Die Waisen im Februar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Februar 2021

Gleich am ersten Tag des Monats wurde ein Team erfahrener Keeper auf eine Rettungsaktion auf die El Krama Ranch in Laikipia gesandt. Seit geraumer Weile wurde immer wieder ein einsames Elefantenbaby gesichtet, dessen Hinterläufe o-beinig waren. Dadurch konnte es schlechter laufen und wurde vermutlich von seiner Familie zurückgelassen oder konnte schlichtweg nicht mehr mithalten. Das Personal der Farm hatte ihn immer wieder beobachtet und darauf gehofft, daß seine Familie zurückkommen würde. Nach einigen Wochen wurde klar, daß das nicht mehr passieren würde und er Gefahr lief, von Raubtieren getötet zu werden.

Das Kälbchen verschwand kurz, als unser Team vor Ort eintraf, aber sie suchten weiter. Als er schließlich geortet wurde, wurde er nach Nairobi gefahren. Die Kollegen der Mt. Kenya mobilen tierärztlichen Einheit des Sheldrick Wildlife Trust und der kenianischen Wildbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) überwachten seinen Gesundheitszustand auf der langen Fahrt nach Nairobi, und gegen 21 Uhr traf er dort ein. Er wurde im Stall neben Kiasa untergebracht, die sich gleich mitfühlend um ihren neuen Stallnachbarn kümmerte. Sie setzte alles daran, daß er sich schnell wohl und sicher fühlte und hielt ständig Kontakt mit ihm, indem sie ihren Rüssel durch die Stallabtrennung zu ihm herüber streckte. Am nächsten Morgen sollte sie eigentlich mit dem Rest ihrer Herde in den Busch ziehen, aber bestand darauf, bei ihrem neuen Schützling zu bleiben. Irgendwann gaben die Keeper nach und sie durfte zurück in ihren Stall. Dort angekommen schien sie in bißchen enttäuscht, denn der kleine Bulle schlief friedlich auf seinem Heubett. Sie schloß sich also doch noch der Herde im Busch an, während sich der kleine Bulle ausschlief. Wir nannten ihn Rama, nach der El Karama Ranch, wo man ihn gefunden hatte.

Rama blieb eine Weile in seinem Stall, um sich zu akklimatisieren und zu Kräften zu kommen. Jeden Morgen kam eine Gruppe Waisen zu seinem Stall, um nach ihm zu sehen. Manche von ihnen hatten weniger noble Beweggründe und versuchten, von seinem Futter zu naschen! Rama hat sich gut eingelebt und nach nur wenigen Tagen, am 8. Februar, durfte er zu den anderen hinaus. Maisha, Kiasa, Nabulu und Larro führten ihn in den Wald hinaus. Maisha ließ Rama nicht aus den Augen, während Kiombo ständig versuchte, auf ihn aufzusteigen und Nabulu ihn ständig mit ihrem Rüssel tätschelte. Maisha war genervt von der Aufdringlichkeit und scheuchte die Beiden weg von ihm. Zu unserer Überraschung konnte Rama trotz seiner O-Beine gut laufen und mit den anderen Schritt halten.

