Die Waisen im Mai

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Mai 2019

 

Nach vier Wochen Vorbereitung verabschiedeten wir Malima, Kuishi und Mapia am 31. Mai nach Ithumba, eine unserer Auswilderungsstationen im Nationalpark Tsavo-Ost. Das Trio sollte umziehen, sobald es genug geregnet hatte und es in Tsavo wieder genug Futter gab. Malima und Kuishi sind gute Freunde und haben jetzt ein Alter erreicht, in dem sie frecher werden und nicht mehr auf die Keeper hören, weil sie keine Angst mehr vor Strafen haben. Daher wurde es Zeit für sie, sich in die Obhut von älteren Elefanten gegeben zu werden, die sie nicht so leicht ignorieren konnten!

 

Mapia ist mittlerweile ein unabhängiger junger Bulle, der mit allen gut auskommt. Während des Trainings, bei dem er üben musste, über die Rampe in den Umzugs-Lkw zu steigen, hat er sich mit den beiden Kühen Malima und Kuishi angefreundet. Bis zum Umzug wurden sie häufig in ihrer kleinen Gruppe beobachtet, und kurz vor der Milchfütterung stahlen sie sich vom Rest der Herde davon und warteten beim Lkw auf ihre Flaschen. Die Verabschiedung ist immer bittersüß, aber wir sind froh, daß unsere Schützlinge eine zweite Chance auf ein Leben in der Wildnis bekommen haben und wünschen ihnen nur das Allerbeste.

 

Mapia, Kuishi und Malima waren alle in Tsavo gerettet wurden, sie zogen also buchstäblich wieder nach Hause. Über die nächsten Jahre werden sie immer noch die Betreuung (und Milchfütterung) durch ihre Keeper brauchen, denn das Aufziehen eines Elefanten ist ähnlich langwierig wie das von Menschenkindern. Aber jetzt werden sie von den älteren Artgenossen Elefantenmanieren lernen, die für ein Leben in der Wildnis unabdingbar sind.

 

Tagwa, Sagala und Emoli übten ebenfalls das Laufen über die Rampe, denn auch sie werden demnächst umziehen. Emoli ist immer noch ein frecher kleiner Bulle. Er war früher einmal mit Musiara befreundet, aber die Freundschaft ist ein bißchen eingeschlafen. Musiara ist sehr höflich, während Emoli ein kleiner Raufbold ist und endlich von den älteren Elefanten Benimmregeln lernen muss.

 

Der kleine Maktao scheint als Einziger gegen aufmüpfige Jungbullen wie Emoli gewappnet! Dafür hat er riesige Angst vor Giraffe Kiko. Wann immer er ihn sieht, rennt er zu den Keepern oder zu seiner Herde. Kiko ist nicht besonders gehorsam und macht sein eigenes Ding, daher hilft es, wenn ihm auch einmal die älteren Elefantenwaisen Kontra geben. Kiko scheint gleichermaßen zu verstehen, daß die kleinen Elefanten ihn nicht wirklich leiden können, und daher ärgert er sie um so lieber. Wenn er die Waisen wieder einmal beim Grasen stört, müssen ihn die Keeper manchmal mit einer Milchflasche weglocken.

 

Klein Ziwadi ist noch nicht ins Patenprogramm aufgenommen, denn sie ist diesen Monat erstmals aus ihrem Stall herausgekommen. Sie war anfangs extrem schüchtern und rannte sogar vor den anderen Elefanten weg. Es dauerte eine Weile, bis sie sich eingewöhnt hatte, aber mittlerweile frißt sie gemeinsam mit der Waisenherde. Nabulu ist ein wenig zickig ihr gegenüber, aber die älteren Elefanten passen auf, daß Ziwadi nicht geärgert wird. Ziwadi leistet Luggard gerne Gesellschaft, wenn der Rest der Herde tiefer in den Busch zieht. Die Aufsicht für Luggard rotiert in der Herde, irgendjemand bleibt immer bei ihm. Aber Musiara und Jotto sind immer noch seine besten Freunde.

