass dieser Prozess bei jedem Elefant individuell abläuft.

Klein Kapei ist sehr eifersüchtig auf Mwana und lässt es sich auch immer wieder anmerken. Eines Morgens ließ er seine Ohren in ihr Gesicht flattern, um sie zu erschrecken. Das funktionierte, und Mwana versteckte sich unter Lima Lima. Zum Pech für Kapei hat Mwana auch trompetet, was natürlich alle Kindermädchen alarmierte und Kapei schaute ziemlich schuldbewußt drein. Wir verstehen ihn natürlich, es ist nicht leicht, seine Rolle als Nesthäkchen abzugeben. Eines Nachmittag begann es zu regnen und die Keeper wollten die Waisen zu einem Unterschlupf führen. Aber die Waisen hatten ihre eigenen Vorstellungen. Sie brachten Mwana unter einen Baum und stellten sich dicht um sie, um sie vom Regen abzuschirmen. Selbst unsere jungen Bullen haben eine Schwäche für Mwana. Es ist wirklich niedlich, zu beobachten wie Kiombo und Maktao sie in die Suhle begleitete und ins flache Wasser führten. Sie sind richtig tolle große Brüder!

Mwashoti ist ebenfalls ein sehr liebevoller Bulle und beeindruckt uns immer wieder mit seiner emotionalen Intelligenz. Seit er nach Umani Springs gekommen war, stand er Murera sehr nah. Es wäre verständlich gewesen, wenn er eifersüchtig auf Mwana gewesen wäre, aber es gab keinerlei Anzeichen für Unsicherheit seinerseits. Er grast nach wie vor neben Murera und sobald sich Mwana nähert, zieht er sich zurück, damit Murera ihr Baby in Ruhe säugen konnte.

Eines Morgens haben uns Amali und Kapei mit ihrem Mut beeindruckt. Ein großer, wilder Bulle tauchte plötzlich aus dem Gebüsch auf und kam zur Herde. Die Waisen mussten entweder all ihren Mut zusammengenommen haben oder dachten, dass er irgendwie zur Herde gehörte. Jedenfalls liefen sie schnurstraks auf den riesigen Besucher zu. Kiasa und Enkesha waren gerade bei Mwana und setzten alles daran, sie von dem fremden Bullen fern zu halten.

Der April endete mit einem letzten Zebra-Drama. Die Waisenherde graste friedlich, als die Zebras den Kenzili-Weg herunterkamen. Quanza und Mwashoti sahen sie zuerst und alarmierten die anderen. Das verursachte kollektive Panik und Amali, Kapei, Maktao und Kiombo rannten zu Sonje und Ngasha, in der Hoffnung, die älteren Elefanten würden sie beschützen. Falsch gedacht, denn die beiden ergriffen auch die Flucht. Sie hielten erst wieder an, als sie die Keeper erreicht hatten. Aber das Drama war damit noch nicht vorbei. Als die Zebras die Keeper sahen, ergriffen sie die Flucht. Das Getrappel schreckte wiederum Amali hoch, die in die entgegengesetze Richtung rannte. Die Keeper versuchten, sie zu beruhigen, aber vergeblich. Mwashoti gelang es schließlich, sie zurückzuholen. Die Herde zog zur Tränke, und die Elefanten beruhigten ihre Nerven nach diesem Zwischenfall beim Saufen.

 

Monatsbericht für die Kaluku-Waisen: April 2023

Der Monat April wird uns allen in Erinnerung bleiben als „der Monat, als Rokka Twiggy kennenlernte“. Sie waren nun seit über einem Jahr Stallnachbarn, aber unsere kleine Leitkuh hatte bisher nur wenig Zeit für die Giraffe, sondern war voll und ganz mit den Waisen-Elefanten beschäftigt. Diesen Monat schien sie ein bisschen mehr Zeit gehabt zu haben und hat erstmals „über ihren Stallrand geschaut“ . Nun ist sie völlig begeistert von ihrer langbeinigen Nachbarin. Sie folgt ihr oft in den Busch und kann dann mit ihren kurzen Beinen kaum Schritt halten. Die Keeper sind zwar sehr erfreut über diese Entwicklung, aber es ist jetzt schwieriger, die Elefantenherde beisammen zu halten!

Doldol ist die selbsternannte Königin von Kaluku, liebt es, die Mini-Herde zum Flussufer zu führen, aber nicht uneigennützig! Wenn die Herde im Sand steht, streckt sie ihren Rüssel aus und erwartet, dass die Keeper ihr ein paar saftige Zweige zur Belohnung reichen. Zum Glück hat Doldol ihre Angewohnheit, Steine zu essen, fast vollständig aufgegeben. Wir nehmen an, dass sie vielleicht Mineralien brauchte und stellten einen Salzleckstein ins Stallgelände. Und den leckt sie genüsslich. Nach dem herzhaften Snack nimmt sie eine Dreckdusche, die sie so toll findet, dass sie das Ritual oft ein zweites Mal am Tag wiederholt.

Mwinzi verzückt nach wie vor alle in Kaluku mit seinem Charme. Er ist recht mäkelig, was sein Trinkwasser angeht, und mag am liebsten das frische kühle Wasser direkt aus dem Schlauch. Diesen Monat konnten wir beobachten, wie sich zwischen Mwinzi und Vaarti eine Freundschaft entwickelte. Die beiden Bullen standen oft beieinander, wechselten sich beim Baden ab oder wälzten sich zusammen im Schlamm. Wenn Elefantenbullen älter werden, ändert sich oft auch ihr Charakter – aber nicht bei Vaarti. Er ist und bleibt sanftmütig und liebevoll zu jedem. Obwohl er gut mit Rokka befreundet ist, verbindet die beiden auch eine Art Rivalität, zumindest, wenn es um das Wasser aus dem Schlauch geht. Vaarti teilt den Schlauch mit jedem, besonders gerne mit Mwinzi, aber sobald Rokka auftaucht, wird der Futterneid in ihm geweckt. Vielleicht auch, weil Rokka sehr gierig ist und nicht mehr vom Schlauch ablassen würde, wenn man sie gewähren ließe.

Mayan ist derzeit der dickste Elefant in Kaluku, was sehr beeindruckend ist, wenn man bedenkt, dass wir ihn in der Klärgrube des Gefängnisses von Manyani gefunden hatten. Er war kurz nach seiner Ankunft bei uns ohnmächtig geworden und hing fast drei Monate an einem Glukosetropf, um wieder zu Kräften zu kommen. Mehr als einmal stand sein Leben auf der Kippe – und siehe da, jetzt ist er dick und rund und gesund.

Manda war für eine lange Zeit sehr ungestüm und unberechenbar, aber inzwischen benimmt er sich vorbildlich. Wir fragen uns, ob das mit den jüngeren Zugängen zusammenhängt und ihn in eine Art „großer Bruder“- Modus versetzt hat. Er frisst am liebsten wilden Lavendel, den es nach dem Regen in Hülle und Fülle gibt. Man kann ihn oft von der Herde wegwandern und mit den Vorderfüßen buddeln sehen, wenn er auf der Suche nach seinem Lieblingsfutter ist. Unsere kleine Rokka hat sich ebenfalls gewandelt. Früher ein richtiger Strolch, hat sie sich in eine ausgezeichnete Mini- Leitkuh entwickelt und ihr Kümmergen entdeckt. Obwohl sie jünger als Manda, Vaarti und Mayan ist, wird sie von Mwinzi und allen anderen Babys als unbestrittene Anführerin akzeptiert. Sie folgen ihr auf Schritt und Tritt und wissen, dass sie sich auf sie verlassen können.