Die Einzige, die sich von der Aufregung um das neue Baby nicht beeindrucken ließ, war – wie immer – Ziwadi. Die junge Kuh bringt einfach nichts aus der Ruhe. Selbst das überraschende Auftauchen eines angriffslustigen Büffel ließ sie beim Grasen komplett unbeeindruckt. Während Ziwadi so tat, als ließe sie die Ankunft von Rama völlig unberührt, schien sie ihn sehr ins Herz geschlossen zu haben. Rama fühlte sich sehr zu ihrem ruhigen Charakter hingezogen und fraß gerne in ihrer Gesellschaft. Die älteren Bullen Mukkoka und Maktao waren sehr freundlich zu ihm, aber Rama schien ein bißchen eingeschüchtert und hielt Sicherheitsabstand. Maktao ist einer der freundlichsten Bullen, die wir kennen, aber das kann Rama natürlich nicht wissen. Aber die jungen Nairobi-Waisen lieben ihn alle. Auch Mukkoka ist sehr gutmütig und seine beste, kleine Freundin ist und bleibt unsere Naleku. Er ist auch den anderen Babys, wie Roho, Kinyei, Kindani und Bondeni, sehr freundlich gesonnen. Auf Roho hat er diesen Monat besonders Acht gegeben, denn der scheint sich in letzter Zeit von Maisha abzunabeln und mehr Zeit mit den älteren Bullen verbringen zu wollen. Er und Naboishu sind ungestümer gewordern und ärgern jetzt auch gern einmal die Jüngeren. Naboishu scheint jetzt zum “Club der jungen Bullen” dazuzugehören und will jetzt auch bei den Ringkämpfen mitmischen. Mukkoka ist sein Lieblingssparringpartner und die Beiden sind in etwa gleich groß. Die Keeper müssen bei den Spielchen immer achtsam sein, denn Naboishu wird gerne ein bißchen übermütig und grob mit den Kleineren wie Olorien, Naleku und Roho. Aber sowohl Leitkuh Maisha also auch Larro sind immer auf der Hut.

Kiombo ist und bleibt einer unserer stürmischsten Jungbullen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er Maktao nicht zum Kampf herausfordert. Nabulu scheint die Einzige zu sein, die ihn in die Schranken weisen kann. Wenn ihre Schmerzgrenze einmal überschritten ist, gibt es kein Zuckerschlecken mehr. Eines Morgens wachte sie schon übelgelaunt auf und schubste Maktao, Kiombo und Mukkoka, wenn sie ihr zu nahe kamen. Sie wollte partout nicht, daß die jungen Bullen ihr ihre Autorität streitig machen. Die Jungbullen verstanden ihre Reaktion jedoch vielmehr als eine Aufforderung zum Ringkampf als eine Abmahnung.

Bondeni, Kinyei und Kindani haben die meiste Zeit ihres kurzen Lebens zusammen verbracht und sind unzertrennlich. Kinyei hat ein ähnliches Gemüt wie Ziwadi. Sie mag auch keinen Trubel und wilde Spielchen. Ziwadi verbringt ihre Zeit am liebsten mit Kindani und Olorien, jetzt auch mit Rama. Sie hat ein feines Gespür dafür, wo es die schmackhaftesten Pflanzen gibt und die jüngeren Waisen folgen ihr gerne überall hin, weil es am Ziel fast immer etwas Leckeres gibt!

Diesen Monat war das Wetter untypisch für die Jahreszeit. Im Februar ist es normalerweise trocken, aber es regnete fast eine ganze Woche lang. Das lag offenbar an einem Zyklon über Madagaskar. An den verregneten Vormittagen ließen die Keeper Ziwadi, Kinyei, Kindani, Rama und Bondeni in ihren warmen Ställen und brachten sie erst heraus, wenn es etwas wärmer geworden war. Es war recht amüsant, die Waisen an den Regentagen zu beobachten. Wenn Maisha, Nabulu, Kiasa und Naseku bei Regen in den Wald ziehen, vermeiden sie es tunlichst, daß ihre sensiblen Bäuche einen nassen Busch berühren. Nur Mukkoka scheint sich am Regen nicht zu stören und zog meistens als Erste los.