 

Luggard kommt abends in der Regel früher als der Rest der Herde ins Stallgelände zurück, damit er nicht um seine Milchflasche kämpfen muss. Eines Abends hielt er an Maxwells Gatter an, wo unser blinder Nashornbulle gerade wartete, und die beiden hatten ihre erste richtige Begegnung. Es war ganz reizend, zu beobachten, wie Luggard seinen Rüssel durch die Gatterstäbe steckte und Maxwell am Kopf rieb. Max mag es, berührt und gekratzt zu werden und blieb ganz still stehen. Wir haben noch nie gesehen, daß ein Elefant ihn so offensichtlich kraulte und er das so offensichtlich genoß. Maxwell hatte diesen Monat die Zeit seines Lebens, denn es regnete fast durchgängig für mehrere Tage, so daß er jede Menge Schlamm zur Verfügung hatte. Die Elefantenwaisen haben morgens regelmäßig mit ihm gespielt. Sie rennen dann an seinem Gatter auf und ab und Maxwell dreht sich auf der anderen Seite freudig aufgeregt im Kreis.

 

Genau wie Mapia ist Mukkoka jetzt bekannt für sein Gebrüll, sobald die Milchflaschen ausgeteilt werden. Er mobbt manchmal sogar wie Mapia, aber zum Glück hat er jetzt einen sanftmütigen Freund, Dololo, als Stallnachbar und wir hoffen, daß ihn das positiv beeinflussen wird.

 

Enkesha ist immer noch sehr ruhig und sanftmütig und wir hoffen, daß das der Gruppe zugute kommt, wenn die älteren Waisen nach Tsavo-Ost umziehen. Schon jetzt ist sie sehr aufmerksam, hilft Tamiyoi dabei, auf die Jüngsten aufzupassen und hat damit die Rolle der Assistenz-Leitkuh angenommen. Manchmal ist sie fröhlich und ausgelassen, an wieder anderen Tagen bleibt sie am liebsten für sich ganz allein. Larro ist immer noch das Nesthäkchen und wird von allen älteren Waisen vergöttert. Jetzt, da es durch den Regen oft kalt ist, verbringst sie die meiste Zeit mit Ziwadi im Stall. In der Wildnis wären die Elefantenbabies durch die schiere Größe ihrer Mütter und Tanten vor der Witterung geschützt und durch deren Körper warm gehalten.

 

Nabulu ist ein schüchternes und ruhiges kleines Elefantenbaby, das nie Probleme bei der Fütterung macht. Inzwischen hat sie sich an ihre Milchflasche gewöhnt und ist genau so gierig danach wie ihre Artgenossen. Sie bleibt in der Nähe der Schubkarre und versucht den anderen Waisen ihre Flasche abzuluchsen. Dololo ist genau so und verhält sich bei der Fütterung wie kurz vor dem Verhungern! Er war anfangs auch ganz ruhig und ausgelichen, aber diesen Monat hat er sich sogar mit den Keepern und Sattao angelegt, als er Sattaos Flasche klauen wollte.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Mai 2019

 

Der Mai war naß und kalt, und kein Ende der Regenzeit war in Sicht. Mit ihrem Beginn setzt auch eine Art Regenzeitroutine ein: Die wilden Elefanten verteilen sich weiter im Park und haben in dieser Jahreszeit weniger Kontakt mit den Waisen. Die Waisen verbringen außerdem weniger Zeit am Wasserloch, weil es zum Baden und Suhlen zu kalt ist. Die natürlichen Senken waren bald alle wieder gefüllt, so daß auch die Stalltränke vorerst nicht mehr lebensnotwendigung war. Die klimatischen Bedingungen sind also jetzt wieder optimal, um neue Elefantenwaisen aus Nairobi nach Voi zu bringen.