Unsere Nashörner: Regenwetter ist perfekt für Nashörner und Maxwell liebt den Regen. Er rennt dann immer wie ein Verrückter durch den Schlamm in seinem Gehege, bevor er sich in sein Wasserloch legt und ausgiebig wälzt. Er mag es, wenn sein Rücken mit einer dicken Schicht Matsch bedeckt ist. Die schützt seine Haut vor der Sonne, aber auch vor Stechinsekten und Zecken. Spitzmaulnashörner sind tagsüber in der Regel sehr faul. Sie nehmen eine ausgedehnte Mittagsruhe, zwischendurch wird immer wieder ein bißchen gefressen und nachts werden sie aktiv. Maxwell sieht man in diesen Tagen eher beim Faulenzen. Sein Grünfutter und die Luzernepellets frißt er etweder früh am Morgen oder in den kühleren Abendstunden.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Februar 2021

Die Auswilderung selbst läuft für jeden Waisen anders ab, denn alle haben ihre eigene Geschichte, Persönlichkeit und Erfahrungen. Seit Nelions Tod durch einen Löwenangriff, verbringt Kenias Herde wieder mehr Zeit in und um das sichere Stallgelände. Sie sind schon lange von der Milch abgesetzt und waren schon so gut wie ausgewildert, aber der Tod ihres Freundes hat sie tief geschockt. Wir freuen uns, daß es ihnen inzwischen wieder besser geht. Obwohl sie nach wie vor jede Nacht ins Stallgelände zurück kommen, so sind sie tagsüber wieder selbstbewußter und unabhängiger unterwegs. Zu Kenias Herde gehören Arruba, Suswa, Mashariki, Mudanda, Tundani, Ishaq-B, Ndoria, Suswa, Rorogoi, Embu, Ndii und Araba.

Nur ein Mitglied der Voi-Gruppe hat sich diesen Monat von uns verabschiedet. Ein spontanes Treffen mit einer wilden Herde, hat Tahri dazu bewegt, mit ihnen mitzuziehen. Am Vormittag des 15. Februar waren sie und Pika Pika zur wilden Herde gegangen, um sie zu begrüßen. Rorogoi, Arruba, Ndotto, Murit, Lasayen und Araba waren nervös, weil sie Angst hatten, daß Pika Pika entführt würde. Aber Pika Pika hatte keine Ambitionen und folgte ihnen frohen Mutes zurück zur Waisenherde. Aber Tahri schien begeistert von der wilden Herde und zog mit ihnen mit. Die Keeper riefen nach ihr und versuchten sie zurückzuhalten, aber sie war zu neugierig und hatte bereits zwei Kühe an ihrer Seite, die sie wegführten. Und letzten Endes möchten wir, daß jedes der Waisen allein entscheidet, wann sie soweit sind, in die Wildnis zurückzukehren. Tahri zeigte uns sehr deutlich, daß sie bereit war.

Wir haben uns natürlich auch gefragt, ob irgendwelche anderen Dinge abliefen, die für uns nicht ersichtlich waren. Tahri war bei der Begrüßung der wilden Herde so ruhig und selbstsicher gewesen, daß wir uns fragten, ob es sich vielleicht sogar um ihre Familie handelte? Auch, wenn das natürlich an ein Wunder grenzen würde, ist es nicht komplett abwägig, denn Tahri war 2017 während einer schweren Dürre gar nicht weit von Voi gerettet worden. Sollte es sich wirklich um ihre Familie handeln, hätte es für die fünfjährige Tahri gar nicht besser kommen können. Die Keeper versuchten sie über die nächsten Tage ausfindig zu machen, nur falls sie wieder zurück zur Waisenherde wollte. Aber es scheint, als sei sie mit der wilden Herde weitergezogen. So abrupt mit einer wilden Herde mitzuziehen ist nicht komplett ungewöhnlich, besonders für Waisen wie Tahri, die bei ihrer Rettung keine Neugeborenen mehr waren. Bei Klein Mbirikani lief es ähnlich. Sie verschwand für ein ganzes Jahr mit einer wilden Herde. Als sie zurück kam war sie rund, gesund und sehr zufrieden. Inzwischen ist sie Mitglied in der Ex-Waisenherde von Edie und Mweya. Wir werden natürlich weiter nach Tahri Ausschau halten und hoffen, daß wir sie bald wieder sehen.

Ein Elefantenwaise hat uns diesen Monat verlassen, dafür hat uns ein anderes besucht. Gleich am 1. Februar kam Laikipia auf eine Stippvisite vorbei. Er ist inzwischen sage und schreibe 22 Jahre alt und ein wahrhaft stattlicher und wunderschöner Bulle. Er kam sehr früh am Morgen in Begleitung der Ex-Waisenherde von Mweya und Edie und ging geradewegs auf die Tränke zu, um zu saufen. So stand er dann, in voller Pracht und hob seinen Rüssel zum Gruß, während die winzig kleine MwituMweyas einjährige Tochter – neben ihm stand. Sie schaute immer wieder zu ihm hinauf und muß Laikipia aus ihrer Perspektive sehr beeindruckend gefunden haben. Wir haben Edie und Mweya mitsamt ihrer Herde für den Rest des Monats nicht mehr gesehen und nehmen an, sie sind weiter in den Nationalpark gezogen. Panda blieb zu unserer Überaschung zurück und schloss sich Kenias Herde an. Nach einem Jahr in der Herde von Edie und Mweya, wollte sie jetzt wohl einmal schauen, wie es sich so in einer anderen Herde und wieder näher zu Hause lebt. Sie kennt Kenia und Ndii seit Beginn ihrer Zeit in Voi, denn als sie 2012 dazu kam, waren beide schon da. Die Zeit in der Waisenherde sind natürlich prägende Jahre und vielleicht hatte sie auch einfach Sehnsucht nach ihren alten Freunden.

Am 24. Februar fiel uns auf, dass Nguvu Mweyas Herde der Ex-Waisen verlassen hatte. Er tauchte auf einmal mit einer wilden Elefantenherde am Wasserloch auf. Die Keeper freuten sich sehr und Panda rannte direkt zu ihm hin und versuchte ihn dazu zu überreden, sich doch der Waisenherde anzuschließen. Nguvu schien zufrieden zu sein, da wo er jetzt war und zog bald mit der wilden Herde weiter. All diese Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die einzelne Auswilderung ablaufen kann.

In Voi gab es diesen Monat eigentlich fast nur Spaß und Spiel. Panda lebt sich wieder neu ein und versucht dabei, die Büffel Ivia und Cheza von der Elefantenherde fernzuhalten. Sie ist es nicht gewöhnt, mit Büffeln zusammenzuleben. Ivia ist und bleibt eng mit Ngilai befreundet und auch Panda wird es nicht schaffen, die Beiden auseinanderzutreiben. Sie ringen fröhlich vor sich hin, spielen Haschen und manchmal sieht man sie sogar beim Schmusen! Es ist herzerwärmend zu sehen, wie Ngilai ihren Rüssel um Ivia schlingt und dabei aufpasst, die Hörner nicht mit einzuwickeln! Wahrscheinlich werden sich ihre Wege irgendwann trennen, aber für den Moment ist es wundervoll, diese Freundschaft zwischen zwei komplett verschiedenen Säugetierarten zu beobachten. Emoli ist immer noch eifersüchtig, wenn Ngilai zu oft mit Ivia spielt. Manchmal geht er sogar dazwischen, um sich einen kleinen Ringkampf mit Ngilai einzufordern.

Emoli beobachtet Ndotto dabei, wie er die älteren Kühe ärgerte, wenn sie sich im Wasser suhlten, und entschied, daß er das auch einmal probieren möchte. Für den Rest des Monats kletterte er entweder auf Mbegu oder Arruba oder wer auch immer sich gerade auf dem Boden rollte. Ndotto spielte die meiste Zeit des Monats mit Mbegu statt mit Arruba, und in der Regel enden die Spiele in Ringkämpfen. Mbegu frißt am liebsten zusammen mit ihren engen Freunden aus der Nursery – Ndotto, Godoma, Lasayen, Ngilai und Murit. Tagwa, Tamiyoi und Sagala sind auch manchmal mit dabei, aber in der Regel bleiben die Drei unter sich. Sie führen die Waisen morgens immer in den Busch und dieses Ritual hat Tagwa sehr dabei geholfen, ihre Rolle in der Voi-Herde zu finden. Sie hat keine direkten Ambitionen auf die Rolle der Leitkuh, aber sie ist eine geborene Anführerin und brauchte eine Aufgabe.