 

Gegen Monatsende trafen die Waisen dennoch auf eine wilde Herde und waren so aufgeregt, daß sie die wilden Artgenossen mit ihrem Tohuwabohu verschreckten. Kurze Zeit später hatten sich alle wieder beruhigt und die wilden Elefanten ließen sich zum Grasen nieder. Embu näherte sich ganz langsam und vorsichtig und es wurde ihm schließlich gestattet, sich für eine halbe Stunde der Herde anzuschließen. Ishaq-B hatte eine sehr schöne Begegnung mit einem wilden Teenager, der sich hinter seiner Herde zurückfallen ließ, um die Waisen näher kennenzulernen. In einer freundlichen Rangelei, rempelte der wilde Freund in Ishaq-Bs Hintern, und erlaubte ihr später aber, ihn zurückzurempeln. Ishaq-B war diesen Monat ausgesprochen verspielt und aktiv. Sie versuchte immer wieder, die Aufmerksamkeit der anderen zu erlangen, in dem sie sie zum Spielen aufforderte, eine ulkige Kratzposition einnahm oder versuchte, mit ihren „schielenden“ Stoßzähnen die Erde aufzulockern. Letzteres mit nur mäßigem Erfolg. Wenn sie mitbekam, daß jemand anderes mehr Aufmerksamkeit bekam, tat sie ihr Bestes, um von ihm oder ihr abzulenken. Sie kann es nach wie vor nicht lassen, Mbegu ihre Schützlinge abtrünnig zu machen, um mit ihnen zu grasen oder zu spielen. Einmal gelang es ihr sogar, Ndotto in ein Spiel zu verwickeln und legte anschließend und als Zeichen ihrer Zuneigung ihren Rüssel auf seinen Kopf.

 

Mbegu ist nach wie vor die Leitkuh, führt die Gruppe aber oft gemeinsam mit Lentili an; es gibt eigentlich nie Streit darum, wer ganz vorne läuft, die Beiden einigen sich immer oder laufen beide vorn. Allerdings will Mbegu, daß all ihre Schützlinge zusammenbleiben, wenn sie im Busch grasen. Ihre kleine Herde hat die Regenzeit natürlich besonders genossen. Sie wälzten sich in den vom Regen ausgespülten Gräben an den Hängen des Msinga-Berges und rollten sich durch die feuchte Erde. Einmal konnten wir Ngilai dabei beobachten, wie sie immer wieder in den Graben hineinrutschte, während Godoma auf ihrem Hintern saß und sich um ihre eigene Achse drehte. Ndoria ist jetzt schon sehr selbstständig und frißt gerne mal für sich alleine. Manchmal läuft abends ganz langsam zurück ins Stallgelände, so als ob sie über Nacht im Busch bleiben will. Sie muss aber vorerst noch mit der Herde zusammenbleiben; alleine ist sie nicht sicher, denn die Löwen sind wieder in der Nähe. Es ist aber interessant zu beobachten wie sie sich entwickelt. Mbirikani dagegen verbringt ihre Zeit am liebsten mit den anderen Waisen. Einige Nächte bleibt sie auch im Freien, aber tagsüber ist sie derzeit immer mit den Waisen zusammen.

 

Kihari und Ndii vergöttern nach wie vor Araba und Tahri. Kihari läßt Ndii, Panda, Ishaq-B und Lentili kaum an Tahri heran. Eines Tages beobachteten wir sie dabei, wie sie ihre Ohren aufstellte, so daß Lentili Tahri nicht einmal ansehen konnte! Dafür lunzte die anschließend unter Kiharis Beinen hindurch, um wenigstens die anderen sehen zu können.

 

Obwohl der Regen im Mai schon viel üppiger als der im April war, sind andere Teile des Tsavo-Nationalparks, besonders gen Tsavo-West, schon viel grüner und die Ex-Waisen halten sich dort gerne während der Trockenzeit auf. Wir hoffen aber, daß sie sich demnächst einmal wieder blicken lassen. Und dann hoffentlich mitsamt einem kleinen Kälbchen, daß hinter Mweya hertrottet, die letztes Jahr hochtragend war. Wir sind uns sicher, daß sie uns ihren Nachwuchs zeigen wird, sobald es auf der Welt ist. Es wird dann das 31. Kälbchen sein, daß von einer unserer Waisenkühe in der Wildnis geboren wurde.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Mai 2019