Es gab definitiv auch ein paar Veränderungen innerhalb der Voi-Herde diesen Monat, aber alles durchweg gute Entwicklungen. Wir hoffen, daß alle unsere Waisen die zweite Chance auf ein Leben in der Wildnis bekommen, das sie verdienen, und versuchen jeden Einzelnen dabei zu unterstützen. Ob sich dieser Prozess über Nacht oder über mehrere Jahre zieht, ist egal – und es ist immer ein bittersüßer Moment, wenn es dann soweit ist.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Februar 2021

Unsere ausgewilderten Waisen verbringen oft Monate am Stück in Tsavo, bevor sie sich einmal wieder blicken lassen. Genau so soll es ja auch sein, aber wir freuen uns immer sehr, wenn sie einmal vorbeikommen und wir sehen, daß es ihnen gut geht. Diesen Monat kamen unsere Bullen Rapsu (17), Challa (16), Zurura (15) und Tomboi (18) vorbei, die wir seit November 2020 nicht mehr gesehen hatten.

Yatta und ihre Herde, inklusive Mulika, verbrachten die letzten Wochen in der Gegend und gaben unseren Waisen damit die Möglichkeit, viel und oft Zeit mit ihren in der Wildnis geborenen Babys zu verbringen. Mulikas Nachwuchs – Mkuu – ist jetzt etwas älter als ein Jahr und unsere jungen Kühe drängen sich alle darum, sie als Kindermädchen betreuen zu dürfen. Klein Esampu ist hingerissen von Mkuu und verpasste einmal sogar fast den Anschluss zur Herde, weil sie so ins Spiel mit dem kleinen Bullen vertieft war. Unsere jungen Bullen verbringen ihre Zeit – wie immer – am liebsten mit Ringen. Ihre Lieblingsgegner sind die in der Wildnis geborenen Jungbullen wie Nusu, der Sohn von Nasalot, oder Yoyo, Yattas Jüngster. Während die Jungs jederzeit für einen kleinen Ringkampf bereit sind, versuchen die Kindermädchen, wie Yetu, diese Rangeleien tunlichst zu verhindern!

Wenn Yattas Herde auftaucht, bleiben sie meistens für ein paar Stunden. Mutaras Herde, zu denen Sities, Suguta, Kainuk, Turkwel, Kithaka, Garzi und Lemoyian gehören, bleiben oft sogar den ganzen Tag. Das liegt wahrscheinlich an Dololo, denn die Kühe in Mutaras Gruppe sind ganz vernarrt in ihn. Sie kommen schon im frühen Morgengrauen zum Stallgelände und warten ungeduldig drauf, daß sie die Waisen in den Busch hinaus begleiten können. Die Keeper müssen an diesen Tagen immer besonders auf Dololo aufpassen, damit die Kühe ihn nicht weglocken. Einmal gelang Suguta genau das, aber sie wurde kurze Zeit später mit Dololo entdeckt und schien sich sogar ein bißchen zu schämen. Dololo genießt die Aufmerksamkeit der älteren Kühe und war sogar einmal beleidigt, als Suguta sich entschied, mit Musiara statt mit ihm zu fressen. Suguta bemerkte seine Enttäuschung und versuchte ihn schnell wieder zu versöhnen.

Da wir ihre Sprache nicht verstehen können, erstaunen uns die Elefanten oft mit ihren Taten. Wir waren zum Beispiel verwundert, als Makena am Ende des Monats ohne den Rest von Yattas Herde Ex-Waisen auftauchte. Als reife 15-jährige Kuh übernahm sie sofort die Führung der Waisenherde und brachte sie in den Busch. Später versuchte sie sie noch vor der Mittagsfütterung zur Suhle zu bringen, wogegen die Keeper natürlich Einspruch erhoben. Für einige Minuten waren alle durcheinander, aber Makena gelang es schnell, die Ruhe wieder herzustellen. Die nächsten Tage kam sie immer wieder vorbei, manchmal allein, andere Male mit den ausgewilderten Bullen Kibo und Kilaguni. Makena ist etwa in der Hälfte ihrer ersten Trächtigkeit. Wir vermuten, daß sie ihre eigene kleine Splitterherde etablieren will, bevor ihr Kälbchen nächstes Jahr zur Welt kommt. Auch Orwa, der früher unzertrennlich von Bomani war, pendelt derzeit zwischen verschiedenen Herden umher.

Genau wie Esampu, ist Roi ganz verrückt nach den in der Wildnis geborenen Babys. Sie schien inspiriert von Ukames Entscheidung, sich Yattas Herde als Kindermädchen anzuschließen und machte es ihr diesen Monat nach. Allerdings erstmal nur für einen Tag. Am Nachmittag setzte die wilde Herde am Stallgelände ab und sie wartete auf ihre Waisenherde. Und so, in kleinen oder großen Schritten, beginnt die Auswilderung für unsere Waisen. Manche starten mit wenigen Stunden oder Tagen mit den Ex-Waisen im Busch, bevor sie ganz „ausziehen“. Auch Mteto hat sich ein bißchen als Kindermädchen von Wendis Baby Wema probiert.

Namalok, der wie Ukame sechs Jahre alt ist, schloß sich den Ex-Waisen zeitgleich und zusammen mit Ukame an. Er hat schon immer seinen eigenen Kopf. Seit wir ihn gerettet haben, verweigerte er sich den Milchflaschen und bestand darauf, seine Milch aus seinem persönlichen Eimer zu saufen. Jetzt bahnt er sich seinen Weg zurück in die Wildnis und wird auf jedem Schritt von den Ex-Waisen unterstützt. Er gedeiht ganz prächtig. Wenn den Kühen in Yattas Herde wilde Bullen zur Paarung nachstellen, dann schließt er sich immer vorübergehend den Waisen an und verbringt den Nachmittag mit ihnen, statt den liebestollen Bullen in die Quere zu kommen.

Eine ganze Reihe der älteren Waisen, tasten sich langsam an das Leben in der Wildnis heran. Jotto und Enkikwe verbrachten einen Tag mit den Ex-Waisen und kamen erst abends zur Milchfütterung ins Stallgelände zurück. Manchmal spielen sie den Keepern kleine Streiche und schleichen sich vor dem Nachhauseweg von der Herde weg. Barsilinga, Enkikwe und Galla sind bekannt dafür, aber auch Oltaiyoni, Garzi, Rapa, Ndiwa und Mteto sind neuerdings mit von der Partie. In der Regel wollen sie einfach nur ein bißchen länger im Busch fressen und kommen später nach. Einmal haben sich Barsilinga, Enkikwe und Galla von der Herde weggeschlichen, um vor allen anderen zurück ins Stallgelände zu kommen und von den Milchwürfeln zu naschen, die die Waisen als Zusatzfutter bekommen. Die Keeper wussten aber genau, was sie im Schilde führten und ließen die drei Bullen warten, bis die ganze Herde zurück im Stallgelände waren.