 

Nachdem diesen Monat endlich der Regen eingesetzt hat, entschieden wir, daß so lange das Gras noch grün und die natürlichen Senken mit Wasser gefüllt sind, ein paar neue Waisen aus Nairobi umziehen sollten, denn eine bessere Zeit gibt es dafür nicht. Am 31. Mai war es dann soweit und Mapia, Malima und Kuishi kamen kurz vor 11 Uhr am Vormittag bei uns an und wurden von ihren alten Nursery-Freunden Malkia, Sana Sana und Ndiwa begrüßt.

 

Als die Seitentüren des Lkw-Anhängers geöffnet wurden, lugten die Neuankömmlinge heraus und bekamen zur Beruhigung erstmal eine Flasche Milch. Mapia erkannte Sana Sana und wollte gleich mit ihr spielen, wurde aber erst einmal weggeschubst. Rapa versuchte auch, Mapia zu schubsten, wurde aber von den Keepern zurückgehalten. Sana Sana und Malkia verbrachten den Großteil des Tages mit den drei Neuen, die sich seitdem sehr gut eingelebt haben. Sie lieben die üppige Vegetation der Regenzeit und schienen sich durchaus noch an Fragmente ihrer Zeit in Tsavo zu erinnern, wo sie einst geboren wurden. Wir sind uns sicher, daß sie hier sehr glücklich werden. Malima und Mapia waren in der Dürre ihres Geburtsjahres von ihren Familien zurückgelassen worden, weil sie zu schwach waren, mit ihrer Herde Schritt zu halten. Es ist also durchaus möglich, daß sie eines Tages ihre Familien wiedertreffen.

 

Just als Mapia, Malima und Kuishi nach Ithumba umzogen, entschieden wir die kleine Dupotto zurück nach Nairobi zu verlegen. Sie hat in den letzten Wochen viel Gewicht verloren und in Nairobi kann sie besser medizinisch betreut und ihr Blut regelmäßig untersucht werden, so daß wir hoffentlich bald wissen, was ihr fehlt. Sie machte keine Schwierigkeiten bei der Verladung und hat sich sofort wieder in der Nursery eingelebt, owohl es schon zwei Jahre her ist, daß sie nach Ithumba gezogen war.

 

Zurück im Stallgelände, kamen die Ex-Waisen Orwa, Bomani und Narok regelmäßig auf Besuch vorbei. Das Trio ist immer auf der Suche nach interessierten Waisen, die sie vielleicht mit in die Wildnis mitnehmen könnten. Die Keeper kennen ihre Tricks eigentlich, aber diesen Monat gelang es ihnen tatsächlich eine beachtliche Gruppe wegzulocken! Sie nahmen Lemoyian, Kithaka, Siangiki, Olsekki, Turkwel, Oltaiyoni, Roi, Tusuja, Namalok, Dupotto, Kamok, Galla ud Pare mit, und es dauerte einige Zeit, bis die Keeper sie wiedergefunden und zurück ins Stallgelände geführt hatten. Kithaka, Barsilinga und Garzi machen die meiste Zeit ihr eigenes Ding. Obwohl sie tagsüber mit den anderen Waisen fraßen und die meisten Nächte im Stallgelände verbrachten, zogen sie auch gerne mal alleine los. Die Keeper sind ganz angetan von der Freundschaft zwischen Barsilinga und Garzi, die obendrein fast keinen Tag Ringkampftraining auslassen.