Ambo marschiert am Morgen geradewegs in den Busch, ohne einen Blick zurück zu werfen. Seine Ersatzschwestern Oltaiyoni, Naseku, Kamok und Siangiki folgen ihm oft direkt, damit er nicht abhanden kommt. Falls niemand mitkommt, kollert Ambo ungeduldig vor sich hin und verlangt eine Eskorte! Er und Jotto haben diesen Monat ihre Freundschaft wieder aufgefrischt. In der Nursery waren sie die besten Freunde, aber Ambo blieb immer ein bißchen kleiner und zierlicher und wurde daher länger von den Kühen bemuttert, während Jotto schon mehr Zeit mit den anderen Bullen verbrachte.

Esampu bleibt die Possenkönigin, ganz wie in der Nursery. Am liebsten verjagt sie Eindringlinge wie Perlhühner, aber machmal trompetet und droht sie einfach nur um sich, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Herde ist ihre Mätzchen gewohnt und läßt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. In der Regel beruhigt sie sich irgendwann von selbst.

Die ausgewilderten Ex-Waisen verschwinden irgendwann wieder und werden dann für Wochen oder Monate am Stük nicht wieder gesehen. Diesen Monat blieben sie mit ihrem Nachwuchs in der Gegend und wir genießen diese Zeit genauso wie unsere Waisen. Es ist wunderschön, wie sie alle miteinander klar kommen und sich gegenseitig unterstützen – wie in einer richtigen Familie.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Februar 2021

Wenn Elefanten untereinander Freundschaften schließen, halten die in der Regel ein Leben lang. Wenn Freunde einmal getrennt sind, und sei es nur ganz kurz, wird das Wiedersehen gebürtig gefeiert. Es wird ausgelassen trompetet, gekollert und mit den Rüsseln umarmt, als wollten sie sagen „Wo warst Du denn so lange? So schön, Dich endlich wieder zu sehen!“ Am häufigsten sehen wir diese Art der Begrüßung bei der kleinen Enkesha und der neunjährigen Zongoloni, die die bereits ausgewilderte Gruppe der „Nachtschwärmer“ anführt. Wann immer die Beiden sich wieder sehen, und sei es nur nach einer Nacht, rennt Enkesha auf Zongoloni zu, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen – ihre Ohren flattern und ihr Schwanz ragt steil nach oben vor Freude.

Im Januar verbrachte Zongoloni mehr Zeit mit den Waisen, weil die „Nachtschwärmer“ Ngasha und Alamaya anderweitig beschäftigt waren. Diesen Monat zog sie mit Jasiri, Faraja und Ziwa wieder durch die Nächste. Enkesha scheint manchmal gerne auf eines der Abenteuer mitgehen zu wollen, aber wenn sie dann losziehen, bleibt sie freiwillig zurück. Wahrscheinlich weiß sie, daß die Übernachtung im Stall auch durchaus ihre Bequemlichkeiten hat – ein warmes Heulager und regelmäßig eine Milchflasche. Diesen Monat hatte es auch ein paar Mal geregnet hat und sowohl Luggard als auch Enkesha weigerten sich, an den kalten, regnerischen Tagen morgens ihre kuscheligen Nachtlager zu verlassen!

Wir haben uns allerdings über die unerwarteten Schauer gefreut. Denn schließlich wächst ohne Regen nichts, und für jeden Tropfen bedankt sich die Natur sofort. Die Waisen machen dann auch immer gleich einen Wachstumsschub durch. An einem Tag hätten die Keeper Ziwa fast nicht erkannt und dachten, er sei ein wilder Bulle, weil er so groß und stark aussah!

Zongoloni war die perfekte „Anstandsdame“ für unsere „Nachtschwärmer“ Ziwa, Alamaya, Ngasha, Faraja und Jasiri. Sie läßt sich nichts vormachen und kann sich sehr gut durchsetzen. Die jungen Bullen wissen, daß sie keinen Unsinn durchgehen läßt. Wenn sie eine Grenze überschreiten, müssen sie mit strengen Konsequenzen rechnen. Eines Tages mussten die Keeper sogar zwischen sie und Ngasha gehen, weil sie ihn so sehr bestrafte, daß dabei sogar ein Stück ihres linken Stoßzahnes abbrach! Aber was für eine ehrfürchtige Erscheinung! Dieser Nachmittag hat bei Alamaya, Jasiri und Ngasha hoffentlich bleibenden Eindruck hinterlassen.

Mwashoti wollte unbedingt beweisen, wie stark er war und suchte sich immer wieder Ngasha für Ringkäumpfe aus. Die immer aufmerksame Zongoloni schreitet ein, wenn es nach ihrem Geschmack zu grob wird. Sonje hat eigentlich auch immer ein Auge auf Ngasha, aber der hatte sich in den letzten Wochen auffällig gut benommen. Shukuru, Murera und Luggard halten sich eigentlich immer fern von Ringkämpfen.

Luggard hat sich den ganzen Monat den Bauch vollgeschlagen und er sieht rund und zufrieden aus. Eines Tages lief er sogar alleine zur Suhle – das hat er bisher noch nie gemacht! Der kleine Bulle stand am Ufer und bespritzte sich mit Schlamm. Danach halfen ihm die Keeper, noch jene Stellen mit einer Schlammpackung zu bedecken, die er selber nicht erreicht hatte. Murera ist immer noch auf Luggard fixiert, delegiert jetzt aber mehr und mehr an die anderen Kühe in der Herde.

Diesen Monat tauchten auch wieder ein paar wilde Bullen auf und zum ersten Mal waren Sonje und Murera interessiert daran, sie kennen zu lernen. Die wilden Besucher kamen als Begleitung von Ziwa, Ngasha und Alamaya. Alamaya muss offenbar noch ein paar Manieren lernen – er hatte doch tatsächlich einen der wilden Bullen am Schwanz gezogen! Der Bulle schubste ihn natürlich ordentlich und drohte ihm. Unser armer Alamaya versteckte erschrocken hinter seinen Kumpels, aber Zongoloni und Lima Lima kamen ihm schnell zu Hilfe, stellten sich zwischen ihn und den wilden Bullen und trompeteten laut.

Es gab auch ein paar sehr unterhaltsame Morgenstunden im Umani-Stallgelände diesen Monat. Zuerst einmal sei zu bemerken, daß Lima Lima nicht der einzige Schelm in der Herde war! Shukuru scheint in ihre Fußstapfen treten zu wollen. Sie klaute einen Besen und rannte damit im Stallgelände herum. Als Enkesha sah, wie die Keeper hinter Shukuru herrannten, um ihren Besen wieder zu holen, konnte sie nicht anders und stimmte in das Wettrennen ein.

Lima Lima ist und bleibt jedoch unser berüchtigster Luzernedieb und auch die anderen versuchen ab und zu, die köstlichen Pellets oder geschnittene Luzerne zu klauen. Sie wissen, das gehört sich nicht, aber versuchen kann man es ja mal! Enkesha schlich sich eines Morgens ins Futterlager und als die Keeper sie auf frischer Tat ertappten, versteckte sie sich in einer Ecke, bis Quanza ihr zu Hilfe kam. Sogar Sonje wurde diesen Monat einmal beim Futterdiebstahl erwischt!

Letztes Jahr haben wir ein Buschbockkalb gerettet, das wir Joy (engl. Freude) nannten. Unsere Anti-Wilderereinheit in Kibwezi fand sie als sie nur wenige Wochen alt war und sie wuchs in der Umani-Baumschule auf, damit die Paviane sie nicht erlegen konnten. Enkesha hat sie eines Tages mit einem wilden Buschbock verwechselt und wollte sie mit lautem Trompeten verjagen. Die Keeper mussten dazwischen gehen und Baby Joy wieder in Sicherheit bringen! Inzwischen ist sie ein Jahr alt und wird langsam selbständig. Wie die meisten unserer Ex-Waisen, wird auch sie uns bestimmt hin und wieder einen Besuch abstatten, wenn sie wieder in der Wildnis lebt.