 

Am Morgen des 14. Mai kam Tomboi mit einer Wunde an seiner Flanke zu uns. Er kam einfach hereinspaziert und soff an der Stalltränke. Dann lief er zu den Keepern und drehte sich auf die Seite, so als wollte er ihnen seine Wunde zur Behandlung vorstellen. Die Keeper haben ihm erst einmal Luzerne gefüttert, um ihn im Stallgelände zu halten, und riefen den Tierarzt des Sheldrick Wildlife Trust (SWT) und der kenianischen Wildtierbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) an. Taru Carr-Hartley flog nach Voi, um Dr. Poghon zu holen, der gegen Mittag eintraf. Des Schlingfallenkommando des SWT war inzwischen auch angekommen und blieb bei Tomboi bis der Tierarzt und Taru angekommen waren. Tomboi wurde untersucht und ein Pfeil aus seiner Flanke entfernt. Obwohl der Pfeil sehr tief saß, hatte er zum Glück nicht den Magen beschädigt. Er schien die Operation gut zu verkraften, denn als wir ihn ein paar Tage später wieder sahen, war die Wunde schon gut verheilt.

 

Am Tag bevor die Nursery-Babies ankamen, schaute Ex-Waise Sunyei mit Baby Siku, Kibo, Loijuk, Ishanga, Meibai und Makena vorbei, die wir einen ganzen Monat lang nicht gesehen hatten. Sie hatten außerdem einen wilden Bullen dabei, sowie Olare, Tumaren, Melia und Kandecha. Makena und viele andere stellten sich wie bei einem Appell vor den Ställen der Waisen auf, während Esampu und Kauro zur Tränke liefen, um den wilden Bullen zu begrüßen. Esampu hat wirklich kaum Berührungsängste und die wilden Bullen und andere ältere, wilde Elefanten ignorieren sie meistens und lassen sie gewähren – ein kompletter Bruch mit dem Elefantenverhaltenskodex! Roi und Mundusi gaben sich eine Weile mit Baby Siku ab, bevor diese zu ihrer Mutter zurück rannte. Die 10-jährigen Ex-Waisen Naisula, Kitirua und Kilaguni haben die Waisen ebenfalls für ein paar Tage in Folge besucht, Luzerne genascht und den Waisen bis spät Nachmittags Gesellschaft geleistet.

 

Sapalan und Namalok sind vor fast zwei Jahren nach Ithumba gezogen und entwickeln sich ganz prächtig. Namalok zeigt erste Anzeichen von Unabhängigkeitsdrang und stand erstmals seinen Mann als Rapa versuchte, Milch aus seinem Eimer zu saufen. Sapalan ist ebenfalls eher ruhig, konnte aber diesen Monat dabei beobachtet werden, wie er Ringkämpfe anzettelte und sogar Namalok besteigen wollte. Es ist schön, ihn nach seiner Krankheit so lebendig und wiedererstarkt zu sehen.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Mai 2019

 

Der sieben Monate alte Faraja schien sich diesen Monat mit so vielen wilden Elefanten wie nur möglich anfreunden zu wollen. Die Begegnungen verliefen nicht immer so freundlich, wie er sich das vielleicht erhofft hatte, und manchmal kam er sogar mit Kratzern und Schrammen zurück, weil er ein bißchen zu derb herumgeschubst wurde. Aber schien sich davon überhaupt nicht abschrecken zu lassen – ganz im Gegenteil. Morgens stapfte er fast täglich ganz zielstrebig in den Wald, um neue Elefanten kennenzulernen.

 

Einige der wilden Bullen waren auch neugierig, was es mit der Herde auf sich hatte, ganz besonders mit den älteren Kühen wie Sonje und Murera. Faraja begrüßte dieses Interesse natürlich ungemein, denn so konnte er wieder neue Dickhäuter treffen. Außerdem versucht er schon seit Langem, Shukurus Gunst zu gewinnen und diesen Monat erlaubte sie ihm, ihr manchmal hinterherzulaufen, allerdings nur, wenn keine wilden Elefanten in seiner Nähe waren. Sie hat Angst davor, daß sie zu grob sein würden oder sie gar schubsen könnten! Es ist reizend, die neue Freundschaft zwischen der zerbrechlichen Shuruku und dem stürmischen  Faraja zu beobachten, aber ihr Herz schlägt auch weiterhin für Zongoloni und Sonje.

 

Jasiri ist wahrscheinlich ein Halbbruder von Faraja, aber charakterlich völlig anders. Er ist noch völlig auf seine Keeper angewiesen und zeigt – im Gegensatz zu Faraja – keinerlei Ambitionen, das warme Nest demnächst zu verlassen. Faraja ist diesen Monat eine ganze Nacht alleine im Busch geblieben. Ein paar Tage später folgten ihm Jasiri, Ngasha und Ziwa, aber Jasiri wurde schließlich nervös und begann nach Sonje und Murera zu suchen. Jasiri steht Lima Lima und Zongoloni sehr nah und verteidigt sie sogar, falls wilde Bullen (wie ‘Osama‘) ihnen zu nahe kommen.

 

Außerdem freuen wir uns, daß einige der jüngeren, wilden Bullen jetzt auch den Kontakt zu den Waisen suchen, was wir schon aus Ithumba kennen. Dadurch werden unsere Waisen noch viel mehr über die wilden Artgenossen und die Benimmregeln in der Elefantengemeinschaft lernen. Es ist ein wichtiger Schritt für die Waisen auf ihrem Weg zurück in die Wildnis und auch sonst toll, daß die jungen Bullen sich jetzt weiter weg vom Stallgelände trauen. Genauso wie unsere Waisen von den wilden Elefanten lernen, so lehren sie auch den wilden Artgenossen, daß es auch gute Menschen – die Keeper – gibt als auch verschiedene kulinarische Köstlichkeiten! Eines Morgens als die Waisen aus ihren Nachtlagern kamen, begrüßten Faraja und Ziwa einen jungen wilden Bullen und teilten ihre Luzernepellets mit ihm. Der Bulle wußte nicht so richtig, was er mit den Pellets anfangen sollte und warf sie wieder und wieder über seinen Kopf. Lima Lima eilte ihm dann zu Hilfe, so als ob sie ihm zeigen wollte, wie es geht und begann, langsam und genüßlich, ihre Pellets zu essen.

 

Wir wissen wie intelligent Elefanten sind, aber es ist nach wie vor immer wieder interessant, dies mit eigenen Augen zu beobachten. Die Keeper hängen alle sehr an Lima Lima, weil sie wissen, wie sehr sie auch an ihnen hängt. Einer der Keeper stürzte diesen Monat und verletzte sich am Auge und sie war als Erste zur Stelle und trompete kräftig um Hilfe. Sie wartete beim Patienten bis Verstärkung kam und tätschelte ihn mit ihrem Rüssel als ob sie ihn trösten wollte. An einem anderen Tag vergaß einer der Keeper seinen Kittel nach der Pause im Busch und sie trug ihn den ganzen Weg bis zu der Stelle, an der sich die Elefanten und Keeper inzwischen niedergelassen hatten! Und an noch einem anderen Tag trat Faraja aus Versehen auf eine Reihe Safari-Ameisen, die sofort in alle Himmelsrichtungen ausströmten und die Waisen zu beißen begannen. Wenn eine Ameise in den Rüssel eines Elefanten gelangt, kann sie für hochgradige Irritierung sorgen. Aber Zongoloni hatte die clevere Idee und ging zur Wassertränke und bließ hinein. Durch die Blasen ertränkte er die Ameisen und die anderen machten es ihm sogleich nach.

 

Die „Babys“ in der Herde, Mwashoti und Alamaya, wachsen unaufhaltsam und inzwischen sind sie schon fünf Jahre alt! Mwashoti passt beim Regen jetzt nicht mehr unter den Schirm der Keeper, aber er versucht es immer noch. Alamaya, den einst sehr schüchternen Bullen, beobachten wir diesen Monat erstaunt dabei, wie er mutig kollerte und mit seinen Ohren flatterte, um eine Herde Büffel zu vertreiben. Mwashoti wird immer noch von Murera verhätschelt und es wir interessant werden, wenn sich die Herdendynamik mit dem Älterwerden der Bullen verändert. Quanza ist und bleibt schüchtern, und obwohl sie genau so alt wie Faraja und Jasiri ist, macht sie noch keine Anstalten, sich abzunabeln und verbringt ihre Zeit am liebsten mit den anderen Kühen.